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Nolan

Frustriert warf ich Zarley gegen den Hochsicherheitszaun, der mein Zuhause umgab. Ein Bitzeln ließ mich zu ihm aufsehen und Zarley flog rückwärts mit seinem pummeligen Körper auf den Boden.

„Kannst du mir das nächste Mal Bescheid geben, wenn ich zu einem Ball mutieren soll ?", beschwerte es sich und ich hob ihn seufzend auf. „Tut mir leid Kleiner". Grummelnd gewann es an Höhe und schwebte nun vor meiner Nase herum. „Wenn du schon deine Aggressionen auslassen musst, dann besorg dir doch einen Boxsack ?".

„Als wenn ein Boxsack mich besänftigt. Du kannst dir ja mal die Tortur meiner Mutter antun". Es sah mich mitleidig an: „Muss hart sein". Ich wandte mich zum Gehen: „Was weißt du schon davon ? Du bist ein pummeliges Wesen was von Geburt an gemocht wird. Dich verbiegt niemand und du wirst trotz Macken akzeptiert". Er setzte sich auf mein Schulterblatt und ich schritt in das Innere des Gebäudes.

Über uns flogen Bewacher herum, was ich zusätzlich zum Zaun übertrieben fand. Das alles hat natürlich einen Grund, weshalb sollte ein Mensch sonst sein Zuhause in eine Sicherheitsanlage verwandeln ?

Ich beneidete die Bewohner, die sich frei bewegen konnten und nicht 24 Stunden lang von den Eltern überwacht wurden. Ich kannte nie etwas anderes als unseren Garten und unser Haus, welches einem Palast glich.

Da mein Vater im Komitee war und hauptsächlich das Sagen hatte machte das mich zu einer Zielscheibe von seinen Feinden. Er trichterte es mir im wöchentlichen Hologrammgespräch ein und merkte nicht, dass mir seine Worte zum Hals raus hingen.

Meine Mutter hingegen interessiert es nicht, ob ich anwesend war oder nicht. Sie beschäftigte sich nur mit ihrem Luxus und nahm mich nicht wahr. Wenn sie es aber tat, war sie so genervt von mir, als wäre ich eine lästige Mücke die keine Ruhe gab.

Ein Wachmann schritt von seinem Posten auf mich zu und versperrte mir den Weg: „Sir, sie sind im verbotenen Ostflügel". Ich sah mich perplex um, hier sah alles aus wie immer ? „War ein Versehen", widersprach ich und wollte bereits umdrehen als der stämmige Mann mich am Oberarm fest hob. „Sie werden nicht unbestraft davon kommen. Anordnung von ihrer Mutter". Ich warf genervt meine Arme in die Luft: „Oh wow wie klasse sie doch alles im Griff hat. Wann hat sie diese Regel denn einführen lassen ?".

Ein Klackern war zu hören.
Die Absätze meiner Mutter klangen schrecklich auf dem polierten Marmorboden. Der Boden war schon im Alleingang schrecklich und trotzdem starrte ich auf diesen als wäre er das interessanteste, was ich je gesehen hatte.

„Ich stelle Regeln auf wann ich will Nolan". Die eiskalte Stimme meiner Mutter drang bis zu mir vor. Da stand sie auch schon vor mir und musterte mich abschätzig. „Antonio, bring diese Schande von Sohn auf sein Zimmer und sorge dafür, dass er mir heute nicht mehr begegnen wird".

Der Angesprochene nickte und zerrte mich an meinem Oberarm in die Richtung aus der ich gekommen war. Zarley wurde unter den anderen Arm genommen und beherrschte sich keine Beleidigung auszurufen. Antonio brachte uns wie befohlen auf mein Zimmer und schloss danach grimmig die Tür. Ich hörte wie er einen Code eingab und ein Riegel schob sich vor meine Tür.

