☆>Einunddreißig<☆
If there's a place that I could be
Then I'd be another memory
Can I be the only hope for you?
'Cause you arethe only hope for me
And if we can find where we belong
We'll have to make it on our own
Face all the pain and take it on
Because the only hope for me is you alone
My Chemical Romance - The only hope for me is you
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Wenn ich ehrlich war, hatte es mich schon die ganze Zeit gereizt, ein Konzert der Jungs aus der Bühnenperspektive zu verfolgen. Ich hatte allerdings darauf verzichtet, sie danach zu fragen, da in den meisten Clubs der Platz auf der Bühne, sodass man vom Publikum nicht gesehen werden konnte, doch recht begrenzt war.
Da mich ja die Jungs darum gebeten hatten, lief ich zu Richard, der wirklich wie der Tod auf zwei Beinen aussah und fragte ihn, ob er mir sagen könnte, wie ich mich beim Gig positionieren sollte, um nicht aufzufallen.
Er war im ersten Moment nicht begeistert und meinte, dass der Platz recht knapp bemessen war, doch als ich ihm vorschlug, dass ich doch seinen Platz einzunehmen könnte, hellte sich sein Gesicht auf und nach ein bis zwei halbherzigen Anweisungen war er schneller verschwunden als ich gucken konnte.
Kurze Zeit später war bereits die Umbaupause, bei der diesmal die Techniker ein wenig einsprangen und in der ich schnell über die Bühne huschte und die Handtücher für die Jungs bereit legte, sowie kleine Wasserflaschen danebenstellte. Ich tat so, als würde ich die feindseligen Blicke der Teenies in der ersten Reihe nicht bemerken und hoffte, dass mein Auftauchen auf der Bühne nicht die Gerüchte zu Liam und mir noch zusätzlich anheizen würde, sobald die Fotos auch in der Zeitschrift veröffentlicht worden waren.
Kurzzeitig war mir doch etwas mulmig gewesen, den Job von Richard zu übernehmen, aber die Jungs hatten mich beruhigt, dass mein Job wirklich nur aus ‚Wasser- und Handtuchdienst‘ bestand. Den optionalen Massageservice, den Liam gefordert hatte, hatte ich ihm mit einem wenig bedauernden Gesichtsausdruck verweigert.
Die Jungs begannen zu spielen und es war erstaunlich, wie viel von dem Gekreische der Fans trotz der Monitore doch noch auf der Bühne ankam.
Nach dem Opener ‚Drag me down‘ und einem direkt darauffolgenden Lied, dessen Namen ich mir nie merken konnte und auch nicht wirklich meinem Geschmack entsprach, nahm Liam sich die Zeit für eine kleine Anmoderation.
„Hallo Kiel, wir sind One Direction und wir freuen uns hier zu sein. Das hier ist ‚Story of My Life‘.“
Während der Rest der Band das Intro spielte, nahm Liam einen Schluck aus seiner Wasserflasche und begann dann zu singen.
Als ich das Lied zum ersten Mal gehört hatte, hatte ich darauf getippt, dass es in dem Text wieder um das Ende einer gescheiterten Beziehung ging. Aber als ich nun genau hinhörte, mit der Erinnerung an Liams Erzählungen am gestrigen Nachmittag, begriff ich, dass es um Linis Reaktion auf seinen Entschluss, sein Studium abzubrechen, ging.
Ich bemerkte das leichte Lächeln, das Liams Lippen umspielte, während er die letzten Zeilen des Refrains sang und auch Louis, auf dessen Seite der Bühne ich es mir vorerst hinter einem Verstärker bequem gemacht hatte, grinste über beide Ohren.
Alles wieder in Ordnung zu bringen war Liam nach seiner Aussage ja beruflich gelungen. Ich war verdutzt gewesen darüber, dass er gesagt hatte, er hätte für seine Ausbildung nur zwei Jahre benötigt, denn meines Wissens nach war die Regelzeit drei Jahre. Ich hatte allerdings dank dem World Wide Web feststellen müssen, dass es durchaus möglich war, ein komplettes Jahr in der Berufsschule zu überspringen und somit bereits nach zwei Jahren den Abschluss in der Tasche zu haben. Oh man, ich fing wegen dem Kerl schon das Googlen an. Ich musterte Liam nachdenklich, während er, völlig in seinem Element, über die Bühne schritt und mit einem einzigen Blick die Fans zu wahren Kreischorgien animierte.
