Kapitel 23
"Lily Evans hat dich auf ein Date eingeladen?"
Fassungslos starrte Sirius seinen besten Freund an, während er nur ein Handtuch um seine Hüften trug und noch tropfnass von der Dusche war. James lachte und nickte, während er sich auf sein Bett fallen ließ. "Nächsten Dienstag, um genau zu sein." Sirius stand immer noch wie festgefroren mitten im dunklen Jungenschlafsaal und starrte seinen besten Freund an. "Sicher, dass das nicht wieder so ein 'Wir sind nur Schülersprecher' - Ding ist? Vielleicht will sie mit dir bloß irgendwelche Regeln besprechen oder extra Aufsichtsschichten einlegen?" James grinste vom einen Ohr bis zum anderen. "Ich bin mir absolut sicher, Tatze. Sie hat mich gefragt, ob ich ihr Tanzstunden geben kann wegen dem Weihnachtsball. Naja, mehr oder weniger." Sofort erwachte Sirius aus seiner Starre und setzte sich auf sein Bett, das direkt neben dem von James stand und beugte sich vor. "Tanzstunden? Wenn das mal nicht Körperkontakt heißt, Krone." Anzüglich wackelte er mit den Augenbrauen, woraufhin James nur die Augen verdrehte.
"Körperkontakt? Tatze, kannst du dir bitte etwas anziehen?", kam es plötzlich von der Eingangstür. Remus war zurück aus der Küche. Sirius lachte bellend als der Werwolf ihm einen Pullover zuwarf. "Schon gut, Moony. Wo ist Peter?"
"Der kommt gleich, ist nochmal schnell in die Küche.", meinte Remus. Als er James in seinem Bett entdeckte, kam Remus neugierig näher. "Und wie war euer Date?", wollte er wissen. James, der schon die ganze Zeit das Gefühl hatte, auf Wolken zu schweben, fing überschwänglich an zu erzählen, wie sehr er die Zeit mit Lily genossen hatte.
Remus hörte ihm lächelnd zu. "Das freut mich aufrichtig für dich, Krone. Wart ihr nur in den drei Besen?" James zuckte mit den Schultern. "Ja, aber es hat irgendwie völlig gereicht. Also zumindest hatte ich den Eindruck, dass es Lily gefallen hat. Hätte ich vielleicht noch-" Remus schüttelte schmunzelnd den Kopf. "Du hast alles richtig gemacht, James. Dass du dir einmal so viele Gedanken um ein Date machen würdest, hätte ich niemals gedacht."
Sirius streifte sich eine Boxershorts über und schlüpfte unter seine kuschelige Bettdecke. "Falls es dich interessiert, Krone: Wir waren im Zonko's und haben unseren Vorrat aufgefüllt, aber den beiden da drüben-" Er nickte zu den zwei schlafenden Franzosen. "War das aus irgendeinem Grund zu langweilig." Er verdrehte die Augen. Remus grinste. "Sie wollten eben lieber etwas Kultur kennenlernen."
Sirius schnaubte. "Also wenn Zonko's nicht Kultur ist, weiß ich auch nicht." Da wurde die Tür des Schlafsaals aufgestoßen und ein voll beladener Peter kam herein. Hinter ihm fiel die Tür laut ins Schloss. "Shh.", machte Remus sofort. "Es ist schon lange nach der Bettruhe. Wenn uns jemand hört..." Peter verdrehte die Augen und setzte sich zu James aufs Bett. Stolz breitete er seine Beute auf den Laken aus. "Muffliato!", sagte Remus entgegen der zwei Franzosen und ihren anderen beiden Mitbewohnern John und Fynn, damit sie nicht beim Schlaf gestört wurden. Dann machten sich die Rumtreiber fröhlich über das Butterbier und den Kesselkuchen her.
*
"Kannst du überhaupt noch alle Schritte, Krone?", fragte Sirius amüsiert und legte seinen Arm um die Schulter seines besten Freundes, während sie draußen auf dem Gelände von Hogwarts zum See liefen. An diesem Sonntagmorgen waren nur wenige Schüler hier unterwegs, da ein eisiger Wind über das Land jagte. Die zwei Rumtreiber jedoch ließen sich davon nicht abschrecken. James grinste. "Wie lange hatten wir beide bitte Tanzunterricht, Tatze? Als ob ich dann diese verfluchten Schritte vergessen würde." Sirius lachte. "Weißt du noch als Bellatrix diesem einen Nott-Jungen extra stark auf den Fuß getreten ist, damit er nicht mehr mit ihr tanzt?" Prustend nickte James und fuhr sich durch seine schwarzen Locken. Die beiden hatten den großen See erreicht. "Hoffen wir mal, dass Evans so etwas nicht mit dir macht.", scherzte Sirius und ließ sich zusammen mit James an ihrem Stammplatz nieder, wo man einen guten Blick auf den Großen See hatte. "Das würde sie nicht wagen.", meinte der Brillenträger und stütze seine Arme auf seinen Knien ab.
