Kapitel 33
Mit dem Februar kam auch das erste Quidditchspiel und im Schloss herrschte die gewöhnliche Aufregung. Dieses Mal hießen die Gegner Gryffindor und Slytherin, was immer verstärkt Anspannung hervorbrachte. Dieses Jahr war die Luft jedoch zum Zereisen gespannt. Sobald die stolzen Slytherinspieler den Korridor betraten, verschnellerten die meisten jüngeren Schüler ihre Schritte. Die täglichen Schlagzeilen von Morden an Muggelfamilien oder Muggelstämmigen durch die Hand des "dunklen Lords", wie er sich selbst nennen ließ, verschärften die Lage ums doppelte.
James fuhr sich durch sein schwarzes Haar und blätterte die Zeitung um, nur um der nächsten negativen Schlagzeile entgegen zu blicken. Er seufzte und griff nach seinem Kaffee. "Schlechte Neuigkeiten?", wollte Sirius wissen, den Blick fest auf den Slytherintisch gerichtet. Dort ließ sich das Quidditchteam, welches sich in den letzten Tagen nur gemeinsam hatte blicken lassen, von seinem Haus für den noch nicht errungenen Sieg feiern.
"Wenn das Ministerium nicht bald mehr unternimmt, wird Voldemort immer stärker.", brummte James. Remus seufzte und legte seine Stirn in Falten. "Das Ministerium tut schon, was es kann. Die Auroren sind einfach nicht eingestellt auf so eine große Gegenbewegung."
"Dann sollten sie sich wohl mehr anstrengen.", meinte Sirius abfällig. "Ich habe keine Lust, dass Leute wie Mulciber sich wie die Könige aufführen, nur weil ihre Eltern oder gar sie selbst diesem Lord Voldemort folgen."
"Bestimmt ist die Hälfte der Slytherins ihm auch schon beigetreten.", meinte Peter. Remus verdrehte die Augen. "Wohl kaum. Und wenn, dann wäre es echt nicht schlau von ihnen, das so herauszuposaunen. Wo doch diese Todesser von allen Auroren gesucht werden. Mulciber ist einfach ein arroganter Idiot, der sich schon immer wie der Tollste aufgeführt hat. Die wollen euch nur vor dem Quidditchmatch morgen einschüchtern."
"Einschüchtern?", wollte James amüsiert wissen. "Gryffindors kann man nicht einschüchtern."
Remus' Mundwinkel zog sich leicht nach oben. "Ihr seid sowieso das bessere Team." James grinste. "Völlig richtig."
Der Morgen des Quidditchmatches begann jedoch nicht wie erwartet mit Jubelrufen, Gesängen oder der normalerweise gegenwärtigen aufgeregten Stimmung. Trotz des blauen Himmels und der strahlenden Sonne war die Stimmung düster, als James durch die Korridore zum Frühstück ging. Auch seine Freunde schienen die seltsame Stimmung aufzunehmen.
"Was ist denn hier los?", murmelte Remus. "Man könnte meinen, es würde eine Beerdigung statt einem Quidditchspiel stattfinden." Sirius rieb sich verschlafen die Augen. "Selbst für ein Match von Gryffindor gegen Slytherin wirkt es zu kalt hier."
Kurz vor der großen Halle trafen sie auf einen kleinen Jungen aus Gryffindor, der ganz durch den Wind zu sein schien. "Hey, Kleiner!", rief Sirius zu ihm rüber und winkte ihn her. Der Junge schien nun nur noch verängstigter zu sein. Remus seufzte. "Sirius, sei mal etwas freundlicher." Er wandte sich selbst an den Jungen, ohne auf Sirius empörtes Schnauben zu achten. "Hi, ich bin Remus. Ist alles in Ordnung bei dir, ähm...?"
"Mark.", sagte der Junge. "Ich heiße Mark."
"Freut mich, dich kennenzulernen, Mark.", meinte Remus lächelnd. "Geht es dir nicht gut, Mark?"
Der kleine Gryffindor schluckte. "Mir geht es besser als denen." Er hob die neuste Ausgabe des Tagespropheten in die Höhe. Verwirrt sahen ihn die Rumtreiber an. "Meinst du, dass es wieder schlechte Neuigkeiten gibt, Mark?", wollte James wissen. Der kleine Junge nickte und reichte ihm die Zeitung. Hastig faltete James die Zeitung auseinander und sofort sprang ihm das Titelbild entgegen.
DREI MUGGLEFAMILIEN ALS VERMISST GEMELDET - Auroren machen keine Fortschritte
Darunter war ein Bild des Zaubereiministers und eine Stellungnahme zur Arbeit der Auroren. James schloss kurz die Augen. "Das ist heftig", murmelte Remus und nahm ihm die Zeitung aus der Hand. "Drei Mugglefamilien im selben Ort. Selbst die Muggle werden bald merken, dass etwas nicht stimmt."
