Silberschatten - Erhofft - ConnyFy
Silberschatten – Erhofft – ConnyFy
Anzahl der zur Bewertung herangezogenen Kapitel: 5 Kapitel (bis Kapitel 2.1)
Anzahl bisheriger Kapitel: 131-teilige Geschichte
Liebe ConnyFy,
Endlich habe ich auch wieder ein wenig Zeit gefunden, weswegen nun das Review zu deiner Geschichte Silberschatten – Erhofft folgt. Erst einmal ein großes Dankeschön, dass du so geduldig gewartet hast. Ich hoffe, dass du meine Kritik nachvollziehen und annehmen kannst. Bei Fragen sag einfach Bescheid, ich bin sicher, dass wir das dann klären können.
Wie immer wäre ich sehr froh über ein Feedback!
Titel
Den Titel finde ich persönlich sehr schön und melodisch. Er lädt zum Träumen ein und ich bin schon gespannt, was genau es mit dem/den Silberschatten auf sich haben wird. Für mich persönlich ist der Titel direkt mit dem Genre Fantasy verknüpft, weswegen ich hoffe, dass auch das Buch sich in diese Richtung entwickelt wird.
Der Titelzusatz „Erhofft" ist an sich auch nicht falsch, weil du ja schreibst, dass es eine Trilogie werden wird und sich alle drei Titelzusätze zumindest in demselben Schema gestalten. Nur habe ich diesen Titelzusatz leider schon viel zu oft gelesen. Ich weiß, dass es nicht immer einfach ist, etwas total Neues zu finden, aber für mich ist er ein wenig ausgelutscht.
Wäre es bloß der Untertitel, der bereits verwendet wird, wäre ich vielleicht nicht so kritisch, aber auch der Titel Silberschatten existiert bereits als ein Buch der Reihe Bloodlines von R. Mead. Deswegen ist er mir auch so bekannt vorgekommen.
Mein Ratschlag wäre, dass du Silberschatten durchaus behalten kannst, denn er hat hoffentlich etwas mit der Geschichte zu tun, aber ich würde dir empfehlen, dir zumindest einen anderen Titel für Band 1 zu suchen.
An sich mag ich den Titel aber wirklich gerne, weil er knackig ist und auf den Punkt gebracht.
Nun muss er natürlich bloß noch einen Bezug zur eigentlichen Geschichte liefern, aber ich hoffe, dass das in den ersten Kapiteln deutlich werden wird.
Cover
Kommen wir zum Cover, das auf den ersten Blick gar nicht schlecht ist. Die Grundidee gefällt mir wirklich gut und ich kann der Grafik direkt entnehmen, dass es sich um eine Wolfgeschichte handeln wird. Damit ist zumindest schon einmal der Bezug zur eigentlichen Story hergestellt.
Die Schriftart ist auch klar zu lesen und einheitlich gestaltet, was toll ist, weil man so als Leser nicht überfordert wird. Der Titel sowie Untertitel sind angegeben, Autorname natürlich ebenfalls.
Was mir ebenfalls gut gefällt ist die Farbgestaltung und die Idee, dass man in die Silhouette des Wolfes einen Wald hineingezaubert hat. Da frage ich mich jetzt allerdings, ob das einen tieferen Sinn verfolgt? Hat der Vogel etwas mit dem Rest der Geschichte zu tun? Spielt die Geschichte im Winter?
Die Glanzlichter auf den Texten sind mir persönlich zu viel und verleihen dem Cover in meinen Augen kein professionelles Aussehen. Ich hätte dort eher Schatten oder den Xach-Effekt präferiert. Die Regenbogenfarben einiger der Glanzlichter stören mich ebenfalls. Eventuell wäre als Alternative auch einfach eine wirklich silberne Farbe der Texte möglich.
Eine weitere Kleinigkeit ist, dass ich persönlich das „Erhofft" besser mittig platziert fände.
Insgesamt gefällt mir das Cover ganz gut, doch mir fehlt einfach das gewisse Etwas. Dem Genre entspricht es aber auf jeden Fall.
Kurzbeschreibung
Deine Welt - geteilt, geordnet, geplant.
Doch sie ist eine Lüge.
Ein geheimnisvoller Fremder, ein Wolf aus alter Zeit und eine vergessene Legende machen Leya zur meist Gesuchten ihrer Welt.