Sirius gluckste. "Da wäre ich mir nicht so sicher, Kumpel."
James schüttelte schmunzelnd den Kopf und zog zwei selbstgedrehte Zigaretten hervor. Eine davon reichte er Sirius, der sie mit seinem Zauberstab entzündete.
James grinste und zog einmal an seiner Zigarette.
"Nein. Ich weiß, dass Lily temperamentvoll und zickig rüberkommt, aber in ihrem Inneren ist sie weich wie ein Teddybär. Außerdem wird sie viel zu beeindruckt von meinen Tanzkünsten sein."
Sirius brach in bellendes Gelächter aus. "Deine beeindruckenden Tanzkünste? Ich will ja deine Illusionen nicht zerstören, Krone, aber soweit ich mich erinnern kann, warst du immer grauenhaft im Tanzen." James verdrehte die Augen, musste jedoch auch lachen. "Ich bin wirklich besser geworden!"
"Das glaub ich nicht!"
"Nein?"
Sirius schüttelte den Kopf und zog diabolisch an seiner Zigarette. "Auf keinen Fall, Krone! Du hast absolut kein Taktgefühl."
Abrupt sprang sprang James auf. "Ich zeig dir gleich, wie gut ich tanzen kann, Tatze!" Lässig lehnt sich Sirius an den Baum, unter dem sie saßen und bließ den Rauch elegant in die Luft. "Verschone mich!"
James jedoch nahm einen Zug aus seiner Zigarette und fing an, seine Füße zu bewegen. Dazu summte er ein lustiges Lied. Das ganze sah so absurd aus, dass Sirius in bellendes Lachen verfiel.
James ließ sich davon nicht beirren und tanzte weiter zu dem Lied in seinem Kopf. Seine Gedanken galten ausschließlich dem rothaarigen Mädchen, dass ihn endlich auf ein Date begleitet hatte. Noch nie war sein Herz so sehr vor Glück förmlich gesprungen. Die Tatsache, dass Lily wollte, dass er ihr das Tanzen beibrachte, machte ihn so hoffnungsvoll und fröhlich, dass er sogar Schniefelus mit einem Lächeln begegnen könnte.
"Verzei'ung? Was macht ihr 'ier Witziges?", wurde James plötzlich einer weiblichen, französischen Stimme aus den Gedanken gerissen. Vor ihnen stand eine Blondine in einer blauen Uniform und sah sie interessiert an. Sirius war sofort auch auf seinen Beinen und grinste schief, während er ein letztes Mal provokativ einen Zug von seiner Zigarette nahm und diese dann ausdrückte. "Hi.", sagte Sirius schließlich und seine Stimme klang um einiges tiefer und reifer als sonst. "Wir machen hier nicht wirklich viel. Wie heißt du?" Das blonde Mädchen lächelte. "Ich bin Colette."
"Was machst du hier so alleine?", hakte James nach und warf ebenfalls seine Zigarette weg. Colette sah zu ihm hoch und zuckte mit den Schultern. "Einfach ein bisschen spazieren. Wer seid ihr?" Ihre langen Haare waren so hellblond, dass es schon fast an Silber grenzte und James fragte sich ernsthaft, ob sie von Veelas abstammte. Ihr Gesicht war schmal und glich dem einer Elfe, wodurch ihre großen blauen Augen schön zum Vorschein kamen. "Ich heiße Sirius und das ist mein bester Freund James.", stellte Sirius sie vor. "In welchem Haus bist du untergekommen, Colette?" "Gryffindor.", meinte sie. "Ihr seid auch in Gryffindor, oder?" Die beiden Jungs nickten und machten sich zusammen mit Colette auf den Rückweg zum Schloss. Bis zum Gemeinschaftsraum lernten sie sich besser kennen, sodass sie erfuhren, dass Colette im Schlafsaal von Lily, Marlene und Mary war. Sirius erzählte gerade einen seiner Anekdoten über Hogwarts als die drei durch das Porträtloch kletterten. Colette brach in glockenhelles Lachen aus, als sie hörte, wie die Maulende Myrthe das Klo geflutet hatte und erschrockene Erstklässlerinnen geflüchtet waren. Im Gemeinschaftsraum fanden sie Remus und Lily auf einem der Sofas sitzen. Auf James' Gesicht schlich sich sofort ein Lächeln und er ließ sich neben sie auf das Sofa fallen. "Hey, Lily.", begrüßte er sie, was sie lächelnd erwiderte. Jedoch glitt ihr Blick zu Colette, die sich links neben James niedergelassen hatte. Sirius musste sich somit auf den Sessel gegenüber fallen lassen. "Hi, Colette.", meinte Lily über James hinweg, sah aber nicht sonderlich begeistert aus, sie zu sehen. Colette lächelte breit. "Hi, Lily. James und Sirius 'aben mir sehr lustige Geschischten ersählt." Lily zog ihre Augenbrauen hoch und sah zu James. "Ach ja?"
