No. 6
( v e n e z u e l a )
„ I REALLY HOPE YOU WILL FIND THE HAPPINESS YOU HAVE BEEN PRETENDING TO HAVE "
Tristan
Spät abends und Christelle ist immer noch nicht aufgetaucht. An ihr Handy geht sie nicht und auf Nachrichten reagiert sie auch auf keine. Was wenn sie wieder zu Blake abgehauen ist? Hätte ich sie einweihen sollen? Sollte ich ihr die ganze Wahrheit erzählen?
Nein, dachte ich mir. Es ist zu früh und ich weiß nicht, wie sie reagieren würde, wenn sie all dies wüsste. Die Gefahr, dass sie ausrasten würde ist zu groß. Viel zu groß. Ich entschied mich dazu es sein zu lassen, mich darum zu sorgen, wie ihre Reaktion ausfallen würde.
"Wynston?" Er und ich saßen auf dem großen Sofa in der Villa und spielten ein Videospiel, doch seit einer Weile hört man nichts mehr außer die Controller und unsere Pistolen, aus denen alle zwei Sekunden Kugeln rausgeschossen kamen.
"Ja?"
Kurz kratzte ich mich mit meiner rechten Hand am Hinterkopf und überlegte flüchtig nochmal, ob ich ihm diese Frage stellen sollte. Doch was soll's, er weiß eh schon über alles Bescheid. "Denkst du, ich sollte es Christelle erzählen?"
Er legte den Controller beiseite und drehte sich komplett in meine Richtung. "Meinst du die Sache?" Ich nickte. "Ja, die Sache." Doch er schüttelte seinen Kopf und kreuzte seine Arme. "Nein, auf gar keinen Fall." Wynston hielt seine Bewegungen für einzelne Sekunden an, bevor er weitersprach. "Soweit ich weiß herrscht zwischen euch beiden im Moment sowieso Totenstille. Außerdem glaube ich nicht, dass sie danach je wieder ein Wort mit dir wechseln möchte." Den letzten Satz Murmelte er leise vor sich hin, doch ich konnte ihn trotzdem entschlüsseln.
Er hatte recht. Genervt von der Situation seufzte ich laut aus, ehe ich mich wieder meinem Controller widmete. Nur ungern verheimliche ich Christelle etwas, doch diesmal muss es sein. Es würde sie zu sehr verletzten und das könnte ich nicht verkraften.
"Sollen wir vielleicht raus und etwas frische Luft schnappen? Hilft dir bestimmt den Kopf frei zu bekommen." Fragte Wynston und nahm einen Schluck aus seinem mit Wasser gefüllten Glas. "Na schön." Vielleicht kommen wir an ein paar guten Läden vorbei. Eine neue Rolex wäre nicht schlecht. Eine silberne fehlt mir in meiner Sammlung.
"Wynston, gibt es hier irgendwo gute Läden?" Er war aufgestanden und hielt schon seine Jacke in der Hand. Auf meine Frage hin drehte er sich etwas und blickte mich fragend an. „Was meinst du mit gut?"
„Teuer." Antwortete ich und grinste. Wynston schien zu überlegen, da er nichts mehr sagte und nachdenklich nach oben schaute. Das tat er immer, wenn er überlegte. „Ich glaube das müsste ich jetzt googlen." Ich lachte und beobachtete ihn dabei, wie er auf seinem Handy etwas tippte und misstrauisch drauf schaute.
"Etwas weiter von hier gibt es ein Einkaufszentrum, welches teure Läden in sich hat." Grinsend stand ich auf und lief an ihm vorbei. "Perfekt." Flüsterte ich und schnipste mit meiner rechten Hand. "Will, sagen Sie Dorian Bescheid, dass er Wynston und mich in fünf Minuten zu dieser Adresse fahren wird." Flink klaute ich mir Wynston's Handy, auf dem immer noch die Adresse zu sehen war und hielt es dem schwarz bekleideten Mann vor die Nase.
