No. 10

( f o r t a l e z a )

AND IF YOU WANT TO BE A GOOD GIRL THAN GOODBYE "
Christelle

Ein paar Mal gähnte ich bei Tristans Anblick neben mir auf dem Nachbarbett, während ich einen dicken Walzer las. Doch irgendetwas an mir wollte seine Ruhe stören. Das er da so friedlich schlief hatte er gar nicht verdient.

Geräuschvoll klappte ich das Buch zu und ließ es auf den Nachttisch neben mir fallen. Ich grinste, als mir eine teuflisch gute Idee kam, um Tristan zu ärgern. Langsam schwang ich meine Beine über die Bettkante und flitzte ins Badezimmer. Dort griff ich nach dem Becher, indem sich meine Zahnbürste befand und füllte diesen bis zum Rand mit Wasser.

Ich versuchte weiterhin leise zu sein und lief auf Zehenspitzen aus dem Bad. Grinsend schlich ich auf Tristan zu und achtete gleichzeitig drauf, dass er weiterhin schlief. Es war eigentlich offensichtlich, was ich vor hatte.

Bei ihm angekommen positionierte ich mich so, dass ich seinem Gesicht entgegenblickte. Kurz stoppte ich mein Handeln. Etwas hinderte mich daran. Vielleicht der Fakt, dass seine Augen von roten Streifen umbegeben waren. Kam das von zu wenig Schlaf?

In den letzten Wochen war Tristan eigentlich nur am schlafen, wenn er nicht mit Wynston unterwegs war. Das glaubte ich jedenfalls, da er nie aus seinem Zimmer ging.

Gerade als ich das Wasser über ihm ausgießen wollte, drehte er sich um und quiekte dabei. Aww, dachte ich. Wie ein Kaninchen. Schnell schüttelte ich zur Besinnung meinen Kopf. Seine Augen blieben währenddessen weiterhin geschlossen. Ich wusste nicht, ob ich ihm den Schlaf gönnen sollte oder mich an ihm für seine Gemeinheiten die letzten Wochen rächen sollte. Nah, letzteres war besser.

Kurz kniff ich meine Augen zusammen und atmete tief ein, bevor ich den Becher über seinem Kopf entleerte. Triumphierend sah ich dabei zu wie er panisch aufsprang und die Decke auf den Boden warf. Er atmete sehr schnell und hatte seine Augen weit aufgerissen.

Einen Moment verblieb er so, doch unerwartet blickte er mich nur kurz an und ließ sich nach hinten fallen, sodass er wieder genauso da lag wie vor zwei Minuten. Er stöhnte und fuhr sich über seine nasse Stirn. „Christelle!"

Ich war etwas verwirrt und hätte eigentlich mit einer anderen Reaktion von ihm gerechnet, weshalb ich ihn einfach ansah und auf seine nächste Handlung wartete. „Mein Shirt.", meinte er und drehte sich auf dem nassen Bettlaken. Seinen Kopf vergrub er in dem Kissen und stöhnte erneut.

Mein Blick glitt fast schon automatisch auf seinen Rücken, da man durch das weiße T-shirt, welches er trug, seine Rückenmuskulatur deutlicher erkennen konnte. Nein, dachte ich mir. Es ist vorbei. Er ließ mich für den nächst besten auf der Straße stehen.

Schluckend drehte ich mich um, sodass ich aus dem Fenster sah, welches vom Boden bis zur Decke ragte und die komplette Wand einnahm. Von hier aus hatte man eine schöne Aussicht auf die Skyline Fortalezas und sah das Meer. Die Sonne färbte dieses in ein schönes Orange.

„Tristan", sagte ich dann schließlich kopfschüttelnd, „Zieh dir einfach was über."

Im nächsten Augenblick hörte ich wie er sich auf dem Bettlaken drehte und aufstand. Ich glaube er ging auch noch ein paar Schritte. Vorsichtig wendete ich meinen Körper, fest entschlossen nur in sein Gesicht zu sehen.

Ich erschrak, als ich bemerkte, dass er nur knapp zehn Zentimeter vor mir stand und die Arme vor seiner Brust verschränkt hatte. Er räusperte sich und schaute ernst drein. Früher hatte es mehr Spaß gemacht ihn so zu wecken, dachte ich in dem Moment.

