winter davor

Es war schon immer so, dass Liam, Niall und ich alles zusammen machten.

Wir wuchsen zusammen in einer Nachbarschaft auf und ich hatte schon immer gewusst, dass mich keiner so verstand wie sie. Sie waren schon immer meine besten Freunde gewesen, und um ehrlich zu sein auch meine einzigen.

Nialls Mutter hing immer sehr an ihm und er ging jeden Sonntag in die Kirche.

Liam war ganz anders. Seine Mutter war schon immer ziemlich krank gewesen und er kümmerte sich jeden Tag um sie. Von seinem Vater hörte man weniger, aber ich wusste dass er viel arbeitete um den Kindern ein schönes Leben zu ermöglichen.

Und ich? Ich war ganz normal und lebte zusammen mit meiner älteren Schwester und meiner Mutter in dem kleinen, mintgrünen Haus auf der Ecke.

Da, wo die Tulpen so schön im Vorgarten blühten.

Jeden Morgen, wenn ich zur Schule ging, pflückte ich eine und schenkte sie der alten Frau, die immer im Schaukelstuhl auf ihrer Veranda saß und strickte.

Und im Winter, als die Blumen nicht mehr blühten, schenkte sie mir einen Schal. Zwei Monate danach verstarb sie.

Es war kurz nach Weihnachten und ich verließ früh morgens das Haus um zur Bäckerei zu gehen, in der Liam und ich in den Ferien arbeiteten.

Der eisige Wind pfiff mir in den Ohren und ich vergrub mein Kinn tief in meinem Schal. Es roch nach frischem Schnee.

Als ich vorsichtig die kleinen Treppenstufen zur Bäckerei hoch ging, und den Schlüssel gerade ins Schloss steckte, tippte mich jemand von hinten an.

'Entschuldigung', ich drehte mich verwirrt um.

Hinter mir stand ein kleines Mädchen, vielleicht 7 Jahre alt.

Sie trug ein Körbchen in der Hand und stand allein in einem Nachthemd am Ende der Treppenstufen. Ihre kleinen, nackten Füße waren schon ganz rot vor Kälte und sie zitterte am ganzen Körper.

'Ach Gott..', murmelte ich verwirrt und wandte mich dem Mädchen entgegen.

'Ich muss z-zur Bäckerei..', flüsterte sie in einer zierlichen Kinderstimme.

'J-ja.', entgegnete ich ihr hastig und schloss die Tür auf. 'Hier rein.'

'Es ist noch nichts fertig, das dauert noch.', murmelte ich und sah das Mädchen besorgt an.

'Das macht nichts, dann warte ich.', sagte sie trotzig und setzte sich auf den Boden.

Sie blieb dort die ganze Zeit sitzen. Ich glaube, es waren etwa 47 Minuten vergangen bis die Glocke tönte, die verriet wenn Kunden den Laden betraten.

'W-wir haben noch nicht geöffnet!', rief ich und lief zur Theke.

In der Tür stand ein Junge, etwa mein Alter. Seine Augen waren rot wie meine Wangen bei der Kälte.

Er stand da in einem Kapuzenpulli und Jogginghose, schniefte und lief zu dem Mädchen, kniete sich vor ihr hin und umarmte sie. Mich völlig ignorierend.

Ich hörte nicht, was er murmelte, vermutete aber dass er zu dem Mädchen gehörte.

'Ähm entschuldigen sie, aber wir haben noch nicht geöffnet.', wiederholte ich verlegen und wischte mir die Hände an der Schürze ab.

'Das ist meine Schwester. Warum ist sie hier?', entgegnete mir der Junge leicht schnippisch.

Also musste das Mädchen von Zuhause weggelaufen sein, wenn auch nur um Brötchen zu kaufen. Dachte er jetzt ich hätte sie hier einsperren wollen?

'S-sie wollte Brötchen kaufen und weil es so kalt ist hab ich sie reingelassen.', stammelte ich zu meiner Verteidigung.

Der Junge musterte mich stumm und stand auf. Ich konnte nicht wirklich sagen, ob er sauer auf mich war oder nicht aber ich deutete die Stille als positiv.

'S-soll ich ihnen Brötchen vorbeibringen sobald welche fertig sind?', schlug ich mitleidend vor und der Junge sah mich an.

Für eine Sekunde starrte er mich einfach so an. Dann nickte er kurz - mir fiehl ein riesen Stein von Herzen - und schrieb seine Adresse auf.

'Dankeschön.', murmelte er beim Rausgehen und ich war wirklich erfreut über diesen tatsächlichen Hauch von Freundlichkeit in seiner Stimme.

Ich rief später meinen besten Freund und Mitarbeiter Liam an, der die Kasse übernahm während ich die Brötchen wegbrachte.

Am Ende lernte ich Louis und seine überaus nette Familie kennen. Und konnte an nichts anderes mehr denken.

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