☆>Sechsunddreißig<☆
Every time I try to get a little closer
You shut down and conversation's over
We get nacked but I can't undress your heart
Show me your private parts
Halestorm - Private Parts
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Nach dem Gespräch mit Ville kribbelte es mir gehörig in den Fingern, Sherin direkt anzurufen, doch ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es dafür noch zu früh und sie noch in der Redaktion war.
Also steuerte ich wieder die Studiotür an, hinter der erstaunlicherweise die pausenlose Schleife von ‚Moments' verstummt war.
Als ich durch die Tür trat, war die Green Box leer und die Jungs standen lachend zusammen und nippten an verschiedenen Getränken. Unter dem Scheinwerferlicht waren die vier doch mächtig ins Schwitzen geraten.
„Na, ging dir Liams Gejaule zu sehr auf die Nerven?", fragte Harry grinsend, als ich wieder zu ihnen trat.
„Wahrscheinlich das und das Schlagzeug, was immer zwei Takte hinterher hing", kommentierte Liam trocken und brachte sich hinter mir vor Harry in Sicherheit.
„Zumindest war es nicht möglich, hier drinnen in Ruhe zu telefonieren", sagte ich diplomatisch und machten einen Schritt zur Seite, sodass ich wieder neben Liam stand.
Seinen Atem praktisch im Genick zu haben machte mich nervös.
„Seid ihr fertig? Oder ist es nur die Ruhe vor dem nächsten ‚Moments'-Sturm?"
„Meinst du Alex hätte uns Getränke spendiert, wenn noch nicht alle Einstellungen im Kasten gewesen wären?", fragte Liam zurück.
„Wer weiß, vielleicht braucht Alex auch einfach mal eine Pause von deinen Sangeskünsten", stichelte ich nun doch.
Ich warf einen Blick zu dem Regisseur hinüber, der sich gerade von seiner Assistentin María mit großer Theatralik einen Mojito servieren ließ. Wo sie hier im Studio einen Cocktail aufgetrieben hatte, hätte sie mir ruhig mal verraten können.
„Pf, bevor du über mich urteilst, müsstest du mir erst mal beweisen, dass du es besser kannst. Wahrscheinlich klingst du beim Singen wie ein abgestochenes Meerschwein und bist nur neidisch", neckte er mich mit hochmütig hochgezogener Augenbraue.
„Tz, Einspruch! Hören-Sagen!"
Liam warf mir einen verdutzen Blick zu.
„Nun guck nicht so. Zu irgendwas muss das ‚Barbara Salesch'-Gucken ja gut gewesen sein", erklärte ich und streckte ihm die Zunge raus.
„Rote Zunge zeigt man nicht, denn das heißt ‚Ich liebe dich'!", stänkerte Niall und sofort verschwand meine Zunge wieder hinter meinen Zähnen.
„Wie war eigentlich deine Reitstunde?", fragte ich, um schnell vom Thema abzulenken.
Als der große Herr und Meister eine halbe Stunde nach uns im Studio eingetrudelt war, hatte Alex ihn ungeduldig in die Maske gescheucht und es hatte keine Gelegenheit gegeben ihn darüber auszuquetschen, wie er sich angestellt hatte. Auch über die Bikini-Sache hatte keiner von uns ein Wort verloren und nicht ein Blick von ihm hatte darauf schließen lassen, dass es ihn kümmerte, was ich mit dem verhassten Stoffstück gemacht hatte.
„Ja, stimmt, wo ich schon keine Fotos machen konnte, erwarte ich einen detaillierten Bericht!", forderte Niall.
„Nur damit das klar ist: Ich erzähle jetzt nur etwas, weil Elif mich danach gefragt hatte", betonte Liam mit einem Seitenblick zu dem Gitarristen seiner Band hinüber.
„Dir würde ich kein Sterbenswörtchen verraten."
„Das trifft mich zutiefst!"
Mit betroffener Miene griff sich Niall an die Brust.
„Vielleicht sollte ich dir auch öfter ‚Komplimente' über dein Gejaule machen."
„Also? Wie war's?", unterbrach ich ihr Gepläkel ungeduldig.
„Ungewohnt, aber ich glaube ich habe mich gar nicht so blöd angestellt. Clarisa hat mich sogar galoppieren lassen."
