☆>Zweiundfünfzig<☆

Fade out like a photograph
Just a memory to forget
You burn black like a cigarette
I'll discard you when I'm done

Seether - Fade Out

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Ich wollte grade etwas erwidern, als es erneut an der Haustür klingelte. Verwundert sahen wir uns an.

„Eigentlich sind doch alle da, oder?", fragte ich irritiert.

Liam nickte, zuckte dann mit den Schultern und machte sich auf den Weg in den Flur, wobei er mich mit sich zog.

Bevor er öffnete, warf er einen Blick auf den Monitor neben der Tür, der das Bild der Überwachungskamera zeigte. Seine Miene versteinerte, als er die schwarz-weiße Gestalt darauf musterte.

„Wer ist das?", fragte ich neugierig.

„Lina!", stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Entgeistert sah ich ihn an. „Was will die denn hier?"

„Ich habe keine Ahnung."

Entschlossen griff ich an ihm vorbei und drückte auf den Summer, der das Tor öffnete.

„Dann werden wir das jetzt herausfinden."

Liam seufzte abgrundtief.

„Musste das sein? Ich hätte gern darauf verzichtet, diese Frau noch einmal zu sehen."

„Muss es", sagte ich entschlossen.

Innerlich fühlte ich mich allerdings nur halb so selbstbewusst, wie ich auftrat. Wenn man vom Teufel sprach... Hatte ich vor kurzer Zeit nicht noch daran gedacht, wie es wäre, Lina ‚das Gespenst' kennen zu lernen? Jetzt hatte ich eigentlich überhaupt nicht mehr den Wunsch, Liams Ex gegenüber zu treten, aber die Kamera zeigte, dass sie sich bereits den Weg die Auffahrt hinauf gemacht hatte.

Ein weiteres Mal seufzend öffnete Liam die Haustür und ich hörte, wie ein überraschtes Hallo von der Terrasse, von der aus man die Einfahrt einsehen konnte, ertönte.

Schließlich war Lina so nah, dass ich den Kies unter ihren Füßen knirschen hören konnte und ballte meine Hände zur Faust. Ich hielt mich im Hintergrund und stand so, dass ich zunächst nur ihre Stimme hören konnte, weil mir Liam die Sicht versperrte.

„Liam", zwitscherte sie mit hoher Kleinmädchenstimme, wobei sie seinen Namen ekelhaft lang zog. Hatte ihr noch keiner erzählt, dass das ‚a' kurz war?

„Schön dich zu sehen."

„Was willst du?", fragte Liam knapp, ohne sich mit einer Begrüßung aufzuhalten.

„Na ja, du hast nicht auf meine Anrufe geantwortet, da dachte ich mir..." Sie ließ den Rest des Satzes unausgesprochen.

„Auf die Idee, dass das einen Grund gehabt haben könnte, bist du nicht gekommen, oder?"

Seine Stimme war so kühl, dass ich fast fröstelte. Im Vergleich zu diesem Tonfall war er während unserer ‚Funkstille' geradezu noch gut gelaunt gewesen.

„Na ja, du hast mich reingelassen, also können die Gründe nicht so triftig gewesen sein, oder?", fragte sie siegessicher. Ich atmete tief durch und entschied mich, dass es jetzt Zeit war, auf der Bildfläche zu erscheinen.

„Eigentlich...", begann Liam.

„...War ich diejenige, die dich reingelassen hat", beendete ich den Satz und trat hinter der Tür hervor. Liam legte sofort einen Arm um meine Schultern und ich ließ mich bereitwillig an ihn heranziehen, während ich Lina musterte.

Sie war ein wenig kleiner als ich und gertenschlank, allerdings mit Rundungen an den richtigen Stellen. Sie hatte ebenfalls dunkle Haare, aber im Gegensatz zu mir war sie hellhäutig wie Schneewittchen und mit grau-grünen Augen gesegnet, die vielleicht sogar hübsch wirken konnten, wenn sie nicht zu Schlitzen zusammengekniffen waren.

