☆>Zweiunddreißig<☆

And I am the pirate from town to town
You are a circus without a clown
But if you're playing it by the rules
Then I'll sit next to you

Backyard Babies - Drool

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Als ich am nächsten Tag aufwachte, schien die Sonne strahlend vom Himmel hinab. Nachdem ich geduscht und mich angezogen hatte, machte ich mich auf den Weg zum Frühstück. Während ich an meinem Wurstbrötchen kaute, kamen Harry und Niall ebenfalls zur Tür herein und setzten sich zu mir.

„Oh, das wäre doch nicht nötig gewesen, dass du mir ein Brötchen mitbringst“, sagte Harry und mopste sich die Hälfte mit Käse vom Teller.

„Hey!“

Empört wollte ich ihm auf die Finger hauen, doch er war zu schnell für mich. Überlegen grinsend biss er in sein Brötchen.
„Kein Wunder, dass deine Freundin so schlank ist, wenn du ihr immer das ganze Essen wegfutterst!“, murrte ich.

„Ihr Frauen wollt doch eigentlich ständig abnehmen, du solltest mir für meinen wertvollen Beitrag dazu eigentlich die Füße küssen“, gab Harry gelassen zurück.

„Willst du mir etwa sagen, dass ich dick bin?“, seufzte ich theatralisch auf und begann mit der Unterlippe zu zittern.

Niall schob den Stuhl zurück und stand auf.

„Ich geh mir mal was zu essen holen. Elif, ich bring dir ein Käsebrötchen mit.“

„Schleimer!“, stichelte Harry, wurde aber von meinem Ausruf, dass ich bitte fettfreien Käse wollte, übertönt.

„Freust du dich schon drauf, mit uns nach Spanien zu fliegen?“, fragte mein Gegenüber und ließ sich von einer Bedienung eine Tasse Kaffee einschenken.

„Natürlich, wo du mich doch so sehr bei der Formung der perfekten Bikinifigur unterstützt“, grinste ich.

„Ich war noch nie bei einem Videodreh dabei, ich bin ziemlich gespannt, wie so was abläuft.“

„Es ist ziemlich anstrengend und meistens kann man danach die neue Single nicht mehr hören, vor allem, wenn es Performance-Videos sind.“

„Das hab ich mir gedacht. Zu welchem Lied dreht ihr eigentlich das Video?“

„Zu ‚Moments‘.“

Ich kramte kurz in meiner Erinnerung und wurde schnell fündig. Das Lied hatte einen regelrechten Ohrwurm-Refrain und war ein eher ruhigeres Stück.

„Und, wird es ein Performance-Video?“, fragte ich nach und warf Niall einen dankbaren Blick zu, der grade ein Käsebrötchen auf meinem Teller deponierte.

Harry zuckte die Schultern.

„Das wissen wir noch nicht.“

„Worum geht’s?“, fragte Niall und begann ein Ei zu köpfen.

„Um Spanien und das Video“, klärte ich ihn auf.

„Und darum, wie die Handlung ist.“

„Mir hat Franky erzählt, dass irgend so ein spanischer Superproduzent das Video drehen soll. Deswegen drehen wir auch dort am Meer und nicht an der Nordsee oder so.“

Niall strich sich ein paar seiner blonden Haare aus der Stirn und in seinen Augen funkelte es freudig. Er beugte sich zu mir hinüber und senkte die Stimme.

„Mein Plan ist ja, mich schön in der Sonne zu bräunen und die anderen die Arbeit machen zu lassen.“

„Hey, das war auch mein Plan!“, ließ Liam sich plötzlich vernehmen und ließ sich neben mir auf einen Stuhl fallen, dann klaute er sich die Brötchenhälfte, die Niall mir vom Buffet mitgebracht hatte.

„Danke, Prinzessin!“

Er drückte mir einen kurzen Kuss auf die Wange, der mich kurz sprachlos machte.

Allerdings wirklich nur kurz.

„Sagt mal, was bin ich? Die Heilsarmee?“, moserte ich.

„Holt euch eure Brötchen gefällig selbst! Auf dem Brötchen ist bestimmt Gouda!“

„Gouda hat keine Löcher. Bist du aus dem Bett gefallen und direkt zum Frühstück gegangen, dass du noch so schlechte Laune hast?“, zog Liam mich auf.

