No. 18
( s a l v a d o r )
"THEY KEEP TALKIN', I KEEP WALKIN'"
Tessa
Es war als ich mich auf dem Dach umsah und nur zwei weitere Leute zählte, als ich feststellte, dass Niko wieder mal abgehauen war. Zumindest hatte er mir nichts gesagt. Derjenigen, die mal wieder keinen Alkohol angefasst hatte und die Nüchternste von uns Vieren war.
Ich schaute zu Tristan und Christelle, die zunächst lautlos nebeneinander auf den Matratzen saßen, einen soliden Abstand zueinander hielten und beide perplex in die gleiche Richtung geradeaus schauten. Bis auf die leise Musik, die im Hintergrund vom Radio erklang, war nichts hier zu hören.
Ein weiteres Mal ließ ich meinen Blick kritisch über die beiden gleiten. Sie machten keine Anstalten sich zu bewegen, geschweige denn irgendeine scheisse zu bauen, weshalb ich beschloss mich auf die Suche nach unserem lost-boy zu machen. Also schnappte ich mir meine Handtasche und öffnete die Dachtür.
Ohne noch mal nach hinten zu schauen, ging ich im schnellen Tempo die Treppen hinunter, bis ich mich vorm Haupteingang des Hotels befand. Es war stockdunkel, doch hier auf den Straßen waren so viele Lampen, das sie die Dunkelheit der Nacht überstrahlten.
Ich schaute einmal nach links und dann nach rechts. Ein weiteres Mal nach links, doch ich wusste nicht, wo ich hinlaufen sollte. Zunächst rief ich Niko einmal an. Überraschung, er ging nicht ran.
Also lief ich erst nach rechts und rief ihn alle zwei Minuten an. Irgendwann kam ich an einem kleinen Supermarkt vorbei, wo ich mir Bananen Milch holte und ein paar Cracker für unterwegs. Wie gesagt, auch wenn ich mindestens genauso reich war wie die anderen, blieb ich ziemlich bodenständig (oder versuchte es).
Ich blickte auf mein Handy und sah, dass ich ihn schon zehn Mal angerufen hatte, doch das elfte Mal konnte ja schließlich nicht schaden, oder? Also ließ ich erneut klingeln und wollte schon auflegen, als er zu meiner Überraschung abhob und mit einem „Hallo?" antwortete.
„Niko?!", rief ich panisch in den Hörer rein. „Wo bist du?", fragte ich ihn und wartete nicht auf eine Antwort seinerseits, als ich einfach anfing in eine beliebige Richtung zu hetzen. „Keine Sorge. Hatte kein Bock auf dem Dach zu chillen, war mir ein bisschen zu kitschig. Bin in 'nem kleinen 24hour Café, komm vorbei wenn du willst."
Ich nickte, auch wenn er das nicht sehen konnte. Meine offenen Fragen würde ich mir dann von ihm vor Ort beantworten lassen. „Ich nehme mir ein Taxi und lass mich hinfahren. Schick mir die Adresse.", meinte ich und legte auf. Nicht allzu weit war ich gelaufen, weshalb ich den kurzen Weg zum Hotel zurück sprintete und dort ein Taxi bestellte. Ich hab die Adresse bei „Karten" ein und war erstaunt als ich sah, dass es mit dem Auto eine halbe Stunde dauern würde.
Also sagte ich dem Taxifahrer, dass er schnell fahren sollte und lieferte diesem auch Gründe, weshalb er auf mich hören und dies tun sollte. „Wer hat es um diese Uhrzeit denn so eilig?", murmelte der Taxifahrer etwas mürrisch zu sich selber, doch ich konnte es noch bestens verstehen.
Ich wollte gerade etwas schnippisch zurückgeben, doch da wurde die Autotür zu meiner Rechten aufgerissen und ein Arm um meine Hüfte geschlungen. Diese Person zog mich hinaus, sodass wir im Licht der Straßenlaternen standen und ich erkennen konnte, dass es kein anderer als Niko war. Er grinste und zog mich nochmal fester an seine Seite.