Doch sie muss erkennen, dass die Vergangenheit nicht totgeschwiegen werden kann.
Auf der Suche nach ihrer Vergangenheit kämpft sie sich durch ein Netz aus Verrat, Machtgier und Hass.
Ihr Ziel: Cartania vor dem Untergang bewahren, den es schon einmal fast erlebt hätte.
Koste es, was es wolle.
Sie kennt den Preis nur noch nicht.
***
„Dann...dann bist du es" Ein weiterer Hustenanfall unterbrach sie, doch sie wehrte sich dagegen und raffte ihre letzten Kräfte zusammen. Ihre blutbefleckten Hände zitterten merklich, doch als sich unsere Blicke trafen, erschien ein leises Funkeln in ihren fahlen Augen. Wie, wenn ihr etwas eingefallen wäre, was sie schon lange vergessen hatte.
„Du bist eine Tochter der Nacht". Ihre Stimme klang erschöpft, aber nicht verzweifelt, im Gegenteil. „Du bist die Erhoffte".
Einen Moment später brach sie zusammen und rührte sich nicht mehr.
Nie mehr.
(Quelle: Kurzbeschreibung Silberschatten – ConnyFy)
Den Einstieg in den Klappentext finde ich sehr interessant und er hat mich direkt neugierig auf die eigentliche Geschichte gemacht. Dieser Kontrast zwischen der Welt und dann der Lüge gefällt mir sehr gut, weil ich mir direkt die Frage stelle, warum genau die Welt denn eine Lüge ist. Was genau falsch gelaufen ist und wo genau die Täuschung liegt. Alleine die beiden ersten Zeilen bringen mich schon zum Nachdenken und erfüllen damit genau das, was ich als Anspruch an einen Klappentext habe.
Sowohl der folgende Text hat mein Interesse geweckt als auch der Buchausschnitt.
Ich würde die Kurzbeschreibung genau so lassen und habe inhaltlich wirklich überhaupt nichts zu meckern. Es passt außerdem gut zu dem Cover und auch zum Gerne.
Nur zwei klitzekleine Anmerkungen habe ich.
1. Du nutzt zwei Mal direkt hintereinander das Wort „Vergangenheit", worüber ich beim Lesen gestolpert bin. Ich würde dir raten, ein Synonym zu finden oder das Ganze zu umschreiben.
2. Bei „Dann bist du es" fehlt ein Punkt am Ende der wörtlichen Rede.
Außerdem wird in der Geschichte darauf hingewiesen, dass es sich um eine Trilogie handeln wird, was dezent gesetzt ist und damit vollkommen okay. Der Hinweis zur Watty Longlist stört mich auch nicht.
Allerdings finde ich das Rating in der Kategorie Abenteuer, was angegeben ist, nicht wirklich aussagekräftig und störend. Für mich persönlich hat das neue Ratingsystem von Watty keinen wirklichen Mehrwert, weil es unzählige Kategorien gibt und Platz 27 jetzt auch nicht so außergewöhnlich ist in meinen Augen. Sollte der Hinweis noch aus dem älteren Ratingsystem sein, dann finde ich es nicht ganz so störend, doch trotzdem würde ich lieber einfach auf den Hinweis verzichten.
Prolog/Einleitung
Die Geschichte startet nicht direkt, sondern es folgt erst einmal ein Informationskapitel. Davon bin ich persönlich kein Fan, aber bei dir macht es mitunter Sinn, weil du von einer anderen Plattform berichtest. Mich stört es dennoch irgendwie und ich hätte es besser gefunden, wenn das einfach als Anmerkung nach dem Prolog gefolgt wäre, zumal es wirklich keine lange Information ist. So hätte der Leser die Chance, erst einmal herauszufinden, ob ihm die Geschichte gefällt. Ich bin ehrlich, ich hätte nach diesem Informationskapitel nicht weitergelesen, weil es mir zu wenig aussagt und ich als Leser direkt erst einmal ein wenig etwas über die Geschichte selbst erfahren möchte.
Danach kommt immer noch nicht die wirkliche Story, sondern bloß ein Kapitel mit einer Widmung und ein Kapitel mit einem kurzen Text. Während ich beides eigentlich ganz gut geschrieben finde, stört es mich sehr, dass du dafür extra 2 Wattpadkapitel erstellt hat. In einem richtigen Buch mag das vielleicht so sein, doch hier hätte ich es schöner gefunden, beides einfach vor dem Prolog zu finden.
