18

Aylana

Am nächsten Morgen veranstaltete Calev so viel Lärm, dass ich schneller aus meinen Träumen erwachte, als mir lieb war. Ich hatte die letzten Tage im Schnelldurchlauf Revue ablaufen lassen und kam zu dem Entschluss das Abenteuer zu wagen.

Noch konnte ich die Mission abbrechen, aber dann würde ich nie wissen, was ich verpasste. Ich würde wieder in meinen Alltag reinfinden und Opfer der Gesellschaft spielen müssen.

Ich hatte es satt meine Sätze mit „Was wäre, wenn“ anzufangen und wollte dagegen vorgehen.
Und das tat ich dann auch.

Rasch hatten wir unseren Rastplatz aufgeräumt und verlassen, ehe wir weiterflogen. Zwischenzeitlich waren einige Stunden vergangen und sowohl Nolan als auch Calev mühten sich mit dem Navigationsgerät ab. Calev mochte die modernste Wegleitung nicht und wäre ohne mich wahrscheinlich irgendwann in einem schwarzen Loch gestrandet.

Meine Wenigkeit quetschte sich durch die Vordersitze und programmierte das Gerät neu. Calev blickte mich beleidigt an und streckte mir die Zunge raus. Das tat er jedes Mal, weil ich etwas besser bedienen konnte als er. Gewohnheitsbedingt ignorierte ich sein kindisches Verhalten und widmete mich Nolan.

„Wohin willst du ?“. „Nereids Kappeninsel“, beantwortete er meine Frage und ich tippte die Wörter in das Suchfeld ein. Prompt erschien ein radarähnliches Hologramm und zeigte uns den Weg.

Verblüfft sah mich der Fahrer an: „Muss ich noch von irgendwelchen Talenten oder Begabungen wissen ?“. Grinsend verneinte ich und lehnte mich wieder in meinen Sitz zurück. Nolans Blick entging mir nicht und ich unterbrach als erste den Blickkontakt, als Calev abwechselnd zu uns sah.

Unschuldig blickte ich nun in das Gesicht meines besten und bisher einzigen Freundes, der die Stirn in Falten legte.

Ruckartig hielt das Rato und Nolan schnallte sich ab. „Ich gehe eben nachschauen. Ihr bleibt hier“.
Ich wollte schon widersprechen als er mich mahnend ansah.

„Bitte“, forderte er nachdrücklich und ich gab nach. Zufrieden nickte er und stieg aus.

Halt…

Er stieg aus...

ER STIEG AUS !

Wir flogen doch über dem Meer?!

Perplex rutschte ich zum Fenster und hatte Angst, dass ihm etwas passiert war.

Nichts, weit und breit kein Streifen Land oder gar ein Felsen. Nolan tauchte auch nicht wieder auf.

Ich versuchte nicht allzu panisch zu reagieren und presste beide Handflächen gegeneinander. Mein Blick haftete auf die Stelle, in die Nolan gesprungen war.

Er sollte mich das nächste Mal vorwarnen, wenn er mir keinen Herzinfarkt bescheren wollte. Es wird ihm schon gut gehen.
Hoffte ich zumindest.

Calev bemerkte meine Anspannung und räusperte sich: „Was läuft da zwischen euch ?“. Meine Schultern zuckten wie von selbst: „Ich weiß nicht, was du meinst“.

„Du weißt genau wovon ich rede. Warum habe ich euch gestern sonst fast beim knutschen erwischt ?“.
„Nolan hat mich vor dem Ertrinken gerettet du Idiot“, zischte ich in seine Richtung.

„Oder wie ihr heute morgen Arm in Arm geschlafen habt“.
„Wir hatten nur eine Decke“, rechtfertigte ich die Situation.

„Ihr habt euch gegenseitig angesabbert“.

„Calev ! Es reicht“.

Dieses Mal war er es, der schrie: „Nein Lana. Du kannst mir nicht vorenthalten, dass du auf ihn stehst“. Kühl verschränkte ich meine Arme vor meiner Brust: „Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig. Du bist weder ein Familienangehöriger noch mein Vorgesetzter, also sei verdammt nochmal still“.

Mittlerweile hörte ich ein Knacken der Scheibe und sah hinaus, um mich zu beruhigen. Merkte er nicht, dass er mit seinem Drama unsere Freundschaft beschädigte ?

„Du machst alles kaputt“, klagte ich. Calev schnaubte und sah beleidigt in die entgegengesetzte Richtung: „Wenn du alles aufs Spiel setzt“. „Ich mache doch überhaupt nichts“, fuhr ich ihn kratzbürstig an und Calev schüttelte enttäuscht den Kopf. „Und das ist das Problem“.

Ich presste meine Lippen aufeinander: „Was soll das denn jetzt bedeuten ? Wer hat dich gerettet, bevor du Futter für die Venus wurdest ?“. Die Erkenntnis ließ ihn nachdenken. „Du hättest mir ruhig sagen können, dass du dieses Naturdings beherrschst. Seit wann haben wir Geheimnisse voreinander ?“.

Das Rato ruckelte und ich hielt mich an der Tür fest, als ich auf die Seite zu rutschen drohte. Calev umklammerte seinen Sitz und suchte nach der Ursache. Auf einmal drehte sich das Gefährt und ich wurde gegen die Scheibe gedrückt. „Ich hasse das jetzt schon mehr als ein Ausflug ins schwarze Loch“, meckerte Calev und griff nach mir, damit ich mich ebenfalls an seinem Sitz festheben konnte.

Plötzlich fiel das Rato in die Tiefe und verursachte ein mulmiges Gefühl in meiner Magengegend. Mir stockte der Atem vor Entsetzen, als wir auf dem Wasser aufkamen und rasch sanken. Calev rüttelte panisch an der Tür.

„Lass die Tür zu oder willst du, dass wir hier ertrinken ?“, fuhr ich ihn an und er schüttelte den Kopf. Eilig überprüfte ich alle Türen und klettere über die Konsole zu Calev nach vorne. Was ging hier vor sich ?

Das Steuerpult ließ sich partur nicht bedienen und ich haute verzweifelt auf die Tasten. Daraufhin verabschiedete diese sich beleidigt und tauchte das Innere in pechschwarze Dunkelheit. Vorsichtig tastete ich nach Calevs Hand um mich zu beruhigen. „Nolan wird das bestimmt geplant haben, kein Grund zur Sorge“, nuschelte dieser zur Beruhigung. Ich ignorierte seinen verächtlichen Tonfall und drückte zustimmend seine Hand. Wenn es hart auf hart kommt,  werde ich um Hilfe von einem Meeresbewohner bitten.

„Du hast nicht zufällig einen Kerzenhalter dabei ?“, unterbrach Calev die Stille und ich verneinte. „Schlechter Zeitpunkt um Witze zu reißen“.

Plötzlich blendete mich ein grelles, weiß-gelbliches Licht und ich kniff die Augen reflexartig zusammen. Zusätzlich hielt ich mir eine Hand vor die Augen um mich vor der Helligkeit zu schützen. Calev tippte mir auf die Schulter und ich sah zu ihm, wie er schockiert auf mein Seitenfenster zeigt.

Ich drehte meinen Kopf und sah eine breitgrinsende Meerjungfrau, die die Hand zum Gruß hob.

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Calev oder Nolan ?
Oder soll sich Aylana doch lieber alleine durch die Welt schlagen ? :D

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