James zuckte mit den Schultern. "Sirius hat seine Geschichtchen über Hogwarts ausgepackt." Dieser lachte. "Man macht, was man kann als guter Gastgeber." Remus schnaubte belustigt, vergrub aber seinen Kopf in dem Buch in seinen Händen. Colette fing an, begeistert von Hogwarts zu reden und wie freundlich James und Sirius doch gewesen waren, doch James beobachtete Lily aus seinem Augenwinkel. Wenn sein Menschenverstand nicht komplett versagte, meinte er, Spuren von Eifersucht in ihrem Blick zu erkennen. Sein Mundwinkel hob sich leicht als James merkte, dass Lily anscheinend näher an ihn herangerückt war, sodass sie näher bei ihm saß als Colette. James fand ihr Verhalten sehr amüsant und es bestärkte ihn in dem Gedanken, dass Lily ebenso etwas für ihn übrig hatte wie er für sie. Ihre Knie berührten sich und obwohl Lily ihren Blick fest auf Colette geheftet hatte, spürte James, dass sie seine Nähe genoss.
*
"Sie steht auf dich."
"Du?", scherzte James grinsend, während er seinen Umhang auszog und auf einen der Tische des verlassenen Klassenzimmers warf. Lily legte ihren Kopf schief und sah ihn mit funkelnden Augen an, sodass James in ihrem Blick gefangen war. Er schluckte schwer. Plötzlich räusperte sich die Rothaarige wieder und wandte den Blick ab. "Ähm.", James räusperte sich. "Wen meinst du?" "Colette natürlich!", meinte Lily und verdrehte die Augen, sodass die Stimmung zwischen ihnen wieder entspannt wurde. "Colette? Wie kommst du denn darauf?", fragte James und legte eine Platte auf den Plattenspieler, den er für die Tanzstunde mitgebracht hatte. Vorsichtig setzte er die Nadel an, sodass die ersten Töne erklangen. Lily zuckte mit ihren Schultern und band sich die langen roten Haare zurück. "Fällt dir denn nicht auf, wie sie immer deine Nähe sucht und dir schöne Augen machen will?" James grinste und hielt ihr die Hand hin. "Sie ist doch nur freundlich. Aber kann es sein, dass du eventuell ein bisschen eifersüchtig bist?" Lily schnaubte und ergriff widerwillig seine dargebotene Hand.
"Ich soll eifersüchtig sein? In deinen Träumen!" James' Grinsen wurde breiter, er zog Lily an sich und legte seine Hand an ihre Hüfte. "Über meine Träume können wir später reden. Lass uns mit der Haltung beginnen."
Lily sah ihn empört an. "Ich würde gerne zuerst das mit der Eifersucht klären."
James verdrehte die Augen. "Willst du Tanzen lernen oder nicht? Ich bin der Tanzlehrer, also bestimme ich, was wir machen. Leg deine Hand an meinen Bizeps."
Lilys Augenbrauen schossen in die Höhe. "Wohin?"
Der Schwarzhaarige grinste und spannte seine Armmuskeln an. "Mein Bizeps. Den müsstest du leicht finden."
Lily schnaubte genervt und legte ihre Hand vorsichtig auf seinen Arm. James genoss ihre sanfte Berührung. "Geht doch.", murmelte er und sah ihr tief in die grünen Augen, die den seinen durch ihre Tanzhaltung sehr nahe waren.
"Also? Wie geht es weiter?", verlangte sie zu wissen und versuchte, seinem intensiven Blick zu entkommen. James lachte leise. "Nur Geduld, meine Liebe." Er fing an, Lily die Tanzschritte Stück für Stück beizubringen und nach und nach entspannte auch sie sich. Nach einer Weile konnten sie den ersten Tanz wagen, wobei Lily allerdings nur auf ihre Füße schaute. "So wird das nichts, Lily. Du musst dich vom Mann führen lassen und auf ihn vertrauen, dann kann auch nichts schief gehen." Lily sah ihn genervt an. "Warum hat denn der Mann die Kontrolle? Ich hasse es, nicht die Kontrolle zu haben!"
James schmunzelte. "Das ist mir aufgefallen." Er hob ihr Kinn an und blickte ihr tief in die Augen. "Konzentriere dich nur auf meine Augen und du wirst merken, dass deine Füße von ganz allein tanzen."
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