Außerdem habe ich nicht ganz verstanden, was der Kurze Textausschnitt soll? Der Prolog ist es ja augenscheinlich nicht, aber was ist der Sinn?
Abgesehen von dieser Kritik finde ich die Widmung schön und auch der Textausschnitt regt zum Nachdenken an. Er macht eindeutig neugierig auf das Buch selbst und man stellt sich als Leser direkt einige Fragen. Deswegen finde ich den Textausschnitt an sich auch nicht verkehrt, aber ich würde ihn ein wenig anders in die Geschichte einarbeiten. Entweder als Prolog und den kommenden Prolog dann irgendwie ändern. Oder zumindest Widmung und den Ausschnitt zusammen. Momentan muss man sich als Leser nämlich durch sehr viele Kapitel klicken, was umständlich ist.
Dann folgt der eigentliche Prolog der Geschichte und ich finde den Einstieg ganz gut gelungen. Man merkt, dass du versuchst Spannung aufzubauen und du vermittelst zumindest die Hektik durch den langen Satz mit den Aufzählungen. Jedoch startest du fast jeden Satz mit dem Wort „Sie", was in einigen Fällen durchaus ein rhetorisches Mittel sein kann, hier für mich aber nicht funktioniert. Ich bin einfach darüber gestolpert beim Lesen.
Außerdem finde ich den Gedankensatz „Ich muss es schaffen..." aus mehreren Gründen nicht gelungen. Erst einmal ist es durch das kursive ein wenig abschreckend und zweitens sehe ich keinen Sinn hinter den drei Punkten. Wieso ist das keine abgeschlossene Aussage?
Du nutzt die kursive Schreibweise ja immer mal wieder im Prolog, doch wenn ich ehrlich bin, verstehe ich das nicht ganz. Was genau ist deine Absicht dahinter? Warum schreibst du den Text nicht einheitlich?
Gut gelungen ist es dir, die Jagd zu beschreiben und du hast auch schöne Vergleiche im Text untergebracht. Außerdem gehst du schön auf die Emotionen ein und beschreibst sie durch Gestik und Mimik, was mir gut gefällt. Das ist in diesem Text sehr viel passender als einfach nur zu schreiben, dass sie Panik hat.
Was mich im Prolog gestört hat (und wahrscheinlich auch in den folgenden Kapiteln so sein wird): Du machst keinen Absatz, nachdem sich der Sprecher ändert. Dabei ist das so wichtig, damit Leser besser der Geschichte folgen können. Immer wenn eine andere Person wörtliche Rede anwendet, ist zu einem Absatz zu raten.
Du schreibst im Prolog „In ihr bangt die Hoffnung...", was für mich nicht funktioniert. Da ist für mich ein falsches Verb genutzt worden.
Ebenfalls hat mich beim Prolog gestört, dass du wirklich bloß immer „Sie" schreibst. Dabei ist der Name des Mädchens ja anscheinend sogar bekannt und ich würde dir dringend dazu raten, die Satzanfänge und Sätze allgemein durch Einsatz des Namen des Mädchens zu variieren.
Ebenfalls gefällt mir die letzte Zeile nicht: „Totenstill...". An sich sind die letzten Zeilen sogar ganz gut, aber was sollen die drei Punkte? Setze lieber einen, das ist aussagekräftiger und abgeschlossen. Es beeindruckt mehr, während die drei Punkte für mich überhaupt nicht professionell sind in diesem Kontext.
Insgesamt ist der Prolog ganz gut geeignet um Spannung zu erzeugen, weil einige Fragen aufgeworfen werden. Außerdem hat es mir gut gefallen, dass du direkt mit einer bedeutenden Szene gestartet bist und man direkt Handlung vorgesetzt bekommen hat. Damit hat der Prolog durchaus seinen Sinn und ich bin schon gespannt, was genau diese Männer suchen und was genau eigentlich ihre Aufgabe ist.
Inhalt/Handlung
Bevor man als Leser zum ersten Kapitel kommt, folgen erst leider wieder gefühlt tausend in meinen Augen unnötige Zwischenkapitel, die man einfach alle vor den ersten Textabschnitt hätte stellen können.
Nur um „Teil 0" zu schreiben, braucht man wirklich kein eigenes Kapitel. Man kann den eigentlichen Text, den des Kapitels „*" einfach hintendran stellen.
