Kapitel 31

Eine Pütze. Niemals hätte Lukas gedacht, dass er sich über so etwas Normales, Banales wie eine kleine Wasserlache mit bräunlichem Wasser freuen würde. Er kniete sich auf den Boden, ließ die Fernbedienung neben sich fallen, und formte die Hände zu einer Schale. Dann schöpfte er das leicht bräunliche Wasser und trank es gierig. Egal wie widerlich es schmeckte, wichtig war, dass er seinen Durst endlich stillen konnte! Er schlurfte laut, Wasser lief über sein Kinn und tropfte auf seine Kleidung, aber es kümmerte ihn nicht. Wie lange war seine Kehle jetzt schon trocken, sein Hals kratzig gewesen? Er konnte es nicht sagen, aber es gab in dem Moment nichts anderes mehr, als das schmutzige Pfützen Wasser in seinen Gedanken. Lukas wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und drehte sich zu Ella um. Sie musterte ihn ausdruckslos, aber es war klar, dass auch sie großen Durst verspürte. Er griff nach der Fernbedienung und ließ sie neben sich auf den Waldboden knien, ehe er ihr half, das Wasser ebenfalls zu trinken. „Danke." Ella leckte sich über ihre feuchten Lippen. Auch sie fand es nicht gerade als hygienisch, aus einer Pfütze zu trinken, und sich dann dabei auch noch helfen lassen zu müssen, aber das war zurzeit ihre einzige Chance, um zu überleben. „Dafür nicht." Lukas half ihr hoch. Er hatte nicht wirklich Lust, weiterzugehen, aber er zwang sich dazu. Wie sollten sie sonst hier raus kommen? Aufgeben war immer noch keine Option! Nicht solange Marko und die anderen Roboter noch in der Gewalt von Mark und Franziska waren. Das Versprechen an Marko, sie alle zu retten, hing an ihm wie ein schweres Kettenhemd, das er sich jedoch selbst angelegt hatte. Außerdem würde es sein Gewissen wahrscheinlich eh nicht zulassen, dass  die anderen Roboter, die ein ähnliches Schicksal wie er und Ella teilten, in ihrem Gefängnis verrotteten. Lukas strich unbewusst mit den Fingern über sein Handgelenk, auf dem ihm Mark die Nummer 14 eingebrannt hatte. Dieses Ereignis war noch gar nicht so lange her, und doch schien es ihm, als würden Jahre dazwischen liegen, und nicht nur Stunden. Es war einfach so viel passiert. Ein Ast knackte plötzlich laut unter Ellas Füßen, und beide fuhren augenblicklich zusammen. „Ich glaube, ich war das.", murmelte Ella, und versuchte, ihren hektischen Atem zu beruhigen. „Ich glaube auch." Lukas schüttelte sich kurz, wie um den Schrecken von sich abzuwerfen. Die Erlebnisse in ihrem Gefängnis hatten sie geprägt, das war gerade eben ganz deutlich zum Ausdruck gekommen.

Die Zeit verstrich und ein paar Wolkenfetzten zogen über die Köpfe der beiden über den Himmel, der immer noch größtenteils von den Wipfeln der Bäume verborgen wurde. Plötzlich zog Ella scharf die Luft ein. „Siehst du das?", fragte sie. „Huh?" Lukas hob den Kopf und blickte in die Richtung, in die auch seine Freundin sah. Ganz angestrengt starrte sie auf eine Stelle, die leicht links von ihnen lag, irgendwo zwischen den Bäumen. „Irgendetwas ist da.", murmelte sie. Lukas sah noch genauer hin. Tatsächlich sah es so aus, als würde irgendetwas Helles hinter den Baumstämmen stehen. Sie konnten sich das ja schlecht beide einbilden, oder? „Lass uns näher ran gehen." Er konnte nicht verhindern, dass neue Hoffnung in ihm aufkeimte. Lag dort hinten womöglich ihre Rettung? War dort ihr Ausweg aus dem Wald? „Da vorn ist ein Haus oder so etwas, ich kann es sehen!", rief Ella erregt. Sie hatten sich der Stelle schnell genähert und nun erblickte Lukas ebenfalls ganz deutlich das graue Mauergestein, welches zwischen immer wieder zwischen den dicken Baumstämmen hervorblitzte. Aufgeregt näherten er und Ella sich dem Gebäude. Je näher sie ihm kamen, des do mehr wurden ihnen die gewaltigen Ausmaße des Bauwerkes bewusst. Aber irgendetwas stimmte nicht. Lukas war sich nicht sicher was genau das war, aber es beunruhigte ihn. Schließlich traten sie aus dem Wald heraus auf die Lichtung, die sicher durch Fällen von Bäumen entstanden war, und standen vor dem Gebäude. Es war wirklich gigantisch! Es schien nur ein Stockwerk zu besitzen und kaum Fenster, aber dafür eine große, zweiflüglige weiße Eingangstür. Und plötzlich traf es Lukas wie einen Schlag. „Nein!", keuchte er entsetzt. Das war unmöglich! Neben ihm schluchzte Ella auf einmal laut auf. Auch sie hatte erkannt, wohin genau sie gekommen waren. „Das ist ein Alptraum.", murmelte er. „Ein Alptraum, der nicht enden will." 

~ Uh, ich hoffe das Kapitel ist wenigstens nur halb so schlecht, wie es meiner Meinung nach ist. 

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