Kapitel 16

Nummer 5 war ein wahrer Riese und es war Lukas unklar, wie er sich so klein machen und hinter der Kiste hatte verstecken können. Er war breit gebaut und hatte beide Arme voller Tattoos bis zum Hals hinauf, wobei an seinem rechten Arm eine seltsame Konstruktion befestigt worden war. Eine Schiene war außen angebracht und reichte bis zu seinem Handgelenk. In der Schiene waren kleine Stäbe befestigt, die unter die Haut führten. Es schien so, als könnte er den Arm nicht bewegen. Nummer 5 war auch irgendwie blass, was gar nicht zu seinem restlichen Aussehen passte. Lukas schätze ihn auf etwa zwanzig Jahre, also nicht viel älter als sich selbst und Ella. „Also, ihr konntet fliehen? Wie?", fragte Nummer 5 leise und kam ein paar Schritte näher. Lukas räusperte sich kurz und erzählte eilig alles, was er bereits Ella erzählt hatte. „Du weißt nicht doch zufällig etwas über einen Ausgang? Das ist wichtig Nummer 5!", endete er. „Weiß ich! Aber ich kann euch nicht helfen. Wir kommen hier nicht raus." Nun mischte sich Ella in ihr Gespräch mit ein, die bis jetzt nur schweigend zugehört hatte. „Aber du kannst doch laufen! Du könntest einfach durch die Tür da rausspazieren und durch die Gänge gehen und einen Ausgang finden! Aber du weigerst dich! Wovor hast du bitte so große Angst, dass du hier freiwillig bleibst und dich hinter einer Kiste verkriechst, hm?!" Zum Ende hin wurde sie immer lauter und schrie zum Schluss fast. „Psst! Bist du verrückt geworden Ella?", flüsterte Lukas erschrocken und überlegte für einen Moment, ihr den Mund zuzuhalten. „Nein! Nur verdammt sauer, dass er, der sich bewegen kann hier freiwillig hocken bleiben will und ich, die nichts lieber tun würde, als hier rauszukommen, mich nicht bewegen kann!" Nummer 5 bis sich auf die Lippe. „Ich wollte ja hier raus. Aber dann - " „Was?!", fragte Ella ruppig. „Ist das hier passiert", er wies auf seinen rechten Arm und die seltsame Konstruktion daran, „Und ich hatte Angst, dass dort so etwas wie ein GPS Gerät drin ist, und die mich immer finden können und jeden meiner Schritte überwachen." Ella zog eine Augenbraue hoch. „Deshalb bist du jetzt schon so lange hier drin? Hast du nicht mal versucht, dieses Ding abzumachen?" Wenn sie gekonnt hätte, dann hätte sie jetzt ihre Arme vor der Brust verschränkt. „Hab ich. Aber diese kleinen Stäbe sind irgendwie mit meinem Knochen verwachsen. Das kann man nicht einfach entfernen." Nummer 5 betrachtete seinen Arm voller Abscheu. Ella sah ebenfalls hin. Sie begann sich schuldig zu fühlen, so hochgegangen zu sein. Nummer 5 konnte schließlich nichts dafür, dass sie selbst nun bewegungsunfähig war. Obwohl sie es ja geschafft hatte, ihre Hand zu bewegen. Das war zwar äußerst anstrengend gewesen, aber letzten Endes hatte sie es ja geklappt. „Tut mir leid. Ich wollte nicht so hochfahren.", entschuldigte sie sich. Nummer 5 nickte. „Ich versteh dich schon. Es scheint so, als hätten Franziska und ihr Mann endlich Erfolg damit gehabt, ihre Roboter steuern zu können." Ella nickte. Dann fiel ihr etwas ein, was Franziska zu ihrem Mann, Mark, gesagt hatte, als der sich als möglicher Kunde ausgegeben hatte, der sich einen neuen Roboter kaufen wollte. „Weißt du eigentlich, was mit Nummer 12 passiert ist?", fragte sie. „Woher weißt du davon?" Nummer 5 schien die Frage unangenehm zu sein. Er schaute über all hin, nur nicht zu Ella. Oder er konnte, ähnlich wie Lukas, kein Blut sehen. Auch das konnte eine Möglichkeit sein. „Franziska hat das den „Kunden" erzählt. Das es wegen der Fernsteuerung einen unglücklichen Unfall gab.", erklärte Ella. „Das würde mich aber auch interessieren.", meldete sich Lukas wieder zu Wort, welcher sich neben dem Tisch auf den Boden gekniet hatte. Was machte er da unten? „Als du es mir erzählen wolltest, hast du nicht zu Ende gesprochen, weil der Mann kam.", erinnerte er und betrachtete dann angestrengt den Boden zu seinen Füßen. Nummer 5 nickte langsam. „Soweit ich weiß ist Nummer 12 tot. Sie haben ihr irgendetwas eingebaut, aber es gab einen Fehler und dann ist sie gestorben." Ella hatte das Gefühl, dass Nummer 5 mehr wusste, als er zugab. „Du warst dabei, oder?", fragte sie vorsichtig. Ihr Gegenüber wurde ein Stück blasser. „Du hast es gesehen. Wie sie gestorben ist.", redete sie weiter. „Ja.", hauchte Nummer 5 und Ella konnte sehen, dass sich die Bilder des schrecklichen Vorfalls wieder vor seinem inneren Auge abspielten. Während sie sein nachdenkliches Gesicht betrachtete, fiel ihr etwas auf. Etwas, was sie bei dem Mann gesehen hatte. Etwas, was Franziska bei ihr hatte tun wollen. Sie riss ihr Auge vor Schreck auf. Das linke Auge ihres Gegenübers war seltsam durchsichtig und leuchtete leicht blau. Nummer 5 hatte ein Glasauge!

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