»58. Kapitel

Lange hatte ich mich nicht mehr so glücklich gefühlt, wie in dem Moment, als Liam und ich das kleine Restaurant betraten. Es duftete wundervoll nach verschiedenen Gewürzen und ich konnte die romantische Stimmung, die eben diese angenehmen Gerüche und das gedämmte Licht verursachten, förmlich spüren. Ich konnte mir den Anflug eines Lächelns nicht verkneifen, als wir von einem älteren Kellner durch den Laden geführt wurden und - zu meiner Verwunderung - uns den Weg durch die Küche machten. Ich wollte unbedingt wissen wohin wir geführt wurden, doch anstatt die Frage einfach aus mir herausplatzen zu lassen, hielt ich mich einfach dicht hinter Liam und ließ das Unerwartete auf mich zukommen. Und es lohnte sich auch. Mein Herz sprang beinahe aus meiner Brust, als wir aus der Tür, wo dem Anschein nach immer die frischen Lebensmittel ankamen, traten und auf dem Hinterhof angekommen waren. Im ersten Moment war ich einfach nur verwirrt, warum wir auf dem Hinterhof eines Restaurants standen, anstatt in genau diesem zu sitzen, doch meine Verwirrung hob sich wie von alleine auf, als ich den gedeckten Tisch entdeckte, der in der Nähe des Ausganges aufgebaut worden war.

„Vielen Dank."

Liams dunkle Stimme riss mich aus meiner geistigen Starre. Mit einem kurzen Nicken trat der Kellner wieder zurück und ließ uns alleine. Liams Hand, die sich in der Zwischenzeit wieder zaghaft auf meinen Rücken gelegt hatte, schob mich ermutigend nach vorne. Immer noch etwas erstaunt über die abstrakte Location ließ ich es zu, dass er mich zu dem Tisch führte und mir sogar den Stuhl nach hinten zog, sodass ich mich ohne weitere Probleme setzen konnte. Erst, als er sich gegenüber von mir gesetzt hatte, platzte es aus mir heraus.

„Wow."

brachte ich in einem Atemzug hervor, was Liam ein Lächeln entlockte, wobei die kleinen Falten um seine Augen herum sichtbar wurden. Dem Anschein nach hatte mein Erstaunen ihn zufrieden gestellt.

„Das erinnert mich an-"

„Susi und Strolch, oder?"

Als hätte er es nicht anders erwartet, hob er eine Augenbraue hoch - das zufriedene Lächeln wurde von Sekunde zu Sekunde immer größer. Ich musste regelrecht mit meiner Neugier kämpfen, Liam nicht mit Fragen zu überschütten. Woher hatte er gewusst, dass ich mir schon immer so ein Date wie in meinen Lieblingsdisneyfilm gewünscht hatte? Ich wusste genau, dass ich es im Verlauf des Abends noch erfahren würde, weswegen ich auf die Innenseite meiner Wange biss und ihn auffordernd musterte. Je länger ich ihn ansah, desto mehr wurde mir bewusst, wie stark meine Gefühle für ihn waren. Ich hätte nie daran geglaubt, dass ich mich einmal so in ihn verlieben würde, wie ich es jetzt war. Aber vielleicht lag es auch daran, dass Liebe einen bekanntlich blind werden ließ. Liam hatte meine vollste Aufmerksamkeit, als er mir antwortete.

„Weißt du noch den Abend, an dem ich bei dir aufgetaucht bin und Zayn auch da war?"

begann er und griff währenddessen nach der Flasche Wasser die neben einem Korb Brot stand, und goss erst mir und anschließend ihm etwas in die Gläser. Ich brauchte einen Moment, um mich wieder an den Tag zurückzuerinnern. Als mir wieder mein gefälschter Ohnmachtsanfall einfiel, nickte ich, wobei ich mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen konnte, wofür einzig und allein das Gespräch zwischen Liam und Zayn, wer von den beiden das Recht hatte, mich wiederzubeleben und wer nicht, verantwortlich war. Interessiert stützte ich einen Ellbogen auf die Tischplatte und legte mein Kinn auf der Hand ab. Es war  bereits jetzt schon das merkwürdigste und süßeste Date, dass ich jemals erlebt hatte und ich bezweifelte, dass es irgendwann von einem anderen vom Thron geschlagen werden würde.

„Nun ja."

Langsam aber sicher schlich sich ein verlegenes Rot auf Liams Wangen. Es war einer der wenigen Sekunden, in denen er mir einen kurzen Einblick in seine Gefühle gewährte und es zuließ, dass ich sie ihm ansah. Die aufsteigende Verlegenheit war etwas ungewöhnlich an ihm und trotzdem empfand ich es als schön.