Dann war ich wohl mal wieder eingesperrt. Zimmerarrest nannte das meine Mutter und weil ihr das Vorgehen so sehr gefiel mich aus dem Weg zu schaffen, erfand sie Regeln um einen Grund zu haben mich hierher zu schicken. Ging es nach ihr würde ich nicht einmal mehr leben.

Zarley setzte sich auf meine Bettkante und blickte in den düsteren Himmel. Der Planet Surtur, auf dem sich meine Familie niedergelassen hatte, besaß kein Tag und Nacht System. Es war alles eintönig dunkel, aber nie so dunkel, dass man nichts mehr erkennen konnte. Außer ein paar Inseln hatte der Planet nichts zu bieten, da auf der restlichen Fläche wilde Wasserstürme ihr Unwesen trieben. Die perfekte Idylle also, dachten sich zumindest meine Eltern, als sie den Palast erbauen ließen.

Was sie aber nicht bemerkt hatten, war ein Geheimgang nach draußen, mitten in meinem zugeteilten Zimmer. Da ich mir ausrechnete, dass meine Mutter mich bestimmt bis morgen Mittag schmoren lassen würde, würde ich jetzt aufbrechen und hätte genügend Zeit mir zumindest etwas zu essen zu besorgen. Zarley wusste was ich vorhatte und begleitete mich auch dieses Mal.

Ich tastete an der Wand nach einer hohlen Stelle und klopfte 3 Mal dagegen. Prompt öffnete sich die Wand und bot mir den Ausweg in die Freiheit. Ich nahm Zarley behutsam auf meine Schulter nachdem ich mir eine Jacke übergeworfen hatte und machte mich daran nach draußen zu gehen. Zügig lief ich durch den schmalen Gang und kam nach kurzer Zeit an dem Wasserfall an, der den Ausgang verbarg.

Eilig lief ich zu meinem Rato und beschloss kurzzeitig zum Nachbarplaneten Cyllene zu fliegen. Die Wächter dort ließen sich leicht bestechen mich durchzulassen und auf einer Lichtung ein paar Kilometer weiter war ein Strauch mit den besten Pommes des Universums, nur wusste das niemand. Zumindest hatte ich noch nie jemanden außer die Wachen auf dem Planeten gesehen.

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Als ich dem schwarzen Loch ausgewichen bin steuerte ich auf Cyllene zu und wenige Minuten später hielt ich auf einer Wiese. Zarley war mal wieder eingeschlafen und ich nahm ihn einfach unter meinem Arm mit, da er nicht das leichteste Wesen war was es gab. Langsam lief ich den Waldweg entlang der schon recht niedergetrampelt war.

Alles was ich sah waren Bäume, Blätter, Zweige, Gräser, Wurzeln, Erde und Büsche. Cyllene war schlichtweg einer der wenigen Planeten auf dem die Natur sich ungestört breit machen konnte. Während ich hier so lang lief und dem Plätschern des Baches zuhörte wurde ich ruhiger. Nach ein paar weiteren Minuten erstreckte sich vor mir die Lichtung, die ich vorhin im Sinn hatte.

Aber auf dieser war bereits jemand.

Ein Mädchen.

Ich duckte mich hinter einen Busch um nicht gesehen zu werden. Ich versuchte näher heran zu kommen als sie sprach.

Mit wem redete sie ?
Mit sich selbst ?
Was suchte sie hier ?
Und was tat sie mit der alten Weide ?

Der besagte Baum legte seine langen dünnen Äste um sie und versuchte sie zu bergen, fast als wüsste er, dass sie beobachtet wurden.

Plötzlich purzelte Zarley aus meinen Händen und er gab quiekende Geräusche von sich. Zu allem Überfluss trat ich auf einen Ast als ich ihn auffangen wollte. Als ich alarmiert zu dem Mädchen sah, stand sie bereits und blickte in meine Richtung:
„Wer auch immer da ist, sofort rauskommen !".

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