»33. Kapitel

Wenn du ganz genau nachdenkst wirst du den Grund selbst herausfinden.

...

Ich will wissen, was mit ihr passiert ist...Was mit meiner Prinzessin passiert ist.

...

Ich wollte dich fragen, ob du...ob du vielleicht meine Freundin sein willst.

...

Ich liebe dich nicht.

...

Schlagartig öffneten sich meine Augen.

Für den Bruchteil einer Sekunde blickte ich in zwei braune Augen, die mich emotionslos musterten, doch schon im nächsten Moment verblassten sie und vermischten sich mit der Dunkelheit, die mich umgab.

Keuchend schnappte ich nach Luft. Es war nur ein Traum, sagte ich mir und setzte mich aufrecht auf mein Bett, nur ein Traum. Ein böser Alptraum. Liam hat diese Sachen niemals zu dir gesagt.

Verzweifelt versuchte ich mich mit diesen Worten selbst zu beruhigen, doch es schien nicht zu funktionieren, denn die Realität warf mir an den Kopf, das er jedes einzelne Wort an mich gerichtet, und so auch vollkommen ernst gemeint hatte.

Langsam strich ich mir eine Haarsträhne von der nassen Stirn und lehnte meinen Kopf an die kühle Wand hinter mir. Es war das erste Mal seit langem, das ich nachts wieder aufwachte, denn eigentlich hatte ich immer einen tiefen Schlaf gehabt und meistens bis zum nächsten Morgen fest durchgeschlafen.

Ich wachte gelegentlich auf, wenn mich etwas so sehr beschäftigte, dass ich davon träumte. Und da dies jetzt der Fall war, konnte ich wohl nicht anders, als darüber nachzudenken, denn schlafen konnte ich auf jeden Fall nun auch nicht mehr.

Was gibt es da denn schon großes drüber nachzudenken, sprach mein Unterbewusstsein mich an, während ich mich wieder die Wand herunter gleiten ließ, bis ich wieder in meinem Bett lag, er empfindet nach wie vor nichts für dich.

Aber wieso hatte er dann beschlossen die ganze Sache abzublasen? Unwirklich erinnerte ich mich wieder an die Worte, die die sich seit diesem Tag, wo alles begonnen hatte, in mein Hirn eingebrannt hatten

Flashback

„Was ist denn los?“

Eine Traube von Schülern kam uns entgegen, woraufhin wir uns kurz trennen mussten. Als sie vorbei gegangen waren, trafen wir uns wieder in der Mitte des Flures, und liefen weiter. Liam hob seinen Arm und legte ihn dann um meine Schulter.

„Erst einmal muss ich dir sagen, dass mich deine Antwort sehr erfreut hat.“

begann er und machte danach eine kurze Pause. Was wohl passieren würde, wenn Zayn uns jetzt so sehen würde. Um den Gedanken aus meinen Kopf zu schlagen, schüttelte ich ihn kaum merklich und konzentrierte mich wieder auf Liam, der seinen Arm eisern auf meiner Schulter liegen ließ. Wir mussten für andere bestimmt wie ein Paar aussehen. 

„Aber wir müssen vorher noch ein paar Sachen klären.“

führte er seinen letzten Satz fort und bog nach rechts ab. Liam zwang mich geradezu mit ihm mitzugehen, indem er den Griff um mich verstärkte. Wohin liefen wir eigentlich, fragte ich mich, während mir einfiel, das ich jetzt Sport hatte und eigentlich zur Turnhalle mussteach ja, Liam hat ja jetzt auch Sport.  Beruhigt stellte ich fest, dass er auf den Weg in Richtung Sporthalle war, aber anscheinend nahm er einen erheblichen Umweg, sodass wir mehr Zeit zum reden hatten.

„Schieß los.“

antwortete ich ihm, obwohl ich mich ernsthaft fragte, was er denn noch besprechen wollte. Liam warf mir einen kurzen Blick zu, dann sah er wieder nach vorne. Seine Finger lagen federleicht auf meiner Haut. Für einen Moment glaubte ich, dass er sanft über meinen Oberarm strich. Als ich hinsah, lag sein Finger wieder an seiner vorherigen Position. Komisch.

„Vielleicht ist es dir aufgefallen, dass ich dich nicht auf den Mund geküsst habe, als wir miteinander geschlafen haben.“

Liams Schritte verlangsamten sich und automatisch passte ich mich seinem Tempo an. Erst als er es sagte, fiel es mir auf. Vielleicht lag es daran, das ich mit dem Gedanken wieso Liam genau mich so überfallen hatte, zu beschäftigt gewesen war. Ich nickte um ihn zu signalisieren, dass er weiter sprechen sollte.

„Das wird bei unseren nächsten Malen auch so bleiben. Ich küsse keine Mädchen, die ich nicht liebe.“

„Wow, hast du dann überhaupt schon einmal jemanden geküsst?“

sagte ich scherzhaft und sah ihn breit grinsend an. Unsere Blicke trafen sich in der Mitte. Im Gegensatz zu mir, sah er mich beleidigt an. Schmunzelnd sah ich wieder auf den Fußboden vor mir und setzte wieder eine normale Miene auf. Da hatte ich mich einmal lustig gefunden. 