„Kurz bevor ich geklopft habe, habe ich vielleicht ein paar Gesprächsfetzen mitbekommen und mir gedacht, dass wenn ich dich einmal ausführen sollte, ich dir deinen Wunsch erfüllen würde."

Mein Herz fühlte sich an, als würde es jeden Moment explodieren. Nachdem Liam die Worte leise vor sich hingemurmelt hatte, kratzte er sich abwesend am Kinn und mied meinen Blick kurz, bevor er mich wieder ansah. Die braunen Augen waren voller Ernsthaftigkeit.

„Ich hoffe das hier reicht dir, sonst habe ich nämlich umsonst stundenlang Hinterhöfe von Restaurants gesucht, die nicht stinken und voller verfaultem Essen sind."

Ohne, dass ich es wirklich wollte, brach ein Lachen aus mir heraus. Die Ernsthaftigkeit hatte mich glauben lassen, dass sein Anliegen etwas Schlimmes gewesen war, doch nachdem es sich das genaue Gegenteil entpuppt hatte, war es sehr schwer, mir ein Lachen zu verkneifen. Als Reaktion darauf, sah Liam mich mit gespieltem Entsetzen an.

„Das ist nicht lustig!"

protestierte er - wobei ihm wieder die Lachfalten um Mund und Augen herum erneut verrieten - und schüttelte den Kopf. Mein Lächeln fühlte sich an, als wäre es unmöglich, es für den Rest des Abends noch von meinem Gesicht zu bekommen. Es verschwand selbst nicht, als der Kellner mit einem Knie die große Tür aufstieß und mit zwei Tellern dampfender Spaghetti auf uns zukam.

„Das alles reicht mir vollkommen, Liam."

sagte ich mit ruhiger Stimme und fing seinen Blick ein. Wir ließen uns nicht einmal von dem etwas dickeren und ziemlich italienisch aussehenden Kellner ablenken, der uns geschickt die Teller servierte.

„Es ist perfekt so wie es ist."

Ich schaffte es die letzten Worte so leise auszusprechen, dass er sie gerade noch hören konnte. Liam sah mir für einen weiteren Augenblick in die Augen, bevor er den Blickkontakt brach und leise aufseufzte. Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen. Hatte ich etwas Falsches gesagt? Ich persönlich empfand es nicht so.

„Hey, ist-ist alles in Ordnung? Habe ich etwas Falsches gesagt?"

Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine. Glücklicherweise lag sie neben seinem Teller, weswegen ich nicht lange brauchte, um mit ihr in Berührung zu kommen. Kaum hatte Liam unseren Kontakt bemerkt, hielt er meine Hand fest und verschränkte unsere Finger ineinander. Seine Stirn war gerunzelt, als er unsere Berührung betrachtete.

„Nein, das hast du nicht."

murmelte er leise, der Ausdruck in seinem Gesicht erschien mir wie ein einziges Rätsel. Er drückte meine Hand sanft, bevor er sie wieder losließ und nach der Gabel danebengriff. Etwas zurückgenommen zog ich mich wieder zurück und tat es ihm gleich. Sein Stimmungswechsel bereitete unwiderruflich ein unwohles Gefühl in meiner Magengegend. Das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben, verließ mich nicht. Meine Ohren spitzten sich, als Liam einmal tief einatmete und die Gabel in die Nudeln steckte.

„Aber vielleicht habe ich es."

Sein Blick glitt verloren über die kleinen Fleischbällchen, die sich zwischen der Tomatensoße und dem Haufen Spaghetti immer wieder zeigten, dann trafen sich unsere Blicke in der Mitte. Und in dem Moment, indem wir uns in die Augen sahen, wusste ich, dass er mir etwas verschwieg.

 

*

Mein Herz schlug mir wortwörtlich bis zum Hals, als ich mich ein letztes Mal im Spiegel betrachtete. Nachdem Liam und ich von unserem „Susi und Strolch Date" wiedergekommen waren, hatte ich mich im Badezimmer eingeschlossen, um mich fertig für den Ball zu machen. Mittlerweile war es schon dunkel draußen und mein einziger Gedanke war die Hoffnung, dass ich ihn nicht enttäuschen würde.

