Kapitel 3
Ungläubig starrte James Potter auf den Brief in seinen Händen.
Er war vor ein paar Minuten mit einer Schleiereule gekommen und James konnte immer noch nicht fassen, was dort stand.
Sirius hatte auch einen Brief erhalten, ihn aber nur kurz angeschaut und sich gleich wieder dem Essen zugewandt. Remus war in seinen eigenen Brief vertieft und Peter griff ohne das Pergament zu beachten nach der Milch.
In ihren Briefen war wahrscheinlich nur das Übliche gestanden. Doch das, was in James' Brief stand, würde sein bisheriges Leben verändern - und zwar gewaltig.
"James, Schatz, alles in Ordnung?", Euphemia Potter schaute ihren Sohn besorgt an. Da James nicht gleich antwortete, schauten nun auch sein Vater und die restlichen Rumtreiber auf.
"Hey, Krone, was ist los? Du siehst aus, als wärst du gezwungen worden, dich mit Schniefelus anzufreunden.", bemerkte Sirius grinsend.
Endlich sah James von seinem Brief auf. Wortlos reichte er das Blatt Pergament an seine Mutter. Neugierig las sie den Text und ihre Augen wurden immer größer. Auch Mr Potter sah nun über die Schulter seiner Frau, was in dem Brief stand.
"Oh, James! Ich freue mich so sehr für dich!", rief Mrs Potter und sprang auf, um ihren einzigen Sohn zu umarmen.
Auch James' Vater klopfte seinem Sohn stolz auf die Schulter und reichte den Brief an Sirius weiter.
Dieser spuckte den Kürbissaft wieder aus, den er gerade trinken wollte. "Schülersprecher? Das muss ganz klar ein Irrtum sein! Sicher, dass der Brief für dich war und nicht für Moony?" Sirius schaute auf den Absender und auch Remus und Peter verfolgten die Szene gespannt. Dort stand aber eindeutig der Name und die Adresse von James.
"Sirius!", entrüstet sich Mrs Potter. "Ratzeputz! Ich weiß, ihr vier habt schon so manches angestellt in Hogwarts, aber ihr seid trotzdem gute Schüler.", meinte Euphemia.
Sirius zog eine Augenbraue hoch. "Na, das war's dann wohl mit den Streichen, Krone. Da du jetzt Schülersprecher bist, musst du ein Vorbild für die Jüngeren sein."
"Ja, das hoffe ich doch! Ich bin es leid, Briefe von Hogwarts wegen eurer Unanständigkeiten zu bekommen.", sagte Mrs Potter hoffnungsvoll. "Vielleicht lernst selbst du dann etwas mehr Anstand, Sirius."
Daraufhin schnaubte Sirius nur belustigt. "Darauf können Sie lange warten, Mama Potter."
Mrs Potter schüttelte nur lachend den Kopf und erwiderte etwas, doch James hörte nicht zu.
Fleamont Potter sah zu seinem Sohn und klopfte ihm stolz auf die Schulter.
Dieser saß völlig überfordert auf seinem Stuhl und starrte vor sich hin.
"Hey, Jamie.", brummte Mr Potter. "Das du noch Schülersprecher wirst auf deine alten Tage."
James zog daraufhin eine Grimasse. "Haha, sehr witzig, Dad."
"Ach, komm schon. Schülersprecher! Das bedeutet doch nur Vorteile.", meinte Mr Potter und biss in seinen Toast.
"Ich finde, dein Dad hat Recht, Krone.", sagte Remus zu James' Rechten. "Hast du nicht gelesen, was da noch im Brief stand? Deine Kollegin ist auch aus Gryffindor."
Er warf James einen bedeutenden Blick zu.
"Ja und, was-", doch da machte es bei James klick.
"Du meinst...du meinst, dass Evans..."
Remus nickte grinsend. "Wer sollte es denn sonst sein?"
Ein Teil von James fand es bei diesen Aussichten überhaupt nicht mehr schlimm, dieses Amt übernehmen zu müssen.
Doch dann erinnerte er sich daran, dass er Evans eigentlich vergessen wollte.
"Das macht es auch nicht gerade besser.", meinte James und versuchte, sich desinteressiert anzuhören. Immerhin entsprach die Aussage trotzdem der Wahrheit, denn es würde es ihm nicht leicht machen, sich von Evans fern zu halten, da sie als Team zusammenarbeiten mussten.