Mit dem letzten Takt des Liedes wurde es komplett dunkel auf der Bühne und ich erschrak mich fast zu Tode, als Liam plötzlich direkt vor mir stand.
“Sicher, dass ich keine Massage kriege?”, raunte er mir zu, während er sich mit dem Handtuch kurz über das Gesicht fuhr.
„Träum weiter, Casanova!“, entgegnete ich und ließ die Schultern kreisen, die dank der etwas unbequemen Sitzposition sich bei dem Wort ‚Massage‘ wieder in Erinnerung riefen.
„Ich revanchiere mich auch“, ließ er noch beiläufig fallen und strich mit einer Hand über meine Seite, bevor die Lichter auf der Bühne wieder aufflammten und das nächste Lied begann.
Bei der nächsten Gelegenheit warf er einen fragen Blick zu mir hinüber und fuhr sich mit der Hand in den Nacken, um seine Verspannung anzudeuten. Grinsend schüttelte ich den Kopf, obwohl sich nach seiner Berührung noch immer eine Gänsehaut auf meinen Armen zeigte.
Er verzog kurz schmollend den Mund, dann grinste er wieder und bedeutete dann Boris mit einer kurzen Geste, beim nächsten Lied mehr Lautstärke auf die Monitore zu bringen.
Ungefähr in der Mitte des Auftritts entschieden sich die Jungs für eine kleine Akustiksession. Ich reichte Louis eine Gitarre, während Basti, einer der Techniker, ihm den Bass abnahm, dann flitzte ich im Schutze des Dämmerlichts, das gerade auf der Bühne herrschte kurz ins Sichtfeld der Fans um einen Klappstuhl für Niall und Liam aufzustellen.
Zunächst gab es eine Akustikversion von ‚Moments‘, dann kündigte Liam als nächstes eine Coverversion an.
„Dieser Song widmen wir diejenigen, die wissen, dass sie gemeint sind“, sagte er mit einem Grinsen ins Mikro und ich runzelte fragend die Stirn, als Louis bedeutungsvoll mit den Augenbrauen wackeln in meine Richtung sah.
Auch auf den Gesichtern der Fans zeigte sich noch immer Unverständnis, als die ersten Takte von ‚Don’t look back in anger‘ erklangen. Auf meinem Gesicht hingegen breitete sich ein Lächeln aus. Louis hatte mir versprochen, dass sie mir das Stück einmal widmen würden und das hatten sie tatsächlich getan.
Ein warmes Gefühl durchströmte mich, als ich die Jungs dort so gemeinsam auf der Bühne sitzen sah.
In diesem Moment konnte ich mir genau vorstellen, wie sie angefangen hatten und im Winter reihum in den Wohnzimmern ihrer Elternhäuser geübt hatten, weil ihr Bandraum nicht beheizt gewesen war und man sich dort laut Niall wortwörtlich ‚den Arsch abgefroren hatte‘. ‚Außer Liam natürlich, der ist auch noch im November da im T-shirt herumgesprungen, was von dem Zeug abgeben, das ihn warmgehalten hat, wollte er uns aber nie‘, hatte er dann noch grinsend hinzugefügt und dafür von Liam einen kräftigen Schlag gegen den Hinterkopf geerntet.
Als Liam den Refrain sang, sah er kurz zu mir und obwohl ich nicht wusste, ob er mich im Halbdunkel des Bühnenrandes wirklich sehen konnte, da das Licht doch erheblich gedimmt worden war, lächelte ich und formte stumm mit den Lippen den Text mit.
Er warf mir ein strahlendes Lächeln zu, das meine Knie kurz verräterisch weich werden ließ.
Als er sich dann wieder dem Publikum widmete, betrachtete ich sein Profil, musterte das Muskelspiel an seinem Hals, wenn er den Kopf bewegte und erwischte mich dabei, dass ich mir vorstellte, wie ich eine Kussspur über eben diese Muskeln langsam von seinem Ohr, bis zu seinem Schlüsselbein zog. Verzweifelt versuchte ich die Bilder im meinem Kopf zu verdrängen, während mir abwechselnd heiß und kalt wurde.
Wie in der Nacht, als Liam bei mir im Hotelbett geschlafen hatte, versuchte ich ruhig zu atmen, um mein wild klopfendes Herz zu beruhigen. Hätte ich nicht einen ‚Job‘ gehabt, wäre ich wohl schnellstmöglich von der Bühne geflohen, um mein erhitztes Gemüt mit etwas frischer Luft abzukühlen.
