Kapitel 26

"...und dann, als ich den letzten Schluck von diesem köstlichen Champagner trinken wollte, spürte ich, dass da etwas im Glas war." Petunia, die sehr ausführlich und ausgeschmückt ihre Geschichte der romantischen Verlobung erzählte, machte eine dramatische Pause und kicherte dann unnatürlich hoch als Vernon ihren Handrücken streichelte. "Es war ein wunderschöner Ring! Seht hier!" Stolz hob sie ihre Hand, damit jeder am Tisch das funkelnde Schmuckstück sehen konnte.

"Der ist ja...wundervoll!", meinte Mrs Evans begeistert und begutachtete den Ring von nahem. In Lilys Augen war es nur ein viel zu großer, protziger Klunker und sie wusste, dass ihre Mum eigentlich genauso dachte, jedoch für Petunia Interesse zeigte. In Sachen Schmuck hatte Mrs Evans nämlich denselben Geschmack wie Lily und der bezog sich nicht auf solchen überteuerten auffälligen Schmuck.

"Ich sehe schon, der alte Champagner-Trick.", scherzte Mr Evans in Richtung Vernon, der jedoch keinerlei Anzeichen von Humor zeigte. "Sehr richtig, Sir. Ich dachte, dass wäre sehr romantisch und würde zu meiner Petunia passen." Diese fing wieder an zu kichern und legte ihren Kopf auf der breiten Schulter ihres Verlobten ab. "Ach, Vernon ist wirklich ein Schatz." Bei diesen Worten sah sie Lily scharf an, die ihr ein gequältes Lächeln zuwarf. "Habt...ähm....habt ihr schon Pläne für die Hochzeit?", wollte sich die Rothaarige ins Gespräch mit einbringen. "Wir wollen im Sommer heiraten!", platzte Petunia sofort heraus und sah dann zu Vernon, der einen geschäftsmäßigen Gesichtsausdruck aufgesetzte hatte. "Petunia und ich sind schon mitten in den Vorbereitungen, denn wir würden gerne schon diesen Sommer heiraten." Mrs Evans sah überrascht aus. "Da müsst ihr ja schon mitten in den Vorbereitungen stecken!" Petunia warf ihre blondes Haar hinter ihr Schulter. "Ja, es ist wirklich viel anstrengender als gedacht, doch Vernon und ich haben gute Kontakte, sodass wir wirklich super organisieren können."
Lilys große Schwester fing an, überschwänglich zu erzählen, was sie und Vernon schon alles für ihre Traumhochzeit getan hatten. Die Rothaarige hörte allerdings nur mit einem Ohr zu und widmete sich lieber James, der bisher ungewöhnlich still neben ihr gesessen war. Er bemerkte ihren Blick und schenkte ihr ein schiefes Lächeln.

"Bist du auch die gesamten Ferien zuhause, James?", wollte Mr Evans plötzlich wissen, anscheinend interessierten ihn die verschiedenen Blumenarten, die Petunia gerade aufzählte eher weniger.
"Ja, Sir.", antwortete James freundlich und nickte. "Weihnachten feiere ich immer zuhause."
Dieser kurze Wortwechsel hatte jedoch zur Folge, dass es mucksmäuschen still wurde. Petunia warf Lily einen giftigen Blick zu, sodass dieser klar wurde, dass Petunia schon wieder unter mangelnder Aufmerksamkeit litt. "Das ist sehr schön. Ich sage immer, Weihnachtszeit ist Familienzeit!", meinte Mr Evans breit lächelnd. "Familienzeit!", rief Petunia. "So wie bei der Hochzeit von Vernon und mir. Wir wollen auch großen Wert auf die Familie legen. Besonders Vernon hat viele..."
Lily schaltete wieder ab und ließ Petunia ihren Monolog halten. Zwischenzeitlich war ihr Essen gekommen und so konnte sich Lily auf ihren Teller konzentrieren. Als jedoch plötzlich ihr Name fiel, blickte sie erschrocken hoch.
"Wasch?", wollte sie mit vollem Mund wissen. Petunia schnalzte herablassend mit ihrer Zunge. Hastig schluckte Lily den Bissen hinunter als auch Vernon sie angeekelt ansah. "'tschuldigung.", nuschelte sie und nahm einen Schluck Wasser. "Ich sagte gerade, dass du dich wunderbar als Brautjungfer machen würdest, Lily.", sagte Mrs Evans vergnügt, als wäre nichts passiert. Petunia verspannte sich augenblicklich und verschluckte sich fast an ihrem Wein. "Brautjungfer?", keuchte sie.
"Ich dachte, dass wäre doch schön, wenn deine kleine Schwester dir an deinem großen Tag zur Seite steht.", erklärte Mrs Evans lächelnd, obwohl sie nun auch nicht mehr so überzeugt von ihrer Idee schien als sie die Gesichter ihrer zwei Töchter sah. "Mum, ich glaube-", begann Lily vorsichtig.
"Ich habe bereits meine Freundinnen als meine Brautjungfern auserkoren, Mutter!", sagte Petunia hart, ohne Lily einen Blick zu würdigen. "Meine kleine Schwester kann mir auch als normaler Gast Unterstützung zeigen." Lily verdrehte genervt die Augen. "Ich sitze direkt gegenüber von dir, Petunia. Du musst nicht über mich reden, als wäre ich nicht da."
Die Blondine sah sie herablassend an. "Ich rede zwar mit unserer Mutter, aber du brauchst natürlich wieder von allen die volle Aufmerksamkeit, so wie immer."
"Ich bin nicht diejenige, die hier am Tisch alle mit Monologen langweilt!", fauchte Lily.
"Du bist doch nur eifersüchtig darauf, dass ich bald meine Traumhochzeit haben werde und du einmal nicht im Mittelpunkt stehst!", keifte Petunia zornig.
Lily schüttelte schnaubend den Kopf. "Du bist unmöglich."
"Mädchen!", ging Mr Evans zwischen seine zwei Töchter. "Ihr wisst doch, dass wir euch beide gleich lieben! Der Streit ist es echt nicht wert."
"Euer Vater hat recht. Heute sollte doch ein schönes Familienessen sein.", fügte Mrs Evans hinzu.
"Bei dem über meine Verlobung geredet werden sollte. Nur kann sich meine sogenannte Schwester nicht für mich freuen!", sagte Petunia heftig.
"Ich freue mich doch für dich!", entgegnete Lily aufgebracht.
"Na dann ist doch alles gut!", meinte Mr Evans. "Jetzt beruhigt euch wieder."
"Vernon, willst du noch etwas Wein?", versuchte Mrs Evans, die Anspannung zu lösen. Während Vernon sein Glas an Mrs Evans reichte, sprang Petunia auf. "Entschuldigt mich, ich gehe mich kurz frisch machen."