"Ich glaube daran, dass du deinen Job gut machen wirst, James.", meinte Mrs Potter zuversichtlich und lächelte ihn warm an. Sie kniff Sirius in die Seite und sah ihn auffordern an. Dieser stöhnte. "Aua, Sie haben einen echt harten Griff, Mama Potter. Aber gut, Krone, vielleicht ist es ja ganz gut, dass du Schülersprecher bist." Er grinste. "Ich meine in Sachen Punkteabzug und Nachsit - okay, und vielleicht verbessern wir auch unser Verhalten.", meinte er augenverdrehend.
Mrs Potter lächelte zufrieden. "Na siehst du, selbst Sirius steht hinter dir."
"Was heißt hier 'selbst'?", entrüstete sich Sirius. "Ich stehe immer als erster hinter Krone!"
James konnte nicht anders, als zu grinsen beim Anblick von Sirius und seiner Mum. "Schon okay, ich habs verstanden."
*
"Also, ich hoffe ihr stellt diesmal nichts Großes an, Jungs.", verabschiedete sich Mrs Potter, als sie und ihr Mann erneut auf Reisen gingen, um den Haar-Zaubertrank, den Mr Potter entwickelt und mit dem er schon ein kleines Vermögen errungen hatte, anzupreisen.
Die Rumtreiber lächelten lieb und schüttelte den Kopf. "Du kennst uns doch, Mum.", grinste James. "Sowas würden wir niemals tun."
"Ich meine es Ernst, James. Du als Schülersprecher...", fing Mrs Potter an, doch ihr Mann unterbrach sie.
"Die Jungs sind jetzt siebzehn Jahre alt, Euphemia.", meinte er. "Wir sind doch nur zwei oder drei Tage weg. Vertrauen wir ihnen einfach diesmal."
Mrs Potter nickte, umarmte die vier Jungs und ergriff ihren Besen. Mr Potter tat es ihr gleich, flüsterte den Jungs aber noch zu: "Schaut, dass alles noch ganz ist, wenn wir wieder kommen."
Auch er ergriff seinen Besen und gemeinsam hoben sie ab.
Als James' Eltern nur noch kleine schwarze Punkte am Himmel waren, die durch einen Desillusionierungszauber dann komplett verschwanden, legte Sirius seine Arme um Peter und James, die neben ihm standen.
"Jetzt fängt der Spaß erst richtig an.", grinste er breit. "Insofern unser neuer Schülersprecher das denn auch erlaubt."
"Halt die Klappe, Tatze, und kümmer dich lieber um die Musik.", entgegnete James.
Die Rumtreiber gingen wieder ins Haus und schafften Platz für die Party, die am Abend stattfinden sollte.
Remus verhext die Treppe, sodass niemand hinaufgehen konnte. Sirius verwandelte mehrere Blechdosen in Musikboxen, die an der Decke des Zimmers schwebend laute Musik spielten. Peter half der Hauselfe Nini, das Büffee mit Essen und Trinken auszustatten und James kümmerte sich um die Terrasse und den Garten und verteilte überall kleine Lichter. Im Haus brachte er buntes Licht an, dass im Takt der Musik die Farbe wechselte.
Stolz betrachteten die Rumtreiber ihr Werk. "Ich finde, das hat Potenzial, die beste Party aller Zeiten zu werden.", meinte James und die anderen drei nickten zustimmend. Selbst Remus freute sich nun doch auf den Abend und die vier gingen sich in James' Zimmer umziehen und fertig machen (wofür nochmal der Zauber an der Treppe aufgelöst werden musste).
Um kurz vor acht standen Moony, Tatze, Krone und Wurmschwanz im Wohnzimmer bereit, um Gäste reinzulassen.
Diese kamen dann auch schon und die Haustür wurde fast nicht mehr geschlossen, so viele kamen nacheinander. Sirius drehte die Musik auf volle Lautstärke, somit herrschte von Anfang an eine ausgelassene Stimmung und je mehr Leute kamen, desto lauter und lustiger wurde es. Die Türen zur Terrasse standen sperrangelweit offen, da die Temperatur immer weiter stieg und man sich von draußen ein kühles Windchen erhoffte, was sich im August allerdings als schwierig herausstellte.
Alle möglichen Leute umarmten James und bedankten sich für die Einladung und schon bald hatte er den Überblick verloren, wer denn nun alles da war und wer jemanden mitgebracht hatte.
Um die unerträgliche Spätsommerhitze zu vertreiben hexte Remus einen riesigen, unsichtbaren Ventilator an die Decke, der wenigstens ein bisschen kühle Luft verschaffte. Dankbar nickte James ihm über die laute Musik hinweg zu. Remus lächelte und verschwand wieder in der Menge. Immernoch trudelten Leute ein und die Masse verteilte sich nun auch auf den Außenbereich.
