Kapitel 36


hallo alle zusammen!

lang, lang ist es her, dass ich ein Kapitel hochgeladen habe, tut mir wirklich leid!

ich hoffe trotzdem, dass es euch gefällt :)

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

 

Weder der Hufflepuffgemeinschaftsraum noch sonst ein Ort auf den Ländereien von Hogwarts war angegriffen worden, trotzdem verging die Nacht unruhig. Potter hatte sie überredet, ins Bett zu gehen, aber während die restlichen Gryffindors einer nach dem anderen einschlief, lag Lily selbst wach in ihrem Bett, starrte an die dunkle Decke und versuchte, ihre Emotionen zu ordnen. Die Geschehnisse des Abends ließen ihre Gedanken nicht zur Ruhe kommen. Sie kehrten immer wieder zu den Angriffen zurück. Lily konnte die Unsicherheit, die wie ein Schatten über Hogwarts lag, förmlich spüren. Die Vorstellung, dass sogar innerhalb der Schlossmauern Gefahren lauerten, die jeden Moment zuschlagen könnten, war beängstigend. 

In der Dunkelheit des Schlafsaals kehrte jedoch das Bild von Potter, wie er den Gemeinschaftsraum beruhigte, in ihren Kopf zurück. Mit was für einer Ruhe und Wärme er den Gryffindors Mut zugesprochen hatte, konnte Lily nur bewundern. Unruhig drehte sich Lily auf ihre andere Seite. Wie war es denn dazu gekommen, dass sie James Potter bewunderte? Noch lange konnte sie keinen Schlaf finden und überraschender Weise waren nicht die Todesser daran Schuld.

Völlig übermüdet und mit zerzaustem Haar wachte Lily am nächsten Morgen auf, nur um festzustellen, dass der restliche Schlafsaal schon munter auf den Beinen war.

"Komm schon, Lily, aufstehen!", rief Marlene grinsend und öffnete die Vorhänge von Lilys Bett. "Es gibt bald kein Frühstück mehr." Erschrocken sprang Lily aus ihrem Bett und sammelte ihre Klamotten zusammen. "Wieso hat mich denn keiner geweckt? Wie viel Uhr haben wir?" 

"Keine Sorge, du hast heute doch erst mittags Unterricht.", meinte Marlene seelenruhig. "Außerdem hast du anscheinend einen tollen Traum gehabt", fügte sie dann noch mit einem wissenden Lächeln hinzu. Lily verdrehte die Augen und machte sich auf ins Bad. "Nein, habe ich nicht.", grummelte sie, konnte aber nicht verhindern, dass ihre Wangen heiß wurden. 

"Ach, dann war da wohl kein gutaussehender Schülersprecher mit wildem Haar in deinem Traum?", neckte ihre Freundin. Lily seufzte genervt. "Nein, Marlene, ich träume nicht von Potter." Daraufhin warf sie die Tür hinter sich zu und hörte nur noch, wie Marlene zu Mary sagte: "Wer's glaubt."

*

Trotz der immer schlechter werdenden Nachrichten ließen sich die Lehrer nicht davon abhalten, den Siebtklässlern haufenweise Hausaufgaben aufzugeben, da auch die UTZe immer näher rückten. Selbst Lily, die sehr strukturiert versuchte, ihre Aufgaben abzuarbeiten, hatte Probleme, mithalten zu können und nebenbei auch noch ihrem Job als Schülersprecherin nachzugehen. Potter stellte sich jedoch als wirklich zuverlässigen Partner heraus. Die beiden hatten sich mittlerweile als gutes Team eingespielt und Lily erreichte einen Punkt, an dem sie sich nicht mehr vormachen konnte, die Zeit mit Potter nicht zu genießen. Sie ertappte sich immer wieder dabei, wie sie sich auf die gemeinsamen Rundgänge mit ihm freute und seine Gegenwart wirklich genoss. 

Als nach Ostern das Wetter immer besser wurde, füllten sich nachmittags regelmäßig die Wiese am schwarzen See vor allem mit Siebtklässlern, die über ihren Hausaufgaben brüteten. Auch Lily, Mary und Marlene hatten nach ihrer Stunde Verteidigung gegen die dunklen Künste mit ihren Schultaschen auf die Wiese gesetzt, um die Sonnenstrahlen zu genießen. 

"Ach, wie ich mir jedes Mal vormache, draußen mehr Motivation zum lernen zu haben.", seufzte Marlene. Mary grinste und legte ihren Kopf auf ihrer Schultasche ab. "Und jedes Mal schaffst du es, uns alle vom lernen abzuhalten." 

"Das stimmt doch gar nicht!", entrüstete sich Marlene und setzte sich ihre Sonnenbrille auf. "Ihr seid doch genauso wenig motiviert wie ich." 

