☆>Siebenunddreißig<☆
Sometimes we fail to say how hurt we are
When the word we fear speaks treason
Don't wantto be there when my Cupid dies
From a wound by his own arrow
Sonata Arctica - Tonight I dance alone
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Als Liam und ich am Strand ankamen, waren die anderen bereits im Wasser. Wir hatten auf dem Weg nur über belanglosen Smalltalk gesprochen und die Thematik aus dem Hotelzimmer nicht wieder angeschnitten.
Langsamer als sonst breitete ich mein Handtuch aus, zog die Sonnencreme aus meiner Tasche und begann, nachdem ich mich aus dem Strandrock gepellt hatte, zunächst Sonnencreme auf meinen Beinen und meinen Armen zu verteilen. Mein Top ließ ich dabei an.
Liam hatte sich neben mich gesetzt und beobachtete jede meiner Bewegungen.
„Was ist?“, fragte ich irgendwann genervt, da ich mich unterseinen Blicken zusehends unwohl fühlte.
Seine Mimik war völlig unbewegt, bis auf ein leichtes Lächeln, dass seine Mundwinkel zu umspielen schien.
„Nichts, was sollte sein?“, fragte er unschuldig zurück.
„Welches Sternzeichen bist du? Nicht rein zufällig Skorpion, oder? Ich hab gehört, die lauern auch im Sand der Wüste auf ihr nächstes Opfer.“
„Ich bin Löwe“, erwiderte er.
„Legst du denn Wert darauf, mein nächstes Opfer zu sein?“
Ich hörte damit auf, den Sonnenschutz auf meinem rechten Arm zu verteilen und sah ihn an. Forschend versuchte ich den Ausdruck in seinen Augen zu deuten.
„Kommt darauf an. Um von dir erst vergiftet und dann genüsslich verspeist zu werden?“, fragte ich vorsichtig und hielt seinen Blick weiter fest.
„Wenn du willst mit Haut und Haaren“, schnurrte er schließlich mit einiger Verzögerung.
Ein wenig resigniert ließ ich die Schultern sinken. Das hier war der unverbindlich flirtende Liam, der es gewöhnt war, das weibliche Geschlecht aus dem Konzept zu bringen.
„Reden wir hier grade noch von Skorpionen in der Wüste?“, fragte ich, um einen neutralen Tonfall bemüht.
„Keine Ahnung, sag du es mir“, erwiderte er mit einem Lächeln, dass seine Augen jedoch nicht ganz zu erreichen schien.
Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte.
Jede Faser meines Körpers sehnte sich in diesem Moment nach seiner Berührung, doch ich wurde einfach nicht schlau aus ihm. War der Bikini doch nur zur Fleischbeschau gewesen?
Ich räusperte mich nervös, als ich bemerkte, dass er mich noch immer musterte und zog einer plötzlichen Eingebung folgend mir mein Top über den Kopf, bevor ich ihm den Rücken zudrehte.
„Könntest du mir den Rücken eincremen?“, fragte ich und stellte die Flasche mit der Sonnenmilch neben mich.
„Sicher“, sagte er, in seiner Stimme schwang ein Hauch von Irritation mit.
Trotzdem hörte ich, wie er die Sonnencreme auf seinen Händen verteilte und schloss die Augen, als seine Finger meinen Nacken streiften.
Er massierte fast eher, als dass er mich eincremte. Jede Pause, die er machte, um neue Creme aus der Tube zu drücken kam mir unnötig lang vor. Von meinem Nacken wanderten seine Hände weiter zu meinen Schultern und von dort aus weiter den Rücken hinunter, bis er an meiner Taille und damit auch bei meinem Narben angekommen war.
Unwillkürlich verspannte ich mich, doch er fuhr mit genauso gleichmäßigen Bewegungen fort, als wäre meine Haut an dieser Stelle genauso glatt wie an den anderen Stellen meines Körpers.
Ich zuckte zusammen und biss mir auf die Lippe, als er mit beiden Händen über meine Seiten strich und damit die letzte Sonnencreme von seinen Fingern wischte. Einen kurzen Moment blieben seine Hände auf meine Hüfte liegen, dann ließ er mich los.
