La Vita Seconda - Charly Zeiler

Liebe Leser, 

anbei meine erste Bewertung zu La Vita Seconda von Charly Zeiler. Danke, liebe Charly, dass ich Dein Werk bewerten durfte! Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute! ♥ :-) 


** Cover ** 

Man sieht zweiunterschiedliche Frauen auf dem Cover. Welche zur Moderne und welchezur früheren Zeit gehört, lässt sich schwer einschätzen. DieHerzkurve deutet den Zwischenfall an, der diese Rückerinnerungauslöst. Persönlich gesehen müsste sie nicht zwingend im Cover zusehen sein. Zu Beginn dachte ich, es handle sich dabei um einfacheZierde im Cover, bis ich im Text auf den Zusammenhang damit stieß.Schade, dass das Cover in Schwarz/Weiß gehalten wurde.


** Prolog ** 

Die Fahrt zurArbeit kommt mir sehr bekannt vor. Das ist gut, denn das bezieht denLeser indirekt mit ein, da diese Situation mit Sicherheit sehr vielekennen. Auch die Erinnerung an den vergangenen Sommerurlaub hast Dugut beschrieben. Allem in allem ist der Prolog gut gelungen.Situationen, in denen sich die meisten Leser wiederfinden, könnengerade zu Beginn einer Geschichte den Leser an das Buch binden.Sofort erinnerte es mich an meinen Urlaub in Kroatien. Hier kann mansich also sehr gut in die Protagonistin hineinversetzen. 

Ich bin,wie gesagt, keine Expertin, aber mir fielen drei Dinge im Prolog auf: 

"Kaum im Auto, drehte sie dasRadio an [...]"

→ drehte sie das Radio auf (oder)schaltete das Radio an.

"Bekleidet war sie mit einemluftigen Top und kurzem Rock"

→ Die Bekleidung bestand aus einemluftigen Top und kurzem Rock


In einem Schreibkurs gab uns dieDozentin einen Tipp, Sätze möglichst so zu gestalten, dass man"war" nur benutzt, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Soerhalten Sätze mehr "Farbe/Lebendigkeit", als wenn man siemit einem "war" etwas abstumpft.

„Gleich würdesie in einen Tunnel aus Bäumen und Baumkronen hineinfahren."
→Die Baumkronen würde ich nicht extra erwähnen, das ist überflüssig,weil sie theoretisch bei jedem Baum vorzufinden sind. Auch„hineinfahren" betrachte ich etwas kritisch, da es so kein echterTunnel ist. Mein Vorschlag: Wie wäre es mit „befahren"? Dannmüsste das „in" noch weg.
→ Gleich würde sie einen Tunnelaus Bäumen befahren. (?)
Das ist natürlich eine reineGeschmackssache, wie quasi jede Kritik/Meinung. Aber einen Tunnel ausBäumen zu befahren, ruft ein Bild hervor, dass sie eine Allee vollgesäumt mit Bäumen befährt.


„Hinter der nächsten Biegung könntesie das Krankenhaus sehen."
→ Noch habe ich nicht weitergelesen, aber ich glaube, dass das hier eine kleine Einleitung ineinen Unfall sein wird?
Wenn ja, würde ich die Spannung aufrechterhalten: „Hinter der nächsten Biegung würde sie gleich dasKrankenhaus sehen."
Hier würdest Du den Leser nicht indirektauf eine Wendung vorbereiten, sondern im Unwissen lassen. Aber daskommt jetzt darauf an, ob Du sie lieber indirekt vorbereiten möchtestoder ob Du einen Schockmoment möchtest. Hier ist es jetzt nur meinpersönlicher Geschmack, da ich Schockmomente mag.


** Kapitel 1 ** 

Notarztwagen-Fahrer würde ich mit NEF-Fahrer abkürzen. InKlammern könntest du einmalig erklären, dass NEF Noteinsatzfahrzeugbedeutet. Aber solche Fahrzeuge fahren in der Regel ausgebildeteSanitäter (auch mit dem Notarzt). 

