Kapitel 26
„Ist das da hinten etwa Licht?" Lukas sah auf. Ella hatte den Blick nach vorne gerichtet, und schien nachdenklich zu sein. „Bestimmt nur von einer Lampe.", antwortete er. Aber das Licht hatte nicht wirklich Ähnlichkeit mit dem der Lampen über ihren Köpfen. Es wirkte eher orange – rot. Und ein bisschen rosa. Trotzdem sagte er sich lieber, es käme von den Lampen, denn er wollte sich nicht zu schnell falsche Hoffnungen machen. „Ich denke nicht. Schau dir doch mal die seltsame Farbe an!", sagte Ella. „Vielleicht ist es der Ausgang!" Lukas antwortete nicht darauf, beschleunigte aber seine Schritte und ließ auch sie wieder schneller gehen. Die beiden waren seit einer gefühlten Ewigkeit dem Gang gefolgt und bei Abbiegungen immer nach links gegangen, wie Marko es gesagt hatte. Doch noch immer gab es kein Zeichen davon, dass er stärker als Franziska gewesen war und ihnen folgte. Aber auch von der Grünhaarigen oder ihrem Mann Mark fehlte jede Spur. Es war gut so, aber irgendwie auch beunruhigend. War Mark immer noch bewusstlos? „Es wird heller Lukas!", rief Ella aufgeregt und riss ihn aus seinen Gedanken. Sie hatte Recht. Je näher sie dem Licht kamen, des do mehr schien es zu leuchten, den Gang vor ihnen auszustrahlen. Vielleicht war es doch der Ausgang! „Vielleicht hast du Recht!", murmelte er und konnte nicht verhindern, dass er darauf hoffte, dass es stimmte. Nur noch eine Biegung lag zwischen ihnen und dem Licht. Lukas schluckte die Aufregung und Angespanntheit herunter und ging zusammen mit Ella um die Ecke. Hinter ihr lag . . . ein weiterer Gang. Keine Tür, kein Ausweg. Das Licht kam von einem kleinen Fenster. Eilig lief Lukas darauf zu und sah hinaus. Dort lag die Freiheit, hinter einer leicht verschmutzen Glasscheibe! Helles Licht strahlte ihn direkt an und blendete ihn, aber es beleuchtete auch die sehr stabilen Eisengitter, die draußen vor der Scheibe angebracht waren. Auch sah es nicht so aus, als könnte man das Fenster überhaupt öffnen. „Fehlanzeige.", sagte Lukas und drehte sich enttäuscht zu Ella um. Die Hoffnung, die er eben noch verspürt hatte, verpuffte. „Es ist vergittert. Wir können da unmöglich durch." Sie sah betrübt zu Boden. „Wir müssen wohl weiter suchen." Lukas nickte und sie liefen wieder los, mit hängenden Köpfen und von Enttäuschung erfüllten Gesichtern. „Konntest du wenigstens etwas von der Umgebung erkennen?", fragte Ella nach einigen Minuten Stille. „Nein. Das Licht hat mich zu sehr geblendet." „Schade." Damit verfielen sie erneut in Schweigen. Lukas lauschte auf ihre eigenen Fußschritte und achtete darauf, ob noch andere zu hören waren, die entweder Marko gehörten oder Franziska und Mark. Aber seine Ohren vernahmen nichts Verdächtiges. Es war einfach schon wieder viel zu ruhig um sie herum und ihm kam es vor, als wären sie viel zu laut, obwohl sie schon so leise waren wie sie konnten. Hoffentlich hatte Marko sich nicht geirrt und der Ausgang kam bald. Würden sie einfach durch eine Tür herausspazieren können? Oder war doch das Fenster der Ausgang gewesen und Marko hatte nur nicht gewusst, dass dort Gitter angebracht waren? Wenn er doch wenigstens bei ihnen gewesen wäre, um diese Fragen zu beantworten! Lukas hatte tatsächlich angefangen, Marko als einen Freund anzusehen, so wie er Ella ebenfalls als seine Freundin ansah, obwohl sie sich ja bis vor kurzem noch nicht gekannt hatten – aber die Ereignisse und der Wunsch zu entkommen hatten sie zusammengeschweißt. Wie lange waren sie eigentlich schon hier? Wegen dem hellen Licht hinter dem Fenster nahm Lukas an, dass es Tag sein musste. Obwohl es auch Sonnenauf – oder untergang sein konnte, wegen der rötlich – orangenen Farbe. Er war sich nicht sicher. Aber wie viele Stunden waren bereits vergangen, seitdem er in der dunklen Kiste aufgewacht war? Und wie viel länger war Ella schon hier? Lukas nahm, dass sie sich nicht daran erinnerte und er hatte auch keine Lust, sich jetzt darüber zu unterhalten. Die Stille – von ihren Schritten und ihrem Atem abgesehen – war irgendwie entspannend, auch wenn sie weiterhin vorsichtig seien mussten. Es fühlte sich im Moment nicht so an, als würden sie immer noch auf der Flucht sein. Er konzentrierte sich wieder etwas mehr darauf, Ella neben sich gehen zu lassen. Er bekam ein immer besseres Gefühl für die Fernbedienung, und das obwohl er eigentlich nicht gut mit Technik auskam. „Lukas?", fragte Ella plötzlich leise. „Hm?" Er behielt den Blick abwechselnd auf die Fernbedienung und den Boden gerichtet, hatte aber nicht wirklich die Kraft sie anzusehen. Die Enttäuschung darüber, dass es keine Möglichkeit gab durch das Fenster zu entkommen, schien ihm schwer im Nacken zu liegen und seinen Kopf nach unten zu drücken. „Glaubst du wir finden tatsächlich irgendwann hier heraus? Antworte bitte ehrlich." Er biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. „Ich weiß es nicht.", antwortete Lukas gedämpft. „Ich bin mir nicht sicher, ob Marko vielleicht das Fenster mit dem Ausgang gemeint haben könnte und nur nicht gesehen hat, dass es vergittert war." „Ich weiß es nicht.", murmelte Ella. Einen Moment lang hielt sie inne, ehe sie weitersprach. „Denkst du, er hat sich auf Franziska geworfen, weil er es doch nicht übers Herz gebracht hat, ohne Nummer 12 zu gehen?" Nummer 12, das namenlose kleine Mädchen, Markos Cousine. Ermordet und verscharrt. Lukas konnte Marko in dieser Hinsicht nicht einschätzen. Es wäre eine Möglichkeit. „Keine Ahnung. Aber können wir bitte nicht mehr von ihr reden?", fragte er. „Ja. Entschuldige.", murmelte Ella. „Ich glaube wir finden hier raus.", sagte sie plötzlich, mehr zu sich selbst als zu Lukas. „Wir dürfen nur nicht die Hoffnung aufgeben."
~ Das Kapi ist ein bisschen naja, aber ich wollte das Ende einfach noch um ein Kapitel hinauszögern . . .^^
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