Lily band sich ihre Haare in einen Dutt, war aber in dem Moment aus der Diskussion von ihren zwei Freundinnen ausgestiegen, als sie die Rumtreiber nicht weit von ihnen unter einem Baum entdeckte. Black lag, die Arme hinterm Kopf verschränkt neben Remus, der seine Nase in ein Buch gesteckt hatte, aber über etwas zu lachen schien, dass Black soeben von sich gegeben hatte. Pettigrew hing mit verzweifelter Miene über einer Rolle Pergament, auf der er anscheinend einen Aufsatz verfasste. Lilys Blick wanderte schnell zum vierten Mitglied der Rumtreiber. Potters Haare waren wie immer verwuschelt und seine Brille saß schief auf seiner Nase, während er anscheinend den Tagespropheten in der Hand hielt und den anderen einen Artikel zeigte. Seine Miene war ernst und sein Blick fast schon besorgt. Sicher waren es wieder Nachrichten über die Todesser.  Potters Hemd war bis zu seinen Ellbogen hochgekrempelt und mit einer Hand lockerte er gerade seine Krawatte am Hals, sodass Lily fast schon automatisch auf seine Arme und Hände starrte. 

"Lily?" Mary kicherte. Hecktisch riss Lily ihren Blick los und sah Mary und Marlene an, die sich gerade einen wissenden Blick zuwarfen. 

"Was denn?", sagte Lily schnell und wurde rot. Sie zog das erst beste Buch aus ihrer Tasche und schlug es auf. "Wollen wir jetzt arbeiten oder nicht?" Marlene zog eine Zigarette aus ihrer Tasche und steckte sie sich zwischen die Lippen. "Wenn es nach mir gehen würde, würden wir hier den ganzen Nachmittag einfach nur liegen und über dich und James reden." Sie nahm einen Zug und stieß den Rauch elegant aus.  Mary stützte sich auf ihre Ellbogen. "Ja, Lily, erzähl doch mal." 

"Über mich und Potter gibt es rein gar nichts zu reden.", sagte Lily genervt. "Außerdem ziehe ich lernen vor." Und damit wollte sie gerade ihre Tinte und Feder aus der Tasche holen, als sich vier Schatten über sie legten. 

"Ach, hier wird also geraucht?" Black warf sich neben Marlene auf den Boden. "Du weißt schon, dass das ungesund ist, McKinnon, oder?" Marlene zog ihre Augenbraue hoch. "Ach wirklich? Ich bräuchte immer einen Mann wie dich an meiner Seite, der mir erklärt wie das Leben funktioniert. Wie würde ich nur ohne dich auskommen?" Sie zog provokant an ihrer Zigarette und pustete den Rauch in sein Gesicht. Black verzog sein Gesicht, während Remus neben ihm lachte. "Hast du auch eine für mich, Marlene?" Lächelnd reichte sie Remus die Schachtel. "Na sicher." 

"Habt ihr schon alle den Aufsatz für alte Runen fertig?", wollte da Pettigrew wissen, der sein Pergament immer noch in der Hand hielt. Black verdrehte die Augen. "Niemand hat mehr alte Runen außer dir, Wurmschwanz. Geht das nicht in deinen kleinen Kopf rein?" Pettigrew wurde rot wie eine Tomate. "Gar nicht wahr, Mary und ich haben auch noch alte Runen.", meldete sich Lily zu Wort und warf Pettigrew einen mitleidigen Blick zu. "Ich habe meinen Aufsatz schon fertig. Wo liegt dein Problem denn?" Black grinste überheblich. "Nicht mal das weiß er, stimmt's, Wurmschwanz?" Remus boxte ihm in die Seite. Doch Pettigrew lachte peinlich berührt und nickte. "Geh doch einfach mal zu Professor Babbling und frag sie um Hilfe.", schaltete sich da Potter ein, der sich auch zu der Gruppe gesetzt hatte. Erneut nickte Pettigrew. "Ja, das wird wohl das beste sein.", murmelte er, raffte seine Sachen und verwand in Richtung Schloss. 

"Das war sehr nett von dir, Evans.", sagte Potter und sah sie freundlich mit seinen haselnussbraunen Augen an. Sie lächelte und und schaute schnell weg. "Ihr seid nicht hier, um mit uns zu lernen, nehme ich an?", wollte sie wissen und blätterte in ihrem Buch. "Du kennst uns mittlerweile einfach zu gut, Evans.", grinste Black, der immer noch versuchte, von Marlene eine Zigarette zu bekommen. Die Rothaarige seufzte und blickte in die Runde. Außer ihr schien niemand sonderlich scharf darauf zu sein, den Schulstoff zu wiederholen. Ergeben schlug sie ihr Buch wieder zu, "Na schön." Selbst Remus lehnte sich lächelnd zurück und stieß entspannt den Rauch seiner Zigarette aus. "Bis zu den Prüfungen ist noch massig Zeit." Lilys Augenbrauen schossen in die Höhe. "Potter und Black haben ja einen ganz tollen Einfluss auf dich, Remus." Die Rumtreiber lachten daraufhin bloß. "Ja, das haben sie.", murmelte der Werwolf. 

*

"Hey, Evans, warte kurz!"

Wie oft hatte sie diesen Satz in ihrer Schullaufbahn in Hogwarts schon gehört? Und warum war sie ausgerechnet jetzt nicht mehr genervt von seiner Stimme? 

