Kapitel 31

Das neue Jahr startete für James gar nicht gut. Auch wenn er äußerlich die Fassade des fröhlichen Rumtreibers aufrecht erhielt, war er tief im Inneren schwer verletzt.
Lilys Worte hatten ihn härter getroffen, als er zugeben wollte. An Weihnachten hatte er sein Glück kaum fassen können, als sich Lily tatsächlich auf eine Beziehung mit ihm eingelassen hatte und nun war alles schief gegangen. Klar, ihm hatte die Beziehung mit Lily alles bedeutet - immerhin stand er schon seit der dritten Klasse auf sie - jedoch hatte er sich für seine Freunde entscheiden müssen. Im Nachhinein hätte James ihr das vielleicht nicht so taktlos an den Kopf werfen sollen, er hatte noch immer ihren verletzen Gesichtsausdruck vor Augen.

"Accio Tinte!", wurden James' Gedanken von Remus unterbrochen, der tiefgebeugt über einem der Aufsätze saß, die den Siebtklässlern in ihrer ersten Woche nach den Weihnachtsferien von den Lehrern aufgebrummt worden waren. "Ihre Abschlussprüfungen rücken näher und kommen schneller, als Sie es erwarten!", hatte er noch den Wortlaut jedes Professors in den Ohren.

Sirius verdrehte die Augen. "Moony, du überarbeitest dich noch, wenn du so weiter machst!"
Remus schüttelte den Kopf. "Ich mache das, was von uns erwartet wird, Tatze. Ich will nämlich so gut wie möglich in meinen UTZen abschneiden. Vielleicht sind dir deine UTZe komplett egal, mir aber nicht." Sirius schnalzte herablassend mit der Zunge. "Wofür soll ich die typischen Merkmale eines Bowtruckles für mein zukünftiges Leben wissen während da draußen sich so eine reinblutfanatische Gruppe mit dem lächerlichen Namen "Todesser" sammelt?" Er deutete auf den Tagespropheten, der auf dem Tisch zwischen ihnen lag.

Angriff auf Muggelfamilie in Birmingham

Lord Voldemort scharrt immer mehr Anhänger um sich

Minister für Magie nimmt Stellung zu sogenannten "Todessern"

Schlagzeilen dieser Art waren in den letzten Wochen immer häufiger geworden und so langsam konnte man auch in Hogwarts Unruhe spüren. Vor allem die Slytherins liefen immer selbstsicherer und stolzer durch die Gänge, während sich Muggelstämmige fast nicht mehr alleine aufs Klo trauten. Erst vor ein paar Tagen war ein Drittklässler aus Ravenclaw blutend in einer Toilette gefunden worden, der anscheinend von einer Gruppe Slytherins angegriffen worden war. Beweisen konnte das allerdings niemand.

Peter kicherte nervös. "Tatze hat Recht. Das nimmt langsam schon ziemliche Ausmaße an...das kann einem schon Angst einjagen." "Angst?", höhnte Sirius und fuhr sich durch sein schwarzes Haar, "Ich habe doch keine Angst vor Leuten, die sich genauso dumm aufführen wie meine Familie."
Remus seufzte. "Gerade du solltest wissen, wie gefährlich sowas werden kann, wenn Menschen nur auf ihre Herkunft reduziert werden. Immerhin wohnst du jetzt schon über ein Jahr nicht mehr bei deinen Eltern."
Empört öffnete Sirius seinen Mund, doch Remus fuhr schnell fort. "Außerdem ist es nichts Schlimmes, Angst zu haben. Es ist menschlich und zeugt von Stärke, wenn man sich die Angst eingesteht. Tatze, wir wissen alle, dass du ein tapferer Gryffindor bist, aber selbst du darfst Angst haben."

"Danke für diese weisen Worte, Moony.", meinte James und meldete sich zum ersten Mal zu Wort. "Von jetzt an werden wir uns nachts zu dir ins Bett trauen, wenn wir vor Angst nicht schlafen können." Sirius prustete los und schlug bei James ein. Remus sah James genervt an. "Ich meine das Ernst, Krone." James wusste, dass sein Freund es Ernst meinte und dass es guten Grund gab, um Angst zu haben. Dieser Lord Voldemort hörte sich ziemlich bedrohlich an und auch, dass seine Bewegung anscheinend große Ausmaße annahm. Trotzdem verdrehte James die Augen und grinste. "Apropos Angst - hast du schon Verteidigung gegen die dunklen Künste gelernt?"
Peter runzelte die Stirn. "Warum sollte Moony Angst vor Verteidigung gegen die dunklen Künste haben? Er ist darin doch spitze! Ich hab allerdings schon ziemlich Schiss vor der Prüfung..."
Sirius prustete los, sodass Peter nur noch verwirrter aussah. Remus lächelte sanft. "Krone meint das Thema "Irrwichte" in Verteidigung gegen die dunklen Künste. Und ja, da habe ich meinen Aufsatz schon geschrieben. Ihr solltet das auch besser tun, ihr habt dafür nur noch bis Montag Zeit."

