16
„Wir sind fertig." Grinsend betrachtete Yilana mich im Spiegel und auch ich konnte ein Lächeln nicht zurückhalten. Sie hatte sich wirklich Mühe gegeben. Meine Haare hatte sie hochgesteckt, nur ein paar wellige Strähnen umrahmten mein Gesicht. Um meiner Frisur ihren Feinschliff zu geben, trug nun auch ich, so wie ich es bei Ceszia gesehen hatte, silbernen Kopfschmuck mit einzelnen, dunkelblauen Steinen, die im Schmuck eingelassen waren. Mein Kleid hatte ich auch schon angezogen. Und wie erwartet, sah es nicht nur wunderschön aus, sondern saß auch wie angegossen.
Ich fühlte mich schön. Selbstbewusst. Und irgendwie schaffte es mein Spiegelbild heute auch, dass ich mich stark fühlte.
„Danke Yila. Ohne dich hätte ich das niemals so hinbekommen", sagte ich und drehte mich zu ihr, um sie in die Arme zu schließen.
„Ich kann es kaum erwarten, zu hören, was die anderen sagen werden! Du musst mir von jeder Reaktion berichten."
Yila war ein unfassbar ehrlicher und offener Mensch. Ich hatte ihr nichts davon erzählt, dass ich sie bei jeder Lüge hätte erwischen können. Doch das war gar nicht nötig, denn ich glaubte nicht, dass sie das überhaupt tun würde – lügen.
Außerdem schien dieses Mädchen auch über vieles Bescheid zu wissen. Sie hatte mir über den Palast, über Ceszia und ihre Herrschaft erzählt, über den Glauben hier in Eleiwyr. Sie war gebildet und kannte sich aus. Und genau das war der Grund, der mich dazu brachte, ihr schließlich und endlich doch noch die Frage zu stellen, die mir den ganzen Abend auf der Zunge gebrannt hatte.
„Sag mal", fing ich an und drehte mich noch einmal um, um mich anzusehen. „Weißt du etwas über die Gabe der Riscéa?" Durch die Reflexion im Spiegel konnte ich sehen, wie sie stockte, wie sie für einen kurzen Moment in ihren Bewegungen innehielt. Als hätte ich ein schwieriges Thema angesprochen.
„Wieso fragst du?", entgegnete sie und ich musste mich beherrschen, um das Runzeln meiner Stirn nicht zu zu lassen. Ich wollte nicht, dass sie von der ganzen Sache erfuhr.
„Ich habe die Glyth mal darüber sprechen gehört, konnte aber nichts damit anfangen."
Sie legte den Kamm und einige Haarspangen auf die Kommode neben meinem Bett. Ohne sich dabei zu mir umzudrehen, sagte sie: „Es gibt unterschiedliche Versionen der Geschichte. Da, wo du herkommst, glauben die Menschen daran, dass die Heilige Recáh eine Tochter hatte. Ihr Name war Riscéa."
Recáh sollte eine Tochter gehabt haben? Davon hatte ich noch nie gehört. Ich schwieg, damit sie nicht auf die Idee kam, mit ihrer Erzählung aufzuhören. Ich musste so viel wie möglich herauskriegen, wenn ich schon mal die Möglichkeit dazu hatte.
„Legenden zufolge soll Riscéa das Reine in sich getragen haben, das Wahre. Deswegen ist das erste Anzeichen für die Gabe der Riscéa auch meist, dass die Trägerin die Wahrheit erkennen kann. Doch eigentlich steckt noch viel mehr hinter dieser Gabe. Es ist nicht allzu viel darüber bekannt und so gut kenne ich mich nun auch wieder nicht aus. Immerhin soll die Gabe nur alle dreihundert Jahre in einem Mädchen verankert sein. Stirbt das Mädchen, muss erst wieder eine lange Zeit vergehen, bis jemand mit dieser Gabe auftaucht." Während Yilas Erklärung hatte ich mich zu ihr umgedreht und sie nicht für einen Moment aus den Augen gelassen.
„Und...könnte es einen Grund dafür geben, dass Mädchen mit dieser Gabe besonders wertvoll sind?", fragte ich vorsichtig, doch wusste auch nicht so recht, wie ich meine Worte wählen sollte. Mir war bewusst, dass meine Fragerei auffällig war. Viel zu auffällig. Aber ich konnte einfach nicht anders, ich musste diese Chance nutzen.
Yila legte den Kopf leicht schief und zog die Augenbrauen zusammen. „Du meinst, außer der Tatsache, dass sie jede Lüge aufdecken könnte?"
„Ja. Das meine ich."
Sie zögerte. „Allyra", sagte sie mit einem Unterton, der mir nicht gefiel. „Warum stellst du mir diese Fragen?"