„Es stimmt also!", fauchte sie und warf mir einen Todesblick der Verachtung zu. „Du bist die Neue?!"

„Na, wie es scheint, muss ich mich ja nicht mehr vorstellen", sagte ich ruhig, obwohl ich das ungute Gefühl hatte, dass sie mich, wenn Liam nicht dabei gewesen wäre, wohl auf dem schnellsten Wege unter die Erde befördert hätte. „Wir haben hier allerdings grade eine kleine Privatparty, aber nur für geladene Gäste!"

Das war mein kleiner Wink, ihr zu sagen, dass sie endlich damit rausrücken sollte, was sie eigentlich wollte.

„Sieh an, sieh an. Kaum hochgeschlafen, schon größenwahnsinnig und dabei, sich wie Prinzesschen persönlich aufzuführen. Darf ich dich darauf hinweisen, dass dieses Haus Liams Eltern gehört?", fragte sie spöttisch und warf Liam einen hilfesuchenden Blick zu, wohl, um sie zu unterstützen. Er sagte jedoch keinen Ton, während wir Mädels uns anzickten, was ihre Lippen noch schmaler werden ließ.

„Vielen Dank für den Hinweis", erwiderte ich kühl. „Wolltest du Liam jetzt noch was sagen?"

„Das geht dich ja wohl gar nichts an!", giftete sie, zitternd vor Wut.

„Da irrst du dich", ertönte nun Liams dunkle Stimme neben mir. „Es geht sie sehr wohl was an."

Zur Krönung seine Aussage, hauchte er mir einen Kuss auf die Schläfe und ich konnte mein breites Grinsen nicht verbergen.
Wahrscheinlich hätte nicht viel gefehlt und Lina hätte wie ein leibhaftiger Drache Feuer gespuckt. So schnappte sie allerdings nur nach Luft und drehte sich dann auf dem Absatz um, um die Auffahrt wieder hinunter zu stolzieren. Immerhin wusste sie, wann sie verloren hatte.

„Auf Wiedersehen, Lina!", konnte ich Niall ihr gehässig hinterher rufen hören.

„Ach, leck mich doch!", war ihre wenig straßenfeine Antwort.

Langsam schloss Liam die Tür und lehnte sich dann mit dem Rücken dagegen. Auf seinem Gesicht machte sich Erleichterung breit.

„Die bin ich hoffentlich ein für alle Mal los."

Dann musterte er mich und registrierte meinen nachdenklichen Blick.

„Krümel, was ist los?

Ich überlegte kurz und entschied mich für die Wahrheit.

„Ich glaube, ich hatte gerade eben echt Schiss."

Erstaunt und amüsiert zog er die Augenbrauen hoch.

„Hattest du Angst, dass Lina jemanden anfällt? Um wen hast du dir Sorgen gemacht, um mich oder um dich?" , wollte er wissen.

„Nein, aus diesem Grund war ich nicht besorgt."

„Aber? Warum wirklich?"

„Weiß nicht..." , druckste ich herum.

„Es ist nur, dass du sie das erste Mal wieder gesehen hast, seitdem wir uns kennen und...", nuschelte ich schließlich schnell hervor und wurde rot.

Glücklicherweise schien er mir meine Zweifel nicht übel zu nehmen und begann sich eher scherzhaft die Haare zu raufen.

„Was muss ich nur tun, damit diese Frau mir endlich glaubt, dass ich sie liebe?", sagte er mehr zu sich selbst.

„Liam, ich glaube es dir doch", wehrte ich ab. „Es war einfach nur..."

„Nein", unterbrach er mich und schenkte mir ein etwas schiefes Lächeln.

„Du weißt ja, dass ich nicht besonders gut in solchen Sachen bin, aber vielleicht sollte ich wirklich manche Sachen noch mal klar stellen", sagte er langsam und erstickte meinen leisen Protest mit einem Kuss auf meine Fingerknöchel.

„Also, hör genau zu, ich sage das nämlich nur einmal: Lina und sämtliche Frauen der Welt können mich mal kreuzweise, weil ich die hübscheste, witzigste und geistreichste Freundin habe, die ich mir wünschen kann. Mehr Haare auf den Zähnen als der Rest hat sie übrigens auch", fügte er nach einer kurzen Pause grinsend hinzu, bevor er mir wieder tief in die Augen sah.

