Prolog

 Schmerz. Das war das erste, was sie spürte, als sie erwachte. Ein unbeschreiblicher Schmerz in ihren Gliedmaßen. Ein höllisches Brennen, ein grässliches Stechen in jedem Arm, jedem Bein, dem Bauch, der Brust, dem Rücken, Hals und Nacken. Vorsichtig öffnete sie ihre verklebten und seltsam schweren Augen und blickte sich in der Dunkelheit um. Sie konnte keinerlei Umrisse erkennen. Um sie herum befand sich ein schwarzes Nichts. Panik kam in ihr auf, eine ungewohnte Unruhe machte sich in ihr breit. Wo war sie? Warum hatte sie solche Schmerzen? Und wieso konnte sie sich nicht bewegen?! Sie wollte den Arm heben, versuchte, die Hand und die Finger zu bewegen, aber es funktionierte nicht. Ihr Arm blieb schwer wie Blei eng an ihren Körper gepresst liegen. Warum ging es nicht?! Verzweifelt versuchte sie, die anderen Gliedmaßen zu irgendeiner Bewegung zu bringen, aber es gab keine Reaktion. Sie konnte noch nicht einmal den Kopf anheben. Voller Verzweiflung biss sie sich tief in die Unterlippe, und dachte mit aller Kraft daran, wie sie sich bewegte. Mit all der Willenskraft die sie mit ihrem noch immer vernebelten Verstand aufbringen konnte, versuchte sie aus ihrem Körper eine Bewegung zu erzwingen. Der Geschmack von Blut breitete sich langsam in ihrem Mund aus, doch sie ignorierte es. Es musste doch gehen! Irgendwie! Etwas Kaltes glitt über ihre Wange, lief an ihrem Hals herunter und wurde von ihrem Oberteil aufgesaugt. Als die nächste verzweifelte Träne sich einen Weg über ihr Gesicht bahnte, vernahm sie ein Geräusch. Es war leise, wurde jedoch rasch lauter. Schritte. Eilige Schritte. Jemand kam. Am liebsten würde sie schreien und um Hilfe rufen. Mit einem kleinen gewaltsamen Ruck zog sie ihre wie festgekeilten Zähne aus der Unterlippe und öffnete den Mund, aber kein Ton verließ ihre Kehle. Nur eine weitere stille Träne rann aus ihrem Auge und über ihre Wange. Die Schritte verstummten kurz. Die Person war stehen geblieben. Sie wartete angespannt, ihr Atem ging leise und flach. Was war los? Was passierte? Ein leises Klicken kam irgendwo aus der Dunkelheit. Klang ein bisschen wie, als hätte jemand eine Taschenlampe angeknipst. Die fremde Person setzte sich wieder in Bewegung. Schritte polterten über den Boden. Plötzlich glitt ein heller Lichtstrahl über ihr Gesicht, blendete sie und ließ sie die Augen fest zusammen kneifen. Die Schritte wurden lauter, die Person war ganz nah. Dann spürte sie einen warmen Atem in ihrem Gesicht. Vor Schreck zog sich ihr Herz zusammen. „Na, wie geht es meinem kleinen Roboter? Willkommen im Leben, Nummer 13.", hauchte eine Stimme in ihr Ohr. Gänsehaut kroch über ihre Arme, tausende Schauer liefen über ihren Rücken. „Komm schon, mach die Augen auf und schaue deinem Schöpfer ins Gesicht." Sie schluckte, kam aber der Forderung nach. Ganz langsam öffnete sie ihre Augen und blickte in das Gesicht des Mannes, der sich dicht über sie gebeugt hatte. Wenn sie hätte schreien können, hätte sie es getan. Aber wieder machte sie kein Geräusch, sondern starrte nur mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen in das Gesicht vor ihr. Der Mann hatte keine richtigen Augen. Er starrte sie aus unechten, durchsichtigen Augen an, welche einen leichten blauen Schimmer ausstrahlten. „So hübsch wirst du auch bald aussehen, Nummer 13. Und noch schöner." Der Mann lachte laut, strich ihr über die Wange und ging dann ein paar Schritte zurück, verschwand so aus ihrem Sichtfeld, da sie nach oben blickte, und kurz darauf hörte sie, wieder das leise Knipsen. Seine Schritte entfernten sich. Er ließ sie allein. Zurück in der Dunkelheit, allein mit ihrer Angst, was jetzt mit ihr passieren würde. 

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