"Ach, ich hoffe, dass das nächste Hogsmeade-Wochenende bald ansteht.", ignorierte Sirius Remus und lehnte sich in seinem Sessel zurück. "Ich muss Zonko's mal wieder einen Besuch abstatten."
Peter kicherte und nickte. Remus seufzte jedoch. "Der nächste Ausflug steht erst am Valentinstag an und der ist bekanntlich erst in einem Monat." Bei dem Wort Valentinstag zog sich alles in James zusammen. Nicht, weil er im Jahr zuvor ein wirklich schreckliches Date im Madam Puddifoot's gehabt hatte.
Jedes Jahr hatte er versucht, mit Lily auf ein Date nach Hogsmeade zu gehen und jedes Jahr hatte sie ihm nur genervt abgesagt. Dieses Jahr hätte er das erste Mal eine wirkliche Chance haben können, mit seiner Traumfrau all die ekelhaft süßen Dinge als Pärchen zu machen, die man so am Valentinstag eben macht. Doch nun stand er wieder ganz am Anfang, möglicherweise sogar noch weiter von ihr entfernt als jemals zuvor.

Remus schien gemerkt zu haben, dass er ein heikles Thema angesprochen hatte und war schon im Inbegriff hastig das Thema zu wechseln, als Sirius ihn mit einem abfälligen Geräusch unterbrach. "Wer braucht denn schon Valentinstag..." Mit einem Blick auf seinen besten Freund kramte er vier Butterbierflaschen aus seiner Tasche. "Wenn man alle Geheimgänge von Hogwarts kennt?" Peter gab einen überraschten Jauchzer von sich. "Wo...wo hast du die her?"
Sirius fuhr sich durch sein seidig schwarzes Haar. "Das fragst du noch nach unserer brillanten Karte?"
Mit einer lässigen Handbewegung zog er zusätzlich eine Flasche Feuerwhiskey hervor und stellte sie feierlich auf den Tisch. Remus blickte empört von seinem Aufsatz auf. "Was soll das werden, Sirius?" Rasch blickte er sich im Gemeinschaftsraum um, um zu überprüfen, dass auch ja keiner die Flasche Alkohol sah. "Hättest du es nicht beim Butterbier belassen können?", zischte er dann aufgebracht.
Sirius schnaubte. "Wir sind volljährig! Was sollen wir da bloß mit einem Getränk für Dreizehnjährige?" James runzelte die Stirn. "Warte...hattet ihr das geplant?"

Sirius grinste. "Remus und ich hatten nur die grandiose Idee-"
"Das warst ganz allein du, Tatze.", grummelte Remus dazwischen.
"Ach, sei doch nicht so bescheiden, Moony!", meinte Sirius vergnügt. "Wir dachten, es wäre eine gute Idee-"
"Uns zu betrinken?", unterbrach James ihn.
"Naja, wenn du es so nennen willst-" "Ich bin dabei.", grinste James.
"Das ist echt das erste Lächeln, dass ich an dir dieses Jahr sehe, Krönchen.", meinte Sirius stolz. "Ich habe es so vermisst."
James lächelte süßlich. "Ich liebe dich doch auch, Tatzilein.", rief er in einer viel zu hohen Stimme. Remus schnaufte genervt. "Lass uns wenigstens in den Schlafsaal gehen, damit uns niemand sieht." Sirius legte grinsend wie ein Honigkuchenpferd einen Arm um Remus und nahm in seine andere Hand die Flasche Whiskey. "Klar doch, Moony. Auf in den Schlafsaal."
Peter schnappte sich die vier Butterbierflaschen und folgte Remus und Sirius die Treppe hinauf. James griff nach seiner Tasche und eilte seinen Freunden nach. Gerade, als er die Treppe erreicht hatte, schwang das Porträtloch auf und herein kam eine Gruppe Mädchen, darunter auch ein Rotschopf. Wie angewurzelt blieb James stehen und sah der Gruppe zu, wie sie sich quasselnd auf ein paar Sofas niederließ. "James, kommst du?", rief Peter nach ihm und riss ihn somit aus seiner Starre. Erst da bemerkte James, dass es sich bei der Gruppe um Mädchen aus der sechsten Klasse handelte und das rothaarige Mädchen - dass nicht Lily Evans war - schon ziemlich verwirrt zu ihm herüber blickte. James räusperte sich unangenehm berührt und hastete die Treppe hinauf.