Trotz des merkwürdigen Momentes, indem Liam unbewusst verraten hatte, dass er mir etwas verschwiegen hatte oder etwas bereute, war das Essen ein kompletter Erfolg für uns beide gewesen. Liam hatte mir nicht nur seine bessere Seite gezeigt, sondern wir hatten auch viel gelacht, was für mich eine der wichtigsten Voraussetzungen bei einem Date war. Selbst als er mit dem Stuhl neben mich gerutscht war, um mit der Nase Fleischbällchen quer über den Teller zu schieben, woran ich ihn noch in der letzten Sekunde hatte hindern können, da ich ansonsten wahrscheinlich vor Lachen zu Tode gekommen wäre, hatte ich bemerkt, wie glücklich er mich allein mit seiner Anwesenheit machte. Vielleicht, so war es mir durch den Kopf gegangen, während ich Liam dabei zugesehen hatte, wie er alle Fleischbällchen zusammengesucht hatte, um einen Smiley daraus zu kreieren, der mich zum Lächeln bringen sollte, hätte ich meine Gefühle ihm gegenüber offen zeigen sollen. Vielleicht, aber nur vielleicht, hätten wir als Paar da gesessen und wären als Paar zum Ball gegangen. Vielleicht aber auch nicht.

Zaghaft fuhr ich mit der Bürste durch die Haare. Ich hatte in der Schnelle versucht mir leichte Locken in die Haare zu machen, doch dann hatte ich es mir anders überlegt und beschlossen, mich weiterhin von meiner natürlichen Seite zu präsentieren. Auch wenn Liam und ich uns seit Jahren kannten, wollte ich immer noch, dass er mich von meiner normalen Seite und nicht von der verstellten sah. Während ich die Bürste wieder in den Korb zurücklegte, musterte ich das Kleid. Ich konnte einfach keine Worte dafür finden. Es war wunderschön. Die schlichte Farbe lag sanft auf meiner Haut und  schien meine Augen in einem anderen Licht scheinen zu lassen. Besonders gefiel mir jedoch, dass es nur bis zu meinen Knien reichte. Lange Ballkleider waren einfach nichts für mich und ich fühlte mich unwohl in ihnen. Eine Schleife in einem dunkleren Farbton war um meinen Bauch herum in den Stoff hinein genäht worden und war an meinem Rücken gebunden worden. Kurzum gesagt verlieh mir das Kleid das Gefühl, dass ich mich für einen einzigen Abend schön fühlen durfte.

Das einzige, was ich bedauerte, war, dass mein Vater nicht da war. Mein Großvater hatte aus Edinburgh angerufen und berichtet, dass meine Großmutter die Treppe heruntergefallen war und er etwas Unterstützung brauchte. Natürlich war er sofort gefahren und hatte mir etwas Geld da gelassen, damit ich nicht verhungerte - was bei mir schnell der Fall sein konnte. Es mochte kindisch klingen, aber als ich jünger gewesen war, hatte ich mir immer vorgestellt, wie er mir sagen würde, wie toll ich aussehen und wie stolz er auf mich wäre. Die Vorstellung, wie er ein Foto von Liam und mir im Flur machen würde, trat vor meinem geistigen Auge auf und ließen mich unmerklich aufseufzen. Ich wusste, dass es voller Kitsch triefte, jedoch hatte ich mich auf die Peinlichkeiten meines Vaters gefreut. Leicht betrübt strich ich mir eine Strähne hinter das Ohr und schloss die Tür wieder auf, um mich auf den Weg in mein Zimmer zu machen, in dem Liam sich in der Zeit, die ich im Badezimmer verbracht hatte, umgezogen hatte. Wie ich am Rand mitbekommen hatte, hatte sein Anzug für den Abend auf dem Rückbank seines Autos bereitgelegen.

Ich lugte kurz durch den Türspalt, um sicherzugehen, dass ich Liam nicht gerade nur in Boxershort erwischte. Nachdem ich ein solches Szenario nicht vorgefunden hatte, stieß ich die Tür auf und betrat verlegen das Zimmer. Liam, der sich ein Foto von meinem Vater und mir auf der Kommode ansah, drehte sich um, als er das verräterische Quietschen der Türangeln hörte, und stellte das Bild wieder auf seinen ursprünglichen Platz zurück.

„Wow."

war das einzige, das von ihm kam. Verlegen blickte ich nach unten und wagte es nicht, nach oben zu blicken. Stattdessen betrachtete ich äußerst interessiert meine Schuhe, die farblich perfekt zum Kleid passten. Meine Hand ballte sich zu einer Faust, als ich Schritte hörte, die auf mich zukamen. Mir war nichts wichtiger, als Liams Meinung. Ich wollte ihm gefallen, wollte ihm gehören. Nur ihm. Ich verschluckte mich beinahe an meinem eigenen Speichel, als ich wieder die warme Hand spürte, die meine Faust vorsichtig löste und seine Finger dazwischen schob, damit sie sich nicht wieder verkrampfte. Eine Sekunde fühlte ich eine Hand, die sich zaghaft um mein Kinn legte, wodurch ich gezwungen wurde, wieder in die braunen Augen zu sehen.