Lily drehte sich um und sah Potter durch den geschäftigen Korridor auf sie zu eilen. Schief lächelnd blieb er vor ihr stehen. Unsicher erwiderte sie sein Lächeln. "Was ist denn?"

"Ach, ich dachte, wir könnten vielleicht zusammen zu Zaubertränke laufen.", meinte er schulterzuckend und schlug den Weg in Richtung Kerker ein. Lily runzelte die Stirn, folgte ihm aber. "Potter, wo sind denn Remus und Black?" 

"Die zwei wollte noch einen kleinen Abstecher in die Küche machen.", grinste der Schwarzhaarige und rückte seine Brille zurecht. Lily schüttelte lächelnd den Kopf. "Ich weiß wirklich nicht, ob ich das glauben soll. Woher wollt ihr denn wissen, wo die Küche ist?" James zwinkerte ihr zu. "Wir wissen so einiges, von dem du nicht einmal zu träumen wagen würdest, Evans." Spielerisch boxte Lily ihm in seinen Arm. "Ich glaube das erst, wenn ich die Küche mit eigenen Augen sehe, Potter." Potter lachte. "Weißt du, Lily..." Er stockte kurz, als er realisierte, dass er ihren Vornamen verwendet hatte. "...Evans. Lily Evans... ähm..." Er kratzte sich am Hinterkopf und sah sie flüchtig an. "Vielleicht zeige ich dir ja mal die Küche." Lily grinste als sie sah wie er versuchte, seine Verlegenheit zu überspielen. "Weißt du, James...James Potter, ich würde sie echt gerne mal sehen." 

*

Von da an nannten sie sich wieder beim Vornamen und - auch wenn sie es sich nur sehr schwer selbst eingestehen konnte - machte Lilys Herz jedes Mal einen Hüpfer, wenn er ihren Namen aussprach. In den nächsten Tagen sahen sie sich öfter, als Lily erwartet hatte. Mal waren es gemeinsame Patrouillengänge durch die leeren Flure von Hogwarts, mal trafen sie sich beim Frühstück oder in den Pausen. Immer wieder ertappte Lily sich dabei, wie ihr Blick zu ihm wanderte, ohne dass sie es wollte. Einmal, als sie sich nach einer Unterrichtsstunde bückte, um eine Feder aufzuheben, prallten ihre Hände aufeinander. James lachte leise, als ihre Finger sich kurz berührten, und für einen winzigen Moment hielt er ihre Hand fest, bevor er die Feder aufhob und sie ihr mit einem schelmischen Lächeln reichte.

„Ich glaube, die gehört dir, Lily."

Sie spürte, wie ihr Herz einen Takt übersprang. „Danke", sagte sie hastig und drehte sich schnell um, in der Hoffnung, dass er das leichte Zittern ihrer Hand nicht bemerkt hatte und wütend auf sich, dass ihr spontan keine schlagfertigere Antwort eingefallen war. 

Lily wusste nicht, ob es an ihrem Kopf lag, der aus ihr unerklärlichen Gründen viel zu oft an James dachte oder ob es schon immer so gewesen war, dass sie sich so oft begegneten und Lily es zuvor nur nie wahrgenommen hatte. Eins konnte sie jedoch nicht mehr länger leugnen: James Potter hatte einen sehr präsenten Platz in ihrem Kopf eingenommen.

Als sie eines Nachmittags in der Bibliothek über einem Aufsatz für Verwandlung brütete, hörte sie, wie James sich lässig auf den Stuhl neben ihr fallen ließ. 

Lily hob den Kopf. "Hi."

"Hi.", lächelte er und öffnete sein Buch. 

Anscheinend war er wirklich zum lernen hier her gekommen. Lily wendete sich etwas misstrauisch ihrem Aufsatz wieder zu. Nach jedoch fünf Minuten des Schweigens, streckte sich James und legte seinen Arm auf die Lehne ihres Stuhls. Die Rothaarige musste sich ein amüsierte Grinsen schwer verkneifen und starrte weiterhin auf ihre Rolle Pergament vor sich. Die Buchstaben darauf ergaben für sie jedoch nicht mehr viel Sinn. Die Wärme, die von James ausging, machte sie schier verrückt.

Lily sagte nichts, doch der Gedanke, dass er so nah bei ihr war, ließ sie nicht los. Jedes Mal, wenn sie kurz aufblickte, fand sie ihn bereits dabei, sie heimlich zu beobachten. Seine Augen fingen ihren Blick ein, und er lächelte, als hätte er sie auf frischer Tat ertappt. Diese Momente, so unbedeutend sie schienen, blieben in Lilys Gedanken haften.

Nach einem besonders langen Tag in der Bibliothek machten sie sich gemeinsam auf dem Weg zurück in den Gryffindor-Turm. Sie gingen nebeneinander her, schweigend, aber auf eine seltsam angenehme Weise. Der Sonnenuntergang tauchte die Wände des Schlosses in ein warmes Licht, und Lily spürte, wie James' Hand sich kurz an ihrer Hand vorbei bewegte, als würde er sie aus Versehen streifen wollen.

Sie sagte nichts und er auch nicht. Aber das leise Kribbeln, das diese unschuldige Berührung hinterließ, sprach Bände.








Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top