Eigentlich hast du das auch gar nicht nötig, denn gerade das Kapitel „*" liefert doch interessante Details zur Welt. Mich hat es zum Beispiel neugierig gemacht, mehr über die Schwarzen Beschützer zu erfahren und vor allem auch über die Fähigkeiten der Menschheit. Das hilft direkt, das Buch in ein Setting einzuordnen. Jedoch hätte es mir persönlich vermutlich besser gefallen, wenn diese Informationen einfach in die richtigen Kapitel eingeflochten wären. So ist es ein wenig wie eine Nacherzählung der Vergangenheit. Mein Ratschlag wäre, dass nach und nach in die Geschichte einzuflechten und dabei vor allem auch gegenwärtige Handlung und Dialog darüber zu verwenden, um das Ganze dynamischer und lebendiger wirken zu lassen. Gerade ist es leider einfach nur ein langer Text, der auch aus einem Sachtext stammen kann.
Positiv ist natürlich, dass du überhaupt ein Setting entwickelt hast und Hintergrundinformationen zur Historie besitzt sowie dem Aufbau deiner Welt. Aber das erfährt man als Leser sehr viel besser nicht alles auf einmal, sondern nach und nach.
Ich habe den Text irgendwann nur noch überflogen, weil es einfach zu viele trockene Informationen gewesen sind. Du musst beim Schreiben immer bedenken, dass du deine ganze Welt im Kopf hast und das auch super ist, du diese den Lesern aber schmackhaft machen musst durch Handlung und Dialog. Die meisten wollen kein Geschichtsbuch lesen.
Baue doch lieber ein, dass eine Person zum Beispiel im Westen durch die Menge zieht und dabei intelligente Gespräche mitanhört wie sich Leute über die Geschichtsentwicklung unterhalten. Bonuspunkte gibt es ebenfalls, wenn die Entwicklung nicht einfach hingeworfen und als gegeben angenommen wird, sondern wenn verschiedene Menschen verschiedene Informationen haben und auch nicht alle alles über die Geschichte wissen. Das ist im echten Leben nämlich auch nicht immer so. Jemand kann vielleicht den ersten Weltkrieg gut wiedergeben, während ein anderer mehr Hintergrundinformationen über Napoleon oder das römische Reich hat.
Außerdem könntest du die Schwarzen Männer einfach in Aktion zeigen, wie sie jemanden ermahnen, dass er sich benehmen soll oder wie sie allgegenwärtig über den Marktplatz schwärmen oder ihre Mauern bewachen. Lass sie unheimlich oder mächtig erscheinen, lass sie jemanden zurechtweisen. Zeig wie sie Anweisungen von ihren Meistern bekommen. Deine Story braucht mehr Handlung und auch mehr Dialog.
Wenn die Menschen Fähigkeiten besitzen, dann zeig sie doch bitte und erzähle nicht einfach davon. Lass sie zum Beispiel gegeneinander kämpfen, um zu untermalen, dass sie sich alle misstrauen und nenne das nicht einfach als gegeben. Gib deinen Lesern die Chance, selbst interpretieren zu können.
Die verschiedene und auseinandergedriftete Welt könntest du beispielsweise zeigen, in dem sich zwei Personen darüber unterhalten, dass sie schon lange kein frisches Gemüse haben und es in einem anderen Land sicherlich so ist, während die andere dann sagt, dass er gehört habe, dass dort immer Winter ist und keine Nahrung wächst. Baue die fehlende Ahnung subtiler ein.
Die Kunst ist es, eine Weltordnung auf interessante Weise in eine Geschichte einzuflechten und das fehlt mir bei dir leider noch.
Nächstes „Kapitel" ist ein Kapitel, das bloß „Teil 1" aussagt. Ich denke, du kennst meine Ansicht inzwischen dazu, weswegen ich mir die Kritik hierzu spare.
In dem Geschichtskapitel und dem ersten wirklichen Kapitel schreibst du auf einmal in der Vergangenheitsform, während der Prolog in der Gegenwart stattfindet. Das hat mich gestört. Entscheide dich lieber für eine der beiden Erzählweisen.
Das erste Kapitel spielt augenscheinlich 100 Jahre später, bloß frage ich mich gerade, ob sich die 100 Jahre auf den Prolog oder das Geschichtskapitel beziehen?
