19

Aylana

Wie hypnotisiert starrte ich die Meerjungfrau an. Sie war eine wahre Schönheit.

Ihre roten Haare umspielten ihr herzförmiges Gesicht und die grasgrünen Augen stachen deutlich hervor.

Immer noch grinste sie, obwohl ich wahrscheinlich gruselig wirken könnte. Wer wollte schon angestarrt werden ?

Sie deutete mit ihrem Finger nach vorne und mein Kopf folgte ihm. Nicht weit von uns entfernt prang ein kugelförmiges Gebäude. Die Wand war aus Dreiecken gemeißelt und nur einzelne waren vollständig ausgefüllt. Zwischen den Löchern lugten hier und da Meerjungfrauen und Meermänner hervor, schwammen in Gruppen umher oder verließen den Baukomplex.

Die Meerjungfrau von eben war verschwunden, stattdessen trieb das Rato zielsicher auf eine spiralförmige Fläche. Anschließend bahnten wir uns einen Weg in das Innere der Kugel und folgten einer Gruppe bewaffneter Meermänner.

Währenddessen blickte ich zu Calev, der mit offenem Mund versuchte alle Eindrücke in sich aufzunehmen. Als er mich registrierte lächelte er unsicher: „Scheint, als ginge es Nolan gut“. Ich biss mir überlegend auf meine Unterlippe und nickte kläglich.

Wir hielten und befanden uns in einem kleinen Raum. Die Meermänner schlossen die Tür und ließen uns allein. Ratlos blickte ich mich um, bis eine Stimme zu sprechen begann.

„Willkommen in Quinzus liebe Freunde. Sogleich wird das Wasser abgepumpt werden, damit ihr euch aus eurem Transportmittel entfernen könnt“.

Wie auf Knopfdruck fing der Wasserspiegel an zu sinken. Immer weniger Wasser umgab uns, bis es schließlich in einem großen Gullideckel verschwand, welcher sich daraufhin selbst hinter einer geschlossenen Klappe versteckte.

„Nicht so schüchtern. Steigt doch aus“, setzte die Stimme wieder ein und ich tat wie uns geheißen wurde. Calev hielt mich nicht auf, sah aber ein wenig ängstlich nach draußen. Schließlich folgte er mir und gesellte sich neben mich.

„Sehr schön. Bitte geht getrennt durch die nächste Tür, damit ihr ausgerüstet werden könnt“. Neugierig blickte ich in die Richtung, aus der ich die Stimme hörte. „Ausgerüstet wofür ?“.

Ich entdeckte nichts und es gab auch keinerlei Hinweise. „Um uns von Angesicht zu Angesicht zu unterhalten meine Liebe. Nolan wartet bereits auf euch“.

Ich nickte und blickte zu Calev. Dieser schüttelte den Kopf und ich beschloss als Erste zu gehen. Wenn er zu viel Angst hatte, konnte er ja immer noch zum Rato zurückkehren. Mit zielsicheren Schritten überbrückte ich den Abstand bis zur Tür und öffnete diese, um den nächsten Raum zu betreten.

Dieser war kleiner als der vorherige und komplett in gelb gehalten. „Bitte verzehre eine Kapsel aus der Anlage“. Ich blickte suchend umher und fand eine kleine Vorrichtung, auf der ein Fließband gerade eine stecknadelgroße Kapsel lieferte.

Ich nahm diese in meine Finger und drehte sie. Schnell legte ich die pinkfarbene Kapsel auf die Zunge und schluckte sie. Mein Hals kratzte daraufhin und meine Beine juckten. Erst langsam, dann verdreifachten sich die Beschwerden und zusätzlich sehnte ich mich nach Wasser.

Keuchend sank ich zu Boden und hielt meine Füße verkrampft fest. Sie brannten förmlich und klebten wie mit Sekundenkleber beschmiert aneinander fest. Meine Haut spannte sich an und ich hatte das Gefühl, sie würde gleich reißen.

Eine schimmernde bläuliche Schuppe nach der anderen bildete sich quälend langsam und ich blendete die ziehenden Symptome so gut es ging aus. Ehe ich mich versah verließ mich der Schmerz, als wäre er nie da gewesen und ich blickte mich um.

Statt meinen Beinen empfing mich eine schillernde Schwanzflosse, wie ich es bisher von Meeresmenschen und Fischen gewohnt war. Gebannt starrte ich auf den Fischschwanz und fuhr zart darüber. Urplötzlich musste ich lächeln und wurde von der selben Stimme unterbrochen.

„Du bist bereit. Man wird dich nun abholen“. Als sie zuende sprach öffnete sich eine Luke unter mir und ich purzelte hindurch. Kühles Nass empfing mich und ich seufzte wohlfühlend auf.

„Sie steht dir“.

Erschrocken wirbelte ich herum und wankte, Flossen waren ja so viel anders als Beine…

Vor mir schwamm Nolan mit einer glänzenden, dunkelblauen Flosse und lächelte mich an. Ich blickte ihn verwirrt an und er deutete auf meine eigene Flosse. Schüchtern strich ich mir meine Haare hinter ein Ohr und stimmte ihm zu: „Ja, sie ist wunderschön“.

Er schwamm auf mich zu und mein Magen antwortete mit einem unangenehmen Kribbeln, als er mir seine Hand reichte. Dann setzte er sich in Bewegung und zog mich mit sich.

Wir schwammen durch meterhohe Gänge mit einem wunderschönen Ausblick auf das Treiben außerhalb von diesem Gebäude.

„Wie ist das eigentlich möglich ?“, fragte ich Nolan und blickte mich überwältigt um. „Wissenschaft, viele Experimente und Kontakte“, antwortete er stichwortartig und lächelte im Anschluss.

Erst dachte ich, er schenkte mir sein umwerfendes Lächeln, aber als ich mich umblickte, erfassten meine Augen drei Meerjungfrauen, die ihm kichernd verführerische Andeutungen machten.

Schockiert sah ich ihn an: „Hast du mit ihnen rumgemacht ?“. Seine Wangen nahmen einen zarten Rotton an. Er stammelte: „Nicht nur das, aber das ist jetzt nicht so wichtig“.

Ich befreite mich von ihm und schubste ihn von mir weg. „Du hast mit ihnen geschlafen ? Oh mein Gott Nolan“.

„Nicht mit allen drei. Nur ein paar. Also eventuell schon mehr als ein paar“, beleidigt sah er mich an.

„Das kann doch nicht dein Ernst sein. Sind Meerjungfrauen, die keine Jungfrauen mehr sind, nur noch Meerfrauen ?“.

Er räusperte sich: „Ja, sozusagen“.

Aufgebracht warf ich die Arme in die Luft: „Und wie sollen wir nun eine Träne finden ? Du bist so ein verfluchter Casanova“.

Gelächter unterbrach mich: „Ich mag sie jetzt schon“.

----------------------------------
Nolan ist ja schon ein kleiner Schlingel xD

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top