„Du siehst-wow. Ich finde gar keine Worte dafür."

Mit einem schiefen Lächeln hob Liam meine Hand auf die Höhe seines Mundes und legte seine Lippen vorsichtig auf meinen Handrücken. Die Gänsehaut, die dadurch entstand, brachte meine Hormone ordentlich durcheinander, doch ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen. Liam hauchte noch einen kurzen Kuss auf mein Schlüsselbein, bevor er mich anlächelte und mit einem Nicken auf die Tür deutete.

Bist du bereit, den besten Abend deines Lebens zu erleben?"

Seine Frage brachte mich erneut zum Lachen. Es fühlte sich an, als hätte sich mit diesem Lachen sämtliche Spannung von mir abgeschüttelt. Mit einem schüchternen Lächeln nickte ich. Dieser Abend würde einfach unvergesslich werden. Das spürte ich einfach.

*

Ich fühlte mich wie in einem neumodischen amerikanischen High School Schinken, als Liam und ich den Eingang des Gebäudes, in dem das ganze Spektakel stattfinden sollte, erreichten. Unzählige Menschen standen herum oder suchten ihre Eintrittskarten, wobei ich größtenteils alle Gesichter wieder erkannte. Es war erstaunlich, wer von den anderen alles mit einer Begleitung gekommen war. Allerdings schienen ein paar von ihnen genauso überrascht davon zu sein, dass Liam und ich gemeinsam erschienen waren, denn kaum hatten wir uns in der Schlange zum Einlass angestellt, entdeckte ich, wie manche ihre Köpfe zusammensteckten und anfingen zu tuscheln. Doch nicht einmal das konnte mir meine Laune verderben. Um mich von den anderen abzulenken, lehnte ich mich unmerklich an Liams Schulter und atmete seinen guten Duft ein. Liam reagierte darauf, indem er einen Arm hob und ihn locker auf meine Schulter legte. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen verharrten wir solange in dieser Position, bis wir bei dem Sicherheitsmann angekommen waren und Liam ihm unsere Eintrittskarten überreichte. Mit einem monotonen „Viel Spaß" gab er uns sie wieder zurück und gewährte uns den Eintritt in das Gebäude. Aufgeregt folgte ich Liam, der zur Sicherheit meine Hand ergriffen hatte, und taperte über den ausgerollten, roten Teppich, der die praktische Funktion eines Wegweisers zu haben schien. Normalerweise hätte ich mir mein Umfeld etwas näher angesehen, allerdings war ich so fixiert auf Liam, dass mir der Rest egal war. Alles das ich wollte, war, einen perfekten Abend mit ihm zu verbringen. Es war mir egal, was die anderen in den folgenden Tagen über uns sagen würden - solange Liam bei mir war, würde mir nichts unangenehm sein oder gar peinlich sein.

„Perfekt."

hörte ich Liam zu sich selbst sagen, als ich im selben Moment eine weiße Leinwand entdeckte, die nur ein paar Meter aus der Halle, die unser eigentliches Ziel gewesen war. Der Fotograf, der mit einem Stativ und einer Kamera davor positioniert war und einem Paar ziemlich energisch zu erklären versuchte, dass sie sich nicht die ganze Zeit küssen sollten, brachte mich leise zum Lachen. Auch Liam bemerkte es und hob einen Mundwinkel leicht an. Schnell verlangsamte er unseren Schritt so, dass wir gerade in der Minute ankamen, in der das andere Paar mit mürrischen Gesichtern ihren Weg in die Halle suchten, aus der bereits laute Musik ertönte und einem Meer aus Lichtern glich.

„Komm. Machen wir ein Erinnerungsfoto."

Ehe ich mich versehen hatte, hatte Liam mich vor die Leinwand gezogen. Als der Fotograf uns erblickte, erhellte sich sein Gesichtsausdruck etwas. Er klatschte einmal in die Hände - ich schätzte, dass er das nur tat, um sich selbst zu motivieren, da er genau zu wissen schien, dass nach uns noch um die fünfzig Paare kommen würden - und wischte sich gestresst über die feuchte Stirn.

