☆>Zwanzig<☆

Liam POV

Elif atmete nach einer Weile ruhig und tief, während ich mit offenen Augen auf dem Rücken lag und an die Decke blickte. Ich war so ein Idiot, dass ich mich auf ihr Angebot eingelassen hatte, bei ihr zu bleiben. Bestimmt würde ich nicht schlafen können.

Ich unterdrückte ein Seufzen, um sie nicht zu wecken, und fuhr mir langsam durch die Haare. Als ich einen Blick zu ihr hinüber warf, konnte ich nur ihre dunklen Haare ausmachen, die unordentlich auf dem weißen Kissen lagen.

Der Versuchung nicht widerstehen könnend rutschte ich ein Stück zu ihr hinüber, dann richtete ich mich auf und beugte mich über sie.

Wenn sie schlief, sah sie so friedlich und zerbrechlich aus, wohingegen sie im wachen Zustand ganz schön austeilen konnte. Wenn ich gefragt worden wäre, hätte ich gar nicht gewusst, mit welchem Wort ich sie am besten beschreiben sollte.
Doch, ein Wort fiel mir doch ein, was sie sehr gut beschrieb.

Ich lächelte und strich ihr zärtlich eine Haarsträhne aus der Stirn.

„Schlaf gut, Prinzessin“, flüsterte ich und hauchte ihr sanft einen Kuss auf den Haarschopf. Dann ließ ich von ihr ab, rollte mich zurück auf meine Seite des Bettes und starrte weiter in die Dunkelheit.

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Elif POV

Als ich am nächsten Tag vom Fiepen meines Handys aufwachte, war ich allein im Zimmer. Verwirrt sah ich mich um und wenn die Decke neben mir nicht zerwühlt gewesen wäre, hätte ich Stein und Bein geschworen, dass ich einfach nur einen sehr seltsamen Traum gehabt hatte. Etwas ratlos ging ich ins Bad, machte mich fertig und ging dann den Raum suchen, in dem das Frühstücksbuffet serviert wurde, was ich bisher noch nicht genossen hatte.

Dort angekommen sah ich Liam und Louis in einer Ecke sitzen und frühstücken und nachdem ich meinen Teller ebenfalls mit Brötchen und Aufschnitt beladen hatte, steuerte ich ihren Tisch an.

„Guten Morgen“, grüßte ich fröhlich und ließ mich mit einem Lächeln auf meinen Stuhl plumpsen.

„Guten Morgen, Elif“, begrüßte mich Louis.

„Heute so gut gelaunt?“

„Morgen“, murmelte Liam und schob sich kurz darauf hastig den Rest seines Brötchens in den Mund.

„Ich geh schon mal wieder auf’s Zimmer“, sagte er dann mit noch vollem Mund, sprang auf und flüchtete gradezu vom Tisch.

„Äääääh“, machte Louis und sah ihm verwirrt hinterher, dann musterte er mich.

„Habt ihr euch gestritten?“

„Nicht, dass ich wüsste“, antwortete ich entgeistert.

Die folgenden Tage ging Liam mir aus dem Weg.
Noch auf dem Weg nach Kassel hatte ich ein unschönes Telefonat mit Brian, der mir berichtete, dass unser Schwestermagazin die Fotos von Liam und mir auf jeden Fall abdrucken würde.

Natürlich waren inzwischen schon mehrere Leute auf die Identität der ‚unbekannten Schönheit‘ gekommen und er hatte alles daransetzen müssen, dass ‚Teenstyle‘ die Fotos nicht zur Titelstory machen würde. Inklusive netter Infos zu meiner Person von Leuten, die mich maximal aus der Kantine vom Sehen kannten.

Kurzfristig war er sogar am Überlegen, ob er mich wieder zurück nach London beordern sollte, überlegte es sich dann aber doch anders.

Nach dem Telefonat, das ich im oberen Teil des Busses geführt hatte, war ich etwas geknickt und die Tatsache, dass Liam sich sofort verzog und so tat als hätte ich die Pest, als ich mich wieder zu den Jungs gesellte, machte das Ganze nicht besser.
Ich verstand sein Verhalten einfach nicht.

Ich versuchte, mich mit einem Stadtbummel in Kassel zusammen mit Kira auf andere Gedanken zu bringen und konnte meine Sorgen tatsächlich für ein paar Momente vergessen.

Doch auch die nächsten Tage wurde es nicht besser. Um ihn auf sein Verhalten anzusprechen, war er viel zu schnell wieder geflohen, sobald ich auf der Bildfläche erschien.

Als ich merkte, dass ich mit meiner Anwesenheit dafür sorgte, dass die Jungs ihren Sänger kaum noch zu Gesicht bekamen, zog ich mich zurück, vergrub mich in meiner Arbeit und las viel. Die anderen waren genauso ratlos wie ich, was Liam anging und bemühten sich, mich wenigstens nicht komplett auszuschließen und sich abwechselnd mit mir zu beschäftigen.

Die ganze Situation war für alle unschön und ich bemerkte, wie die Stimmung zwischen den Jungs sich verschlechterte, was sich leider auch bei ihren Konzerten wiederspiegelte.

Ich begann zu überlegen, ob es wirklich richtig war, wenn ich weiterhin mit ihnen reiste. Ganz offensichtlich war ich der Störfaktor und ich fühlte mich unwohl, wie unsere vorher so harmonische Gruppe sich in zwei Lager spaltete mit Liam auf der einen und dem Rest von uns auf der anderen Seite.

