☆>Vierzehn<☆


Suddenly I have no strength at all
So suddenly hit with all I've lost
Suddenly my world is falling apart
So suddenly, so suddenly, suddenly

Creed - Suddenly

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Das Konzert erlebte ich dieses Mal neben Boris am Mischpult. Der schwarze Kasten mit den vielen blinkenden Lichtern beeindruckte mich doch sehr. Ich wäre heillos überfordert gewesen, mir zu merken welcher Schalter oder welcher Regler denn nun für was gut war und ich hatte immer gedacht, dass wenn der Sound einmal stimmte, der Job am Mischpult recht entspannt war. Ich wurde jedoch eines Besseren belehrt. Bei jedem neuen Lied korrigierte Boris die Einstellungen um in jeder Tonhöhe einen guten Sound zu gewährleisten.

Bedingt dadurch war das Konzert eine eher schweigsame Angelegenheit, weil Boris sich auf die Musik konzentrieren musste. Das war weiter aber nicht schlimm, weil ich es ganz entspannend fand, meinen Gedanken ein wenig nachhängen zu können.

Als die Jungs ‚More than this‘ spielten, summte ich den Refrain leise mit und beobachtete kopfschüttelnd, wie sie sich hinterher zur Belustigung des Publikums ein wenig auf den Arm nahmen.

Auch wenn ich mit ihrer Musik noch immer nicht ganz warm wurde, musste ich zugeben, dass sie eine wirklich gute Live-Band waren. Die innige Freundschaft, die die vier verband, wurde schon sehr deutlich. Wie sehr mir die vier in den wenigen Tagen ans Herz gewachsen waren. Ich lächelte.

Plötzlich spürte ich, wie mein Handy in meiner Hosentasche zu vibrieren begann. Mein Herz machte einen kurzen Sprung, als ich sah, dass Sven mir eine SMS geschrieben hatte.

Ruf mich bitte sofort an, wenn du das hier liest!

Weiter stand nichts in der SMS. Kein Gruß, nichts. Mit einem mulmigen Gefühl starrte ich auf mein Handy, dann bedeutete ich Boris, dass ich mich vom Acker machte und verließ das Podest, auf dem sich das Mischpult befand.

Nachdem ich mich durch die Menschen gewühlt hatte und vor dem Stella Mare stand, wählte ich mit zitternden Fingern Svens Nummern.

Es klingelte nur einmal, als er schon abhob.

„Schön, dass du anrufst“, begann er ohne Umschweife.

Seine Stimme klang seltsam eisig, der Satz hatte einen fast sarkastischen Unterton.

„Hey“, antwortete ich und bemühte mich über den seltsamen Tonfall hinwegzu sehen.

„Wie geht es dir?“

„Gut, danke der Nachfrage. Wie es dir auf Tour mit dieser Band geht, muss ich ja nicht fragen. Du und der Sänger habt ja offensichtlich viel Spaß.“

„Was?“, war das einzige, was ich verwirrt herausbrachte.

Was meinte er damit und wie kam er auf diese Idee? Meine arglose Frage schien Sven aber noch mehr zu verärgern.

„Frag doch nicht so blöd. Du hast doch gesagt, dass diese Typen, die absoluten Newcomer in Deutschland sind. Hast du gedacht, du kannst dann mitten in der City von München mit deinem Sänger in nem Springbrunnen rumplantschen, ohne, dass es auffällt?!“

Ich hatte ihn noch nie so wütend erlebt und spürte wie der Kloß in meinem Hals wuchs.

„Ich weiß nicht, wovon du redest“, wisperte ich.

„Ich rede davon, dass es Fotos von euch im Internet gibt, Elif. Mit netten Spekulationen darüber, wer denn die hübsche Unbekannte ist und wie verliebt ihr ja anscheinend zu sein scheint.“

Ich schnappte nach Luft. Mein Bad im Springbrunnen war erst wenige Stunden her und mir war nicht aufgefallen, dass wir fotografiert worden wären. Ich hatte aber auch ehrlich gesagt, nicht darauf geachtet.

„Aber das ist doch Schwachsinn“, versuchte ich zu beteuern, was Sven nur mit einem wütenden Schnauben kommentierte.

„Vergiss es einfach, okay? Ich habe die Bilder gesehen und weiß, wann ich verloren habe. Ich habe so lange auf dich gewartet und immer gehofft, dass du es dir mit uns noch einmal überlegst. Ich war da wohl ein ziemlicher Idiot.“

Der bittere Tonfall in seiner Stimme sorgte dafür, dass sich das Herz in meiner Brust schmerhaft zusammenzog. Wie konnte er auf die Idee kommen, dass an dieser Presselüge etwas dran sein konnte? Kannte er mich so wenig?

„Sven…“, setzte ich an, wurde jedoch ruppig unterbrochen.

„Nein Elif, es tut mir leid. Ich dachte, ich komme damit klar, aber ich tu es nicht. Bitte melde dich nicht mehr bei mir, ja? Ich will jetzt erst mal etwas Abstand.“

„Aber…“

„Mach’s gut.“

Plötzlich war nur noch ein Besetztzeichen zu hören. Er hatte einfach aufgelegt. Geschockt starrte ich minutenlang auf mein Handy und versuchte zu realisieren, was da passiert war. Dann begann ich wild darauf herumzutippen. Ich musste diese Fotos sehen, von denen Sven gesprochen hatte. 

Mit den Suchworten ‚Liam Payne‘, ‚One Direction‘ und ‚München‘ wurde ich schnell fündig. Mehrere Fanhomepages verlinkten Einträge zu der Homepage eines kleinen Onlineklatschmagazins.