"Wo bleibt ihr denn so lange?", wollte Sirius wissen und öffnete seine Butterbierflasche. Glücklicherweise war außer den Rumtreibern momentan niemand im Schlafsaal. Kichernd sprang Peter auf sein Bett. "Krone war gerade nur damit beschäftigt, ein rothaariges Mädchen anzustarren."
Remus' Augenbrauen schossen nach oben. "Lily?"
James presste seine Lippen aufeinander und griff nach einer Butterbierflasche. "Nein, irgend so eine Sechstklässlerin.", meinte Peter kopfschüttelnd. Remus seufzte. "James-"
"Auf was trinken wir?", fiel ihm da Sirius ins Wort und James war seinem besten Freund in diesem Moment unglaublich dankbar. Seit der Trennung mit Lil- Evans hatte keiner der Rumtreiber mehr Worte als nötig über sie verloren und auch nicht über James' Gefühle, was die Trennung anging. Jeder war vorsichtig das Thema umgangen und Sirius wusste, wie schwer es James fiel, über seine Gefühle zu reden.
"Auf die Rumtreiber, auf unsere Freundschaft.", meinte James mit belegter Stimme. "Danke, dass es euch gibt, Leute."
Sirius grinste. "Darauf trinke ich und darauf, dass die UTZe überbewertet sind!" Remus rollte mit den Augen, stieß jedoch trotzdem mit an. "Auf die Rumtreiber!"
"Auf die Rumtreiber!", rief auch Peter.

Schnell leerte sich das Butterbier und die Whiskeyflasche wurde geköpft. Gut gelaunt verteilte Sirisu immer neue Runden und wenn die Stimmung anfangs etwas bedrückt gewesen war, so war sie nun ausgelassen. James hatte Musik aufgelegt und nun zeigten sie ihre besten Gesangskünste zu der lauten Musik von der Muggleband AC/DC.

"Number one with a bullet, I'm a power pack
Yes, I'm in a bang
With a gang
They've got to catch me if they want me to hang
'Cause I'm back on the track
And I'm beatin' the flack
Nobody's gonna get me on another rap
So look at me now
I'm just makin' my play
Don't try to push your luck, just get out of my way", sangen James und Sirius und spielten ihre unsichtbaren Gitarren.

Remus saß nur lachend auf seinem Bett, während Peter seine besten Tanzbewegungen auspackte. Als das Lied verklang, ließ sich Peter keuchend auf sein Bett fallen und nahm einen Schluck von seinem Drink, ebenso wie James der lachend bei Sirius einschlug. "Also wenn es nichts mit den UTZen wird, Sirius.", grinste Remus. "Kannst du leider auch kein Sänger werden."
Sirius' Augenbrauen schossen herausfordernd in die Höhe. "Ach ja? Wer sagt das?"
Remus lachte leise. "Ich sage das." "Beweise erstmal, dass du besser singen kannst, bevor du hier über andere urteilst, Moony.", entgegnete Sirius und grinste hinterhältig. Remus seufzte. "Ich, weiß, worauf du hinaus willst, Tatze und meine Antwort ist ganz eindeutig "Nein!".

"Ach komm schon, Moony! Sei kein Spaßverderber!", mischte sich nun auch James ein. "Wir sind hier doch unter uns."
"Jeder muss mal singen.", fügte Peter hinzu. Remus schüttelte jedoch vehement den Kopf. "Moony, das hast du dir selbst eingebrockt!", grinste Sirius. "Es gibt jetzt kein Zurück mehr."
"Leute, nein, ich will wirklich nicht singen. Ich kann nicht mal singen! Ich-"
"Nana, Moony, du kommst da jetzt nicht mehr raus.", lachte James. "Moo-ny, Moo-ny!", begann Peter eine Art Gesang. "Moo-ny! Moo-ny!", stiegen auch James und Sirius mit ein. "Moo-ny! Moo-ny!"
Remus seufzte ergeben. "Ich hasse euch. Womit habe ich das verdient?" Jubelnd schwenkte Sirius seinen Zauberstab und die ersten Töne von Highway to Hell erklangen in dem Jungenschlafsaal. Grinsend lehnte sich James zurück und genoss den Anblick von dem überforderten Remus, wie er versuchte, das Lied mitzusingen und Sirius nach einer Weile mit einstieg. In diesem Moment war er einfach nur glücklich und nach einem weiteren Schluck von dem Whiskey begann auch er, das Lied mitzusingen.

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