☆>Vierzig<☆
Surprise surprise, surprise surprise
You're much better looking when you're in disguise
Surprise surprise, surprise surprise
And this revolution has been brought to you by
Those who seem to think we don't care
And those who seem to think we're not aware
Surprise surprise, surprise surprise
You're much better looking when you're in disguise
Billy Talent - Surprise surprise
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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war es draußen noch dunkel. Alex wollte die Mittagshitze umgehen und fand die Morgendämmerung ideal für den Dreh. Ich hingegen fragte mich, wie er hinterher das Video schneiden wollte, wenn bei den verschiedenen Aufnahmen der Himmel jedes Mal eine andere Farbe hatte. Zum Glück war das nicht mein Problem.
Ich sprang schnell unter die Dusche und sprintete mit noch nassen Haaren zum Frühstück, da ich die wenige Zeit zum Schlafen so gut wie möglich genutzt hatte.
Aufgrund der frühen Uhrzeit war der Raum noch fast leer. Nur die Jungs und Franky besetzten einen Tisch. Ich wunderte mich, dass trotzdem das Frühstücksbuffet schon in voller Pracht angerichtet auf seinem Platz stand.
Je näher ich dem Tisch der Jungs kam, desto langsamer wurde ich. Liam saß mit dem Rücken zu mir, aber Louis entdeckte mich und winkte, als ich mich im Schneckentempo dem Tisch näherte.
„Hi“, murmelte ich nervös, als ich mich an der Stirnseite des Tisches und somit zwischen Liam und Louis niederließ.
Ich bemühte mich, nicht in Liams Richtung zu sehen und angelte nach der Thermoskanne mit Kaffee.
Louis hielt mir seinen Teller entgegen, auf dem sich ein noch jungfräuliches Salamibrötchen befand.
„Hier, möchtest du? Wiedergutmachung für meinen letzten Raubzug.“
Mit einem dankbaren Blick schnappte ich mir das Brötchen und biss hinein. Solange ich den Mund voll hatte, konnte ich auch nichts sagen.
Gesprächig war keiner von uns. Alle hingen noch müde über ihren Kaffeetassen und schwiegen sich aus.
Die Fahrt zum Strand sah ähnlich aus. Ich rechnete es allerdings den Jungs hoch an, dass sie nicht einfach in ihren Betten geblieben waren, weil nur Liam gefilmt werden würde. Warum war ich eigentlich hier? Ach, stimmte ja, weil der Videodreh am Strand sich gut im Tourtagebuch machen würde…
Als wir am Strand ankamen, stand dort schon ein geöffneter Pferdehänger von dem uns ein weißer Pferdepo entgegengestreckt wurde. Daneben stand eine kleine Spanierin mit dunklem Bubikopf, die gerade lautstark auf Spanisch mit Alex diskutierte. Unser Taxi hatte uns einige hundert Meter weiter auf der Straße abgesetzt, sodass wir nun als verkappte Karawane langsam auf die beiden zugestapft kamen.
„Hola, que tal?“, grüßte Liam und sorgte so dafür, dass der Streit kurz verstummte.
„Hola Liam!“, grüßte die Spanierin zurück.
„Hast du Muskelkater?“, fragte sie dann in lupenreinem Englisch.
Augenblicklich verzog er leidend das Gesicht.
„Ich kann mich kaum aufrecht halten. Nein, geht schon“, beruhigte er sie sofort wieder.
„Das sind Elif, Louis, Niall und Harry.“
Während er uns vorstellte, zeigte er nacheinander auf jeden von uns.
„Franky kennst du ja schon von gestern.“
„Sí, ich bin Clarisa María García Müller.“
Okay, es gab sicherlich schönere Namenskombinationen. Clarisa schüttelte uns allen nacheinander die Hand.
„Ich bin Tiertrainerin und stelle heute für den Dreh meinen kleinen Moppel zur Verfügung.“
Sie deutete auf den wohlgerundeten Pferdepo hinter uns.
„Okay, genug beredet. Du schnell gehen in Maske, damit wir können anfangen!“, unterbrach uns Alex und zeigte erst auf Liam und dann auf einen Wohnwagen, der in einiger Entfernung geparkt war.
Dieser verkniff sich sichtlich ein Augenrollen und stapfte in Richtung des Wohnwagens davon.
Clarisa war ebenfalls deutlich verärgert über diese unhöfliche Unterbrechung und kniff die Lippen zusammen.
In diesem Moment kam María, Alex‘ Assistentin, durch die Dünen auf ihn zugeeilt und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
Das Wort, was er daraufhin ausstieß bedurfte keiner Übersetzung. Wütend schimpfend eilte Alex Richtung Strand.
María sprach kurz auf Spanisch mit Clarisa, die daraufhin nickte und begann ihr Pferd abzuladen.
„Geht ihr bitte ein Stück zur Seite?“, bat sie uns aus dem Hänger heraus.
Eilig brachten die Jungs sich in Sicherheit. Ich stand neben María während Clarisa routiniert ihr Pferd, einen hübschen Andalusier, von der Rampe hinunterführte und am Hänger festband. Aufmerksam blickte der Wallach sich um, schien aber wirklich völlig relaxt zu sein. Ein Stofftier halt, wie Liam ihn schon beschrieben hatte. Vorsichtig trat ich näher an ihn heran und strich ihm über die Nase.
„Er heißt nicht wirklich Moppel, oder?“, fragte ich Clarisa, die gerade die letzte Transportgamasche löste.
Lachend richtete sie sich auf.
„Nein, sein Name ist Mágico, das bedeutet magisch, aber irgendwie ist Moppel an ihm kleben geblieben.“
Moppel schnaubte und beschnupperte neugierig meine Jacke, während ich ihm den Hals kraulte.
„Als richtiges Filmpferd ist er eigentlich schon berentet, wenn Dreharbeiten waren, hat ihm der lange Aufenthalt in den Behelfsboxen nicht wirklich gut getan. Er wurde dann immer recht ungnädig, deswegen ist er nur noch im Einsatz, wenn wir spätestens nach 2 Tagen wieder zu Hause sein können“, erzählte Clarisa und tätschelte zärtlich Moppels Hinterteil.
„Wie alt ist er denn?“, erkundigte ich mich und trat einen Schritt zu Seite, weil Louis sich genähert hatte und nun dem Pferd vorsichtig über die Nase strich.
„Nächstes Jahr wird er 20“, erwiderte seine stolze Besitzerin.
„Die sieht man ihm wirklich nicht an“, bemerkte ich.
„Wie alt wird so ein Pferd denn?“, fragte Niall schüchtern, der sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte.
„Kommt drauf an. Das ist wie bei Hunden, die kleinen sind zäher, aber mit Glück habe ich noch zehn Jahre an dem Dickkopf hier gut“, lächelte Clarisa.
„Wow, das ist lang“, staunte nun auch Louis.
„Ich gehe mal zum Strand“, kündigte ich an, als ich feststellte, dass Franky und Alex nicht mehr bei uns standen.
„Kommt ihr mit?“
Die anderen nickten und folgten mir.
„Wow“, entfuhr es mir, als wir einen Blick auf die Szenerie werfen konnten.
Auf mehrere hundert Meter lagen Schienen auf dem Boden, auf dem eine Art Wagen mit Kamera befestigt war, zwei weitere Kameras standen jeweils am Anfang und am Ende der Schienenstrecke. Dazwischen wuselte eine beträchtliche Anzahl an Menschen herum. Alex stand in der Mitte und ließ spanische Kommentare wie eine Peitsche durch die Luft knallen.
„Drehen wir hier nen Hollywoodfilm oder was?“, fragte Harry nun ebenfalls sichtlich beeindruckt.
„Drei Kameras. Die brauchen die doch nur, falls eine von Ihnen zufällig Alex filmt und ihr wegen dessen ‚Schönheit‘ die Linse platzt“, unkte Niall.
Wir brachen in Gelächter aus.
Franky, der eben noch mit Alex geredet hatte, kam zu uns hinüber.
„Also, wenn ich diesen Typen richtig verstanden habe, will er uns entweder aus dem Weg haben, oder wir stellen uns irgendwo dahinten hin und stören nicht.“
Er rollte genervt mit den Augen und wir setzten uns in Bewegung, um die kleine Düne anzusteuern, auf die er gedeutet hatte.