„Das nächste ist, das du mir rund um die Uhrzeit zur Verfügung stehst und ich dir.“

Das hörte sich ja mal gut an. Es lag nicht einmal daran, dass ich pervers war, sondern weil mir die vergangenen Male mit Liam ausgesprochen gefallen hatten. Und wenn ich daran dachte, das es vielleicht noch ein drittes Mal geben würde, dann...

Liam öffnete die Tür und drückte mich nach vorne. Eisiger Wind schlug mir entgegen, als ich zuerst an die frische Luft trat. Scheiße, war das kalt! Instinktiv drehte ich mich um und wollte mich wieder an Liam wieder vorbei quetschen, doch er hielt mich fest. Wie zur Hölle konnte die Temperatur innerhalb von ein paar Minuten so absinken?

„Was ist denn jetzt?“

Liam sah mich verwirrt an und legte seine großen Hände auf meine Schulter. Er drehte mich einmal um hundertachtzig Grad und drückte mich wieder nach draußen.

„K-Kalt.“

bibberte ich nur und verschränkte meine Arme vor der Brust. Wieso waren wir eigentlich nicht durch das Schulgebäude zur Sporthalle gelaufen? Da Liam einen Umweg genommen hatte, mussten wir wohl oder übel den riesigen Schulhof überqueren. Was für ein Mist. Murrend lief ich ein paar Schritte vor und fixierte das kleine Backsteingebäude auf der anderen Seite des Pausenhofs.

„Warte, du kannst-“

Liam holte auf und begann wieder im Gleichschritt mit mir zu laufen. Seine schwarze Lederjacke war bis zu seinen Ellbogen herunter gezogen. Wollte er mir etwa wirklich seine Jacke geben? Allein schon der Gedanke an diese vielleicht etwas zu nette Geste von dem ‚Bad Boy‘ unserer Schule ließ mich grinsen.

„Ach nein, es ist doch nichts.“

Gleichgültig zog Liam die Jacke wieder hoch und zupfte sie sich an den Schultern zurecht. Das Grinsen verschwand genauso schnell wie es aufgetaucht war. Hatte ich ernsthaft für den Bruchteil einer Sekunde geglaubt, das Liam nett zu jemandem sein wollte? Da hatte ich mich wohl mächtig getäuscht. Immer noch zitternd näherten wir uns mit einer schnellen Geschwindigkeit der Tür, die zu den Umkleiden führte.

„Ach ja, und es ist noch eine einzige Sache.“

„Was denn?“

Vielleicht hätte ich ein bisschen weniger Beleidigung und Abwesenheit in meine Stimme legen sollen. Liam warf mir einen sichtlich verwirrten Blick zu, dann sprach er weiter. Anstatt mir seine Jacke zu überlassen, ließ er es zu, dass ich mir den Hintern abfrorNormalerweise erwartete ich so etwas von keinem, da ich aber sehr wohl bemerkt hatte, das Liam es hatte tun wollen, war ich nun eindeutig beleidigt.

„Falls du dich irgendwann einmal dazu bringen solltest, dich in mich zu verlieben, oder ich mich in dich, dann wird das alles beendet. Ich habe keine Lust auf so eine Gefühlsduselei.“

Ohne mich anzusehen, beschleunigte Liam seinen Schritt, um die Tür zu den Männerumkleiden zu öffnen. Ich blieb stehen und wandte mich zu der grünen Tür mit der kleinen Frau drauf. Endlich waren wir angekommen.

„Geht klar.“

Flashback Ende

Falls du dich irgendwann einmal dazu bringen solltest, dich in mich zu verlieben, oder ich mich in dich, dann wird das alles beendet. Ich habe keine Lust auf so eine Gefühlsduselei.

Diese einunddreißig Wörter waren die einzigen, die sich in meinen Gedanken festkrallten.

Ich habe keine Lust auf so eine Gefühlsduselei.

„Er hat gelogen.“

flüsterte ich leise und schlug mir mit der flachen Handfläche gegen die Stirn.

„Er muss einfach gelogen haben. Sonst wäre das alles gestern nicht passiert.“

Als hätte ich mich auf eine Reißzwecke gesetzt, fuhr ich hoch und schwang meine Beine aus dem Bett. Natürlich war mir klar, dass diese Vermutung sehr weit hergeholt war, aber anders konnte ich mir Liams Verhalten und alles andere, was zuletzt zwischen uns passiert war, nicht erklären.

So schnell wie ich konnte stolperte ich zum Kleiderschrank und riss die Türen auf. Wahllos griff ich herein und holte einen Pullover heraus, den ich mir innerhalb von einer Sekunde über den Kopf zog und in ein Paar viel zu großer Turnschuhe meiner Mutter schlüpfte, die wieso auch immer, hier herum flogen.

Ich wusste genau, dass es halb drei morgens war und es absolut wahnsinnig von mir war jetzt noch vor Liams Haustür aufzutauchen, aber wenn ich richtig lag, würde sich nun vieles klären. Und wenn alles gut verlief, würde sich zwischen Liam und mir zum Guten wenden.

Da war ich mir sicher.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top

Tags: