Kapitel 7

"Erstklässler zu mir!"

Es tat unglaublich gut, diese vertraute Stimme zu hören.
Hagrid war eine der Personen, die James am meisten an Hogwarts vermissen würde. Er kannte niemandem mit einem größeren Herz als Rubeus Hagrid.
Der Wildhüter hatte ihnen schon oft aus der Patsche geholfen und war sich nie zu schade, sie auf einen Tee einzuladen.
Außerdem kannte niemand so gut wie er den Verbotenen Wald - außer vielleicht die Rumtreiber.

"Hi, Hagrid!", rief James grinsend, als er aus dem Zug gestiegen war und winkte ihm zu.
Hagrid, der ihn irgendwie in dem Gewusel wahrgenommen hatte, grölte: "James! Na, alles klar?"
James reckte einen Daumen nach oben, um zu zeigen, dass es ihm bestens ging. "Wir sehen uns!"
Er richtete seinen Umhang, prüfte sein Schülersprecherabzeichen und fuhr sich durch das wirre Haar.
James war bereit für dieses Schuljahr und er würde alles daran setzen, dass es unvergesslich werden würde.
"Krone!", rief da auch schon Sirius, der mit Remus und Peter im Schlepptau sich durch die Menge drängte. "Lass uns zu den Kutschen gehen."

"Schnell, da hinten ist eine frei!", rief Peter und schon flitze er los. Allerdings waren ein paar Drittklässer schneller als er und so drehte er enttäuscht wieder um.
Sirius aber stapfte auf die Kutsche zu. "Wir sind Siebtklässer, verdammt nochmal."
Die anderen drei folgten ihm.
"Hey, ihr da.", schnauzte Tatze die drei Drittklässer auch schon an. "Das ist unsere Kutsche."
Die sahen ihn nur verständnislos und eingeschüchtert an.
"Na wird's bald? Sucht euch eure eigene Kutsche!"
"Tatze!", warnte Remus. "Lass sie, wir finden auch eine andere Kutsche."
"Fall mir jetzt nicht in den Rücken, Moony.", entgegnete Sirius bloß überheblich.
"Wir sind die Rumtreiber, nebenbei bemerkt ist das James Potter, euer Schülersprecher und das ist-"
"Nicht eure Kutsche, Black.", sagte da eine klare Stimme hinter ihnen. Es war Evans, die James seit dem Zug gar nicht mehr gesehen hatte.
"Hi, Evans!", sagte er und grinste schief.
Doch sie beachtete ihn nicht und drängelte sich an Sirius vorbei. "Was soll das? Ihr könnt euch doch einfach dazusetzen!"
"Wir teilen uns keine Kutschen.", meinte Sirius als wäre es das normalste auf der Welt und verschränkte seine Arme vor der Brust.
"Oh, fein.", meinte Evans gereizt. "Wenn ihr euch dafür zu schade seit, dann seid ihr eben selbst Schuld, wenn ihr laufen müsst. Und wenn ich soetwas nochmal sehe, habt ihr mit Punkteabzug zu rechnen."
Damit stieg sie zu den Drittklässlern in die Kutsche und schlug die Tür hinter sich zu. "Potter, vergiss nicht das Treffen bei McGonagall!", rief sie noch aus dem Fenster, als sich die Kutsche in Bewegung setzte.
"Verdammt.", fluchte James.
"Du tust mir echt leid, Krone.", meinte Peter.
"Wer ist nur auf die Idee gekommen, Evans zur Schülersprecherin zu machen?", fragte Black. "Sie mutiert ja zur reinsten Diktatorin."
Remus schmunzelte. "Das war absolut gerechtfertigt, was sie gesagt hat, Tatze. Und wenn wir uns nicht beeilen müssen wir wirklich zur Schule laufen."
Mit Mühe und Not konnten sich die Rumtreiber in die allerletzte Kutsche quetschen, zusammen mit zwei Zweitklässlern und einem Fünftklässler.
"Na, super.", meinte Sirius genervt. "Das Schuljahr fängt ja schonmal echt klasse an."