Mit seiner linken Hand schmiss er einen Fünfziger Schein auf die Rücksitze und schloss ruckartig die Tür.
Mich immer noch sehr fest haltend drehte er sich zu mir und ließ seinen zweiten Arm auch um meine Hüfte wandern. Zwischen uns war ein nicht allzu großer Grössenunterschied, dennoch musste ich ein wenig zu ihm hochschauen. "Niko, wie hast du mich gefunden?", fragte ich lachend. Ich war jedoch froh, ihn zu sehen. Unfassbar froh.
Unsicher, wo ich meine Hände hinlegen sollte, strich ich mir eigentlich gut sitzende Strähnen nochmal unnötig glatt. Er grinste zu mir herunter und sagte erstmal nichts. Ich wollte gerade noch etwas hinzufügen, doch er zog mich in eine feste Umarmung. Sein Oberkörper war an meinen gepresst und es hätte nicht das dünnste Blatt Papier zwischen uns gepasst.
Ich war überrascht von seinem plötzlichen Körperkontakt, aber er schien so glücklich, was sich automatisch auch auf mich auswirkte. Ich platzierte meine Arme um seinen Hals und lächelte in seine Halsbeuge hinein.
Ein bisschen verweilten wir in dieser Position, schaukelten zusammen hin und her, bevor er sich löste, mich aber trotzdem noch an den Schultern festhielt. Er nickte mit seinem Kopf nach rechts, also folgte ich der Richtung und entdeckte ein riesiges Restaurant. Deckenhohe Fenster, Kronleuchter, vergoldetes Besteck und sehr fein gekleidete Kellner sowie Gäste.
So viel zum Thema "kleines 24hour Café", dachte ich mir, freute mich aber schon. Ich hoffte jedoch, dass er kein Essen geplant hatte, da ich noch ziemlich satt von dem Essen auf dem Dach war. Niko schnappte sich mein Handgelenk noch bevor ich reagieren konnte und zog mich hinter sich her rein.
Ein Kellner empfang uns direkt an der Tür und Niko klopfte ihm kurz auf die Schulter. Der Kellner beäugte mich kurz von oben bis unten und ließ sich ein kleines Grinsen nicht entgehen. Kannten die beiden sich?
Erst als wir am Tisch saßen und ich ihn länger betrachtete, fiel mir auf, dass er einen Anzug trug, jedoch keine Krawatte und seine Haare gestylt hatte. Er hatte seit neuestem schwarze Locken, statt dunkelbraune glatte Haare. Es stand ihm so gut. Ich hatte das Bedürfnis sie anzufassen, doch hielt mich gerade noch auf. Seine grünen Augen stachen so nun mehr heraus, da alles was er trug (inklusive seine Haare) pechschwarz gehalten waren.
"Also,",zog er das "o" lang. "Was willst du trinken?"
Ich schaute auf die Karte, senkte sie anschließend und starrte zur Seite. Dies tat ich jedoch unbewusst und Niko versetzte sich selber direkt in Panik, als ich nicht antwortete. "Oder, oh, willst du auch etwas essen? Ich dachte nur, weil wir ja gerade schon-,"
Schnell unterbrach ich ihn, indem ich mit beiden meiner Hände rumwedelte. Ich lächelte und sagte, dass ich ein Wasser trinken wollte. Ich wusste nicht wieso es so war, doch mein sonstiges Selbstbewusstsein schien sich auf passivem Modus zu befinden. Niko hingegen konnte seine Nervosität verstecken und saß hier gegenüber von mir, als wäre es das normalste auf der Welt.
Wir sind schon oft essen gegangen, auch alleine. Doch irgendetwas sagte mir, dass heute Abend etwas passieren würde und ich wusste nicht was. Es ist anders als sonst. In letzter Zeit war alles so abgefuckt, dass ich einfach nur noch genervt von der ganzen Situation bin. Niko verhält sich komisch und leiser als sonst, Christelle ist ganz hin und her gerissen wegen Tristan und Tristan selber steht am Gipfel der Verzweiflung wegen Christelle. Es ist so offensichtlich, dass beide etwas voneinander wollen. Warum können Sie sich dann nicht einfach ihre Liebe gestehen?