„Krümel, ich würde mir lieber ein Bein abhacken, als dich je wieder wissentlich zu verletzen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für Vorwürfe ich mir gemacht habe, dich wegen diesem blöden Fotographen so anzufahren."

Sein Gesicht verhärtete sich für einen Moment.

„Ich möchte dir am liebsten diesen ganzen Presserummel ersparen, aber ich kann es nicht, weil ich inzwischen ohne dich wahrscheinlich völlig aufgeschmissen wäre."

Liam legte mir beide Arme auf die Schultern und strich mir zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und ließ meinen Blick nicht los.

„Und Ich möchte, dass du weißt, dass ich mir nicht vorstellen kann, mein Leben im Moment mit irgendjemand anders zu teilen als mit dir. Ich liebe dich", schloss er schließlich auf Deutsch.

„Und wenn du jetzt gleich anfängst zu weinen, habe ich das wirklich zum letzten Mal gesagt!", schob er liebevoll lächelnd hinterher und gab mir einen Stups auf die Nase.

Während seiner kleinen Ansprache waren mir vor Rührung die Tränen gekommen, was ihm natürlich nicht entgangen war. Ich wusste, was es ihn für eine Überwindung gekostet haben musste, seine Gefühle für mich so in Worte zu fassen und dass der letzte Satz dazu diente, um wieder auf gewohntes Terrain zurückzufinden. Als Antwort auf seine Bemerkung zog ich die Nase geräuschvoll hoch und wischte mir kurz über die Augen.
Liam zog eine leichte Grimasse.

„Na toll, bis eben hatte sie noch Manieren. Kaum sind die Frauen sich ihrer Sache sicher, zeigen sie ihr wahres Ich."

„Das tue ich nur, weil du grade sehr überzeugend warst. Ich fand es sehr schön, das alles gesagt zu bekommen."

Ich sah ihm in die Teddybär-braunen Augen, die mir inzwischen so vertraut geworden waren.

„Ich liebe dich auch!", wisperte ich dann mit brüchiger Stimme und verwickelte ihn in einen Kuss, den er mit einer Heftigkeit erwiderte, dass ich innerhalb von Sekunden nicht mehr wusste, wo mein Mund endete und seiner anfing.

Wahrscheinlich hätte das Ganze noch länger gedauert, wenn Louis uns nicht aus dem Wohnzimmer gerufen hätte.

„Ich will gar nicht wissen, was da so lange dauert, aber eure Würstchen werden kalt!"

Resigniert lösten wir uns wieder voneinander.

„Wir kommen!", rief ich in Richtung Terrasse.

„Zu viel Information", war die trockene Antwort, die ich nur mit einem Augenrollen kommentierte.

„Später", versprach Liam, als er meine Miene sah und ließ seine Hand an meiner Seite entlangwandern. Ich sog scharf die Luft ein, bevor ich nach seiner Hand griff und sie davon abhielt unter mein T-shirt zu wandern.

„Dann belass' es auch bei später", riet ich ihm und grinste über seine enttäuschte Miene.

Louis hatte sich schon wieder auf seinem Platz niedergelassen, als wir auf die Terrasse traten. Alle blickten uns neugierig an, wohl um zu sehen, wie ich die Konfrontation mit Lina überstanden hatte. Ich konnte das Aufatmen sehen, als ihr Blick auf Liams und meine ineinander verschlungenen Finger fiel.

Niall war der Erste, der die Stille durchbrach.

„Ach, kommt unser Traumpaar auch mal?", grinste er. „Wurde auch Zeit Leute, ich hab Hunger!"

Liam und ich warfen uns gegenseitig einen kurzen Blick zu.

„Niall, Klappe!"

☆> ENDE <☆

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Wir haben es geschafft.
Wir sind am Ende.

Es folgt nur noch der Epilog.

Und mein Dank/Nachwort.

Jule xx

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