„Fertig“, stellte er fest.
Ich atmete tief durch und drehte mich wieder zu ihm um. Ein Blick in seine Augen und die Tatsache, dass er dezent sein Handtuch auf seinen Schoß gelegt hatte, sagten mir, dass auch ihn das ‚Eincremen‘ nicht kalt gelassen hatte. Na ja, dass er mich körperlich nicht unattraktiv fand, hatte er ja schon öfter deutlich gemacht.
Ich war nahe dran, meine Vorsätze über Bord zu werfen. Egal, ob er tiefere Gefühle für mich hatte oder nicht, mein ganzer Körper schrie praktisch nach einer Wiederholung unserer gemeinsamen Nacht. So aufgeheizt wie die Stimmung zwischen uns war, würden die Leute um uns herum mächtig etwas zu gucken haben, wenn nicht einer von uns für Abkühlung sorgte. Liam war da allerdings derzeit etwas… gehandicapt.
„Ich geh ins Wasser“, murmelte ich schließlich und erhob mich, um in Richtung Meer davonzueilen.
Ich wollte möglichst schnell genügend Abstand zwischen Liam und mich bringen, den Blicken der Leute entgehen und zusätzlich war der Sand unter meinen nackten Fußsohlen unangenehm heiß, dass ich mehr über den Strand flog, als dass ich ging.
Auf halbem Weg kam mir Niall entgegen, der sich ähnlich hüpfend über den heißen Sand bewegte wie ich.
„Hey Elif, schicker Bikini!“, grinste er.
Ich schenkte ihm nur ein kurzes Lächeln und lief dann schnell weiter, bis der Sand unter meinen Füßen feucht wurde.
Vorsichtig watete ich ins Wasser und ließ mich schließlich auf dem Meeresgrund nieder, sodass die Wellen um meine Schultern schwappten. Erleichtert schloss ich die Augen und seufzte tief.
„Nicht erschrecken!“, ertönte es plötzlich neben mir und ich erkannte Harrys Stimme, der sich anscheinend neben mich gesetzt hatte.
„Alles okay?“, fragte er vorsichtig nach.
Nachdem ich kurz überlegt hatte, schüttelte ich mit dem Kopf.
„Willst du darüber reden?“, fragte er mitfühlend.
Ich öffnete die Augen und sah auf’s Meer hinaus um dann ein weiteres Mal stumm zu verneinen.
Was hätte ich auch sagen sollen? Ich hatte mich in Liam verknallt und auf der einen Seite wollte ich die ganze Zeit Freudensprünge machen, wenn ich ihn sah, auf der anderen Seite schaffte er es mit seiner unbekümmerten Geflirte jedes Mal, mir einen Stoß in die Magengrube zu verpassen. Wie sollte ich aus ihm schlau werden, wenn er ständig so widersprüchliche Signale sendete?
Harry blieb still neben mir sitzen. Er gehörte zu den wenigen Schlagzeugern, die nicht die ganze Zeit herumrannten wie ein Duracellhäschen und krampfhaft ständig mit irgendetwas einen Rhythmus trommelten.
„Die Gegend ist schön hier, oder? Ich bin schon am Überlegen, ob ich im nächsten Urlaub hier mit Mady mal hinfahren soll“, begann er schließlich ein Gespräch.
Ich musste lächeln. Wie üblich hatte er gespürt, wonach mir der Sinn stand: Belangloses Gequatsche, das mich davon abhielt, weiter vor mich hinzugrübeln.
„Ja, ich finde es auch sehr schön hier. Der Strand ist ein bisschen voll, aber Valencia ist sicher auch eine nette Stadt um ein bisschen Kultur zu machen. Vielleicht sollte ich Spanien auch mal auf meine Urlaubsliste schreiben.“
Nun sah ich zum ihm hinüber.
„Warst du noch nie in Spanien? Dann kann ich dir noch Barcelona und Granada empfehlen, das sind beides echt schöne Städte.“
Ich grinste.