„Christelle", fing er an, doch er brach ab und musste hart schlucken, bevor er weiter sprach, „Bitte verzeih mir. Du hast mir doch gar nicht gesagt, weshalb du sauer auf mich bist."

„Kannst du es dir echt nicht denken?", fragte ich ihn und war ein klein wenig verletzt. Wir standen uns so nahe und er kannte mich bereits seit meiner Kindheit. Er schüttelte mit dem Kopf. „Dieser Kuss-"

Ich unterbrach ihn, indem ich meine rechte Hand hob. Meine Miene verfinsterte sich automatisch. An dieses Ereignis wollte ich gar nicht erst zurückdenken. „Dieser Kuss hat nichts bedeutet. Wir waren schließlich beide betrunken."

Das stimmte leider nicht so ganz, doch seitdem versuchte ich dies jedem einzureden. Ich war zu diesem Zeitpunkt bei vollem Bewusstsein und ich weiß bis heute nicht, warum ich das damals durchgezogen habe. Wie kam er überhaupt ausgerechnet jetzt darauf?

Tristan sah ein wenig traurig aus. Er ließ seine Arme hängen und schaute kurzzeitig auf den Boden. „Ja, wir beide waren betrunken.", murmelte er leise. Leider machte er immer noch keine Anstalten zu gehen und so langsam wurde es ziemlich warm in diesem Zimmer.

Ich drehte meinen Kopf zur Seite und biss mir ungeduldig auf die Unterlippe, als mir plötzlich wieder einfiel, dass wir beide doch immer noch in dem Hotelzimmer hier eingeschlossen waren. Och man.

„Wie kommst du überhaupt jetzt darauf?", fragte ich ihn und sah wieder in sein Gesicht, welches er auf meine Frage hin hob. Er zögerte.

„Kennst du das Sprichwort, was die Leute immer sagen? Das wenn eine Person an dich denkt, du von ihr träumst?" Wie ich sah, hatte er seine Selbstverliebte Art nicht verloren. Genervt rollte ich mit meinen Augen und wendete mich endgültig von ihm ab.

Ich ging an ihm vorbei und ließ mich auf Tess' Bett fallen, da auf meinem eine große Pfütze ruhte. Tristan starrte noch einige Sekunden auf den Boden, bevor er sich auf der anderen Seite meines Bettes auf den Boden setzte.

„Liebst du jemanden?" Völlig aus dem Zusammenhang gerissen kam diese Frage aus seinem Munde. Ich wollte sie ihm zwar nur ungern beantworten, doch meinen Walzer konnte ich nicht weiterlesen, wenn der Unruhestifter wach war. Und was anderes kam eigentlich auch nicht in Frage, weshalb ich seufzte und mich voll und ganz ihm widmete.

„Warum sollte ich dir das sagen? Liebst du denn jemanden?" Natürlich fragte ich ihn nur aus Höflichkeit zurück und nicht, weil mich das interessierte oder so. Ich sah ihn nicken, nachdem er seufzte. „Es weiß aber niemand. Noch nicht mal sie selber." Es herrschte wieder Stille. Eigentlich wartete ich auf seine nächste Frage, doch es kam keine, weshalb ich ihm eine stellte. „Liebt sie dich denn zurück?"

Er schüttelte mit dem Kopf. „Ich glaube sie weiß nicht so recht, wen sie liebt."

Ich hingegen war mir sicher, wem mein Herz gehörte. In den letzten drei Wochen hatte ich mich öfter mit dieser Frage beschäftigt. Ich war mir jedenfalls sicher, dass es Blake war, den ich liebte. Wieder Stille. Auch, wenn ich es nur ungern wahr haben wollte.

Tristan stand auf und fing an, die Tür anzusteuern. Am Bettende von dem Bett, auf dem ich saß, blieb er stehen und blickte mir ein letztes Mal tief in die Augen. „Weißt du, nur wer seine Träume lebt, kann seine Sehnsucht stillen. Ich habe vor, dies endlich zu tun."

Das war das letzte, was er sagte, bevor er sich vor die Tür stellte und heftig gegen hämmerte. Verwirrt ließ er mich auf dem Bett sitzen. Hieß das etwa, dass er vorhatte seine Liebe endlich dem Mädchen zu gestehen, welches er liebte?

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Omg, ganz fettes Dankeschön für 4K Reads. Ich hab mich so gefreut, als ich das gesehen habe. *-*
In nächster Zeit versuche ich öfter zu updaten, promise.

- Bebe

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