"Tess,", fing er erneut an. Ich blickte hoch und plötzlich schien sein Blick ernster als zuvor. "Ich will nicht, dass es so angespannt zwischen uns allen ist. Jedenfalls nicht zwischen uns beiden. Also möchte ich dir etwas mitteilen und dich bitten, dass du es vorerst den anderen beiden nicht sagst." Er schaute auf seine Hände, die er vor sich auf dem Tisch gefaltet hatte.
Ehrlich gesagt war es ein wenig beängstigend, dass er so sprach. Normalerweise war er immer der Stimmungsmacher, der, der gute Laune hatte und nie ernst bleiben konnte. Auch, wenn wir uns gewünscht hätten ihn auch mal ernster zu erleben, hätte ich nicht gewollt, dass es so weit kommt. Ich überlegte, was er mir hätte sagen können. Da kam ich auf eine Sache, die bei uns allen in unserem Gedächtnis in einer unserer hintersten Schubladen eingeordnet sein müsste.
"Hast du-", einen kurzen Moment zögerte ich, da unsere Getränke auf dem Tisch abgestellt wurden. Ich nickte der Kellnerin lächelnd zu, wechselte wieder zu meinem ernsten Blick und fuhr fort. "Hast du wieder angefangen zu rauchen? Niko, du wolltest es nicht mehr machen. Tristan raucht, ok, aber du?"
Etwas besorgt rückte ich mit meinem Stuhl näher an den Tisch. Er seufzte und blickte von seinen Händen hoch in meine Augen. Sein Blick war so fesselnd, dass ich meinen nicht von ihm richten konnte. "Das auch, aber eigentlich-",
"Du hast es mir versprochen.", unterbrach ich ihn flüsternd und war getroffen von seiner Antwort. "Ja, aber-", erneut unterbrach ich ihn. "Du hast es nicht nur mir, sondern auch Chris und Tristan versprochen. Du hast es deinen Eltern versprochen. Niko du-"
Er hob seine rechte Hand und wollte sie auf dem Tisch aufkommen lassen, doch kurz vor der Holzoberfläche des Tisches, ballte er seine Hand zur Faust und kniff seine Augen zu. "Hör zu!", flüster-rief er. "Ich-", er atmete aus. "Ich wollte es dir erklären. Ich kann nicht mehr, Tessa. Ich kann einfach nicht mehr."
Ich schaute ihn an. Was wollte er mir damit sagen? Ich war besorgt um ihn, wollte ihn aus dem Loch rausholen, in dem er sich zu befinden schien. Seine linke Hand lag immer noch ausgestreckt auf dem Tisch, also nahm ich beide meiner Hände, um seine zu umfassen und einmal etwas sanft zu drücken. Ich sammelte meine Gedanken, blendete alles andere aus, auch den Gedanken daran, dass er sein Versprechen an mich gebrochen hatte. Denn es schien so, als würde er im Moment viel schlimmere Probleme haben.
Also atmete ich auch einmal tief aus. "Ich hör dir zu."
Nikolai wartete einen Moment, blickte nach rechts, dann nach links. Er schaute mich kurz an und nickte anschließend. Ich sah währenddessen, dass weder er noch ich von unseren Getränken getrunken hatten.
Leider bekam ich nichtmal mehr die Chance einen Schluck zu nehmen, da der Junge gegenüber von mir aufstand und mich an meiner Hand packte, nur um mit mir aus dem Restaurant zu rennen und mich an eine Klippe zu verschleppen.
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Ich hatte mir eigentlich vorgenommen dieses Buch in den Sommerferien zu beenden, aber wir alle wissen, dass ich es nicht schaffen werde shdcdkdvs.
Jedoch weiß ich nicht, wie lange dieses Buch noch gehen wird.
(Ursprünglich waren 60 Kapitel geplant lmao)
bebe x
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