Einmal bekam ich sogar mit, wie Louis und Liam, die ja eigentlich die besten Freunde waren, sich laut vor dem Bus stritten, als wir auf einer Raststelle hielten und Liam wie in letzter Zeit immer als erster aus dem Bus flitzte, weil ich in seiner Anwesenheit gewagt hatte, im unteren Teil aufzutauchen, um mir einen Cappuccino zu machen.
Ich verstand nicht, worum genau es ging, aber Louis kam schimpfend in den Bus zurück, murmelte etwas von ‚sturem Trottel‘ und bezog hinterher noch deutlicher Position, in dem er viel Zeit mit mir verbrachte.

Auf diese Weise brachten wir die Stationen Leipzig, Dresden und Berlin hinter uns und ich war heilfroh, als wir uns von Berlin aus auf den Weg Richtung Hamburg machten. Inzwischen war ich anderthalb Wochen mit den Jungs unterwegs und grade durch die gespannte Stimmung freute ich mich besonders darauf, Sherin, Tino und meine anderen Freunde wieder zu sehen. Mit einigen von ihnen hatte ich in den letzten Tagen viel telefoniert und Verabredungen ausgemacht. Sherin würde mich am Hotel abholen und zu meiner Ferienwohnung fahren und ich konnte es kaum erwarten etwas Abstand von dieser seltsamen Situation zu bekommen, um in Ruhe zu überlegen, was ich machen sollte.

„Elif!“, rief Sherin begeistert, als ich die Treppe des Busses hinuntersprang. Sie nahm mich stürmisch in den Arm, was ich sonst gar nicht unbedingt von ihr gewohnt war.

„Langsam, ich fahr doch nicht gleich wieder los!“, lachte ich und wandte mich Tino zu, der breit grinsend neben mir stand.

„Hey!“

„So lange nicht gesehen und doch wiedererkannt“, grinste er, nahm mich in den Arm und drückte mir einen kurzen Kuss auf die Wange.

Wenige Sekunden später rempelte mich Liam auf dem Weg zum Hoteleingang mit seiner Tasche an.

„Idiot!“, giftete ich los.

Die Tage, in denen er getan hatte, als wäre ich schlechte Luft, hatten deutlich an meinen Nerven gezerrt.
Er sah mir kurz in die Augen und ich erschrak über den seltsamen Ausdruck darin. Stumm sah ich ihm noch einen Moment hinterher.

Tino und Sherin, die beide eingeweiht waren, Tino zumindest dahingehend, dass zwischen Liam und mir schlechte Stimmung herrschte, kommentierten das Geschehen nicht weiter. Nach Liam purzelten auch Louis, Harry und Niall aus dem Bus, die es nicht so eilig hatten wie ihr Frontmann und sich zu uns gesellten und sich bei Sherin und Tino artig vorstellten.

Schließlich packte Tino meine Tasche und scheuchte uns Mädels zum Auto. Ich verabschiedete mich von den Jungs, die ich am Abend beim Konzert wiedersehen würde und ließ mich bereitwillig in Tinos Auto verfrachten.

„So, und jetzt erzähl mir mal, was da mit dir und diesem Payne läuft!“, brach Tino das Schweigen, nachdem wir an der ersten roten Ampel hielten.

„Der hat mich für das Küsschen auf die Wange ja fast mit Blicken erdolcht!“

„Was?“, verblüfft sah ich ihm über den Rückspiegel in die Augen, da ich es mir auf der breiten Rückbank bequem gemacht hatte.

„Guck nicht so perplex, du willst mir doch nicht erklären, du hättest das nicht bemerkt?!“

Ich schüttelte heftig mit dem Kopf.

„Ehrlich, Liam hat seit inzwischen 5 Tagen kein Wort mehr mit mir gewechselt und…“

Sherin schnaufte genervt auf.

„Seit 5 Tagen versuche ich ihr schon zu verklickern, dass der Typ auf sie steht, aber sie hört mir ja nicht zu“, meckerte sie an Tino gewandt.

„Ihr habt doch ein Rad ab, wenn er mich mögen würde, dann würde er sich doch nicht so verhalten“, seufzte ich frustriert.

Auch, wenn ich mich dagegen wehrte, dass Liam an mir interessiert sein könnte, wurde mir bei dem Gedanken ganz flau im Magen, aber auf eine gute Art und Weise.

„Ich überlege ehrlich gesagt, ob ich Brian frage, ob ich den Rest der Tour sausen lassen kann“, gestand ich den beiden.

Auch Sherin hatte ich noch nichts von meinen Gedankengängen erzählt.

„Was?“, Sherin drehte sich zu mir um.

„Das ist doch bescheuert. Nur, weil der Kerl ein bisschen rumzickt? Und glaub mir, dass macht er mit gutem Grund“, versicherte sie mir noch mal ernsthaft um wieder auf ihre Theorie anzuspielen.

„Im Moment möchte ich eigentlich gar nicht weiter darüber reden“, maulte ich.

„Ich will jetzt nach Hause, ein paar Stunden in meinem eigenen Bett schlafen, meine eigene Dusche benutzen…“

Ich ließ den Satz mit einem glücklichen Seufzen ausklingen.

„Aber…“, versuchte Sherin einzuwenden.

„Nein, kein One Direction, kein Liam und keine wilden Verschwörungstheorien mehr bis heute Abend!“

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Bam.... 5 Tage funkstille zwisch den beiden.

Ob die Nacht noch irgendwas vorgefallen war?

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