„Wir hätten eine Kühlbox mit Bier mitbringen sollen“, bemerkte Niall, als wir uns schließlich in den Sand fallen ließen.
„Oder einen Sonnenschirm“, brummte ich und zog aus meiner Tasche ein zerknautschtes Taschenbuch hervor.
Irritiert musterte Niall mich.
„Was machst du denn da?“
„Ich lese, Igelschnäuzchen. Sei nicht neidisch, nur weil du nur deinen Namen schreiben kannst“, gab ich trocken zurück.
Louis und Harry prusteten los, während Niall eine beleidigte Schnute zog.
Ich vertiefte mich in mein Buch, bis mir schließlich jemand auf die Schulter tippte. Als ich aufblickte, saß Harry neben mir, der den Strand hinunter deutete.
„Sie fangen an!“
Tatsächlich konnte ich in der Ferne Liam ausmachen, der in Jeans und weißem Hemd über den Strand stapfte. Neben ihm führte Clarisa Moppel und Alex stolperte ebenfalls durch den Sand und schien auf die beiden einzureden, was sie hin und wieder mit einem knappen Kopfnicken kommentierten.
Schließlich half Clarisa Liam, sich auf den ungesattelten Moppel zu schwingen, der weiter völlig entspannt den Kopf hängen ließ und geduldig wartete, bis Liam auf Alex Zeichen begann, im Schritt den Strand runterreiten.
Ein paar leise Klänge von Moments tönten zu uns hinüber.
Dieses Schauspiel wiederholte sich nun immer wieder. Liam ritt das Stück Strand hinunter, auf dem ihn die Kameras einfangen konnten, dann drehte er um und die Aufnahmen begannen von vorn.
Nach ungefähr zwanzig Minuten widmete ich mich wieder meinem Buch. Da war ja das Filmen im Studio noch spannender gewesen.
Ich war grade an einer besonders spannenden Stelle, als plötzliches Geschrei mich aufblicken ließ.
„Oh Scheiße“, ließ sich in diesem Moment auch Louis vernehmen.
Moppel hatte sich offenbar erschreckt, oder ihm war das ganze Schrittgereite zu langweilig geworden, denn in diesem Moment kippte Liam gerade von einem freudig hakenschlagenden Pferd. Clarisas scharfer Pfiff hallte über den ganzen Strand, doch Moppel kümmerte sich nicht darum. Blitzschnell rappelte ich mich auf und rannte zur Wasserkante hinunter, an der das Pferd entlang galoppierte.
Dort angekommen, stellte ich mich Moppel entgegen und riss die Arme hoch.
„Ho!“, sagte ich laut und vernehmlich.
Der Andalusier, der schon deutlich verunsichert sein Tempo verlangsamt hatte, weil plötzlich ein Mensch vor ihm stand, bremste und stellte sich auf die Hinterbeine.
„Elif!“, hörte ich Franky erschrocken rufen und ließ schnell die Arme sinken, was dafür sorgte, dass Moppel sich wieder auf alle vier Hufe fallen ließ und in ein paar Metern Entfernung wartete und mich neugierig beäugte.
Vorsichtig machte ich einen Schritt auf ihn zu, doch er stand ganz ruhig und schaute mich nur an. Ich überbrückte die paar Meter Abstand und packte ihn am Zügel, als plötzlich Franky und die Jungs vor mir standen.
„Bist du wahnsinnig, dich diesem Vieh einfach so in den Weg zu schmeißen?“, polterte Franky los.
Ihm war sichtlich das Blut aus dem Gesicht gewichen. Auch die anderen waren etwas blass um die Nase.
„Ach was!“, wiegelte ich ab und strich Moppel über die Nase.
„Der wollte nur spielen. Und in Monaco einsammeln wollte ihn auch keiner, also…“
Franky schüttelte fassungslos den Kopf.
„Manchmal denke ich, ich habe es nur mit Wahnsinnigen zu tun…“
Ich sah in Richtung des Videosets hinüber. Liam hatte sich aufgerappelt und schien unverletzt zu sein. Clarisa, die zuerst ihrem Pferd hinterher gelaufen war, diskutierte nun händefuchtelnd mit Alex und machte langsam immer wieder ein paar Schritte in unsere Richtung.
Ich wandte mich an Louis.
