Kapitel 12

Newt

5 Monate zuvor

Ich lag leblos auf dem Boden, rührte mich kein Stück. Ich hatte überall fürchterliche Schmerzen. Es war die pure Hölle für mich. Mein Herz verkrampfte sich und innerlich schrie ich nur noch seinen Namen - Thomas. Ich konnte seine Anwesenheit nicht mehr spüren, er war weg gelaufen. Er brachte sich in Sicherheit und setzte WCKD ein Ende. Ich war mir hundertprozentig sicher, er würde es schaffen. Wenn nicht er, wer dann? Qualvoll krümmte ich mich und legte meine schwache Hand an meinen Kopf. Blut. Tommy hatte es getan. Er hatte mich tatsächlich umgebracht. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ich meine Kräfte vollkommen verlor und nie wieder aufwachte. Tommy bewahrte mich vor meinem elenden Schicksal als blutrünstiger und verhasster Crank, dafür war ich ihm unendlich dankbar. Ich konnte meine Augen nicht öffnen, sie waren wie zu geklebt. Es fühlte sich schrecklich an. Dennoch spürte ich, wie sich um meinen blassen Körper eine immer größer werdende Blutpfütze bildete. Nicht mehr lange, und ich würde endgültig verbluten.

Ich hörte hilflose Schreie von Menschen, das Getrampel von Soldaten, die lauten Schüsse aus Pistolen und die zerstörten Gebäude, die nach und nach ineinander fielen und zusammenbrachen. Um mich herum fand ein Krieg statt. Eine Stadt wurde zerstört. Menschen wurden getötet. Und ich? Ich lag mittendrin. Wie ein Toter, der aber irgendwie doch noch einen kleinen Funken von Lebendigkeit in sich trug. Ich wollte helfen. Ich wollte aufschreien, so laut ich konnte, und ein Zeichen geben, das ich noch am Leben war. Aber ich konnte es nicht. Ich blieb bei meiner Entscheidung, zu sterben, wie es sich für einen Crank auch gehörte.

Meine Gedanken wanderten zu Thomas. Ich fragte mich, was er wohl gerade trieb und ob es ihm gut ging. Meine Sorge um Tommy wurde immer größer, je öfter ich einen Schuss hörte. Jeder dieser Schüsse hätten ihm gewidmet sein können. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, mit was und wem er zu kämpfen hatte, währenddem ich hier lag. Doch ich vertraute Thomas. In mir zog sich etwas zusammen. Jede Faser meines Körpers sehnte sich nach ihm. Nach seiner Stimme, seinem Duft und seinen starken Armen, die mich bis vor einer Stunde noch fest hielten. Ich konnte noch immer seine Tränen auf meiner Haut spüren, die er verlor, als ich ihn bat, mein Leben zu beenden.

Ich dachte auch an Minho. Gerade erst schafften wir es, ihn zu retten und aus dem Hauptquartier von WCKD heraus zu holen. Die Zeit, die ich mit ihm nach seiner Rettung verbrachte war nicht sonderlich lange und der Gedanke, dass ich ihn nie wieder sah, schmerzte und versetzte mir ein Stechen in meiner Brust.

Ich spürte Wärme um mich herum und es roch nach Rauch. Asche flog mir in mein Gesicht und die Hitze stieg immer weiter. Es musste wohl zu einem Feuer gekommen sein. Noch war ich nicht tot. Entweder das Feuer näherte sich mir und nahm mich mit sich, oder ich musste wohl oder übel noch weitere qualvolle Stunden hier auf dem Boden verbringen. Meine Kleidung fing an, ab zu brennen. Stück für Stück. Das heiße Feuer machte sich auf mir breit und brannte auf meiner Haut. Innerlich stieß ich wieder einen lauten Schrei hervor. Der Qualm umgab mich und nahm mich nach einer Zeit komplett ein. Ich wollte husten, doch ich konnte nicht. Langsam bekam ich immer weniger Luft. Ich lauschte noch ein letztes Mal den Stimmen der tobenden Menschen in der Stadt. Einige Sekunden später gab ich nach, mein Gehirn schaltete ab. Ich war taub, konnte nichts mehr riechen und war auch nicht mehr denkfähig. Mein letztes Bild vor Augen war Tommy.

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