III

Vor Schmerz stöhnend blinzle ich in die Dunkelheit. Unter mir spüre ich kalten Stein, der mir diese grässlichen Rückenschmerzen wohl beschert hat. Vorsichtig setze ich mich auf, wobei ich fest die Zähne zusammenbeißen muss, um keinen Schmerzenslaut von mir zu geben.

Absolute Finsternis empfängt mich und jagt mir ein paar eisige Schauer den Rücken hinab. Langsam kehren Fetzen von Erinnerungen zurück und lassen mich zusammenzucken.

»Traze?«, rufe ich in die Leere. Doch eine Antwort wird mir nicht gegeben.

Ich bin hier allein, wird mir klar und die Angst, die ich mir geschworen hatte in den nächsten Wochen nicht ein einziges mal mehr zu spüren, kehrt in mich zurück. Ich realisiere, dass ich Traze vielleicht nicht mehr wiedersehe. Vielleicht werde ich hier drin verrotten, ohne dass jemand auch nur eine Ahnung davon hat. Vielleicht ist Traze gar nicht mehr am … Nein. Diesen Gedanken lasse ich nicht zu. Es gibt keine Welt für mich, in der Traze nicht mehr da ist.

Hallende Schritte machen sich auf einmal bemerkbar und ein Paar rot leuchtender Augen starrt mich an und scheint mir direkt in die Seele zu blicken. Ich schlucke. Das ist es, wovor wir uns jahrelang gefürchtet haben und nun werde ich dafür bezahlen müssen auch nur die Hoffnung auf Glück gehabt zu haben.

Jedes Geräusch ist plötzlich so unheimlich laut, jeder meiner Atemzüge, jede Bewegung von mir auf dem Steinboden, sogar mein Herz, das panisch in meiner Brust schlägt. Aber ich kann mich dieser Situation nicht entziehen. Ich kann nur hoffen, dass es schnell vorüber ist.

Blendendes Licht flutet den Raum und ich muss blinzeln, um überhaupt etwas erkennen zu können.

»Wie ist dein Name?«, fragt eine samtige Stimme in einem Tonfall, den ich nicht recht einzuordnen vermag. Aller Vernunft zuwider, spüre ich eine wohlige Wärme bei diesem Klang.

»Das geht dich nichts an.« Ich hätte nicht gedacht, dass ich in meiner Furcht und Verwirrung noch zu so einer Antwort im Stande bin. Doch bringen wird es mir nicht viel. Er muss meinen Herzschlag hören und den kalten Schweiß auf meiner Haut riechen können.

So sind Dämonen; scharfe Sinne, stumpfer Verstand. Der hier wirkt auf mich aber leider nicht sehr stumpfsinnig. Und dazu macht ihn sein Körper auch noch atemberaubend attraktiv. Doch das ist nur die hübsche Hülle um den hässlichen Kern. Vielleicht sehen sie aus wie Menschen, aber sie sind um Längen keine. Verraten tun sie jedoch nur ihre leuchtenden Augen.

»Das glaube ich aber schon«, widerspricht er mir ruhig. »Schließlich ist ein Lastwagen in dein Auto gefahren und du bist nur dank mir noch am Leben.«

»Du hast mich gerettet?«, frage ich und lache über die Ironie dieser Aussage. »Dämonen retten keine Menschen, sie töten sie.«

»Tja, aber wie du wohl gemerkt hast, lebst du noch.« Er grinst und kommt mit ein paar eleganten Schritten näher auf mich zu. »Also … Wie ist dein Name, meine Liebe?«

»Kylie«, antworte ich ihm tatsächlich. »Und nur mal so zur Info, ich bin verheiratet, also kannst du aufhören mit mir zu flirten.« Ich zeige ihm die Hand mit meinem Ehering.

Vielleicht war das dumm. Vielleicht lebe ich ja nur noch deswegen …

»Nun gut Kylie, wie soll ich dir das nur sagen …« Als wäre er verlegen, zupft er mit den Fingern am Kragen seines Anzugs. »Bist du mit dem Mann, der mit dir in dem Auto saß, verheiratet?«

Ich nicke bedächtig. Eine ungute Vorahnung macht sich in meinen Gedanken breit, wie ein herannahender Sturm.

»Na ja …« Er weicht meinem Blick aus. »Der ist tot.«

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