Als die Kutsche am Schloss angekommen war, sprang James als erster heraus. "Ich seh euch später beim Fest, haltet mir einen Platz frei."
Seine Freunde nickten und machten sich auf den Weg in die große Halle.
James hastete die Treppen hoch zu McGonagalls Büro und konnte gar nicht genießen, endlich wieder in Hogwarts zu sein.
Schlitternd bog er um die Ecke und sah gerade noch, wie Evans die Tür hinter sich schloss.
Fluchend rannte er auf die Tür zu und riss sie wieder auf. "Da bin ich!", rief er etwas aus der Puste.
McGonagall saß hinter ihrem Schreibtisch und sah ihn streng an. "Guten Abend, Mr Potter. Glücklicherweise sind sie gerade noch pünktlich. Setzen Sie sich."
James ließ sich neben Evans auf den hölzernen Stuhl fallen und sah McGonagall abwartend an.
"Nun, ich will es nicht zu lange halten, da Sie sicher auch zum Festessen wollen."
Sie nahm ihre dünne Brille ab und sah sie nun direkt an. "Ich freue mich, dass dieses Jahr zwei Schüler aus meinem Haus Schülersprecher geworden sind, das ist eine wirkliche Ehre, also erwarte ich auch, dass Sie dieser gerecht werden."
Dabei sah sie explizit James an. Dieser grinste nur schief.
"Aye-aye."
"Ihre Pflichten werden vor allem darin bestehen, die Vertrauensschüler zu koordinieren.", fuhr McGonagall unbeirrt fort. "Zudem kommt noch die Organisation für das Fest an Halloween. Außerdem hat Professor Dumbledore angeordnet, diese Weihnachten einen Weihnachtsball zu feiern, dessen Organisation ebenfalls in Ihren Händen liegen wird."
"Einen Weihnachtsball?", fragte Evans verwirrt nach.
"Genau.", sagte McGonagall. "Dieser soll am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien stattfinden."
"Aber warum ein Weihnachtsball?", hakte Evans nach. "Soetwas gab es doch noch nie."
"Der Tradition in Hogwarts zu Folge findet immer ein Weihnachtsball statt, wenn ein Trimagisches Turnier stattfindet.", erklärte McGonagall.
"Es findet dieses Jahr das Trimagisches Turnier statt?", fuhr James überrascht hoch. "Hier?"
"Natürlich nicht, Potter, seien Sie nicht albern! Es war doch erst vor zwei Jahren in Durmstrang.", meinte McGonagall wegwerfend. "Aber es kommen Austauschschüler aus Beauxbaton im Dezember. Als Abschluss wollte Professor Dumbledore einen Ball geben. Ich glaube daran, dass Sie das schaffen werden, Miss Evans und Mr Potter."
Sie sah beiden kurz in die Augen.
"Ich weiß, dass Sie sich privat nicht sehr gut verstehen. Aber ich finde, es zeugt von Stärke und Reife, dass Sie das zusammen hinbekommen."
Zuversichtlich lächelte sie die beiden an. "Haben Sie noch Fragen?"
Evans schüttelte den Kopf.
"Gut, dann-"
"Professor?"
"Ja, Potter?"
"Kann ich einen Keks haben?", fragte er unschuldig lächelnd.
Er meinte den Hauch eines Lächelns in ihrem Mundwinkel gesehen zu haben, als sie antwortete: "Tun Sie, was Sie nicht lassen können."
Grinsend schnappte sich James einen der Kekse und sprang auf. "Vielen Dank, Professor. Schicker Hut, übrigens."
"Keine Ursache, Potter.", ignorierte McGonagall seinen zweiten Satz. "Sie können jetzt in die Halle gehen, ich komme gleich nach."

Mit beschwingtem Schritt ging James aus dem Büro, gefolgt von Evans, die ungläubig schnaubte, sobald die Tür hinter ihnen geschlossen war.
"Ich wusste ja gar nicht, dass du so ein Schleimer bist, Potter."
"Bin ich auch nicht.", konterte James und warf sich den Keks in den Mund. "Ich pflege nur ein sehr gutes Verhältnis mit unserer tollen Hausleiterin."
Evans verdrehte die Augen. "Und ich dachte schon, du geizt auf bessere Noten in Verwandlung."
"Als hätte ich das nötig, Evans. Was denkst du nur von mir?", entgegnete James arrogant. "Wer von uns beiden hatte letztes Jahr ein Ohnegleichen in Verwandlung, hm?"
"Woher weißt du meine Noten?", wollte Evans entrüstet wissen.
"Ich hab da meine Quellen.", grinste James. "Was ich eigentlich damit sagen wollte-"
"Halt einfach deine Klappe, Potter.", unterbrach Evans ihn gereizt und öffnete die Tür zur großen Halle.
Das Fest war schon in vollem Gange und nur einzelne, die nah an der Tür saßen, drehten sich zu ihnen um. Evans lief schnurstracks zum Gryffindortisch und James folgte ihr.
Wie versprochen hatten die Rumtreiber ihrem Freund einen Platz reserviert.
Seufzend ließ sich James neben Peter fallen. "Und, was hab ich verpasst?", wollte er wissen, während er seinen Teller mit allem möglichen Essen belud.
"Ach, nicht viel.", meinte Sirius gegenüber von ihm. "Der Hut hat mal wieder einen neuen Song ausgepackt und wir haben ein paar süße neue Erstklässler in unserem Haus."
"Hört sich ja spannend an.", meinte James und schob sich eine Gabel Kartoffelbrei in den Mund.
"Und wie war es bei McGonagall?", fragte Remus neugierig.
James verdrehte die Augen. "Sie hat nur Sachen aufgelistet, die Evans und ich dieses Jahr organisieren müssen. Ach ja und im Dezember kommen Austauschschüler aus Beauxbaton."
"Beauxbaton?", fragte Sirius erfreut.
James nickte. "Deshalb wird es einen Weihnachtsball geben."
Remus prustete los. "Da kannst du dann deine Tanzkünste auspacken, Sirius, um die französischen Mädchen zu verführen."
Sirius schnaubte.
"Tja, hättst du mal besser an den Tanzstunden teilgenommen, zu denen dich deine Eltern geschickt haben, Black.", grinste Marlene McKinnon, die ein paar Plätze weiter mit Mary McDonald und Evans saß.
Sirius verdrehte die Augen. "James' Eltern haben uns wirklich dazu gezwungen, also tut mal nicht so, als könnte ich nicht tanzen."
Marlene grinste nur frech und wandte sich wieder Evans zu, die ihr anscheinend auch erzählte, was bei McGonagall passiert war.