Ich konnte es einfach nicht mehr leugnen. Bisher hatte ich mein unrhythmisch schlagendes Herz eher damit in Verbindung gebracht, dass er einfach wirklich gut aussah und gutaussehende Typen hatten mich immer schon nervös gemacht.
Allerdings landete ich mit denen dann nicht in der Kiste und wie ich Liam schon gesagt hatte, war ich kein Typ für One-Night-Stands.
Einmal hatte ich unfreiwilligerweise einen gehabt, weil die Vorstellungen meinerseits nicht der Vorstellung meiner ‚Bekanntschaft‘ entsprachen, aber ansonsten ging ich mit einem Typen nur ins Bett, wenn es mir wirklich ernst mit ihm war.
Selbst im besoffensten Zustand hatte mich mein Unterbewusstsein bisher immer davor bewahrt, es weiter als bis zu ein wenig Knutschen und Fummeln kommen zu lassen. Doch, ganz offensichtlich hatte ich eine klitzekleine Schwäche für Liam entwickelt.
Verärgert über mich selbst kräuselte ich die Lippen. Mein Verhalten war unprofessionell und ich tat gut daran, dass die Jungs und vor allem Liam nichts von meinen Gefühlen erfuhren. Alles, wofür dieses Wissen sorgen konnte, war letztendlich nur noch mehr Chaos.
***
Während des Rests des Konzerts hatte ich probiert an unverfängliche Sachen wie Katzenbabys und Schäfchenwolken zu denken, um mich nicht mit den Augen an Liams T-Shirt festzusaugen, als es nass an seinem Oberkörper klebte, und nicht anzufangen zu sabbern, als er es schließlich auszog, was von den Fans frenetisch bekreischt wurde.
Dass dadurch jeder die Kratzer auf seinem Rücken sehen konnte, schien ihm egal zu sein, bei mir sorgte ein Blick darauf allerdings für eine wahre Bilderflut vor meinem inneren Auge und eine halbe Minute Schnappatmung.
Vielleicht sollte ich einfach realistisch sein. Ich hatte mit Liam Sex gehabt, da war klar, dass sich meine Gefühle für ihn danach veränderten. Vielleicht sah ich das Ganze einfach aus der falschen Perspektive und nicht meine Gefühle hatten zu dem Sex geführt, sondern der Sex zu meinen Gefühlen. In diesem Fall sollte es wohl möglich sein, dass ich mich wieder unter Kontrolle bekam.
Wie hatte er es ausgedrückt? ‚Friends with benefits‘? Damit konnte ich mich sicher arrangieren, auch wenn die sogenannten ‚benefits‘ sich auf ein einziges Mal beschränken würden. Er sah das ja anscheinend nicht anders.
Nach dem Konzert hieß es tatsächlich schnell die Sachen zusammenräumen und ab in den Bus.
Zu fünft quetschten wir uns vor den Fernseher und schoben eine DVD in die Playstation. Während ich nach meiner unfreiwilligen Erkenntnis darauf geachtet hatte, Liam nicht zu nahe zu kommen, damit mein Körper nicht schon wieder verrücktspielte, schien er keinerlei Probleme damit zu haben neben mir zu sitzen und aufgrund des Platzmangels seinen Arm um meine Schulter zu legen, sodass ich unwillkürlich an seinen Körper gedrückt wurde.
Ich rutschte auf dem Sofa etwas nach unten und lehnte mich an Liams Schulter. Er zog mich etwas näher an sich und strich ab und an abwesend mit dem Daumen über meinen Hals.
Ich nippte an meinem Bier und folgte der Handlung des Films auf der Mattscheibe. Die Jungs vernichteten den Gerstensaft wesentlich schneller als ich, doch schien er auf sie nicht denselben einschläfernden Effekt zu haben, wie auf mich.
Die letzte Szene des Filmes lief praktisch, als wir vor dem Hotel hielten, in dem wir den Rest dieser und die darauf folgende Nacht verbringen sollten.
Müde checkte ich im Schatten der Band ein und bezog mein Zimmer. Nachdem ich meinen Wecker gestellt hatte, um die Jungs zu ihrem Radiointerview zu begleiten, fiel ich schließlich in einen tiefen, traumlosen Schlummer.
------------
Ich liebe das Kapitel richtig. Und hab mich so gefreut heute endlich mit euch teilen zu können.
Tja unsere liebe Elif scheint wohl doch ganz schön Gefühle für Liam zu haben.
Was glaubt ihr wie Liam fühlen wird?
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top