No. 14

( s a l v a d o r )

"BUZZ IT FOR THE REAL ONE."
Tristan

"Nikolai, oh mein Gott!", rief ich panisch, während ich den schlafenden Jungen an seinen breiten Schultern packte und heftig rüttelte. "Es ist wichtig, wach auf!", fügte ich hinzu.

Vor einer Stunde befand ich mich in dem Zimmer von Christelle und mir und tat so, als würde ich mich mit meinem Handy beschäftigen. Doch währenddessen bekam ich mit, dass die beiden in weniger als einer Dreiviertelstunde zu einer Houseparty gehen würden.

Sie fingen an Vorbereitung zu machen, wobei ich keine weitere Sekunde verschwenden konnte, um zu Nikolai zu eilen, der auf dem Sessel in seinem Zimmer eingeschlafen war.

Ich kann und werde sie nicht alleine hingehen lassen, dachte ich. Das kann ich ihr nicht antun. Wir haben alle gesehen wie es das letzte Mal lief, als ich nicht anwesend war.

Nikolai's rechtes Auge öffnete sich einen Spalt, doch schloss sich genau so schnell, wie es sich öffnete. Ich überlegte nicht lange, hauptsächlich weil mir die Zeit davonrannte, und holte kräftig aus.

Zufrieden und kein bisschen bemitleidend betrachtete ich den Jungen vor mir, der sich mit spiral weit geöffneten Augen die Wange hielt. Goal accomplished, würde ich mal sagen. Ich musste anfangen zu grinsen. Noch bevor er etwas sagen konnte, brachte ich ihn auf den neuesten Stand der Dinge.

"Und warum sollten wir das tun?", war seine Frage als ich fertig war und die Röte, die sich auf seiner rechten Wange ausgebreitet hatte, langsam verblasste. "Ich hab es ihr versprochen.", teilte ich ihm etwas leiser mit. Bei diesen Worten wurden seine Gesichtszüge ein wenig weicher. Er seufzte, bevor er nickte. "Key.", sagte er stumpf und stand auf. Er ging unschlüssig ein paar Schritte vorwärts, mit dem Rücken zu mir gedreht. Vor einem grossen Spiegel blieb er stehen und drehte sich zu mir um. "Welche Haarfarbe soll ich diesmal ausprobieren?"

Ich lachte. Es war zugegebenermaßen nicht das erste Mal, dass wir den beiden Mädchen hinterher spionierten. Jedes Mal, wenn wir es taten, färbten wir unsere Haare und zogen uns anders an. Gute Tarnung lag uns, denn zu unserem Triumph sind wir auch noch nie aufgeflogen.

"Ich habe mit Dorian gesprochen. Er hat uns einen Friseurtermin gemacht und bringt uns die Klamotten, die ich ausgesucht habe, danach aufs Zimmer. Er wartet wahrscheinlich schon auf uns.", meinte ich und schubste ihn sanfter als vorhin in Richtung Zimmertür. Den Aufzug vermieden wir, da es zu lange gedauert hätte. Ich ging voran und eilte die Treppen herunter.

Vor der großen Eingangstür des Hotels war meine Limousine geparkt. Dorian stand auf der rechten Seite und hielt uns die Tür auf. Ich schaute auf meine vor Diamanten funkelnde Armbanduhr und stellte fest, dass unser Termin bereits in zehn Minuten sein würde, doch das würden wir locker schaffen.

Dieses Mal wollte ich sie vor Unheil beschützen, auch wenn ich sie so gesehen hintergehen müsste.

"Bro, denkst du schwarz würde mir stehen?", kam es von meiner Seite, wo Niko sich eine Strähne hochhielt und grinste. "Definitiv. Gelockt sehen sie bestimmt noch 'ne Stufe geiler aus." Ich hingegen wollte mal etwas ausgefallenes ausprobieren.

⚜️

Die Musik war schon zu hören, als wir uns mit meinem Rolls Royce dem Haus näherten. Ich öffnete hastig die Innenkamera meines Handys, um nochmal mein Aussehen zu checken. Meine sonst dunklen Haare hatte ich in einen Rosa Ton umwandeln lassen, wodurch beim genaueren Hinsehen schmale, blonde Strähnen hervorstachen. Ich strich mir ein paar Mal durch diese, um sie nochmals zu richten.

Nikolai lehnte sich von dem Sitz neben mir über die Lehne, die uns beide mit einem kleinen Abstand trennte, und poste trotz Lichtmangels  für ein Foto. Ich grinste und hielt meinen Zeige- sowie Mittelfinger in die Kamera und lächelte. Es war schon eine ganze Weile her, als wir ein Foto zusammen gemacht haben. Wenn ich mich nicht irrte, war es bei unserer Abschlussfeier, als Christelle, Tessa, Nikolai und ich zusammen für ein Foto dastanden.

