Celeste Bradley - Eine lustvolle Versuchung

ISBN 978-3-7341-0176-2

Historischer Liebesroman


Meine Kategorien (6 Sterne = sehr gut, 3 = durchschnitt, 1 = na ja)
Spannung: ***** Erotik: **** Witz: ** Interessant: ****


Miranda Talbot ist zur Witwe geworden, nachdem sie jahrelang mit einem Mann verheiratet war, der nicht das Fünkchen eines interessanten Liebhabers hatte. Seine Schwester Constance hat sich der Hausführung angenommen und Miranda war dazu verdonnert ein tristes, ruhiges, anständiges und willenlosen Leben zu führen. Nach dem Tod von Gideon Talbot hinterlässt er jedoch seiner Frau das Haus inkl einem beachtlichen Vermögen. Miranda blüht auf und findet gefallen an einem sehr attraktiven Gentleman. Er macht ihr den Hof und Mirandas Phantasie überschlägt sich. Vor allem als sich herausstellt, dass sie sich nicht nur mit einem Mann trifft, sondern auch mit dessen monozygotischen Zwilling. Sie ist hin und her gerissen, welcher der beiden sie mehr reizt. Die beiden Jungen spielen ihr Spiel mit ihr, wie sie es immer zu pflegen taten. Schlussendlich weiss sie endlich für welchen Zwilling ihr Herz schlägt. Castor Worthington und nicht Pollux. Er indes kämpft mit seinem Inneren Lebemann und will sich nicht in etwas hineinzwängen. Am Ende überwindet er die kindische Einstellung und sieht, was wirklich zählt.

Kritik: Celestes Schreibstil ist ungeheuer prägnant. Sie weiss zu beschreiben und schöpft aus einem Fundus der Sprache, der nicht zu übersehen ist. Schwierig werden die Szenen, welche von Shakespeare geprägt sind. Kennt man Shakespeares Stücke nicht, versteht man selten worauf es hinauslaufen sollte. Dies ist etwas schade. Meiner Meinung wäre es besser, man würde die Szene von Shakespeare, einmal wenigstens, dazu beschreiben. Auch dünkt es mich ist der ungeklärte Zusammenhang der Familie Worthington ein Stolperstein für den Leser. Ausser vielleicht man kennt die anderen Bände. In diesem Falle bevorzuge ich es, wenn ich auf einen Blick sehe, dass dies nur ein Teil einer Serie ist. Ich hätte z.B. gerne gewusst wieso die Familie Worthington solche speziellen Namen hat. Dies würde mich als Leser an der Geschichte interessieren und es wäre mit ein zwei Sätzen gesagt gewesen. Das wiederum führt mich dazu, wieso haben alle solche wunderbare spezielle Namen und dann werden sie durch sonderliche Abkürzungen vermurkst? Dies wirkt für mich etwas unsinnig. Es gibt doch nicht für jeden Menschen einen Spitznamen?! Ivo, Geschmacksache. Schade finde ich es trotzdem, bei diesen Namen! Was ich als sehr unschlüssig befunden habe, war wieso in aller Namen das jüngste Kind Atalanta mit einem Designer, der einen grossen Ruf hat, befreundet ist. Wieso sollte sich ein bekannter Designer mit einem nichtsagenden Spross einer unbedeutenden Familie abgeben? Diese Aufklärung fehlt. Ebenfalls konnte ich nicht immer den Gedankengängen von Miranda und Castor folgen. Sie waren für mich nicht schlüssig genug. Ich war zwar in ihren Köpfen, doch erhielt ich nicht alle im Kopf vorhanden Informationen. Was ich als sehr wichtig empfinde. Möglichweise um die Spannung zu erhalten. Das kann gefallen, muss aber nicht. Schade fand ich es, dass die ersten Dates von Miranda und den Zwillingen nicht erzählt wurden. Besonders nicht die von Castor. Erst in einem der weiteren Verläufe wird lediglich je eine Szene erzählt. Dazu gehört auch der erste Besuch von Atalanta. Wieso nimmt man hier die Spannung weg, wenn genau das doch der spannendste Moment gewesen wäre? Dies lässt mich als Leser denken, dass der Autor keine Idee hatte, wie er hier die Spannung erzeugen könnte. Zu einer weiteren Frage bin ich gelangt, als das Chaos perfekt war, Mirandas Ruf ruiniert und sie schnurstracks zum Designer Lementeur rennt und ihn anblafft! Wieso?! Was zum Teufel kann denn ein Designer dafür, dass du dich mit zwei Knaben eingelassen und von deiner Schwägerin ausgetrickst wurdest? Das entbehrt sich meiner Logik vollkommen. Puh jetzt zum Sex. Schön beschrieben, schön aufgebaut und wieder wundervolle Wörter, die einem durch den vorderen Stirnlappen streifen. Aber wieso SM?? Hat Fifty shades of grey sich hier zu gut verkauft, dass man dachte; oh das wäre doch mal was für einen «historischen Roman». Für mich völlig unverständlich. Ich weiss nicht wieso sich Miranda, obwohl sie zu ich will nicht tendiert, dann doch mit macht. Hier stellten sich meine Nackenhaare auf. Die psychologische Tiefe dieser Szene hat mich wirklich zum Nachdenken gebracht. Eine Frau empfindet Zuneigung zu einem Mann, der nicht reif genug ist seine Gefühle zu ordnen und sich auf einen anderen Menschen einzulassen, und obwohl sie scheinbar nicht den Schlag-mich-fick-mich Sex haben möchte, willigt sie dennoch ein. Ich muss sagen diese Szene hat mich irgendwie betroffen gemacht. Es gibt so viele Frauen (&Männer) die in Erringung ihrer Zuneigung in Dinge einwilligen, die sie eigentlich gar nicht wollen. Und genau so habe ich mich hier bei dieser Szene gefühlt. Bei einem solchen Thema sollte doch erst Vertrauen und Ehrlichkeit obsiegen und dann darf man, egal welcher Art, der Lust gemeinsam frönen. Das hat mir in dieser Szene definitiv gefehlt. Ansonsten jedem das Seine.


Summa summarum: Der Roman hat einen interessanten Verlauf und man kann sagen, dass Castor und Miranda gut entwickelt sind. Die Sprache von Celeste Bradley ist tadellos. Ich geniesse es einem Schreiberling «zuzuhören» wenn er die Worte jonglieren kann. Allerdings habe ich stark das Gefühl die Andeutungen eines homosexuellen Paares und der einfach schlecht szenierte SM Sex springen auf einen Zug auf, der dem FSOG Hype zu verschulden ist. Und das aus dem einfachen Grund, dass man das noch schnell thematisiert hat und hoffentlich deshalb die Verkaufszahlen in die Höhe gehen. Dieser Verdacht hat sich mir aufgedrängt und blieb bestehen. Ich denke SM und auch Homosexualität kommen in solchen Romanen häufig nicht vor, obwohl es damals genauso üblich war wie heute. Doch es wäre wünschenswert wenn bei den Szenen auch etwas Herzblut darin stecken würde. Etwas ganz anderes war das Ende. Nicht wie immer ein Happy End, sondern ganz einfach. Dies ist auch einmal herrlich erfrischend. Aber das ist nur meine bescheidene Meinung.

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