„Ich hab ihr auch grad schon das Essen geklaut“, erklärte Harry und erhob sich.

„Aber jetzt geh ich mir selbst was holen.“

„Erwartest du dafür ein Lob?“, fragte ich ihn und starrte auf das angebissene Käsebrötchen, dass mir plötzlich vor die Nase gehalten wurde.

„Was soll das?“

Ich kräuselte kritisch die Nase.

„Ich dachte, da du eben schon Opfer eines Mundraubs wurdest, gebe ich es dir wieder“, schlug Liam unschuldig vor.

„Danke, aber ich verzichte!“

Ich schob seine Hand mit dem Brötchen weg, woraufhin er es sich schulterzuckend wieder in den Mund steckte.

„Ganz ehrlich, manchmal überlege ich, ob ich nicht ernsthaft noch zur Kindergärtnerin umschulen sollte.“

„Bei den Jungs hilft auch kein Pädagogikstudium mehr.“

Franky gesellte sich ebenfalls zu uns. Seitdem er Liam und mich wegen der Fotos so angeraunzt hatte, hatte ich nur noch wenig mit ihm gesprochen und die Tatsache, dass Liam und ich als Nachzügler in Kiel aufgetaucht waren, hatte ebenfalls nicht dafür gesorgt, dass ich scharf darauf gewesen war, ihm zu begegnen.

Jetzt saß er allerdings so wie ich ihn kannte entspannt in Jeans und uralten Tour-T-Shirt einer lang vergessenen Rockband am Tisch und sah freundlich in die Runde.

„Wo ist eigentlich Louis?“, fragte er und schlürfte an seiner Kaffeetasse.

„Der schläft noch“, beantwortete Liam seine Frage.

„Hey Prinzessin, soll ich dir noch ein Käsebrötchen mitbringen?“, fragte er dann an mich gewandt und machte Anstalt ebenfalls zum Buffet hinüber zu gehen.

Mir war es zwar etwas unangenehm, dass er diesen Spitznamen vor Franky benutzte, auch, wenn ich mich vor den Jungs inzwischen daran gewöhnt hatte, aber ich ließ mir nichts anmerken und nickte dankbar.

Liam machte sich auf zum Buffet, während Franky sich räusperte, sodass ich meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn richtete.

„Und Elif? Schon im Spanien-Fieber?“, erkundigte er sich.

„Natürlich, Strand und den Jungs beim Schwitzen zuzusehen ist immer gut.“

„Das hab ich gehört“, murmelte Niall vor sich hin.

„Igelschnäuzchen, wenn nicht, dann hätte ich dich auch zum Ohrenarzt geschickt“, konterte ich.

Franky verbiss sich ein Lächeln.

„Ich wollte mich übrigens noch bei dir entschuldigen“, sagte er plötzlich unvermittelt.

Überrascht sah ich ihn an. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit so etwas.

„Es geht mich nichts an, mit wem Liam seine Freizeit verbringt, wie auch immer sie geartet sein mag und deswegen war es nicht okay, dass ich euch wegen der Fotos so angefahren habe. Ich habe auch noch mal mit meinem Chef gesprochen, dass es dem Erfolg der Band nicht schaden würde, wenn Liam offiziell vergeben wäre.“

Wenn es noch möglich war, noch verblüffter als zuvor zu gucken, dann tat ich es jetzt. Frankys Entschuldigung war praktisch eine 180-Grad-Wendung zu seinem Verhalten, als er von den Bildern erfahren hatte. Zu spät fiel mir auf, dass ich völlig vergessen hatte, Franky darauf hinzuweisen, dass das ganze Theater um Liam und mich eigentlich völlig unnötig war.

„Hast du das auch schon Liam gesagt?“, fragte ich schließlich nach längerer Pause.

Niall und Harry sahen aus wie Zuschauer bei einem Tennisspiel und blickten ständig zwischen Franky und mir hin und her.

„Mach ich noch“, erwiderte Franky schnell, während ich im Augenwinkel Liam herannahen sah.

„War vorerst das letzte, ich habe todesmutig darum gekämpft.“

Mit diesen Worten legte Liam eine Brötchenhälfte mit Käse auf meinen Teller.

Ich schenkte ihm einen dankbaren Blick.