James schnappte sich ein kühles Getränk und mischte sich ebenfalls unter die Leute.
"Hi, James!", rief da eine Stimme durch den Lärm. Es war Madeleine Robinson, die im Gyffindorteam die Sucherin spielte. "Hi, Maddy! Toll, dass du kommen konntest!"
Grinsend umarmten sie sich. "Da habt ihr ja ne mega Party auf die Beine gestellt.", meinte sie und nippte an ihrem Getränk.
"Danke.", sagte James. "War eher eine spontane Idee."
"Spontane Ideen sind immer die besten.", behauptete Madeleine schulterzuckend. Dann entdeckte sie jemand in der Menge. "Uuh. Ich wusste gar nicht, dass ihr Stephen McLean eingeladen habt. Sorry, James, aber diese Chance muss ich nutzen. Wir sehen uns später bestimmt nochmal."
James nickte lachend und Maddy zog ab zu ihrem neuen Opfer.
Auch James setzte seinen Weg durch die Menge fort und staunte nicht schlecht, wie viele Leute tatsächlich gekommen waren.
"Jaaames!", ein sichtlich angetrunkener Frank Longbottom, der etwas älter war als James, winkte ihm zu. James grinste. "Hi, Frank. So hab ich dich ja noch nie erlebt. Geht's dir gut?"
"Aaaalles bestens.", lallte dieser. "Is ja schlslch euer letzts Schuljahr."
"Genau deshalb findet diese Party hier statt.", meinte James.
"Du, Jamesss?", fragte Frank.
"Ja?"
"Is zufällig Alice hier?", wollte er wissen und in seiner Stimme schwang leichte Nervosität mit.
"Ich hab sie noch niergens gesehen, aber bestimmt ist sie hier irgendwo. Gibt es denn Ärger im Paradies?", fragte James vorsichtig.
"Kleiner Streit.", nuschelte Frank. "Wegen meiner Mutter, seitdem redet sie nicht mehr mit mir."
James wusste genau, wie anstrengend Franks Mutter sein konnte.
"Das wird schon wieder, Frank.", muntere er ihn auf. "Allerdings nicht mit Alkohol, mach ein bisschen langsamer, okay?"
Frank nickte nur noch und ließ sich auf das Sofa sinken.
"Ich schau später nochmal bei dir vorbei, alles klar?", meinte James, doch Frank war schon eingeschlafen.
An seinem Getränk schlürfend erkundet James weiter den Raum und kam schließlich im Garten an, wo ebenfalls Leute standen. Er entdeckte Peter an einem Tisch mit ein paar anderen Leuten Trinkspiele spielen.
"Hey, Peter, alles klar?", rief James und ging auf die Gruppe zu.
Peter drehte sich zu ihm um. "Alles suuupi, Krone.", meinte er auch schon sichtlich angetrunken.
Neugierig schaute James in die Runde, um zu schauen, mit wem Peter denn spielte, doch er kannte niemanden davon, außer überraschenderweise einen Slytherin aus dem Jahrgang unter ihnen, dessen Name er nicht kannte.
Die Slytherins hatten es also trotzdem auf die Party geschafft. Irgendwo war das auch ein Kompliment an die Rumtreiber, dachte James grinsend.
"Na dann, viel Spaß euch noch.", sagte er und klopfte Peter auf die Schulter.
Sein Weg führt James wieder hinein durch die tanzende Menge, mit der er sich eine Weile bewegte und langsam spürte auch er den Alkohol in seinem Blut. Es kam ein Lied, dass ihm besonders gut gefiel und tanzte und sang dazu mit. In seinem Element hatte er die Augen geschlossen gehabt und als er sie wieder öffnete, stand Robyn O'Malley vor ihm. Ihre blonden Haare hatte sie in einem hohen Zopf, dazu trug sie einen süßen Rock und ein Tshirt, das ihre Figur schön betonte. Große Ohrringe zieren ihre Ohren und betonten ihr schmales Gesicht.
Es war offensichtlich, dass sie ihm gefallen wollte. Und tatsächlich fand James sie hübsch - mehr jedoch auch nicht. Eigentlich wollte er nach ihrer kurzen gemeinsamen Beziehung letztes Jahr nichts mehr mit Robyn zu tun haben, doch was bedeutete schon ein wenig flirten auf einer Party und eventuelles Rummachen? Für ihn bedeutete es jedenfalls nichts und so ließ er sich auf Robyn ein.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top