Ich versuchte, mich zusammenzureißen. Dann lächelte ich, zuckte mit den Schultern und antwortete: „Interesse. Wie du merkst, weiß ich wohl nicht so viel über den Glauben in Ocilien."
„Hm." Sie kam auf mich zu und richtete eine der Ketten, die an meinen Schultern herabhingen. „Wenn ich dir einen Rat geben darf: Ich würde dieses Interesse an deiner Stelle so gut es geht auslöschen. Es gibt viele Gerüchte. Und jedes dieser Gerüchte beinhaltet Personen, die Macht haben. Personen, denen man auf keinen Fall in die Quere kommen sollte."
Gerade als ich etwas erwidern wollte, klopfte es an der Tür. Jerasq kam herein.
„Bereit?", fragte er nach einem Blick auf mich. Dass er nichts zu meinem Aussehen und meinem Kleid sagen würde, hatte ich bereits befürchtet. Das war nicht seine Art.
Ich ging zur Tür, die er für mich offenhielt. Dann drehte ich mich noch einmal zu Yilana um.
„Danke nochmal. Für alles." Sie nickte mir mit einem leichten Lächeln zu. Zögerlich fügte ich hinzu: „Und...manchmal hat man keine Wahl, weißt du? Manchmal muss man sich auch der mächtigsten Person in den Weg stellen."
°•°•°•°•°
Das Thema 'Finsternis' hatten Ceszia und ihre Untergebenen nur zu gut umgesetzt. Der Festsaal war düster geschmückt, mit schwarzen, silbernen und vereinzelt dunkelblauen Elementen. Als Jerasq und ich eintraten, waren schon so viele Menschen anwesend, dass ich sofort den Überblick verlor. Ich fragte mich, wie ich jemals wieder aus dieser Masse herausfinden sollte, wenn ich erstmal drinnen war.
„Wo sind die anderen beiden?", fragte ich Jerasq und beugte mich dabei etwas zu ihm, damit er mich über das Stimmengewirr hinweg hören konnte. Wie auch ich, trugen die meisten anderen Kleider und Anzüge in Schwarz. Ob wohl wirklich jedes einzelne Kleidungsstück von Ceszias Schneidern angefertigt worden war? Das musste ein unheimlicher Aufwand sein, ich wollte gar nicht daran denken, wie lange das gedauert haben musste.
„Wir sind hier." Ich drehte mich um und erblickte Thoan und Sacros, die beide einen schwarzer Anzug trugen. Thoans Anzug jedoch stach etwas mehr heraus als der von Sacros. Ich vermutete, dass das Ceszias persönlichem Wunsch entsprach. Ich konnte einfach das Gefühl nicht abschütteln, dass die Königin eine kleine Schwäche für den Glyth hatte. Wer wusste schon, ob Thoan die Nacht überhaupt in seinem Zimmer verbracht hatte? Vielleicht hatte er sich ja auch in die Gemächer der Königin verlaufen. Es hätte mich jedenfalls nicht gewundert.
„Du siehst...also...", fing Sacros an und ließ seinen Blick immer und immer wieder über mich schweifen. „Ceszia hat sich selbst übertroffen."
Ich lächelte. „Danke Sacros. Du siehst auch nicht schlecht aus", entgegnete ich und deutete mit einer Geste auf ihn.
„Entschuldigt mich", sagte Thoan und hatte seinen Blick auf jemanden in der Menge gerichtet. Wer genau das war, konnte ich leider nicht ausmachen. Bevor er uns den Rücken zukehrte und ging, wandte er sich noch einmal direkt an mich: „Hab Spaß, Allyra. Und pass bitte auf dich auf." Ich nickte und fragte mich gleichzeitig, was dieser Glyth wohl unter 'Spaß' verstand. Ich für meinen Teil hätte es schon gar nicht schlecht gefunden, die Verbindung zwischen uns loswerden zu können. Das hätte mir sogar sehr viel Spaß gemacht.
„Sacros wird bei dir bleiben", sagte nun Jerasq, der sich offensichtlich auch von unserer kleinen Gruppe lösen wollte. Bevor Sacros etwas darauf erwidern konnte, war mein anfänglicher Begleiter bereits verschwunden.
„Tja, dann sind es nur noch wir zwei, was?"
Ich sah mit vielsagendem Gesichtsausdruck zu Sacros. „Ich will dir den Abend wirklich nicht verderben. Du kannst auch gerne gehen und dich amüsieren. Ich werde schon nichts anstellen. Nicht heute jedenfalls."
Er grinste und da wusste ich, dass er mich definitiv nicht alleine lassen würde. „Du tust ja gerade so, als wärst du schlechte Gesellschaft. Ich genieße es, dass wir beide etwas Zeit gemeinsam verbringen können, ohne nervige Glyth."