Positiv beim ersten Kapitel ist der Einstieg mit einem Zitat, das mir sehr gut gefällt. Es hat etwas Poetisches an sich.
Etwas gespalten stehe ich den wirklichen ersten Sätzen des Kapitels 1.1 entgegen. An sich lieferst du wirklich schöne Beschreibungen zu der Atmosphäre, doch ich hätte lieber einen anderen Einstieg gewählt. Auf das Wetter als Anfang zurückzugreifen, sollte man eher vermeiden. Wie wäre es, wenn du direkt mit der Handlung oder etwas Ungewöhnlichem startest? Die Wetterbeschreibung kann man dann für die Atmosphäre natürlich trotzdem mit in die Geschichte einarbeiten.
Starte doch einfach mit dem Fremden, der nicht erkannt werden will. Der Action durch die lauten Pferdehufe, dann erst kann das Wetter als Untermalung der Dunkelheit und Atmosphäre fungieren.
Die Szene mit dem Kontrolleur und dem Ausreißer – hat diese einen tieferen Sinn, außer dem zu zeigen, dass Regelbrecher eben spurlos verschwinden? Dann würde ich den noch mehr ausarbeiten. Ansonsten ist sie mir zu willkürlich gewählt. Beschreibe lieber wie eine der Hauptcharaktere gerade noch entkommen kann, das würde mehr Spannung schaffen. Was mir auch auffällt: Du gibt deinen Charakteren keine Namen in den ersten Kapiteln, sondern bloß Beschreibungen. Ein Name schafft jedoch eine Bindung zu den Lesern. So ist es bloß irgendjemand und das Schicksal eines Austauschbaren wird den Leser viel weniger berühren, als das eines bekannten Charakters, der durch seinen Namen realer wirkt.
Nach der Auslöschszene folgt dann plötzlich ein Cut und ein Mädchen betrachtet sich im Folgenden selbst im Spiegelbild. Positiv ist zumindest, dass du es beherrschst, Beschreibungen zu liefern und dies sich auch leicht lesen lassen. Jedoch ist mir diese Spiegelszene leider zu klischeehaft. Flechte ihr Aussehen und ihre Fremdheit gegenüber sich selbst lieber nach und nach in der Geschichte ein.
Mir fehlt auch in diesem Kapitel einfach die Handlung und lebhafte Interaktion. Die Ansätze sind durchaus gegeben. Aber anstatt zu beschreiben wie die Bücher regelmäßig zu den Häusern gebracht werden, beschreibe dies doch lieber lebhaft und nicht im Sinne einer Nacherzählung. Dem Vater ist daran gelegen, dass seine Tochter fleißig lernt, ihm ist die Bildung wichtig – dann beschreibe das nicht bloß, sondern untermauere es lieber mit einem Dialog zwischen Vater und Tochter. Show dont tell. Sage es vielleicht auch nicht so sachlich, sondern lass den Leser zwischen den Zeilen lesen und seine eigenen Schlussfolgerungen ziehen. Der Vater könnte sich beispielsweise darüber beschweren, dass sie das Buch nicht schnell genug gelesen hat oder nicht genug behalten hat. Das Mädchen könnte sich entschuldigen, wodurch man sehen könnte, dass ihr die Meinung ihres Vaters wichtig ist.
Die darauffolgende Szene – das Mädchen sieht wie der Kontrolleur den Ausreißer an ihrem Fenster vorbeizieht – halte ich dagegen für sehr gelungen. Es unterstreicht wunderbar, dass das Mädchen langsam anfängt, die Gesetze zu hinterfragen und ist auch ein realistischer Wendepunkt, der eben diese Gedanken hervorrufen kann.
Das Mädchen widersetzt sich also plötzlich den Gesetzen der Stadt und findet heraus, dass der Gefangene geflohen ist. Die Fragen, die ich mir nun stelle, ist folgende: 1. Wie kommt sie so schnell zu dieser Schlussfolgerung? Ich hätte es besser gefunden, wenn sie mehrere Möglichkeiten abwägen würde, unter anderem beispielsweise, dass der Geflohene umgebracht wurde. 2. Ist sie wirklich so furchtlos, dass sie sich beim Regeln brechen und vor allem alleine in der Dunkelheit überhaupt nicht fürchtet? Das kommt mir ein wenig waghalsig vor, ist aber durchaus in Ordnung, sofern sich diese Charakterzüge auch kontinuierlich und authentisch durch den Rest der Geschichte ziehen.