Will lehnte sich die Hände auf dem Rücken kreuzend nach vorne. Seine Augen glitten innerhalb von Sekunden über das Display ehe er sich wieder zurücklehnte und nickte. Ich zog das Handy weg und drückte es Wynston wieder in die Hand. Grinsend schnappte ich mir seinen Arm und zog ihn hinter mir mit.
Anders als Wynston zog ich mir keine Jacke an, da ich mir beim Einkaufen eine neue kaufen wollte. Hoffentlich gibt es dort Burberry, dachte ich.
Schnell stiegen wir in die Limousine und machten es uns gemütlich. Doch plötzlich traf mich diese eine Frage, wie ein schneller Lichtblitz und ich begann nervös zu werden.
"Haben die Läden überhaupt noch auf?" Fragte ich besorgt und wendete mein Kopf in Wynston's Richtung.
"Die meisten schon." Antwortete er lässig.
Es ist eigenartig, doch ich sehe einen guten Freund in ihm. Auch, wenn ich ihn gerade mal seit ein paar Tagen kenne. Er war mir von Anfang an sympathisch. Ich mag ihn. Oh Gott, klinge ich schwul.
"Dorian, Wie Lange wird die Fahrt dauern?" Fragte ich meinen Chauffeur, als er im vorderen Sitz Platz nahm. "Circa zehn Minuten, Sir." Antwortete dieser Monoton, woraufhin ich, auch wenn er dies nicht sah, dankbar nickte.
Ich sah die ganze Fahrt über aus dem Fenster, was ich zutiefst bereute. Wir fuhren durch die Stadt, sodass man überall Plakate und Werbungen sah. Und dann kam er. Der Moment, indem ich ein Plakat mit einem atemberaubenden Engel entdeckte und an Christelle denken musste.
Ob sie auch so oft an mich denkt, wie ich an sie? Meine Gedanken waren absurd. Ich schüttelte heftig meinen Kopf, dass es für Außenstehende wie Wynston verrückt ausgesehen haben muss, doch ich wollte meine Gedanken vertreiben. Meine Gedanken an sie.
Ich bekam mit, wie die lange Limousine parkte und Dorian ausstieg. Es dauert keine fünf Sekunden, als er an der hinteren Autotür stand und sie uns offen hielt.
Ohne ihm einen Blick zu widmen stieg ich aus und suchte augenblicklich nach einem Laden einer teuren Marke. Für mich nicht ganz unbemerkbar, schlich sich Wynstons Hand auf meine linke Schulter. Er zog mich zurück und fing an zu lachen. "Was?"
"Dein Gesichtsausdruck erschien mir lustig." Er nahm seine Hand von meiner Schulter und ließ sie anschließend in seine Jackentasche gleiten. "Also, wo sind die teuren Läden?" fragte ich ihn aufgeregt.
Erneut fing er an zu lachen. Hatte er heute Lachgas geatmet oder warum musste er so oft lachen? "Erst müssen wir in das Einkaufszentrum hinein gehen."
Oh Gott, dümmer als ich kann man gar nicht sein, oder?
Ich packte Wynston ohne ein Wort am Arm und zerrte ihn hinter mir her. Schnellen Schrittes eilten wir rein, während ich aufpasste, dass ich nicht einen der lästigen Leute umtretete. Ich hasse große Menschenmengen, vor allem wenn ich einkaufen ging. Dies war auch einer der unzähligen Gründe weshalb ich öfter mal meinen Privatjet dafür nutzte, um in Städte zu fliegen, deren Gucci- oder Pradaläden nicht so populär sind.
Ruhe beim einkaufen muss sein.
Deswegen habe ich auch nicht vor, Nikolai beim Kauf meines langersehnten Rolls Royce mitzunehmen. Er würde mich wahrscheinlich ununterbrochen fragen, ob er auch damit fahren dürfe. Nie im Leben.
