Kapitel 4
PoV Rewi
Ich kapselte mich immer mehr ab. Der Anruf von Felix war jetzt drei Tage her und ich kaufte ihm seine WhatsApp Nachricht nicht ab. Ich konnte mir nicht vorstellen, warum er mich zuerst anrufen und sozusagen die Freundschaft kündigen und sich dann per WhatsApp entschuldigen sollte. Es gab nur eine plausible Erklärung: Er hatte genug von meinem seltsamen Benehmen und wollte nichts mehr mit mir zu tun haben, was ich ihm nicht verübelte.
Ich war immer abweisender zu ihm geworden, obwohl ich mich ihm am liebsten einfach anvertraut hätte. Aber er würde mich für komisch und übergeschnappt halten und sicher nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Und das könnte ich nicht verkraften. Erst recht nicht, weil ich am Wochenende meine Eltern besuchen musste, weil meine Mutter Geburtstag hatte.
Ich hatte keinen blassen Schimmer, warum meine Mutter immer noch bei ihrem Mann lebte, ich zumindest war so schnell wie möglich von zu Hause ausgezogen, als ich 18 war, denn ich hatte es nicht länger ausgehalten, zu sehen, wie sich die Beiden bemühten, freundlich zueinander und zu mir zu sein, sich dann aber abends, wenn sie dachten, ich würde schlafen, stritten wie noch was. Und jetzt musste ich die Beiden besuchen und sie würden mich über mein Leben ausquetschen. Wenn ich mich jetzt mit Felix zerstritt und mir klarmachen musste, dass unsere Freundschaft endgültig vorbei war, würde ich es auf keinen Fall schaffen, meinem Vater vorzulügen, ich sei mit irgendeinem Mädchen zusammen, damit er mich in Ruhe ließ. Sogar jetzt, nachdem ich ausgezogen war, versuchte er immer noch, mich zu kontrollieren, so gut es ging.
Zeitsprung
Ich saß in meinem Auto und trommelte missmutig mit meinen Fingern auf dem Lenkrad herum. Ich war auf dem Weg zu meinen Eltern und machte mir Sorgen über alles Mögliche. Dass mir etwas herausrutschte, was mich verriet, dass die Beiden mir die zurechtgelegte Geschichte über meine erfundene Freundin nicht glaubten oder auch einfach dass meiner Mutter das Geschenk, dass ich für sie gekauft hatte nicht gefiel. Blumen und ein Gutschein für ein Modegeschäft. Im Laden war mir das noch wie eine gute Idee vorgekommen, aber inzwischen fühlte ich mich unkreativ und dumm deswegen.
Als ich die lange Auffahrt zu meinem Elternhaus hinauf fuhr, bekam ich es tatsächlich mit der Angst zu tun. Ich wollte meinem Vater nicht gegenüber treten müssen, hatte erst recht keine Lust, den ganzen Nachmittag mit ihm zu verbringen, aber meiner Mutter zu liebe überwand ich mich schließlich dazu, auf die Klingel zu drücken. Natürlich öffnete mir mein Vater, der mich sofort anschnauzte, dass ich zu spät sei. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich mich nur um fünf Minuten verspätet hatte, aber der Typ machte einen Aufstand, als handle es sich um Stunden.
Meine Mutter kam mit einem traurigen und genervten Gesichtsausdruck in die Küche, aus dem so viel Abneigung und gleichzeitig Angst sprachen, dass ich unwillkürlich eine Gänsehaut bekam. Müde fragte sie ihren Mann, warum er so einen Aufstand machte, als sie mich entdeckte und sich ihr Gesicht auf einen Schlag aufhellte. Allein für diesen Anblick, meine Mutter so erleichtert lächeln zu sehen, war es meine Überwindung zu klingeln wert gewesen. Zu dritt gingen wir in die Küche und erleichtert stellte ich fest, dass am Tisch meine Tante saß und mich freundlich anlächelte.
Sofort als wir uns setzten begann sie, ohne Punkt und Komma zu reden und wir anderen antworteten nur zwischendurch auf ihre Fragen. Mit ihr entstand nie unangenehmes Schweigen und insgeheim glaubte ich, dass meine Mutter sie auch aus diesem Grund eingeladen hatte. Der Nachmittag verlief relativ ruhig, nur einmal wurde es brenzlig, als meine Tante mich fragte, ob ich eine Freundin hätte. Schnell murmelte ich etwas wie „Ja schon irgendwie... Es ist kompliziert", und alle schienen sich damit zufrieden zu geben.
Später überreichten meine Tante und ich unsere Geschenke an meine Mutter und es stellte sich heraus, dass sich mein Vater nicht einmal die Mühe gemacht hatte, etwas zu kaufen, sondern nur einen zerknitterten 20 Euro Schein aus seinem Portemonnaie zog und ihn ihr mit den Worten „Such dir selber was aus" in die Hand drückte. Ich merkte, wie sehr sich meine Mutter von dieser abweisenden Geste gekränkt fühlte und drückte sie deshalb zum Abschied besonders lange. Als ich aus der Türe trat, fragte ich mich wie schon so oft, warum meine Mutter bei diesem Idioten blieb und nicht einfach abhaute. Sie wusste genau, dass ich sie unterstützen würde und sie auch sicher keine Probleme hätte, sich ohne ihn ein neues Leben aufzubauen, also war es mir immer noch ein Rätsel, was sie noch bei ihm hielt. Ich beschloss, deswegen nochmal mit ihr zu reden, aber jetzt war mein Kopf zu voll mit Gedanken an Felix.
In Überlegungen versunken fuhr ich nach Hause. Endlich angekommen warf ich mich auf mein Bett und vergrub mein Gesicht in den Kissen. Den ganzen Tag über hatte ich mich ziemlich elend gefühlt und mir war zum Heulen zumute gewesen, aber jetzt, wo ich am liebsten alles einfach rausgelassen hätte, lief keine einzige Träne über meine Wangen. Stattdessen kreisten meine Gedanken immer noch um das Telefonat mit Felix. Noch immer hatte ich das Gespräch dumpf und wie einen Traum in Erinnerung, mein Gehirn wollte einfach nicht glauben, dass mein bester Freund so etwas zu mir gesagt hatte. Verwirrt und erschöpft döste ich langsam weg, bis mich die Türklingel aus dem Schlaf riss.
Huii gleich kommt noch ein Kapi ^^
Hab heute Geburtstag deswegen drei Kapitel (auch noch ein Oneshot) :D
Bye
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