Kommen wir zu Kapitel 1.2. Der Einstieg ist schön gewählt und wirft den Leser direkt wieder in die Handlung hinein, was ich persönlich immer gut finde. Jedoch habe ich ein Stirnrunzeln gehabt, als das Mädchen plötzlich schreien will. Gerade hat sie noch an die Lehrbücher gedacht und daran, dass sie ebenfalls illegal unterwegs ist. Da will man doch nicht auf sich aufmerksam machen, wenn man selbst das Gesetzt bricht? Eventuell wäre es gelungener, wenn sie hastig vor ihm zurückweicht und dabei aus Versehen etwas umwirft, was einen Laut macht und er ihr daraufhin sagt, dass sie leise sein soll und er es erklären kann?
Sie nimmt den Verbrecher dann also einfach mit in ihr Haus, da bi ich mir noch unschlüssig, was ich davon halten soll. Aber vielleicht ist sie wirklich einfach sehr hilfsbereit, dass diese Eigenschaft überwiegt. Den Jungen finde ich dann jedoch sehr frech. Er bedankt sich, fragt sie aber dann gleich nach einer warmen Decke. Vielleicht wäre es besser, wenn Leya ihm diese anbietet?
Gut gelungen finde ich hingegen, dass Leya von Nuran ein wenig mehr über ihre Welt erfährt und auch über die Geheimnisse und Täuschungen. Das ist gut, um sowohl den Leser als auch Leya skeptischer werden zu lassen. Gerade deswegen würde ich dir raten, die vorherigen Informationen über die Teuilung der Welt wegzulassen. Hier erfährt man es dann ja doch. Ebenfalls schön finde ich es, dass Nuran nicht direkt mit allen Informationen um sich wirft. Zum einen, weil er sie vielleicht wirklich schützen will, denn Unwissen kann wahrlich helfen in dieser Welt und zum anderen auch einfach, weil ich nicht glaube, dass man in so einer Gesellschaft gleich einem Fremden so viel anvertrauen wird. Dass Nuran diese Informationen hat, macht ihn angreifbar und diese einfach so auszuplaudern, macht es auch für ihn gefährlicher.
Leya hingegen bleibt ebenfalls skeptisch und wirft einige Fragen auf, die dem Leser auch kommen. Auch das ist realistisch und gut geschrieben.
Nuran verschwindet letztendlich und lässt Leya mit einem unguten Bauchgefühl zurück. Auch das kann ich durchaus nachvollziehen und es ist authentisch.
Kapitel 2.1 startet wieder mit allgemeinen Beschreibungen über die Vorgänge der Welt (geliefertes Essen, Kleidung und wann sie geliefert wird). Ich finde es wirklich bewundernswert, wie genau du diese Welt ausgearbeitet hast und man merkt beim Schreiben direkt, dass du deine Welt wirklich vor Augen hast. Jedoch plädiere ich eher dazu, diese Informationen nicht alle auf einmal zu geben, sondern nach und nach einzuflechten. Ebenfalls eignet sich hier Dialog hervorragend! Lass sie über die Essenslieferung reden, lass eventuell eine Beschwerde los, dass man lieber etwas anderes gehabt hätte, lass jemanden fragen, wann denn jetzt die nächste Lieferung Kleidung kommt. Leider sind deine Charaktere alle sehr still und ich persönlich kann ihnen gar nicht wirklich nahe kommen, da für mich gerade Dialog und Gestik sowie Mimik dazu führt, dass ich über einen Charakter urteile. Noch sind sie mir alle sehr egal, auch wenn das jetzt hart klingt. Aber für mich sind sie austauschbar und ich habe keine Verbindung zu ihnen gefunden.
Gut gelungen finde ich dann die Szene mit der Zeitung und auch das Gespräch zwischen Vater und Leya, wo sie mir beide endlich wärmer werden. Ebenfalls gefällt es mir, dass Leya beginnt Fragen zu stellen und abgewimmelt wird. Das trägt zur Atmosphäre bei und man beginnt sich auch als Leser zu fragen, was mit den Verschwundenen passiert.