Wie aufs Stichwort kamen in dem Moment Mulciber und zwei weitere Slytherins aus der Halle stolziert. "Sieh an, sieh an, wen haben wir denn hier?", höhnte dieser, als er die Rumtreiber erblickte. "Sind das nicht wunderbare Voraussetzungen heute für ein gutes Quidditchspiel?"
"Wohl eher gute Voraussetzungen, um von der Schule zu fliegen.", fauchte Sirius. Grinsend hob Mulciber seine Hände. "Ganz ruhig, du Wilder. Ich wüsste nicht, warum ich wegen schönem Wetter von der Schule fliegen sollte."
"Arschloch.", grummelte Sirius und fuhr sich durch sein Haar.
"Lasst uns erstmal was essen gehen.", meinte Remus nervös und zupfte Sirius am Ärmel.
Doch dieser war viel zu sehr damit beschäftigt Mulciber in den Boden zu starren. "Wie man da auch noch stolz drauf sein kann.", zischte der junge Black und sein Blick glühte beinahe vor Abneigung.
Mulciber lächelte kühl. "Du weißt eben nicht, wie es sich anfühlt, keine Enttäuschung zu sein."
Nun passierten mehrere Dinge auf einmal. Sirius machte eine blitzschnelle Bewegung nach vorne, sodass weder James noch Remus schnell genug waren, hinterherzueilen. Doch genau in dem Moment als Sirius' Faust Mulcibers Gesicht traf, kam Professor McGonagall aus der Großen Halle. "Black! Muliber!", herrschte sie die beiden Jungs an, um die sich ein Kreis aus Schülern gebildet hatte. "20 Punkte Abzug für jeden von Ihnen! Was fällt Ihnen denn ein!"
"Aber Professor!", begann Sirius sich zu beklagen, doch McGonagall unterbrach ihn. "Sie können froh sein, dass ich Ihnen kein Nachsitzen gebe, Black! Von einem Siebtklässler hätte ich deutlich mehr erwartet!" "Professor, Black hat mich angegriffen, ich habe mich nur verteidigt, warum ziehen Sie mir Punkte ab?", mischte sich Mulciber nun scheinheilig ein. "Zu einer Streiterei gehören immer zwei Leute, Mulciber.", meinte McGonagall kalt. "Sie konzentrieren sich von nun an lieber auf ihre Prüfungen und das bevorstehende Quidditchspiel, würde ich Ihnen raten. Ebenso Sie, Black. Denken Sie an den Aufsatz, den Sie mir noch abgeben müssen!" Sie wandte sich nun an James. "Potter! Sie als Schülersprecher hätten den Streit schon eher schlichten sollen." James öffnete den Mund, um sich zu verteidigen als McGonagall weitersprach. "Trotzdem viel Glück heute. Gewinnen Sie dieses Match besser, ich will den Quidditchpokal nicht hergeben müssen am Ende des Jahres."
Und damit rauschte sie von dannen. Auch Mulciber und seine Anhängsel machten sich schnaubend aus dem Staub, nicht ohne vorher die Rumtreiber absichtlich anzurempeln. Grinsend wandte sich James an seine Freunde. "McGonagalls Worte sind doch immer wieder aufmunternd. Lasst uns jetzt endlich frühstücken gehen." Kopfschüttelnd folgte Remus seinem Freund und auch Peter und Sirius schlossen sich an. Sirius' Wut war noch immer nicht ganz abgeklungen und während des gesamten Frühstücks zog er über Mulciber, die Todesser und Voldemort im Allgemeinen her. "Tatze.", meinte James schließlich ruhig. "Ich kann verstehen, warum dich das so wütend macht, aber das macht die Situation auch nicht gerade besser. Ich will mich jetzt auch lieber auf das Quidditchspiel konzentrieren und ich brauch eure volle Unterstützung!" Sirius seufzte und strich sich ein paar Haare aus dem Gesicht, die in seine Stirn gefallen waren. Grummelnd nickte er seinem besten Freund zu, sodass die Haare erneut in seine Stirn fielen. James lächelte. "Danke. Jetzt wünscht mir viel Glück. Ich sehe euch nach unserem Sieg im Gemeinschaftsraum!" Damit schlug er bei seinen Freunden ein und machte sich mit seinem Besen auf der Schulter auf den Weg zu den Umkleiden.
Die ersten Schüler machten sich ebenfalls schon auf den Weg zum Stadion, um gute Plätze zu erhaschen. Als James den Hang hinunterlief sah er ein paar Meter vor sich Madeleine und Ezra, die auf dem Weg zu den Umkleiden anscheinend in eine hitzige Diskussion vertieft waren. Gerade wollte James zu ihnen aufschließen, als neben ihm plötzlich jemand auftauchte und seinen Namen sagte. Vor Schreck hätte er beinahe losgeschrien, konnte sich aber im nächsten Moment wieder einfangen. Als er jedoch erkannte, wer da neben ihm lief, erschreckte er sich erneut und er brachte nichts anderes heraus als ein viel zu hohes "Evans?".
