~Twentytwo~
Als ich wach wurde, lag meine Prinzessin mit ihrem nackten Körper auf meinem Rücken gekuschelt. Ich hatte keine Ahnung, wieso, aber anscheinend suchten unsere Körper auch während des Schlafs die Nähe des anderen, denn wir verhedderten uns jedes Mal.
Die Frage war nur, wie ich so aufstehen sollte, ohne Sky zu wecken.
Sie konnte noch knapp zwei Stunden schlafen, bevor sie sich für die Uni fertig machen musste. Ich hingegen brauchte am Morgen schon körperliche Anstrengung, sonst wäre ich tagsüber im Büro nicht ausgelastet. Zudem liebte ich meine Routine. Seit zehn Jahren schon ging ich jeden Morgen joggen, bei jedem Wetter, in jedem gesundheitlichen Zustand. Beim Laufen bekam ich den Kopf frei, oder konnte ganz in Ruhe nachdenken. Ich fühlte mich danach freier.
Daher versuchte ich mich vorsichtig zu drehen. Sky grummelte zwar irgendwas unverständliches, aber rutschte von mir herunter. Als ich auf dem Rücken lag und mich noch von ihren Haaren befreite, rollte sie sich allerdings erneut zu mir und bettete ihren Kopf auf meine Brust.
„Du musst bei mir bleiben", nuschelte sie. In meinem Innern entstand Mitgefühl, weil ich ihr diesen Wunsch nur zu gerne erfüllt hätte.
„Ich kann nicht, aber ich mache dir einen Vorschlag. Wie wäre es, wenn ich dich nachher, wenn du fertig bist, zur Uni fahre?"
Sie schien über mein Angebot nachzudenken, da sie mit dem Finger über meinen Bauch strich und kleine Kreise zeichnete. Ein angenehmer Schauer rieselte meiner Wirbelsäule herab. „Du könntest auch einfach hier bleiben. Mit mir im Bett."
Ihre Hand wanderte weiter nach unten zu meiner Boxershorts. Anscheinend war Sky schon wieder vollständig erholt, obwohl mir absolut nicht klar war, wie ihr nicht alles wehtun konnte. Ihr Hintern war sicher noch immer wund, genauso wie ihre Haut gereizt sein musste, da ich alles andere als sanft war.
„Baby, ich hätte wirklich nichts dagegen, aber du solltest deinem Körper ein wenig Ruhe gönnen", sagte ich und gab ihr einen Kuss auf die Haare.
„Mein Körper bekommt genug Ruhe wenn ich alt bin." Ich hörte ihr Grinsen heraus und wusste sofort, worauf sie anspielen wollte.
„Auch wenn ich fünfzehn Jahre älter bin, kann ich körperlich locker mit dir mithalten", entgegnete ich. „Wenn du den Morgen aber so unbedingt mit mir verbringen möchtest, kannst du gerne mitkommen zum Joggen."
Sie hob den Kopf, verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse und schüttelte den Kopf. Mir war klar, dass sie so reagieren würde, denn Sky war ein totaler Sportmuffel. Außer es ging um sexuelle Anstrengungen. Dafür war sie offenbar jeder Zeit offen.
„Hab ich mir gedacht", schmunzelte ich und stand auf. Ich ging zuerst ins Bad, erleichterte mich, wusch meine Hände und Gesicht und putzte mir die Zähne. Anschließend ging ich ins Ankleidezimmer, zog mir eine Jogginghose, ein atmungsaktives T-Shirt und meine Turnschuhe an. Danach griff ich noch nach einer wetterfesten schwarzen Sportjacke und ging zurück ins Schlafzimmer. Sky beobachtete mich, wie ich den Reißverschluss der Jacke schloss, während sie sich auf dem Bett rekelte.
„Dann muss ich mich wohl allein um meine Bedürfnisse kümmern", versuchte sie mich zu reizen. Ich grinste nur und trat an die Kante des Bettes.
„Denk dabei an mich", erwiderte ich nur lässig, beugte mich zu ihr nach unten und gab ihr einen Kuss. „Aber wenn du kommst, schuldest du mir ein Orgasmus."
„Wie meinst du das?", fragte sie nun deutlich unsicherer.
„Dass ich dich zur Bestrafung umso härter kommen lasse, damit du nicht mal mehr einen Gedanken daran verschwendest, es dir selbst besorgen zu wollen", erklärte ich liebevoll.
„Die Drohung klingt schon beinahe zu schön um wahr zu sein", säuselte Sky voller Vorfreude.
„Du hast nicht mal die leiseste Ahnung davon, wie hoch ich dich fliegen lassen kann", raunte ich, stachelte sie an, küsste sie, um mich im nächsten Moment von ihr zu lösen und mich aufzurichten. Ihren Wangen zierte eine Röte, die Skys Verlangen verriet.
„Ich freue mich darauf", sagte sie und ich wusste instinktiv, dass sie viel zu neugierig war, um meine Warnung ernst zu nehmen. Sie suchte die Herausforderung, wollte mehr von all den dunklen Abgründen, die in meiner Brust schlummerten. Ich hatte einen unersättlichen Engel erschaffen, als ich sie vor einem halben Jahr vollkommen unerfahren in die Schatten meiner Welt gelockt hatte.