„Weiter kam der jungeSanitäter nicht, als er den Audi, der als NEF (Noteinsatzfahrzeug)diente, ... „ 
Das würde kurz erklären, was ein NEF ist undunter Sanitäter kann sich im Prinzip jeder was vorstellen. Jenachdem muss der Sanitäter dem Notarzt auch assistieren, eineinfacher Fahrer wäre da keine großartige Hilfe. 


„Füreinen kurzen Moment wünschte der Arzt sich" → „wünschte sichder Arzt" 


→ „und nicht den Notdienst übernommenhätte".

Zusatzdienst als Notarzt meint zwar mitUmwegen das Gleiche, aber wäre zu kompliziert. Mein Freund nimmtNotdienste auch nicht gerne, werden aber rotationsmäßig fairverteilt. Da bleibt manchmal leider keine andere Wahl, damit jedereinmal dran kommt (auch in niedergelassenen Praxen). Deshalb würdeich „übernommen" schreiben.

Das Szenario beschreibst du sehr gut,erst recht diese gespenstische Stille. Um dieser mehr Kraft zuverleihen, nutzen manche Autoren auch den Zusatz, dass nicht einmalein Vogel zu hören war, um diese Stille zu unterstreichen. KeinMuss, nur ein Hinweis.

„Der Ast, der spitz aus derFahrerkabine des Vierzigtonners herausragte, schien fest undunbeweglich in seiner widernatürlichen Stellung verankert zu sein." 

Hier zeigt sich dein Potential im Umgang mit der Sprache sehrgut!

Der Fahrer ist tot. Aber was sieht Mark? Blut? Wurde derFahrer aufgespießt? Das bleibt etwas verschleiert (auch wenn ichkein Splatter-Fan bin).

„während weitere Einsatzkräfteden Unfallort erreichten." → „am Unfallort eintrafen."
–erreichten macht den Eindruck zu Fuß – hingegen eintreffen aufvier Rädern.

„sie hatte eigentlich keine Chance"→ „ihre Überlebenschance war sehr gering" (hier würdest dudas Füllwort „eigentlich" sparen, gleichzeitig näher daraufeingehen, dass ihre Überlebenschancen gemeint sind. Obwohl dasoffensichtlich ist, aber mir sind schon so manche Leser begegnet, diesich ernsthaft frag(t)en, welche Chance? :-) 


„Die Frauhatte viel Glück gehabt, aber wenn er sie nicht bald herausbekam, ineine andere, stabilere Position, dann wäre er der Letzte, der ihreHand hielt."
Zeigt eindeutig den Ernst der Lage. Sehr gut!

„Der Atem der Frau ging schnell und oberflächlich."Meinst Du, dass der Atem flach geht? Oberflächlich fände ich in demZusammenhang ungewöhnlich oder ich verstehe nicht genau, was Dudamit meinst.

Ich kenne mich mit Medikamenten nicht sehr gutaus, gibt bestimme harte Analgetika, die den Kreislaufzusammenbrechen lassen. Ob ein Notarzt hochdosierte Schmerzmitteleinfach verabreichen darf, ohne den Patienten vorher anderweitigrichtig stabilisiert zu haben, weiß ich nicht. Mein Freund ist auchnur im augenärztlichen Notdienst tätig, den kann ich dazu leidernicht fragen. Aber als Leserin stelle ich mir die Frage: Wieso gibter ihr das Schmerzmittel erst, als er sie aus dem Wagen zieht? Er hatkeinen Defi sofort griffbereit. Dann hätte er ihr das Schmerzmittelauch noch im eingeklemmten Fahrzeug geben können.

Aber wie erwähnt, hier kenne ich michnicht gut genug aus. Es wäre aber gut, das ein wenig genauer zuerläutern, falls Du mehr Informationen hast, dass das tatsächlichärztlich vertretbar wäre. 


„Ihr Blick wurde leer" →hier würde ich mir als Leserin sehr wünschen, dass „ihr Blickdurch ihn" hindurch ging. Das würde ihr Abdriften in denlebensbedrohlichen Zustand schön beschreiben. 



** Kapitel2 ** 

„Dichte Nebelschwaden zogen vorbei und ließen nurerahnen, was mich umgab."  

Auch hier kann ich nur betonen, dassDu im Umgang mit der Sprache talentiert bist. Kurz und präzise, aberschön ihren Zustand beschrieben! 

