Kapitel 6
Ein leichtes Kribbeln erfüllte ihren Körper. Es war ungewohnt, aber nicht unangenehm. Ihre Arme und Beine zitterten und begannen, zu vibrierten. Ella hatte das Gefühl, dass dies von diesen roten Strichen ausging. Plötzlich richtete sich ihr Rücken auf. Sie saß kerzengerade auf dem Stuhl – und hatte sich nicht aus eigener Kraft in diese Position gebracht. Ehe sie realisieren konnte, was genau mit ihrem Körper passierte, begannen ihre Beine stärker zu zitterten und streckten sich in steif, gerade und irgendwie unnatürlich von ihrem Körper weg. Und dann stand sie. Ganz plötzlich befand sie sich auf ihren Beinen, stand mitten in diesem Saal und wusste nicht, wie das geschehen war. Ella hatte doch immer noch keine Kontrolle über ihre Gliedmaßen. Aber warum stand sie dann auf einmal? Wie war das möglich? Oder war es überhaupt ein reales Geschehen? Trotz dass sie kein Gefühl in ihrem Körper hatte machte sie auf einmal einen eher wackeligen Schritt nach links. Ihr Oberkörper beugte sich durch die unerwartete Bewegung seltsam in die entgegengesetzte Richtung. Plötzlich machte sie einen Schritt nach rechts und ihr Oberkörper beugte sich nun nach links. Ellas Blick richtete sich auf Franziska und ihren Mann, welcher den Blick hinter seiner getönten Brille immer wieder zwischen ihr und der Fernbedienung hin und her wandern ließ. Die Fernbedienung! Ella zog scharf die Luft ein. Wenn, wie auch immer das funktionieren sollte, die Fernbedienung jede ihrer Bewegungen steuerte? Wenn der Mann und Franziska nun die Kontrolle über ihren Körper hatten? Das konnte doch aber nicht sein! Ihre Gedanken rasten. Franziska hatte behauptet, sie wäre technisch sehr begabt. War es möglich, einen Menschen zu steuern? Hatte es mit den roten Strichen auf ihrem Körper zu tun? Augenblicklich wurde ihr Oberkörper zurück gerissen und sank zurück auf den Stuhl. Sie verlor den Faden in ihren Überlegungen und konzentrierte sich wieder auf das schreckliche Ehepaar. Der Mann übergab Franziska die Fernbedienung mit einem zufriedenen Grinsen. „Perfekt. Wirklich eine erstaunliche Leistung. Nur, falls ich sie kaufe, möchte ich noch ein paar kleine Veränderungen. Sie wissen ja, was meine Vorstellungen eines perfekten Roboters sind. Sobald Nummer 13 fertig ist, möchte ich von Ihnen benachrichtigt werden." Damit wandte sich der Mann um und verschwand aus dem Saal. Ella konnte nicht sehen, wohin er ging. Sie war ohnehin viel zu überwältig von dem, was gerade geschehen war. Sie würde sich womöglich nie mehr aus eigener Kraft bewegen können. Sie musste sich der Demütigung hingeben, mit einer Fernbedienung gesteuert zu werden. Eine grässliche Vorstellung, die ihr Tränen in die Augen trieb. Franziska grinste gehässig und stellte sich vor sie. „Jetzt da ich weiß, dass es funktioniert, werde ich dich wenigstens nicht mehr schleppen müssen." Damit hantierte sie an der Fernbedienung herum und Ella richtete sich auf. Dabei zog es leicht in ihren Beinen und Armen. Ein Gefühl, was bis gerade eben noch nicht da gewesen war. „Ich hatte als Kind mal einen Modelroboter.", erklärte die grünhaarige, während sie Ella geschickt zurück zu der Tür manövrierte. „Seit dem faszinieren sie mich - Technik fasziniert mich. Es gibt jedoch keinen Vergleich mit dem Gefühl, ein echtes, lebendiges Wesen mit eigenem Willen unter seiner Kontrolle zu haben."
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