Erstaunlicherweise verspürte ich als Erstes pure Erleichterung, dass es sich nur um so einen kleinen Fisch im Magazinhimmel handelte.

Alles andere wäre auch unrealistisch gewesen, schließlich tourte ich nicht mit den Rolling Stones. Dieses Magazin hätte wohl auch darüber berichtet, dass in China ein Reissack umgefallen war, nur um keinen freien Raum auf den Seiten des Hefts zu verschwenden, dass man  als kostenlose pdf-Datei herunterladen konnte.

Liam Payne in love (?) lautete der Titel der kleinen Bilderstrecke.

Heute wurde Liam Payne, der Sänger der Band One Direction, die heute Abend ein Konzert in München gibt, in der Münchener Innenstadt gesichtet. In Begleitung einer unbekannten Schönheit

– konnte ich mir darauf jetzt etwas einbilden? –

wurde er erst beim Stadtbummel beobachtet und dabei in sehr vertrautem Umgang mit seiner noch unbekannten Begleiterin gesehen. Später nahmen die beiden ein spontanes Bad in einem Springbrunnen, Hintergründe unbekannt. Sollte der 25jährige seine Herzdame gefunden haben? Wir wünschen dem Paar auf diesem Wege alles Gute.

Darunter waren Bilder zu sehen, wie Liam mich zum Brunnen trug, ich klatschnass aus dem Brunnen auftauchte, eine Aufnahme, wie ich Liam ebenfalls ins Wasser zog und dann später abwartend neben ihm im Brunnen stand und auf ihn hinuntersah.

Fassungslos musterte ich die Bilder. Entweder hatte der Fotograph ein sehr gutes Objektiv gehabt oder er hatte gar nicht so weit von uns entfernt gestanden.

Wie dreist das Ganze ins falsche Licht gerückt worden war! Schließlich war ich nicht mit Liam allein unterwegs sondern wir waren eine Gruppe von sieben Leuten gewesen und ich hatte mich eigentlich nur mit Kira unterhalten, während wir bummeln waren.

‚Sehr vertrauter Umgang‘ so hieß es jetzt also, wenn der angebliche Freund ungefähr zehn Schritte hinter einem lief und einen nicht eines Blickes würdigte. Allerdings waren die Bilder so schlau geschossen, dass man nicht sah, dass der Rest der Band und Kira mit am Brunnen gestanden hatten.

Ich hatte keine Ahnung, wie ich das Ganze Sven erklären sollte. Es tat mir weh, dass er noch nicht mal bereit gewesen war, mir zuzuhören.

Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war schon recht spät und irgendwie fühlte ich mich wie von einem D-Zug überrollt und nicht in der Lage, Sherin die ganze Sache zu erklären.

Ich stand noch immer auf dem Bürgersteig vor dem Club und starrte nachdenklich ins Leere als sich die Türen öffneten und die ersten Menschen herausgeströmt kamen. Hauptsächlich handelte es sich dabei um ältere Semester, Eltern oder große Geschwister, die zum Teil noch immer das Gesicht genervt verzogen hatten.

Mechanisch ging ich entgegen des Menschenstroms wieder hinein, zeigte dem Türsteher meinen Pass und flüchtete in den Backstagebereich, wo ich schon einmal meine Sachen zusammenräumte. Niall und Louis saßen bereits mit nassen Haaren auf der Couch und unterhielten sich über den Gig und das anstehende Akustikkonzert. Louis war noch unsicher welche Gitarre er dafür nehmen sollte und Niall musste auf seine noch neue Saiten aufziehen.

Ich setzte mich dazu, lächelte und nickte, wenn sie versuchten mich ins Gespräch miteinzubeziehen, und gab kurze Antworten, war aber ansonsten völlig abwesend.

Nach einem kurzen Abstecher im Hotel wurde entschieden, die Gelegenheit zu nutzen und diesmal richtig feiern zu gehen. Das Interview im Radio war erst nachmittags und somit hatten wir massig Zeit auszuschlafen.
Mein Outfit fiel dieses Mal erheblich körperbetonter aus. Ich trug eine schwarze Hose mit knielangen Lederstiefeln und ein ebenfalls schwarzes Oberteil, dessen Rückenausschnitt so tief war, dass der restliche Stoff grade noch meine Narben bedeckte, die sich über weite Teile meines unteren Rückens erstreckten, und das auch vorne tiefe Einblicke gewährte. Ohne großartig darüber nachzudenken komplettierte ich das Outfit mit dunkelrotem Lippenstift, bevor ich mich in der Lobby des Hotels mit den Jungs traf. Mein Haar trug ich offen.

Louis war der Erste, der mich entdeckte und pfiff bewundernd durch die Zähne.

„Hallo, schöne Frau. Bist du auf Männerfang oder was hat das Outfit zu bedeuten?“

Ich hatte keine Lust, auf diese Frage einzugehen und neigte spöttisch lächelnd den Kopf. Mich überraschte, dass Liam, der sonst mit seinen Sprüchen an vorderster Front war, dies Mal stumm blieb.

„Ich sehe schon, die Lady genießt und schweigt“, setzte Louis nach und musterte mich noch einmal bewundernd von oben bis unten.

„Dann können wir ja los.“

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Was sagt ihr zu diesem Sven?

PS: Danke für 1,16k reads , 237 Sternchen und 898 Kommentare.
Ihr seit der Hammer und wir sind erst bei Kapitel 14. Ich danke jeden für die Unterstützung und euren Support. ♥♥♥♥

An dieser Stelle möchte ich nochmal sagen. Wenn ich ein Kapitel gefällt dann drückt auf das Sternchen. Das tut euch nicht weh und geht ganz schnell.

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