Er kniff seine Augen zu und machte einen Kussmund, woraufhin ich erneut auflachen musste und schnell abdrückte. Zufrieden ließ er sich wieder in seinen Sitz gleiten.

Meine Gedanken schweiften jedoch wieder zu unserer Abschlussfeier. Auch ich holte mein Handy aus meiner Hosentasche und scrollte solange in meinen Fotos, bis ich es gefunden hatte und sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen schlich. Ein bisschen zu lange starrte ich noch drauf, als ich mitbekam, wie sich Niko etwas ungeduldig in seinem Sitz bewegte. Ich dachte mir nichts grossartiges dabei und konfigurierte das Bild als mein Sperrbildschirm.

„Ich rufe sie an, wenn sie uns abholen können.",gab ich dem Chauffeur Bescheid und stieß die Tür zu meiner Rechten auf. Niko kam mir innerhalb weniger Sekunden entgegen und stellte sich neben mich. Im Vorgarten des Hauses lagen schon viele rote Plastikbecher und Rollen an Toilettenpapier, welche offensichtlich rumgeworfen wurden.

Meinem Geschmack entsprach diese Party nicht, doch für Christelle musste ich das schließlich durchstehen.
Auf meinen Partys würde ich die roten Plastikbecher durch Kristallgläser ersetzen und das Toilettenpapier gar nicht erst aus dem Badezimmer kommen lassen. Aber was solls, manchmal muss man sich auf niedrigeres Niveau herablassen.

Wir liefen auf die Haustür zu, die bereits einen Spalt geöffnet war, und zögerten nicht einzutreten. Sofort kam uns ein Typ ungefähr in unserem Alter entgegen und hielt uns lächelnd zwei von den Plastikbechern hin. Ich wank desinteressiert ab und ging an ihm vorbei, meine Augen wanderten währenddessen jede kleinste Ecke nach Christelle ab.

Kurz schaute ich zurück zu Niko, der einen Becher in der Hand hielt und bereits ein Mädchen direkt neben sich stehen hatte. Er zuckte bei meinem Blick nur mit den Schultern und ich verdeutlichte ihm mit einem Kopfnicken, dass ich vorhatte mich draußen im Garten aufzuhalten.

Und tatsächlich, ich fand sie dort am Rand des Pools sitzend neben Tess und einem Jungen, der mir fremd war. Sie trug ziemlich kurze Shorts und ein knappes Oberteil, was mir um ehrlich zu sein überhaupt nicht gefiel. Ich wusste zunächst nicht, wie ich sie dort rauszerren sollte, weswegen ich mich ein wenig abseits von ihr auf einen Plastikstuhl setzte, der frei auf einer kleinen Wiese positioniert war. Trotzdem hatte ich sie noch gut im Auge.

Doch lange konnte ich diesen Luxus nicht genießen, da ein Mädchen plötzlich von der Seite meinen Arm packte und mich zum Pool zerrte. Ich war dabei ihr zu antworten, dass ich keine Lust auf Spielchen hätte, als ich sah, wer noch vorhatte dran teilzunehmen.

So endete ich gegenüber von Christelle, Tessa und dem Typen neben ihnen, der offensichtlich Tess im Augenschein hatte und mindestens zwölf weiteren Partygästen, von denen ich keine Ahnung hatte, wer sie alle waren.

Nach ein paar Minuten begriff ich auch, welches Spiel sie vorhatten zu spielen. 7 Minuten im Himmel. Es gefiel mir zugegebenermaßen überhaupt nicht, doch solange Chris nicht mit irgendeinem Spassten in den Schrank musste oder bei der hohen Anzahl von Teilnehmern überhaupt nicht dran kam, war alles o.k. .Wir gestalteten das Spiel ein wenig um, indem es eine Person gab, die die ganze Zeit über außen von den anderen stand und wir anderen mussten nach unten zu unseren im Wasser baumelnden Füßen gucken. Diese aussenstehende Person tippte dann zufällig entschiedene Leute an, die dann das Glück hatten in den Schrank zu gehen.

Also saß ich dort und hoffte das weder ich, noch Christelle an die Reihe kamen. So vergingen drei, vier Runden, bis ich unerwartet am Rücken angetippt wurde. Seufzend erhob ich mich, bereit es hinter mich zu bringen.

Mein Herz stoppte, als ich sah, wer mich anlächelnd an der Hand bereits mit sich zog.

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