Kapitel 14
Thomas
Ich sah alles nur noch verschwommen. Den blondhaarigen Jungen vor meinen Augen nahm ich nicht mehr wirklich wahr, doch ich wünschte mir so sehr, dass er endlich aus meiner Einbildung verschwand. Langsam kam die Frage in mir auf, ob er vielleicht doch keine Halluzination war... Ich spürte eine zarte Hand auf meiner Schulter und einen warmen Atemzug in meinem Nacken, der mich kurz zusammen zucken ließ. „Hör mir bitte zu, Thomas.", flüsterte der Junge mir leise in mein linkes Ohr, woraufhin ich nun letztendlich meinen Kopf in seine Richtung wandte und ihm meine volle Aufmerksamkeit gab.
Ich studierte den Blonden von Kopf bis Fuß, die Ähnlichkeit mit Newt war verblüffend. „Newt...?", fragte ich ihn sehr vorsichtig, wobei man das Zittern in meiner Stimme hören konnte. Er nickte jedoch nur und legte seine kalte Hand an meine Wange. „Du bist nicht Schuld an meinem Tod. Du bist Schuld daran, dass ich noch lebe.", gab er plötzlich von sich und sah mich mit seinen braunen, großen Rehaugen an. Diese Augen würde ich überall wieder erkennen! Er war definitiv keine Einbildung. „Wie... - wie meinst du das?", hakte ich fragend nach und griff nach seinen Händen, um sie zu wärmen. „Ich habe den Schuss überlebt, Tommy. Es ist alles in Ordnung, ich lebe.", bekam ich als Antwort, doch dies genügte mir nicht. Ich wollte alles wissen. Jedes Detail.
Langsam stiegen mir Tränen in die Augen und auch in Newts Augen war ein Glänzen zu erkennen. Einige Sekunden später fing ich an, zu weinen. „Du bist es... Du lebst..." Newt strich mir meine Tränen mit seinem Daumen aus meinem Gesicht und streichelte meine Wange. „Psssht. Ich bin hier, Tommy. Du hast nich niemals erschossen." Er zog mich näher zu sich und umarmte mich plötzlich liebevoll. Ich erwiderte seine Umarmung und drückte ihn so fest an mich, wie nur möglich.
„Du hast mein Leben gerettet. Die Aktion mit den Cranks letzte Nacht, das warst du, nicht wahr?", unterbrach ich unser Schweigen. „Ja, richtig. Ich musste dir einfach helfen. Als ich dich dort gesehen habe, konnte ich meinen Augen zuerst nicht trauen. Ich war plötzlich voller Wut auf dich und wollte dich leiden sehen, doch trotzdem hatte ich den Drang, dich zu retten.", erklärte er mir mit schwacher Stimme. „Ich möchte alles wissen, Newt! Jede kleinste Information über das, was du die letzten Monate getrieben hast." Mein Freund nickte verständnisvoll und begann schließlich, mir seine Geschichte zu erzählen.
Ich lauschte still und aufmerksam seinen Worten und hielt seine Hände fest in meinen. Sie waren eiskalt und blass, fast schon schneeweiß. Zwischendurch bildeten sich erneut Tränen in Newts Augen, diese ich immer sofort sanft weg strich und ihn daraufhin kurz in meine Arme nahm. Ich fuhr meinem besten Freund mit meinen Händen durch seine hellblonden Haare und entfernte die Asche aus jeder einzelnen Strähne. Newts Haare waren völlig verfilzt und auch sonst sah er einfach schrecklich aus. Er hatte viel durch gemacht und ich konnte nicht glauben, dass er nun vor mir saß und ich ihn umarmen konnte.
„Und was ist aus Tessa geworden? Wieso ist sie nicht bei dir?", fragte ich Newt ruhig, nachdem er seine Erzählung beendete. „Tessa flog mich vor einigen Tagen hierher zurück, damit ich mir die Stadt anschauen konnte, doch ich verlor sie und seitdem suche ich sie überall. Zufall, das ich in dem Moment auf dich getroffen bin.", antwortete er mir und sah mir durchdringend in die Augen. „Wir müssen Tessa finden, Tommy...", bat er mich um Hilfe und drückte meine Hand noch fester. Er sah verloren und hilflos aus, voll mit Sorge um seine Freundin. Zugegeben, ich war ein wenig neidisch. Immerhin verbrachte dieses Mädchen die letzten Monate mit Newt, während wir alle ihn für tot hielten. Ich ließ meine Eifersucht sich nicht in den Vordergrund drängen und schenkte Newt ein kleines Lächeln, dass er erwiderte. „Wir finden Tessa, das verspreche ich dir! Aber wir müssen uns auch um Minho, Brenda und Harriet kümmern, die drei sind auch hier. Irgendwo... Hoffentlich in Sicherheit.", gab ich zurück und hob Newt daraufhin hoch, um ihn auf das Bett zu legen, in dem ich zuvor lag. „Du brauchst erstmal Ruhe.", meinte ich besorgt und zog meine Jacke aus, um Newts unterkühlten Körper damit zu zu decken. „Du auch.", protestiere er, woraufhin ich nur meinen Kopf schüttelte. „Nein, mir geht es gut."
Newt breitete seine Arme nach mir aus, um mir zu signalisieren, dass ich mich neben ihn legen sollte. „Komm schon her.", hörte ich ihn leise sagen. Ich wandte mich ihm wieder zu und setzte mich neben ihn auf das Bett. Er griff erneut nach meiner Hand. Ich konnte spüren, dass ihm wärmer wurde. Newt zog mich zu sich und ehe ich mich versah, lag ich neben ihm und sah ihm tief in seine Augen. Wie sehr ich diesen süßen, schmollenden Blick vermisst hatte!
Er schloss seine Augen und rollte sich zusammen. Ich legte meine Arme um ihn und ließ meinen Blick weiterhin auf ihm ruhen. „Du hast mir gefehlt.", flüsterte er plötzlich. „Du mir auch, Newtie."
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