Und genau das taten wir auch. Wir tranken leckeren, süßen Saft, der – ich hätte es schwören können – mich etwas lockerer machte, probierten von jeder Speise, die man bei dem riesigen Buffet finden konnte, und tanzten sogar.
Wider Erwarten hatte ich tatsächlich Spaß. Echten, ehrlichen Spaß. Ich lachte und summte zur Musik. Ich fühlte mich ausgelassen und dachte in diesen Momenten nicht daran, was in letzter Zeit alles passiert war. Und was womöglich noch passieren würde.
Es musste bestimmt schon eine Stunde – vielleicht waren es auch zwei – vergangen sein, als wir uns wieder einmal am Buffet aufhielten und die neu hergerichteten Häppchen kosteten.
Während ich kaute und den erstklassigen Geschmack auf meiner Zunge genoss, ließ ich meinen Blick über die Menschen schweifen, die ich bisher den ganzen Abend lang ausgeblendet hatte. Ein paar betrachteten mich interessiert. Ich vermutete, dass das daran lag, dass ich eine unbekannte Persönlichkeit war. Und insgeheim hoffte ich, dass es vielleicht sogar ein wenig an dem schönen Kleid liegen könnte.
Dann entdeckte ich Ceszia. Dass Thoan neben ihr stand und sie sich angeregt unterhielten, wunderte mich kein bisschen. Auch sie trug ein wunderschönes Kleid, dessen Farbe ich nur mit dem Nachthimmel vergleichen konnte, und stach damit mehr als genug hervor. Ich konnte verstehen, was Thoan an ihr mochte. Was er anziehend fand. Wenn ich sie so betrachtete, würden sie ein wirklich schönes Paar abgeben. Doch ich glaubte, dass das nie etwas Offizielles werden würde. Falls überhaupt etwas zwischen ihnen war.
Als ich mich gerade wieder zu Sacros umdrehen und ihn fragen wollte, ob wir noch eine Runde tanzten, hielt ich noch einmal inne. Nicht weit von Thoan und Ceszia entfernt stand Jiva und unterhielt sich mit einem Mann. Er war hochgewachsen, hatte fast braunes Haar – eine Nuance heller vielleicht - und ein markantes, kantiges Gesicht. Ich konnte aus dieser Entfernung nicht viel mehr erkennen, doch er musste mindestens einige Jahre älter sein als ich. Seine Haltung, seine beherrschten Gesten und selbst das Lächeln, das er Jiva zuwarf – all das strahlte Macht aus, Wissen, Können. Ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen, wusste nicht wer er war und doch stockte mein Atem bei seinem Anblick. Er hatte etwas Einschüchterndes an sich.
„Wer ist das? Der Mann neben Jiva", fragte ich.
Ich hatte meinen Blick nicht abgewandt, doch als ich keine Antwort erhielt, drehte ich mich mit gerunzelter Stirn zu Sacros. Er sah in die richtige Richtung, also musste er verstanden haben, wen ich meinte. Doch zu meiner Verwunderung sah er angespannt aus.
„Jemand, von dem wir uns fernhalten sollten. Ich weiß nicht mal, warum er hier ist." Und bevor ich weiter nachhaken konnte, wurden wir unterbrochen. Einer von den vielen Angestellten, die den ganzen Abend lang herumliefen und den Gästen Getränke und kleine Häppchen anboten, war zu uns getreten.
„Darf es ein Glas Elárischen Glasbeerensaftes sein?" Da wir nicht widersprachen, reichte der junge Mann zunächst Sacros ein Glas, welcher sofort an dem Getränk nippte und wandte sich dann mir zu. Dabei stellte er sich so hin, dass sein Rücken nun zu meinem Begleiter zeigte.
Doch statt mir mein Glas zu reichen, senkte er das Tablett auf seiner Hand etwas hinab und zeigte mir mit seinem Blick, dass ich mich selber bedienen sollte. Und da entdeckte ich den kleinen, gefalteten Zettel, der unter einem der Gläser geklemmt war. Still sah ich dem Angestellten noch einmal in die Augen, um mich abzusichern, dass es das war, was er von mir wollte: Dass ich den Zettel nahm und das möglichst ohne, dass Sacros es merkte.
Einige Sekunden später war der Mann verschwunden und ich hielt einen zusammengeknüllten Zettel in meiner linken Faust, während ich so unauffällig wie möglich den Saft trank.
Ich musste wissen, was das war und von wem dieser Zettel stammte. Doch dafür musste ich Sacros loswerden.
„Ich muss aufs Klo, mich etwas frisch machen", sagte ich dann das, was mir als erstes einfiel. Er konnte mir ja wohl kaum verbieten, aufs Klo zu gehen.
„Klar, soll ich dich begleiten oder findest du selbst hin?", fragte er und ich war überrascht, dass er nicht den geringsten Verdacht zu hegen schien. Er würde mich wirklich alleine gehen lassen. Nicht zu fassen...war das wirklich mein Glückstag?