Vernon räusperte sich unangenehm berührt. "Mr Evans, Mrs Evans, ich bin sofort wieder da." Und auch er verschwand, seiner Verlobten hinterher.
Mrs Evans seufzte. "So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Lily, du hättest dich doch auch zurückhalten können, oder nicht?"
Lily sah ihre Mutter ungläubig an. "Warum bin ich jetzt Schuld, Mum? Petunia hätte mich am liebsten nicht einmal bei ihrer Hochzeit dabei!" "Ach, Quatsch!", winkte Mrs Evans ab. "Ihr seid doch immer noch Schwestern."
"Tolle Schwester, die meinen Freund nicht ein einziges Mal beachtet und nur über sich redet.", schnaubte die Rothaarige.
James räusperte sich unangenehm berührt. "Schon in Ordnung, mir macht das nichts aus, Lily. Vielleicht sollte ich lieber gehen und du sprichst dich mit deiner Schwester aus?" "Nein, da gibt es nichts auszusprechen!", meinte Lily. "Mit Petunia kann man sich nicht aussprechen." In diesem Moment kam Petunia mit Vernon im Schlepptau zurück. "Tut uns wahnsinnig Leid, aber Vernon und ich müssen leider wieder gehen. Wir haben viel zu tun." Mr Evans nickte. "Also gut, dann kommen wir mit euch raus. Habt ihr hier geparkt?"
Stolz klimperte Vernon mit seinen Autoschlüsseln. "Direkt um die Ecke.", brummte er. Petunia lächelte überheblich. "Vernon hat sich erst vor ein paar Tagen den neuen BMW M1 gekauft."
"Das muss ich sehen!", schmunzelte Mr Evans und legte einen Arm um die Schulter seiner älteren Tochter.

Kurz darauf standen alle gemeinsam vor Vernons neuem Wagen. Lily hatte James' Hand fest umschlungen. Sie hasste jeden Moment, den sie noch länger in der Gegenwart von ihrer Schwester und deren Verlobten verbringen musste. Trotzdem wollte sie nicht die beleidigte Schwester sein und versuchte sich in das Gespräch von ihrer Mum und Petunia einbinden. "...und falls ihr einen guten Caterer sucht, können wir euch auch gerne helfen."
"Danke, Mum, aber ich denke, Vernon hat da schon jemand ziemlich guten im Sinn."
"Ich bin mir sicher, dass ihr eine wunderbare Hochzeit haben werdet, Petunia.", warf Lily ein und versuchte, so freundlich wie möglich zu klingen. Petunia nickte nur knapp. "Mum, was hältst du von Vernons Auto als unser Hochzeitsauto? Das würde doch perfekt passen!" Ihr Blick fiel auf den Wagen und Vernon, der daneben stand und Mr Evans und James anscheinend irgendwas dazu erzählte. Seine vor Stolz angeschwellte Brust verriet, dass er die beiden beeindrucken wollte. Lily verdrehte die Augen und musste bei James' ratlosem Gesicht ein Kichern unterdrücken.