Was mir allgemein aufgefallen ist:
Zähle doch bitte einmal, in welchem Verhältnis Beschreibung und Dialog bei deinen Kapiteln zueinander stehen. Zumindest in den Kapiteln, die ich gelesen habe, ist kaum ein Wort gesagt worden und das hat mich sehr gestört. Mag sein, dass sich das später anders entwickelt. Ich würde dir jedoch dazu raten, sehr viel mehr wörtliche Rede mit einzubauen, weil das für den Leser abwechslungsreicher ist.
Außerdem nutzt du andauernd „...". Meiner Meinung nach ist das in Geschichten ein absolutes No Go, außer in seltenen Fällen, wo man den Gedankenfaden beim Sprechen verliert. Und selbst dann sollten die drei Punkte spärlich eingesetzt werden.
Warum sind deine Kapitel immer in 2 Teile getrennt (also z.B. Kapitel 1.1 und Kapitel 1.2)? Das habe ich beim Lesen nicht verstanden.
Charaktere
Zuerst einmal: Ich liebe, liebe, liebe ihre Namen! Leya und Nuran sind ungewöhnlich, aber dennoch total schön und nicht so übertrieben wie die zehntausendste Skye oder Chantalle. Also Danke dafür, dass du mir zwei weitere Namen geliefert hast, in die ich mich verlieben kann.
Viel kann ich über die Charaktere jedoch noch nicht sagen, weil Nuran bloß zu kurz vorgekommen ist und Leya mir erst in Kapitel 2 überhaupt wie eine Person vorkam. Es mag sein, dass sie im Laufe der Geschichte noch authentischer werden, Ansätze sind zumindest vorhanden, doch nach dem Stück, dass ich gelesen habe, sind mir die Charaktere noch nicht greifbar geworden.
Rechtschreibung und Grammatik
Schreibst du direkt auf Wattpad? Falls dem so sein sollte, dann rate ich dir dringend zu einem Schreibprogramm wie Word oder OpenOffice. Das ist zum einen durchaus praktischer und zum anderen hilft es auch dabei die wörtliche Rede korrekt zu gestalten. Im deutschen beginnt die wörtliche Rede mit einem Anführungszeichen unten und endet mit einem Anführungszeichen oben. Du nutzt allerdings beides mal ein oberes Anführungszeichen.
Außerdem machst du folgendes bei der wörtlichen Rede falsch:
Du schreibst beispielsweise: „Ja".
Korrekt ist aber: „Ja." -> Der Punkt gehört innerhalb die wörtliche Rede.
Eigentlich hast du einen angenehmen Schreibstil, den ich gerne gelesen habe. Besonders bildliche Beschreibungen und Beschreibungen von Räumen gelingen dir gut.
Umgangssprache benutzt du auch so gut wie nie, weswegen ich wahrscheinlich umso mehr über diese Kleinigkeit gestolpert bin. Du schreibst manchmal „die" anstelle von „sie" und das hat mich beim Lesen aus dem Konzept gebracht. Genauso wie deine Nutzung von „der" anstelle von „er". Das ist mir beispielsweise am Ende von Kapitel 1.1 aufgefallen.
Du springst ab und an in der Zeitform. Schreibst du eigentlich in der Vergangenheit, stehlen sich doch manchmal Sätze im Präsens in die Geschichte. Am besten liest du da noch einmal drüber.
Positiv ist auf jeden Fall, dass du die Rechtschreibung und Grammatik super beherrschst! Ich habe so gut wie keine Fehler gefunden, selbst Flüchtigkeitsfehler hast du zumeist ausgelöscht. Großes Kompliment dafür!
Fazit
Die Grundidee gefällt mir wirklich gut und es ist toll zu sehen, dass du eine ganz neue Welt erschaffen hast. Mir persönlich hapert es jedoch noch ein wenig an der Umsetzung.
Doch insgesamt gesehen hat diese Geschichte durchaus Potential und zählt auch zu einen der besseren, die ich auf Wattpad gelesen habe. Ich hoffe, du nimmst mir die viele Kritik nicht böse, denn das habe ich nur getan, weil ich glaube, dass du dir sie wirklich durch den Kopf gehen lässt und auch sehr daran interessiert bist, deine Geschichte zu verbessern. Mir kommt es nämlich beim Lesen so vor, als steckte sehr viel Herzblut hinter dieser Idee und das ist wundervoll! Ich wünsche dir noch ganz viel Spaß beim Schreiben und drücke Leya und Nuran auf ihrer Reise die Daumen!
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top