Vielleicht war es dumm, Sky so schnell zu vertrauen, nachdem sie mich wegen ihres Halbbruders hintergangen hatte. Und vielleicht ging auch alles viel zu schnell, aber ich hatte verstanden, dass es nichts bringt, wenn ich sie auf Abstand hielt. Sie musste, genau wie ich, erstmal neues Vertrauen aufbauen und sich ihrer Gefühle bewusst werden.
Ich hatte lang genug gewartet, dass sie den Hass auf mich überwindet und mit mir über ihre wahren Empfindungen spricht. All das Erlebte irgendwie verarbeitet und sich mir öffnet. Auch wenn sie es nur langsam tat, so hatte ich dennoch das Gefühl, dass wir uns endlich in die richtige Richtung bewegten.
Den besten Sex meines Lebens, sah ich dabei als positiven Nebeneffekt. Ich wollte, dass Sky glücklich war, weshalb ich ihr auch nichts von all dem, was sie begehrte mehr verwehren würde. Zudem wäre ich absolut nicht mehr in der Lage gewesen, ihr überhaupt noch zu widerstehen.
***
Nachdem ich meine Runde durch den Public Garden gedreht hatte, lief ich zurück über die Charles Street. Der erste Schnee fiel vom Himmel, es war arschkalt und über den Straßen war eine Eisschicht, weshalb ich mich auf dem letzten Stück fast zweimal hingelegt hätte. Ich hasste den Winter. Aber noch mehr hasste ich, dass die Stadt aufgrund von Schnee und Frost im absoluten Chaos versank.
„Mr. Kingsley", kam mir am Eingang Tyson entgegen. „Ganz schön kalt auf einmal, nicht wahr?"
Mit einer erhobenen Augenbraue sah ich ihn an. Ich war es nicht gewohnt, dass er das Gespräch mit mir suchte. Für gewöhnlich ging er mir sogar gänzlich aus dem Weg.
„Sagen Sie Sky, sie soll sich warm anziehen", sprach er weiter, woraufhin ich meinen Kopf schief legte und die Kiefer aufeinander presste. Seit wann nannte er sie Sky? Sie musste eindeutig noch lernen, was es bedeutete Angestellte zu haben und dass man nicht mit jedem umgehen sollte, wie mit seinem besten Freund.
„Werde ich", antwortete ich kühl. Er war zwar ihr Bodyguard aber das bedeutete nicht, dass er sich wie ein Vater Sorgen darüber machen sollte, wie sie gekleidet war.
„Gut, ich bin in zwanzig Minuten bei Ihnen. Wir sollten heute ein wenig früher losfahren, da die Straßen alle überfroren sind."
„Ach was betrifft", sagte ich und hielt ihn davon ab an mir vorbeizugehen. „Ich fahre Skylar heute zur Uni."
„Das muss Sky mir schon selbst sagen. Schließlich ist sie mein Boss und nicht Sie", grinste er und schien es wirklich amüsant zu finden mich mit der Tatsache zu provozieren, dass ich keinerlei Sagen über ihn hatte. Er vergaß dabei nur, wer ihm sein Lebensunterhalt bezahlte.
Ich lächelte auf seine Aussage hin nur und ging an ihm vorbei. Die Eifersucht die sich in mir ausbreiten wollte, verdrängte ich schnell. Aber es ärgerte mich, dass er so viel Zeit mit Sky verbrachte und die beiden viel zu gut miteinander auskamen. Ich hätte eine Frau für den Job als Personenschützer für Sky einstellen sollen!
Oben angekommen, gab ich den Code von meinem Handy ein, ehe ich die Tür öffnete und Skys warmes Lachen mich sofort einnahm. Daran könnte ich mich gewöhnen. Meine Wut auf Tyson war augenblicklich weg.
Sky saß mit einer Schüssel Müsli und ihrem Handy am Esstisch. Dabei hatte sie ihr Smartphone gegen ihre Tasse gestellt, weshalb ich Alexej auf ihrem Display sah.
„Daddy is Home", trällerte er, woraufhin Sky sich ruckartig zu mir herumdrehte. Ich trat an sie heran und gab ihr einen Kuss auf die Schläfe.
„Hi Baby", raunte ich. „Alexej musst du nicht Koffer packen?", fragte ich meinen Cousin, der nur mit den Augen rollte, als ich Sky begrüßte.
„Ich muss mich gleich erstmal übergeben", erwiderte er gespielt angeekelt. Ich lachte in mich hinein, während ich in die offene Küche ging und mir einen Kaffee machte.
„Tue dir keinen Zwang an", rief ich zurück.
„Wann geht euer Flieger denn?", fragte Sky neugierig. Danach unterhielten die beiden sich, als wäre ich nicht mehr anwesend. Ab heute Abend würde die himmlische Ruhe vorerst ein Ende haben, da die Russen dann alle in Boston sein würden.