"Hi, James.", meinte sie halb amüsiert, halb nervös. Hastig räusperte sich James und fuhr sich durch seine wuschigen Haare, konnte aber nicht umhin zu bemerken, dass sie seinen Vornamen benutzt hatte. Etwas in ihm wollte vor Freude aufspringen. "Was - ähm - was machst du hier?", wollte er dann wieder in einer viel tieferen Stimme wissen. Auf Lilys Wangen breitete sich ein rötlicher Schimmer aus und sie vermied es, ihm in die Augen zu schauen. "Naja, ich wollte mir das Quidditchspiel ansehen." James Augenbrauen schossen in die Höhe. "Wirklich?"
Lily verdrehte die Augen. "Immer dieser überraschte Unterton."
James grinste und richtete seine Brille. Lilys Hand glitt in ihre Jackentasche und spielte an etwas herum, dass sich anscheinend darin befand. "Ich...ähm, außerdem wollte ich...dir noch etwas geben.", sagte sie zögerlich und fand plötzlich ihre Schuhe sehr interessant. Aus irgendeinem Grund fing James' Herz schneller an zu schlagen und in seinem Kopf spielten sich tausend Szenarien ab, was jetzt gleich passieren könnte, doch keine schien wirklich logisch zu sein im Hinblick auf ihre Trennung. Lilys wütendes Gesicht tauchte wieder in seinen Gedanken auf.
"Wir sind ständig anderer Meinung! Wir sind einfach zu verschieden und ich weiß auch, dass niemals irgendwer über deinen Rumtreiber-Freunden stehen wird, egal was passiert!", hörte James die Worte, die sie ihm im Hogwarts-Express an den Kopf geworfen hatte in seinem Kopf. Niemals würde dieser Streit so einfach zu beseitigen sein. Auch in Lilys Kopf schienen sich die Rädchen zu drehen. Doch der Ausdruck in ihren Augen war keineswegs feindselig, jedoch auch nicht wirklich entschlossen.
"Was denn?", hakte James also neugierig nach und versuchte, ihr einen aufmunternden Blick zuzuwerfen. Ihre grünen Augen huschten rastlos hin und her. James' Blick hatte anscheinend nicht wirklich viel bewirkt, denn James konnte den Mut ihre Augen verlassen sehen. Sie räusperte sich und sah ihm endlich ins Gesicht. "Ich wollte dir meine Glückwünsche geben. Ich hoffe, Gryffindor gewinnt heute." Verwirrt lächelte James. "Äh, danke. Ich-"
"Hey, James!", hörte er da Ezra rufen, der ihn anscheinend entdeckt hatte. Er und Madeleine standen ein paar Meter entfernt von ihnen und winkten ihm zu. "Komm schon, sonst kommen wir noch zu spät!"
"Ich komme gleich!", rief James zurück und drehte sich wieder zu Lily, die allerdings erleichtert über die Unterbrechung schien und sich hastig verabschiedete. Seufzend machte sich James auf den Weg zu Madeleine und Ezra.
"Na, hast du dich wider mit Lily vertragen?", wollte Madeleine vorsichtig wissen. "Ich wollte, Ezra davon abhalten, dich zu rufen, aber du weißt ja wie er ist." Sie warf dem Hüter einen strengen Blick zu, der schnaube jedoch nur. "Das Spiel beginnt bald und unser lieber Kapitän muss noch seine Motivationsrede halten." James war in Gedanken jedoch noch bei Lily und rätselte, was sie ihm verschwieg. Denn es war offensichtlich, dass sie eigentlich etwas anderes vorgehabt hatte.
"James?"
"Hm?"
Madeleine sah ihn mitleidig an. "Das wird schon wieder mit Lily. Allerdings solltest du dich jetzt lieber aufs Spiel konzentrieren."
"Mir geht es gut, es ist alles in Ordnung, keine Sorge.", meinte James hastig und versuchte, die Rothaarige aus seinen Gedanken zu verbannen. Das war jedoch einfacher gesagt als getan, denn auch als er seinen Quidditchumhang anzog und vor seine Mannschaftskameraden trat, um eine kleine Motivationsrede zu halten, drängte sich immer und immer wieder Lily Evans in seine Gedanken und er fragte sich, was da in ihrer Tasche gewesen war.
James nahm sich fest vor, sie nach dem Spiel darauf anzusprechen und schaffte es endlich, sich auf Quidditch zu konzentrieren, als er auf seinem Besen in dir Luft abhob.
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