„Die Tür raus und dann links, oder?", fragte ich lächelnd und nickend bestätigte er mir, dass ich den richten Weg einschlagen würde. Wahrscheinlich hatte ich mich den Abend bisher so gut benommen, dass er nicht damit rechnete, dass ich etwas Dummes tun könnte.
„Ich werde hier auf dich warten. Beeil dich, nicht, dass ich dir noch weggeschnappt werde", zwinkerte er mir zu und lachend ging ich aus dem Festsaal.
Kaum hatten sich die Türen hinter mir geschlossen, ging ich schnellen Schrittes auf mein Zimmer. Sicherheitshalber schloss ich hinter mir ab, während ich das leise schlechte Gewissen gegenüber Sacros ignorierte.
Und dann faltete ich hastig den Zettel auseinander:
Wenn man sich der mächtigsten Person entgegenstellt, sollte man wenigstens eine Waffe haben. Oder mehrere. Die Antworten in dem Buch werden deine sein.
P.S.: Und während du schläfst, wartet über dir ein Schatz.
-Y
Verwirrt starrte ich das Stück Papier an. Offensichtlich war die Nachricht von Yilana. Doch von welchem Buch sprach sie nur? Ich las die wenigen Zeilen noch einmal. Und dann wieder.
über dir
Langsam ließ ich den Kopf in den Nacken sinken, nur um dann die weiße Decke zu betrachten. Über mir war zwar die Decke, doch dann folgte mit Sicherheit ein weiteres Zimmer. Wollte sie, dass ich dorthin ging? Würde ich dort besagtes Buch finden? Oder war gar nicht geplant gewesen, dass ich die Nachricht in meinem Zimmer las? Aber sie sprach vom Schlafen, also konnte sie doch nur diesen Raum hier meinen.
Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte keine Zeit, mir zu viele Gedanken darüber zu machen. Ich musste in spätestens zehn Minuten wieder an Sacros' Seite sein, sonst würde er Verdacht schöpfen und nach mir sehen. Auf einem Klo, in dem ich mich nicht befand.
Entschlossen, jedenfalls mehr oder weniger, rannte ich die Treppen hinauf, die mich auf den Stock über mir führen würden. Zu meinem Glück war der Aufbau der Gänge und auch sonst alles andere nahezu identisch zu dem Stockwerk, auf dem mein Zimmer lag, sodass ich innerhalb einer Minute die Tür fand, zu der mich Yilana hoffentlich führen wollte.
Heute Abend würde wahrscheinlich meine letzte Chance sein, dieser Spur nachgehen zu können. Morgen früh würden wir bereits abreisen.
Es musste einfach das richtige Zimmer sein. Etwas anderes kam für mich nicht in Frage.
Ich legte die Hand auf die Klinke und atmete durch.
Dann drückte ich sie herunter.
„Verdammter Mist", fluchte ich zischend. Natürlich war die beschissene Tür verschlossen. Klar. Das hätte ich mir auch denken können. Kaum lief mal etwas so, wie ich es wollte, lief es schief. Bilder von einem aufgebrachten Thoan und einem schuldbewussten und wütenden Sacros, die vor dem leeren Klo standen, schossen durch meinen Kopf. Sie würden mich anketten, sobald wir wieder im Anwesen sein würden. Ich würde zu einer Gefangenen werden. Zu einer, der man es auch ansah.
Vielleicht hatte Thoan schon längst gespürt, dass ich weiter weg war, als ich es sein sollte. Wahrscheinlich suchten sie schon nach mir.
Ich unterdrückte die aufkeimende Panik. Ich würde mir eine Ausrede einfallen lassen. Irgendetwas war mit meinem Kleid oder ich wollte mich für einen Moment zurückziehen oder sonst irgendetwas. Nur warum ich mich dafür im falschen Zimmer aufgehalten hatte...ja, zugegeben, da musste ich noch darüber nachdenken.
Doch dafür musste ich dieses Zimmer auch erst einmal betreten. Ich sah mich um und versicherte mich noch einmal, dass ich auch wirklich alleine war. Dann zog ich kurzerhand eine der Spangen aus meinem Haar und beugte mich zum Schlüsselloch. Bevor ich ins Dacium gekommen war, hatte ich oft genug mit verschlossenen Türen zu tun gehabt. Manchmal gehörte es nun mal dazu, irgendwo einzubrechen, wenn man überleben wollte. Und in diesem Moment war ich kurz dankbar dafür, dass ich wusste, was ich tat. Denn nur einige Sekunden später, ertönte ein Klick und das Problem war gelöst.
Ich betrat das Zimmer. Bevor ich das Licht anmachte, schloss ich die Tür vorsichtig hinter mir, um keinen Krach zu machen.
Und dann sah ich mich um.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top