Wer war Clarisa?
„Das ist gut?", fragte Niall nach.
Synchron rollten wir anderen mit den Augen.
„Lass es mich so ausdrücken: Du Bewegungslegasteniker wärest wahrscheinlich sofort vom Pferd gekippt", frotzelte Louis und bekam zum Dank einen bösen Blick zugeworfen.
„Na ja, ihr dürft dann ja morgen meine Reitkünste bewundern", sagte Liam schnell.
„Das coolste war eigentlich, dass Clarisa Tiertrainerin ist und grade dabei ist einen Nasenbären für eine Fernsehserie zu trainieren. Außerdem hat sie irgendwie so jedes Tier auf ihrer Finca, das man sich vorstellen kann."
Nun sprach wohl aus unser aller Gesichter der pure Neid, den Liam sah nach dieser Bemerkung sehr zufrieden aus.
„So Jungs, ich habe uns ein Taxi bestellt, das sollte gleich da sein."
Plötzlich war Franky wie aus dem Nichts hinter uns aufgetaucht.
„Morgen könnt ihr euch auf eine kurze Nacht einstellen, Alex will die Mittagshitze am Strand vermeiden und hätte am liebsten die Szenen bis mittags im Kasten."
„Hoffentlich hat er sich einen schönen Badestrand ausgesucht", frotzelte Harry.
„Apropos baden, gehen wir gleich noch zum Strand?"
Unwillkürlich wanderten meine Augen zu Liam hinüber, der mir ebenfalls einen kurzen Seitenblick zuwarf.
„Ich bin dabei", sagte er dann schnell und legte kumpelhaft einen Arm um mich.
„Elif begleitet uns bestimmt auch, oder?"
Mit spitzen Fingern pflückte ich seine Hand von meiner Schulter obwohl mein Herz schon wieder zu einer kleinen Kapriole ansetzte.
„Spätestens jetzt, wo du mich vollgeschwitzt hast, werde ich wohl mitkommen müssen."
Er grinste daraufhin nur und antwortete nicht.
***
Auf der Rückfahrt zum Hotel waren die Jungs schweigsamer als sonst. Ihnen war deutlich anzusehen, dass der Videodreh sie geschafft hatte und ich hatte dafür vollstes Verständnis. Ich hätte wahrscheinlich schon nach einer halben Stunde unter den Scheinwerfern mit den gefühlten 1000 Watt wie ein Maikäfer keuchend auf dem Rücken gelegen.
Seltsamerweise war die Stille überhaupt nicht unangenehm, wie es sonst häufig der Fall war. Irgendwie schien ein tiefes Verständnis zwischen uns zu herrschen, das Worte in diesem Moment einfach überflüssig machte. Mir wurde mal wieder bewusst, wie sehr ich die Jungs vermissen würde, wenn die Tour in etwas mehr als anderthalb Wochen vorbei sein würde.
Noch immer schweigend traten wir in den Fahrstuhl.
„Louis, ich steig hier kurz mit aus und komme nach", sagte Liam plötzlich als der Fahrstuhl auf meiner Etage hielt.
Wie fertig die Jungs waren, zeigte sich daran, dass selbst Niall keinen dummen Spruch dazu brachte, sondern ihn nur genauso verwirrt musterte wie ich.
Ohne ein weiteres Wort schob Liam mich aus dem Fahrstuhl und zog mich weiter zu meinem Zimmer. Mit klopfendem Herzen folgte ich ihm.
„Was ist denn?", fragte ich schließlich, als wir schließlich vor meiner Zimmertür standen und machte keinerlei Anstalten, meine Schlüsselkarte aus meiner Tasche zu suchen.
Augenrollend zog er sein Portemonnaie hervor, zog eine Karte durch das Türschloss und schob mich in mein Zimmer. Wütend fuhr ich zu ihm herum.
„Hör zu, das geht so nicht, du kannst nicht einfach ständig in mein Zimmer einbrechen! Das ist unheimlich! Ich habe keine Ahnung, wie du das machst, aber hör auf dir Schlüssel für mein Zimmer geben zu lassen! Und jetzt sag mir endlich, was du willst!"
Mit jedem meiner Sätze war ich lauter geworden und hatte mich mehr in Rage geredet, während Liam einfach nur ruhig abgewartet hatte.