Kirill und Demjan waren bereits mit einem Privatflugzeug unterwegs, da sie sich um die Befreiung von Stenja kümmern würden. Maxim, Alexej und noch andere der Bratva reisten später nach.
Ich trank meinen Kaffee und fühlte, wie das heiße Getränk mich von innen wärmte. „Ich geh schnell duschen", informierte ich Sky, weshalb Alexej ein Würgegeräusch machte.
Er war mit seinen Mitte zwanzig noch so ein Kindskopf, aber es sollte mir egal. Sky tat es gut mit Leuten in ihrem Alter reden zu können und mit ihnen Späße zu machen.
Während ich die Treppe nach oben lief, nahm ich mein Handy und ging auf den Gruppenchat der schrecklich tödlichen Familie. Nur wegen dem Namen musste ich mit den Augen rollen. Ich hatte die letzten Nachrichten nur flüchtig überflogen, denn das meiste war nur Schwachsinn. Unter anderem weitere Bilder von Alexejs Schwanz.
Demjan, hast du den Koffer mitgenommen, um den ich dich gebeten hatte?
Demjan
Da
Hast du dich auch um die Maßanfertigung gekümmert?
Demjan
Da, auch wenn ich nicht verstehe, wofür du eine solch wertvolle Waffe benötigst.
Maxim
Was für eine 🔫?
Demjan
Desert Eagle Mark XIX mit 6", 24 Karat vergoldeten Carbonstahlrahmen und Gravuren 🥵
Maxim
Nice, wen willst du so würdevoll mit einer Kugel zwischen den Augen abschlachten? 😂
Niemanden. Ist ein Geschenk.
Alexej
Bekomme ich auch eine neue Waffe? 🥹
Kirill
Lern erstmal freihändig laufen, bevor du mit Pistolen in der Weltgeschichte rumläufst.
Alexej
Ich kann freihändig pissen, reicht das nicht?🤠
Demjan
Jascha, sag mir, wem du eine verfickte 9 Millimeter schenken willst!
Siehst du dann.
Demjan
Sag mir nicht, du willst die deiner Prinzessin schenken!???
Maxim
Haha Demjan, du bist sowas von am Arsch 😂
Demjan
Pisdez! 😡 Jascha das kannst du nicht bringen! Die erste Kugel, die sie damit abfeueren wird, wird in meine Richtung sein!
Das Risiko gehe ich ein.
Kirill
Haltet mir ein Platz in der ersten Reihe frei.
Maxim
Hast du dein Testament schon geschrieben, Demjan? 😂
Demjan
Sie kann nicht mal mit einer Waffe umgehen 🤨 Wieso kaufst du ihr direkt eine gottverdammte 9 Millimeter? 😡
Das bringst du ihr ja vorher bei.
Demjan
Ja klar, ich bring dem Todesengel schießen bei, damit sie mich als erstes abknallen kann 💀
Klingt für mich nach einem perfekten Plan.
Demjan
🖕🏻
Demjan hat den Gruppenchat verlassen
Maxim
😂😂😂😂
Kirill
Das kann nur interessant werden.
Alexej
Verdient hätte er es 👀🤣
Ja, verdient hätte er es allemal, aber ich würde natürlich niemals zulassen, dass Sky damit wahllos meine Mitglieder der Bruderschaft oder Männer der Familie erschießt. Es sollte auch mehr zum Selbstschutz dienen, damit sie sich nicht allzu hilflos fühlte. Vermutlich würde sie mir sowieso dafür den Kopf abreißen, anstatt sich zu freuen.
Aber sie war nun mal jetzt Teil meiner Welt und da musste ich ruhigen Gewissens sein, dass sie sich zur Not auch allein verteidigen konnte. Auch wenn immer jemand bei ihr sein würde. Es konnte sein, dass der Jemand schwer verletzt werden würde und sie auf sich selbst gestellt sein wird. Obwohl ich das immer versuchen würde irgendwie zu verhindern.
Ich bin jedoch der Typ Mann, der auf Nummer sicher geht und immer einen Notfallplan hat, anstatt es drauf ankommen zu lassen.
Nachdem ich fertig war mit duschen und mich angezogen hatte, schaute ich nochmal auf mein Handy. Irgendwer hatte Demjan schon wieder hinzugefügt und sie diskutierten noch immer, wie Sky ihm eine Kugel in den Schwanz verpassen würde. Dabei würde ich sogar noch freudig zusehen.
Wir treffen uns heute Abend, wenn alle in Boston sind in der Firma! Seid gefälligst einmal pünktlich und verhaltet euch wie Erwachsene.
Kirill
Da
Alexej
Ich bring die kugelsichere Weste für Demjan mit 🤠
Maxim
Bis später ihr Motherfuckers 😘
Demjan
Ich werde den Koffer in den Charles River versenken 😎
Alexej
Ich glaube, danach wird Jascha dich versenken und zu Fischfutter verarbeiten 🤠
Mein Kopf qualmte bereits jetzt schon. Aber leider war ich auf diese Schwachköpfe angewiesen, um Stenja zu befreien und Mikhail auszuschalten.
Er musste nur noch zwölf Stunden durchhalten.
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