„Dann lichtete sich derNebel(Komma) und plötzlich konnte ich dicht vor mir das Gesichteines Mannes erkennen." 
Ein Komma vor das „und" deshalb,weil der anschließende „Neben"Satz auch alleine bestehen könnte,in etwa so: „Dann lichtete sich der Nebel. Plötzlich konnte ichdicht vor mir das Gesicht eines Mannes erkennen."
In solchenFällen setzt man ein Komma vor ein „und". 


„Erschrockenzuckte ich zusammen." → Wäre es nicht besser, sie würde vorSchreck zurückschrecken statt zusammenzucken? Wenn ich micherschrecke, drückt sich mein Oberkörper immer weg von dem, was micherschrocken hat. Das würde ich unwissend einfach als Schutzreaktionbezeichnen, um im Notfall noch „ausweichen" zu können. Aber ichbin kein Anthropologe, daher weiß ich nicht, ob das tatsächlichstimmt. Aber das Zusammenzucken kenne ich nur, wenn man michanschreit. Daher wäre mir ihre Reaktion im Zusammenhang mit demErschrecken fremd.

Beinbekleidung trifft es zwar sehr gut,aber dass sie das in der personalen Erzählform selbst als solchebetitelt statt einer (merkwürdigen) Hose, finde ich in demZusammenhang etwas seltsam. Jedoch nur deshalb, weil ich gerade davonausgehe, dass sie noch nicht weiß, dass sie in einer anderen,früheren Zeit gelandet ist?

„Antonio, so wie dergroße(Komma) römische Feldherr." 
Es ist eine Aufzählung(groß, römisch), daher ein Komma. 



** Zusammenfassend **

Hier kann ich mich nur wiederholen: Du hast eindeutig Talent. Nicht zuschreiben wäre fahrlässig und pures Wegwerfen deines Könnens.Dass, was ich aufzählte, sind in der Hinsicht keine direkten Fehler.Als Autorin weiß ich, dass man für eigene Sätze mit der Zeit somanches Gefühl verlieren kann, wo einem als Leser aber wiederumauffällt, wie man es hätte anders schreiben/formulieren können(ist natürlich kein Muss!).


Aber Sätze wie "Bekleidetwar(!) sie mit einem luftigen Top und kurzem Rock" passen nichtzu deinem sonstigen Schreibstil wie „Dichte Nebelschwaden zogenvorbei und ließen nur erahnen, was mich umgab" oder „Der Ast,der spitz aus der Fahrerkabine des Vierzigtonners herausragte, schienfest und unbeweglich in seiner widernatürlichen Stellung verankertzu sein".

Du hast einen sehr flüssigen und gutlesbaren Schreibstil. Es gab keinen Satz, der mich während desLesens gestört oder den ich als holprig empfunden hätte.
DieInterpunktion beherrschst Du sehr gut, sodass es daran nichts zubemängeln gibt, bis auf diese eine „und" Angelegenheit und dieSache mit der Aufzählung bei Antonio, aber die deutscheRechtschreibung ändert sich permanent.

Es ist eineaußergewöhnliche Idee, auch wenn es solche Sprünge zwischen derZeit schon häufiger gab. Sie aber mit historischen Persönlichkeitenauszuschmücken, ist originell. Zumindest habe ich soetwas bishernoch nicht gelesen.

Ich lese historische Romane äußerstgerne. Diese Variante in Deiner Geschichte hast Du zu Beginn auch gutumgesetzt. Solltest Du Dich dazu entscheiden, reine historischeRomane zu schreiben, hättest Du mich als feste Stammleserin. ;-)  





Als Abschluss zu der Bewertung möchte ich noch einmal betonen, dass ich kein Profi bin, sondern es aus der Sicht als Leserin bewerte. Es kommt durchaus vor, dass ich selbst Fehler in der Rechtschreibung mache bzw. falsch damit liege. Ich bitte das zu berücksichtigen. Aber ich gebe mir viel Mühe und lasse mich auch sehr gerne belehren, wenn ich Fehler begangen habe. Fällt euch dazu ein Fehler auf, freue ich mich über einen Hinweis! :-) 


Eure Lily ♥

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