"Die will doch was von mir.", murmelte Sirius und blickte kurz nochmal zu Marlene.
"Wenn du meinst.", meinte Remus und griff flink nach dem Schokopudding, der mit dem restlichen Nachtisch auf dem Tisch erschienen war.
"Vergiss es, Tatze.", meinte James und nahm sich ein Stück Kesselkuchen. "Marlene steht auf Quidditchspieler wie Stephen McLean."
"Ach wirklich?", fragte Sirius überrascht. "Stephen McLean, soso."
"Hm.", machte James und sah zu Evans hinüber, wie sie sich das Haar aus Gesicht strich und ihren Pudding löffelte.
Er bereute, was er vorhin zu ihr gesagt hatte, dennoch konnte er es nicht rückgängig machen. Das passierte ihm des öfteren in Anwesenheit der Rothaarigen, dass er dumme Sachen sagte oder tat, die er eigentlich nicht so meinte.
James fühlte sich, als wäre er in alte Muster zurückgefallen, dabei wollte er sie einfach nur vergessen. Denn eines war klar: Lily Evans würde nie etwas von ihm wollen, das musste sein Herz langsam mal begreifen.

"Krone, kommst du?"
Verwirrt blickte James auf. Seine drei Freunde waren aufgestanden und wollten offensichtlich in den Gemeinschaftsraum gehen.
So in Gedanken hatte James ganz verpasst, dass Dumbledore seine Rede zum Schluss gehalten hatte und so nun die ganze Schule von den Austauschschülern aus Beauxbaton wusste. Wie zu erwarten herrschte ein reges Gsflüster in der Halle.
"Krone?"
"Ja, ich komme ja schon.", sagte er Hastig und stand auf.
"Du bist hoffnungslos, Krone.", meinte Sirius, als sie die Treppe hochstiegen.
"Was meinst du?", wollte James mit gerunzelter Stirn wissen.
"Na, Evans natürlich!", sagte Sirius und warf die Hände in die Luft.
"Lass ihn doch, Tatze.", meinte Remus. "Er ist halt verliebt."
"Bin ich doch gar nicht!", protestierte James. "Ich bin so wie immer."
Sie hatten die fette Dame erreicht und kletterten durch das Portraitloch.
Da es noch relativ früh war, waren die besten Sessel am Feuer noch frei.
"Ist klar, Krone.", grinste Sirius.
"Machst du dich etwa über mich lustig?", fragte James drohend und nahm seinen besten Freund in den Schwitzkasten.
"Ach was, das würde ich doch niemals wagen.", meinte Tatze ironisch.
James strubbelte ihm durchs Haar. "Gut so, denn ich bin jetzt Schülersprecher."
"Uhh, jetzt hab ich aber Angst.", witzelte Sirius. Die beiden rangelten miteinander, bis sie schließlich auf das rote Sofa vor dem Kamin plumpsten.
Remus und Peter setzten sich dazu und gemeinsam starrten sie in die Flammen.
Nach einer Weile holte Remus einen Schokoriegel aus seiner Hosentasche.
"Hattest du noch nicht genug Schokolade für einen Tag, Moony?", grinste Sirius und legte einen Arm um seine Schulter.
"Es gibt nicht zu viel Schokolade, Tatze.", belehrte Remus ihn.
"Eines Tages stirbst du noch an Diabetes.", meinte Peter.
"Als Werwolf ist man dagegen immun.", behauptete Remus.
"Wirklich?", fragte Peter erstaunt. James lachte. "Quatsch, lass dich nicht immer verarschen, Wurmschwanz."
Sirius schloss entspannt die Augen.
"Ach, es ist gut, wieder in Hogwarts zu sein, Leute."

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