„Hilfst du mir hoch?“
Entsetzt starrte er mich an.
„Du willst dich da noch draufsetzen?“, fragte er entgeistert.
„Ich laufe doch nicht kilometerweit am Strand lang, wenn ich ein Pferd habe, auf dem ich reiten kann“, gab ich zurück.
Ich winkelte mein linkes Bein an und verkürzte die Zügel.
„Auf drei drückst du mich hoch.“
Mit Louis' Hilfe saß ich Sekunden später auf dem Rücken des Schimmels, der mustergültig stehen geblieben war.
Es war ungewohnt, das Fell an meinen nackten Beinen zu spüren, trotzdem drückte ich dem Pferd die Beine in die Flanken und ritt den anderen im Schritt entgegen.
Moppel machte seinem Namen alle Ehre, ich saß wie auf einem Sofa, kam allerdings auch nur sehr langsam voran.
„Blamier mich jetzt bloß nicht!“, murmelte ich, verkürzte die Zügel noch weiter und gab eine Galopphilfe.
Begeistert setzte sich das Schaukelpferd unter mir in Bewegung. Verglichen mit den Ponies, die ich früher bei meinen Großeltern geritten war, galoppierten wir zwar auf der Stelle, aber wir kamen immer noch schneller voran, als im Schritt.
Moppel schnaubte und machte nicht einmal Anstalten, das Tempo des gesetzten Galopps ohne meine Zustimmung anzuziehen.
Ich hatte schon Ewigkeiten nicht mehr auf einem Pferd gesessen und mir war nicht klar gewesen, wie sehr ich dieses Gefühl vermisst hatte. Vielleicht sollte ich zurück in London mal wieder darüber nachdenken, wieder mit dem Reiten anzufangen.
Wenige Meter vor dem kleinen Grüppchen bestehen aus Liam, Clarisa und Alex, ließ ich das Pferd austraben und hielt an.
Liam war der Erste, der zu mir trat.
„Machst du das immer so? Dich auf Pferde setzen, die grade eben noch durchgegangen sind?“, fragte er mich und sah zu mir hinauf.
Ich verkrampfte mich, was Moppel einen Schritt zur Seite machen ließ, und überlegte fieberhaft, ob ich ihm überhaupt antworten sollte.
„Ist das etwa Wimperntusche, die sie da tragen, Herr Payne?“, erwiderte ich das Erste, was mir einfiel und ging damit nicht auf seine Bemerkung ein.
Er zwinkerte verwirrt und zog eine Grimasse.
„Ich dachte, als weibliches Wesen würden sie den Unterschied zwischen Kajal und Wimperntusche kennen, Frau Westerman.“
Ich suchte noch nach einer passenden Antwort, als wir plötzlich lautstark unterbrochen wurden.
„Das sein es!“, brüllte Alex los.
Liam und ich zuckten zusammen. Wir hatten völlig vergessen, dass wir nicht allein waren.
„Du!“ Er zeigte mit dem Zeigefinger auf mich, was ich mit einem pikierten Naserunzeln zur Kenntnis nahm.
„Wer sein du? Seine Freundin?“
„Nein“, antwortete ich blitzschnell, während von Liam ein ‚Ja‘ kam.
Frustriert presste ich die Lippen zusammen. Jetzt war ein denkbar schlechter Zeitpunkt für diesen ‚Meine Freundin / Eine Freundin‘-Kram.
Wir tauschten einen kurzen Blick aus und Alex sah verwirrt von einem zum anderen.
„Mir eigentlich sein egal. Mir grade klar geworden, dass Mädchen in Video fehlt. Da Sänger zu blöd zu reiten, du reiten, er laufen.“
Liam schnaubte entrüstet.
„Ich kann doch nichts dafür, wenn das Pferd sich erschreckt!“
Da war wohl jemand in seinem männlichen Stolz verletzt. Ich verkniff mir jedoch einen Kommentar und schaute Alex fragend an.
„Was soll das heißen?“, fragte ich langsam.
„Das heißen, du sein mit in Video."
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Okay, Elif soll mit ins Video.
Könnt ihr euch schon ausmalen was sie machen soll?
Hihi ich bin gespannt was ihr so schreibt.
Vielen dank an alle die immer fleißig Voten und Kommentieren. ♥♥
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