„Okay, dann revanchiere ich mich jetzt mit einer Empfehlung: Sardinien. Super Strände und auch ansonsten eine schöne Insel.“
Er neigte den Kopf.
„Danke für den Tipp.“
„Hey ihr beiden, warum hockt ihr denn hier im Wasser herum?“
Louis kam auf uns zugepflügt und setzte sich ebenfalls.
„Wir diskutieren grade unsere Urlaubspläne“, klärte ich ihn auf.
„Deine Empfehlung für Strandurlaub?“
„Die Malediven“, antwortete er, wie aus der Pistole geschossen.
Ich rollte mit den Augen.
„Etwas, was sich auch Normalsterbliche leisten können.“
„Wie? Heißt das ich bin Unsterblich? Cool…“
„Louis…“
„Ist ja gut. Ansonsten beschränkten sich meine Strandurlaube leider auf Dänemark und Mallorca. Nichts besonders Spannendes.“
„Wann warst du überhaupt mal auf den Malediven?“, fragte Harry jetzt stirnrunzelnd.
Louis kratzte sich am Kopf.
„Das muss inzwischen schon fast zehn Jahre her sein. Liams Familie hatte mich eingeladen.“
Ich zog eine kurze Grimasse. Warum kam das Gespräch eigentlich sofort wieder auf den Menschen, über den ich grade nicht nachdenken wollte.
„Hätte ich mir ja denken können“, sagte Harry mit einem amüsierten Kopfschütteln.
Erst jetzt drang zu mir durch, was Louis eigentlich gesagt hatte.
„Moment, Liams Familie hat dich auf die Malediven eingeladen?“, fragte ich entgeistert, wobei ich das letzte Wort deutlich betonte.
„Liams Mum und ihr Mann machen dort öfter Urlaub. Der Teilhaber von Rolfs Kanzlei hat da so was wie eine Ferienhütte. Da haben sie mich dann mal mitgenommen. Ich musste nur den Flug zahlen. Na ja, beziehungsweise haben damals meine Eltern den Flug gezahlt.“
„Eine Ferienhütte? Auf den Malediven? Ist klar“, spottete ich.
Louis grinste und in seine Augen trat ein kurzer träumerischer Ausdruck, als er sich wohl an den Urlaub erinnerte.
„Okay, keine Hütte, eher ne ganz nette Villa. Wie gesagt, das war der beste Strandurlaub bis jetzt.“
„Auf die Malediven würde ich auch gern noch mal“, meinte ich seufzend und bohrte unter Wasser meine Zehen in den Sand.
„Vielleicht hast du ja Glück und kommst da früher hin, als du denkst“, orakelte Louis grinsend.
Ich rollte mit den Augen.
„Wenn ich im Lotto gewinne vielleicht. Dazu müsste ich nur erst mal spielen.“
Harry richtete sich plötzlich auf.
„Also mir wird es langsam zu kalt. Ich gehe mich noch ein wenig in der Sonne aalen, solange sie noch da ist. Kommt ihr mit?“
Louis warf mir einen fragenden Blick zu, doch ich schüttelte den Kopf.
„Ich bin noch nicht über das kniehohe Wasser hinausgekommen, ich gehe jetzt erst mal schwimmen. Aber geh ruhig, ich kann schon auf mich selbst aufpassen.“
„Okay, dann bis später.“
Mit triefenden Badeshorts stapften die beiden durch das Wasser von dannen.
Ich unterdessen paddelte gemächlich auf dem Rücken in tiefes Wasser, drehte mich dann auf den Bauch und begann auf’s Meer hinauszuschwimmen.
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Ich glaube nun ist wirklich klar, dass sie sich in Liam verliebt hat.
An der stelle möchte ich mich mal für 4,45 k Reads, 813 Sternchen☆☆ und 2,33 k Kommentare bedanken. ♥♥
Ich würde mich wirklich freuen, wenn alle die bis hier gelesen haben und denen diese Story gefällt, auch auf das kleine ☆ drücken. Das geht schnell und es tut nicht weh.
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