„Eigentlich bin ich hier um dafür zu sorgen, dass du die richtige Strandklamotte trägst."
Er deutete auf den Bikini, den das Zimmermädchen nach dem Aufräumen und Bettmachen wieder dorthin gelegt hatte, wo ich ihn fallen gelassen hatte.
„Liam, ich werde dieses Teil nicht anziehen. Er ist wirklich schön und ich danke dir dafür, aber außer höchstens vielleicht mal in meiner Badewanne wird dieses Teil kein Wasser zu Gesicht kriegen."
Wir sahen einander fest in die Augen und fochten einen stummen Kampf aus, bis Liam plötzlich einen Schritt auf mich zutrat. Automatisch wich ich ein Stück zurück, doch, er packte mich am Oberarm und schob mich vor den bodenlangen Spiegel, der ein Stück neben der Zimmertür hing.
„Sag mir, was du siehst!", forderte er und stellte sich hinter mich.
Widerwillig warf ich einen Blick auf mein Spiegelbild.
„Ich sehe mich. Übrigens reichlich verwirrt darüber, was das hier werden soll."
Ich sah ihm im Spiegel in die Augen.
Plötzlich legte er von hinten die Arme um mich und öffnete den Knopf meiner Shorts, die er dann mit über meine Hüften nach unten schob.
„Was machst du da?"
So schnell es mir mit den Short an den Knöcheln möglich war, wirbelte ich zu ihm herum. Mein Herz schlug bis zum Hals, als ich zu ihm hochblickte.
„Vertraust du mir?", fragte er leise.
Ich nickte stumm, während ich in seinen braunen Augen versank.
Vorsichtig ließ er mich einen Schritt zur Seite machen, sodass ich aus meinen Flip-Flops und den Shorts steigen musste.
Dann, ohne den Blickkontakt abzubrechen, wanderten seine Hände zu dem Saum meines Tops, das er mir langsam über den Kopf zog. Willenlos hob ich die Arme, für seine Augen sollte der Kerl wirklich einen Waffenschein beantragen. Als ich nur noch in Unterwäsche vor ihm stand, drehte er mich langsam wieder zum Spiegel um.
„Was siehst du jetzt?"
Für einen kurzen Moment klang seine Stimme rau und belegt.
Ich schluckte und warf ihm einen kurzen Blick im Spiegel zu und warf dann einen Blick auf mich. Unweigerlich wurden meine Augen von meinen Narben angezogen, doch dann atmete ich tief durch, riss meine Augen davon los und lenkte den Fokus auf den Rest meines Körpers.
„Ich sehe immer noch mich", wisperte ich und drehte mich dann langsam zu ihm um.
„Du sagst es. Das bist immer noch du und keiner sollte dir etwas anderes einreden."
Ich schluckte nervös gegen den Kloß in meiner Kehle an, der sich langsam aber sicher auf meine Stimmbänder zu legen schien.
„Du bist wunderschön, selbst wenn dir ein Bein fehlen würde."
Ich versuchte seinen Gesichtsausdruck zu deuten und reckte ihm vorsichtig meinen Kopf entgegen, als plötzlich das Geräusch seines Handys uns auseinanderfahren ließ.
Der Moment war vorbei, Liam schüttelte leicht den Kopf und zog dann sein Handy aus der Hosentasche. Während er las, trat er einen Schritt von mir zurück und sah dann wieder auf.
„Das war Louis, die anderen gehen schon zum Strand vor, wir sollen dann nachkommen. Also, ab in den Badefummel, wir treffen uns gleich unten."
Ich nickte sprachlos, als er mir grinsend kurz auf die Nase stupste und zur Tür hinaus verschwand.
Als ich den Bikini anzog, zitterten meine Hände so sehr, dass ich kaum die Schleife im Rücken binden konnte.
Ob Liam das absichtlich machte? Ob er auch nur den Hauch einer Ahnung hatte, was seine Worte in mir ausgelöst hatten?
Da meine Gedanken nicht aufhörten, Karussell zu fahren, ging ich ins Bad hinüber und spritzte mir eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht. Dann warf ich einen Blick in den Spiegel und straffte mich. Immer schön cool bleiben.
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Ich mag das Kapitel so sehr.
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