„Also, am besten stellt ihr euch so, dass-"

fing er mit einer verrauchten Stimme an, stoppte sich jedoch selbst, als Liam sich hinter mich stellte und seine Arme sich wie selbstverständlich um meinen Bauch legten. Mein Lächeln wurde noch breiter, als ich spürte, wie er sein Kinn auf meinen Kopf stützte. Genau in diesem Moment erhellte der Blitz des Fotoapparates den Raum. Glücklicherweise hatte der Fotograf rechtzeitig reagiert.

„Das ging ja...schnell."

gab er verwirrt von sich, nachdem Liam wieder wortlos meine Hand genommen hatte und der nächsten Gruppe Platz gemacht hatte. Es kam mir vor, als hätte er es geplant. Als wäre er den Ablauf des gesamten Abends immer und immer wieder durchgegangen. Seine Bewegungen waren bestimmt gewesen und ich war ehrlich gesagt froh darüber, dass ich im Moment des Fotos wegen Liam gelächelt hatte und es kein gestelltes Grinsen gewesen war. Wie ich am Schild hinter dem Fotografen lesen konnte, konnte man sich das fertige Foto am Ende des Balles am Eingang abholen.

*

„Danke."

lächelte ich, als Liam zwei Becher mit Bowle vor mir abstellte und sich neben mir in den Sitz fallen ließ. Ich musste zugeben, dass die Stimmung bombastisch war. Die Halle war mit Mühe geschmückt worden, Girlanden in sämtlichen verschiedenen Farben hangen von der Decke, Scheinwerfer ließen ein buntes Farbenspiel auf die tanzende Menge scheinen. Die Musik, die ich anfänglich gehört hatte, kam von einer Band, die auf einer kleinen Bühne stand, und sich alle Mühe dabei gab, die Stimmung aufrecht zu erhalten. Runde Tische, die die Tanzfläche umkreisten, waren am Rand aufgebaut worden und waren komplett eingedeckt worden. An dem monströsen Buffet am anderen Ende konnte man sich mit reichlich Essen und Trinken versorgen, doch da Liam und ich schon gegessen hatten, hatte er uns nur etwas zu trinken gefunden. Glücklicherweise hatten wir einen Tisch in der Ecke gefunden, an dem noch kein anderer saß. So hatten wir wenigstens für ein paar Minuten unsere Ruhe und konnten uns ungestört unterhalten.

„Warst du in den letzten Jahren eigentlich auf dem Ball? Ich habe dich nie wirklich gesehen."

Neugierig nippte ich an meinem Glas und wartete auf eine Antwort. Liam zog erst seine Krawatte - die ihm, wie der Rest des schwarzen Anzugs, perfekt stand - etwas enger, bevor er mir antwortete.

„Ich hatte nie einen Grund zu gehen."

gab er - dem Anschein nach - wahrheitsgemäß von sich und runzelte die Stirn. Sein Blick glitt einmal oberflächlich über die tanzenden Leute, dann wanderte er zu mir herüber. Nachdenklich und mit dem Ansatz eines Lächelns auf den markanten Zügen, hielt er den Blickkontakt aufrecht, dann hob er den Arm und legte ihn auf die Lehne hinter mir. Mein Herz fing wieder an, schneller als gewohnt zu schlagen.

„Wieso hast du mich dieses Jahr gefragt?"

Nervös fuhr ich mit der Zungenspitze über meine Lippen. Die Frage war mir so spontan gekommen, dass ich keine Zeit mehr gehabt hatte, darüber nachzudenken. Liam strich sich abwesend durch die Haare und wieder erkannte ich diese Emotionen in seinen Augen, die auch beim Essen für einen kurzen Moment sichtbar geworden waren. Ich war so neugierig, dass ich mir dieses Mal auf die Zunge beißen musste, um zu verhindern, dass ich ihn darauf ansprach. Als Reaktion darauf, schossen mir sofort heiße Tränen in die Augen, die ich schnell wegblinzelte.

„Ich-Ich wollte diese Gelegenheit nutzen."

Ohne mich anzusehen, lenkte Liam sich ab und nahm einen langen Schluck von seiner Bowle. Perplex legte ich den Kopf schief.

„Was sagst du da? Wir haben noch so viel Zeit zusammen."

Liam antwortete mir nicht darauf. Stattdessen schüttelte er nur den Kopf. Sein Arm glitt geräuschlos von meiner Stuhllehne.

„Nein."

sagte er so leise, dass es glatt als ein Flüstern durchgehen konnte.

„Die haben wir nicht."

Die Verwirrung und Sprachlosigkeit ins Gesicht geschrieben zu sein, denn als Liam mir direkt in die Augen blickte, seufzte er leise auf. Dann wandelte sich sein Ausdruck in ein mattes Lächeln um.

„Lass uns tanzen."

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