"Das wäre wirklich wundervoll, Petunia.", meinte Mrs Evans lächelnd. Gleichzeitig erzählte Vernon irgendetwas vom Motor des Wagens, wobei Mr Evans wirklich erstaunt wirkte. James hingegen runzelte nur verwirrt die Stirn. "...schnellt von null auf 100 km/h in weniger als sechs Sekunden. Bei Höchstgeschwindigkeit schafft er es sogar auf 262 km/h.", prahlte Vernon gerade. "Das ist wirklich beeindruckend.", meinte Mr Evans und umrundete den Wagen, um ihn von allen Seiten betrachten zu können. Vernon genoss es offensichtlich, so im Mittelpunkt zu stehen. "Was fährst du für einen Wagen, Jeremy?"
"James.", entgegnete der Schwarzhaarige trocken. "Und ich brauche keine solche Blechkiste.", fügte er dann noch abfällig hinzu. In Lily stieg ein ungutes Gefühl auf. James würde doch nicht etwa...? "Nenn meinen Wagen noch einmal Blechkiste und-"
"Deine Drohungen kann ich nicht ernst nehmen, Dursley.", meinte James ruhig. "Ich kann dich nur bemitleiden, wenn du mit soetwas prahlen musst, um Anerkennung zu bekommen."
Lily schloss genervt die Augen. Gerade war wirklich kein guter Augenblick dafür, dass James' seine arrogante Seite auspackte. Doch bevor Lily einschreiten konnte, ging Vernon auf seine Provokation ein. "Ach ja? Was willst du damit sagen?", knurrte er durch seinen Schnurrbart.
"Dass du und deine Blechkiste mich nicht beeindrucken können, solange ich mir bestimmt fünf solcher Dinger leisten könnte, wenn ich wollte." "James, lass-"
"Du bist also Mr Superreich, oder was? Ich wette, in eurem...Gewerbe ist das nicht sonderlich schwer, oder nicht?", unterbrach Vernon Lilys Versuch, die beiden Streithähne zu beruhigen. "Machst einmal hexhex und schon bist du reich."
Bei seinen Worten riss Lily erschrocken ihre Augen auf und blickte zu ihrer Schwester, die sie nur hinterlistig anlächelte. Auch James sah verunsichert aus. "Was meinst du?"
Vernon schnaubte nur herablassend. "Petunia hat mir alles erzählt...von eurer Abnormalität."
"Petunia!", platzte es aus Lily heraus. "Was fällt dir ein?"
Diese sah sie nur unschuldig ein. "Was denn? Mein Verlobter und ich haben keine Geheimnisse voreinander." Ungläubig schüttelte die Rothaarige ihren Kopf. Ihr Mund stand offen, doch sie brachte kein Wort heraus. Lily konnte nicht fassen, dass ihre Schwester ihr so gut gehütetes Geheimnis einfach ausgeplaudert hatte und somit streng genommen gegen das Zauberergesetz verstoßen hatte. Eigentlich wäre es an Lily gewesen, Vernon davon zu erzählen.

Dieser grinste zufrieden. "Von daher kannst du mich mit gar nichts beeindrucken, Potter."
Wütend ballte James seine Hand. "Ein Muggel wie du kann das eben nicht verstehen.", meinte er abfällig. Vernons Gesicht färbte sich daraufhin purpur.
"Lily, ich glaube, es ist am besten, wenn du und dein...Freund jetzt gehen.", meinte Petunia scharf und stellte sich zu Vernon. "Komm, Liebling, das müssen wir uns nicht gefallen lassen." Lily seufzte. "Petunia, warte! James hat das nicht so gemeint, er war nur-"
"Oh, bitte! Natürlich hat er es so gemeint.", höhnte Petunia. "Ihr beide habt euch wirklich verdient."
"Du hättest aber auch nicht einfach ausplaudern sollen, dass ich eine Hexe bin!", meinte Lily verzweifelt. "Bitte, Petunia, bleib doch-".
Doch Petunia stieg mit Vernon in das Auto, ohne ihrer Schwester nochmal eines Blickes zu würdigen. Vernon ließ den Motor aufheulen und schon brausten die beiden davon. Mr und Mrs Evans sahen ihre jüngere Tochter sanft an. "Das wird schon wieder.", wollte ihr Vater Lily aufmuntern, doch diese wusste genauso gut wie ihr Dad, dass es das eben nicht mehr würde. Nachdem sie sich von ihren Eltern verabschiedet hatten, apparierten sie auf das Anwesen der Potters, wo sie die nächsten Tage verbringen würden. "Wie geht's dir?", fragte James vorsichtig und leitete sie in das leere Wohnzimmer. Momentan schien niemand zuhause zu sein. Lily seufzte und versuchte, die immer wieder aufkommenden Tränen zu bekämpfen. "Mies.", antwortete sie ehrlich. "Aber ich will jetzt nicht darüber reden."
Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht auf, als James sie in seine Arme zog und seine Nase in ihren roten Haaren vergrub. "Genießen wir einfach die Zeit zu zweit, die uns noch übrig bleibt, bevor meine Eltern oder Sirius kommen.", murmelte er und Lily brummte zustimmend.

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