„Ist das dort hinten nicht Roh-..." Ich folgte Wynstons Blick und sah meinen geliebten Rolexshop. „-läx?" Ich verdrehte meine Augen und war schon kurz davor, mit meiner flachen Hand auf meine schöne Stirn zu schlagen. Meine Stirn war mir dann doch zu wertvoll.
Ich wollte nur ungern ihn erneut am Arm hinter mir herziehen, da ich unter keinen Umständen wollte, dass er mir auf meine teuren Schuhe trat. Mit dem Geld, welches ich für meine Lederschuhe hergab, könnte ich mir sogar zwei Rolex kaufen.
Hach, wie ich teure Sachen liebe.
Keine zwei Sekunden befanden wir uns in dem Laden, der eine große Auswahl an Rolex Uhren hergab, da war ich schon so begeistert, das ich mich am liebsten an den Verkäufer geklammert und nie wieder losgelassen hätte.
Tief inhalierte ich den angenehmen Duft, bevor ich mich grinsend umsah und auf einen Angestellten wartete, der mir Fragen stellte. Natürlich wollte ich ein bisschen angeben.
"Kann ich Ihnen behilflich sein?" Freudig drehte ich mich um und fuhr langsam mit meiner linken Hand durch meine vollen Haare.
Der Herr vor mir hatte so einen tollen Blick auf meine bereits vorhandene Uhr.
Ich sah zu Wynston, der sich schon in einer anderen Ecke schwarze Modelle anschaute und laut seufzte. Mir kam eine Idee, um ihn glücklich zu machen. "Sagen Sie, welche Uhren könnten Sie sich vorstellen würden zu dem jungen Mann dort drüben passen?" Flüsterte ich dem Angestellten zu.
Er schien nicht allzu lange zu überlegen, denn er ging einige Sekunden später zu einem Schränkchen rüber und holte aus einer Schublade eine schwarz lederne Kiste raus und setzte sie mir vor die Nase. „Die Uhren aus unserer Platin Kollektion erscheinen gut."
Er öffnete die Kiste, sodass leuchtende Uhren in Silber, Schwarz und Gold zum Vorschein kamen. Wäre ich nicht schon in das bezauberndste Mädchen auf diesem großen Planeten verliebt, hätte ich mich wahrscheinlich in eine dieser Uhren verliebt. Wie Sie funkeln.
„Wie viel würd mich diese hier kosten?" Fragte ich und zeigte auf eine Silberglänzende Uhr. Ein braunschimmernder Kreis zierte sie und innen war sie in einem wunderschönen Türkiston gehalten. Sie sah genauso verrückt, wie Wynston selber aus. Auf eine gute Art und Weise natürlich.
„Dies ist eine Rolex Daytona Platin und würde-„ Der Angestellte kramte in einem Papier Stapel, während ich hinüber zu Wynston schielte, der sich immer noch Uhren anschaute. Er wird sich so freuen. Ich grinste bei dem Gedanke daran und widmete mich erneut voll und ganz dem Mann vor mir. „Genau 59.000 Dollar kosten." „Dann würde ich gerne zwei von denen mitnehmen."
Der Angestellte nickte und ging zur Kasse, wo er beide verpackte, ich bezahlte und die kleine Tüte dankend entgegennahm. Ich sah zu Wynston, der mich misstrauisch grinsend anschaute. „Was denn? Ich brauche zwei zum wechseln." Schultern zuckend ging ich an ihm vorbei raus aus dem Laden.
Vielleicht sollte ich ihm noch etwas von Louis Vuitton kaufen. Nicht, dass mein Geschenk zu billig rüberkommt. Natürlich werde ich ihm die Geschenke erst überreichen, wenn wir uns verabschieden, was voraussichtlich schon morgen wird. Ich werde ihn vermissen.
___
Das "Oh Gott, klinge ich schwul." von Tristan sollte nicht angreifend klingen. Ich wollte damit nur auf etwas hindeuten, bezogen auf den Protagonisten, was später im Buch noch wichtig sein wird. Ich selber respektiere Schwule Leute und habe auch nichts gegen sie.
- Bebe
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