„Oh, danke, Elif, das wäre doch nicht nötig gewesen“, erklang Louis' Stimme in diesem Moment hinter mir und ich starrte mal wieder auf einen leeren Teller.

„Kann mir mal irgendjemand den ‚Brötchen für die Band‘-Aufkleber vom Rücken nehmen?“, grummelte ich.

„Ach man, jetzt stell dich doch wegen einer Hälfte nicht so an.“

Mit einem Knurren, dass mir ohne Umschweife die Hauptrolle in einer Neuverfilmung von ‚Der Exorzist‘ eingebracht hätte, drehte ich mich zu ihm um.

„Ich glaube, das hätte er jetzt besser nicht gesagt“, hörte ich Harry hinter meinem Rücken murmeln.

***

Einen Tag später ungefähr zur gleichen Zeit saßen wir in einem Flieger Richtung Spanien. Mit meiner Aussage, dass ich so mein Essen nur gegen eine Seite verteidigen musste, hatte Louis mir doch tatsächlich den Fensterplatz überlassen und ich konnte beim Start begeistert zusehen, wie Hamburg unter uns kleiner wurde.

Vor mir saßen Liam, Harry und Franky, die alle drei gebannt mit Ohrstöpseln auf die kleinen Bildschirme starrten, auf denen grade ein Leslie Nielsen-Film lief, während ich musikalische Untermalung durch meinen Ipod genoss. Louis las ‚Der Schwarm‘ von Frank Schätzing und Niall schlief.

Nachdenklich starrte ich auf die weiße Wolkendecke, die sich unter uns erstreckte und nippte an meinem Becherchen Cola.

„Na, worüber denkst du schon wieder nach?“, fragte Louis plötzlich neben mir.

Ich nahm die Ipod-Stöpsel aus den Ohren und wandte mich zu ihm um.

„Ganz ehrlich? Ich habe grade darüber nachgedacht, ob für Spanien im Sommer Lichtschutzfaktor 30 ausreicht, oder ob ich mir dort noch Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 besorgen sollte.“

Er schmunzelte.

„Okay, das ist natürlich ein ernstes Thema, dass man dabei so konzentriert gucken muss.“

Ich streckte ihm die Zunge raus.

„Was hast du denn gedacht, worüber ich nachdenke?“

„Zumindest hätte ich dem Gesichtsausdruck einen Gedanken mit mehr Tiefgang zugeordnet.“

„Was denn zum Beispiel?“

„Zum Beispiel diese kranke Art von Beziehung, die Liam und du führt.“

Er warf schnell einen Blick in Richtung des dunkelhaarigen Wuschelkopfes, der über die Lehne direkt vor ihm hervorschaute.

„Wir haben keine Beziehung“, zischte ich leise, weil es mir unangenehm war, dass der Gegenstand des Gesprächs maximal einen Meter Luftlinie von mir entfernt saß.

„Zumindest keine im herkömmlichen Sinne“, bestätigte Louis.

„Hör zu, eigentlich mische ich mich nicht in anderer Leute Angelegenheiten ein, aber ich bin Liams bester Freund und weiß genau, wie er manchmal sein kann.“

„Ach ja, wie denn?“, murrte ich.

„Britisch“, erwiderte er grinsend und gebot mir mit einer Hand ruhig zu bleiben.

„Ich habe noch nie jemanden erlebt, der so gut überspielen kann, wie es ihm wirklich geht, wie ihn.“

Komisch genau das sagte Sherin doch immer von mir, oder?

„Wie gesagt, nachdem Lina mit ihm Schluss gemacht hatte, haben wir erst durch die Texte gemerkt, die er uns gezeigt hat, wie es ihm wirklich ging. Aber bei dir…“

Er strich sich nervös durch die Haare.

„Ja?“, fragte ich gespielt unbeteiligt nach.

„Ich habe ihn noch nie so erlebt. Seit Lina ist Liam normalerweise ziemlich zielstrebig, wenn es um Frauen geht. Entweder will er sie ins Bett kriegen oder er hält sie sich vom Leib. Ich habe bis jetzt nur einmal erlebt, dass er ein weibliches Wesen in seinem Arm hat schlafen lassen, ohne das er mit ihr im Bett war und das war seine kleine Schwester! Macht es Sinn, was ich hier grade rede?“

Nachdenklich runzelte ich die Stirn.

„Weiß ich gerade nicht, möchtest du damit sagen, dass Liam in mir so etwas wie eine kleine Schwester sieht?“

Irgendwie konnte ich nicht verhindern, dass mir bei diesem Gedanken das Herz in die Hose rutschte.

„Nein!“

Louis antwortete so laut, dass Niall neben ihm kurz unwillig grunzte. Schnell senkte er wieder die Stimme.

„Nein, ich will damit nur sagen, dass er dich wirklich gern hat.“

Er sah mich so ernst und durchdringend an, dass mir ganz anders wurde.

„Und was genau willst du mir jetzt damit sagen?“, stellte ich mich dumm, obwohl mir das Herz bis zum Hals schlug.

„Ich bin mir sicher, du machst da schon das Richtige draus.“

Mit diesen Worten wandte Louis sich wieder seinem Buch zu und ignorierte gekonnt, dass ich jetzt wahrscheinlich noch konzentrierter aus dem Fenster starrte als zuvor.

Als wir gelandet waren und unsere Kofferwagen am Gepäckband beladen hatten, sahen wir aus, als würden wir komplett nach Spanien übersiedeln. Harrys Schlagzeug war zwar in Deutschland geblieben, aber Nialls zwei Lieblingsgitarren, Louis' Bass und Liams Akustikgitarre hatten nach Meinung der Jungs unbedingt den Weg nach Spanien mit uns antreten müssen.

Ich war nur heilfroh, dass Niall nicht auch noch einen Lieblingsverstärker besaß, von dem er sich nicht trennen konnte.

Zu den Instrumenten kam dann noch das normale Gepäck von insgesamt sechs Leuten. Ich thronte auf dem Kofferberg und sicherte das Gepäck, während die Jungs keuchend die Wagen vorwärts schoben.

„Los, schneller!“, feuerte ich sie an und lehnte mich in Erwartung von etwas Fahrtwind nach vorne.

„Noch ein Wort und du schiebst, Prinzessin“, stöhnte Liam hinter mir.

„Vielleicht täte dir etwas Fitnessstudio ganz gut“, stichelte ich.

„Erinnere mich dran, dass ich sie nachher erwürge“, wandte sich Liam an Louis, der mit ihm gemeinsam den Wagen vorwärtsschob.

„Liebend gern!“, keuchte dieser.

Der Fahrer des Großraumtaxis, das das Hotel uns geschickt hatte, fluchte deutlich hörbar, während er unser Gepäck im Kofferraum verstaute, beziehungsweise es zumindest probierte. 

Es endete schließlich damit, dass ich zwischen Niall und Harry auf der Rückbank saß und eine von Nialls Gitarren zwischen den Knien hatte, weil einfach zu wenig Platz im Kofferraum gewesen war.

Bei fast 30 °C im Schatten konnte ich mir wirklich etwas Schöneres vorstellen.

Außer dem plärrenden Radio herrschte im Auto Stille, wir waren alle ziemlich erschlagen von den Temperaturen und der Enge.

„Wenn wir nicht gleich da sind, dann krepiere ich glaub ich vor Wärme“, stöhnte Louis und brachte damit wohl den Gedanken aller auf den Punkt.

„Ich probiere grade mich mit dem Gedanken ans Meer abzulenken, aber irgendwie sorgt das nur dafür, dass mir noch wärmer wird“, maulte Niall.

„Dann hör auf damit, du strahlst Wärme ab wie eine Atomheizung!“, meckerte ich.

„Ich wusste gar nicht, dass wir eine Atomphysikerin an Bord haben.“

„Ha ha!“ Ich streckte Louis die Zunge raus.

„Kinder nicht streiten, sonst muss Onkel Li dazwischen gehen“, meldete sich Liam von vorne.

Er hatte beim Knobeln um den Beifahrersitz gewonnen und saß somit nahe der Klimaanlage dessen kühlender Hauch es leider nicht mehr an Franky und Louis auf der Sitzbank vor uns vorbei bis zu uns nach hinten schaffte.

„Du mit deiner Klimaanlage sei bloß ruhig.“

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Nun sind sie endlich in Spanien.

Seit ihr schon gespannt was euch hier alles erwarten wird?

Ich kann nur sagen, es wird nicht langweilig werden.

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