Die Freude hält sich in Grenzen
P.oV. Erzähler
Graue Betonwände und keine Fenster. Nicht einmal eine kleine Lampe, nur ein leichter Lichtschimmer aus dem Flur, welcher unter der Tür hervordrang. So wie in den Kellerräumen in der Schule. Beth erinnerte sich ungern daran. Sie stand in so einem kargen Raum. Nackte Wände und ein kalter Steinboden. In der Ecke lag eine alte Matratze. Hier würde sie also bleiben, solange bis sie jemand findet. Also ziemlich lange.
Langsam schritt Beth auf die Matratze zu. Sie war immer noch sehr schwach. Die Mischung aus Blutverlust und starken Betäubungsmitteln wirkte sich eher negativ auf ihr Körpersystem aus.
Erschöpft ließ sie sich auf die Matte fallen. Dabei verzog sie schmerzvoll das Gesicht. Sie lag auf dem Rücken und starrte die dunkle Decke an.
Würde man sie je finden? Was wird HYDRA mit ihr anstellen?
Sämtliche Fragen liefen ihr durch den Kopf, doch sie wusste keine Antwort auf irgendeine davon.
Wie es wohl gerade Steve und Tony ging? Ging es ihren Eltern gut?
Bei dem Gedanken an ihre Eltern, lief Beth eine kleine Träne die Wange runter.
Ihre Trauer wurde jäh unterbrochen, als die schwere Metalltür aufgerissen wurde. Beth dachte nicht mal daran, sich aufzurichten. Dies würde nur unnötige Schmerzen verursachen. Trotzdem kam jemand schweren Schrittes auf die Matte zu und stellte sich genau davor.
"Aufstehen! Der Boss will dich sehen!",
dröhnte es durch das leere Zimmer und Beth zuckte leicht zusammen.
Ihr fehlte es einfach an Kraft zum Aufstehen, doch würde sie sich weigern, würde dies noch mehr Schmerzen bedeuten.
Also erhob sie sich vorsichtig, um sämtliche Schmerzen im Bauch zu vermeiden. Doch dem Mann dauerte das zu lange. Er zog sie kräftig am Arm hoch und schubste sie aus dem Raum. Beth kniff die Augen zu und presste die Zähne zusammen vor Schmerzen. In ihren Augen bildeten sich Tränen, doch sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
Beth wurde durch dunkle Gänge an vielen Türen vorbei geführt. An den Decken hingen schwach leuchtende Glühbirnen. Da nirgendwo Fenster zu sehen waren, schloß Beth, daß sie sich unterirdisch befanden. Und der Fakt, daß sie sehr lange liefen, zeigte, daß es ein sehr großes Gebilde sein musste. Doch bald kamen sie vor einer weiteren grauen Tür zum stehen. Auf einem Zinnschild konnte man eine verblaste Nummer ausmachen.
Aber es blieb keine Zeit, diese zu entziffern, da ihr Begleiter gegen die Tür klopfte und diese augenblicklich geöffnet wurde. Im Türrahmen erschien ein älterer Mann in Anzug, welcher an sich nicht wie ein skrupelloser HYDRA-Agent aussah. Doch Beth hatte mittlerweile gelernt, daß man nicht jeden nach seinem Äußeren beurteilen sollte.
"Ah, La Bête! Wie schön, dich mal persönlich kennenzulernen.",
sagte die Person im Türrahmen und hielt Beth überschwänglich die Hand hin.
Diese schaute bloß stur auf die ausgestreckte Hand und dann zu dem Mann vor ihr.
"Die Freude hält sich in Grenzen.",
erwiderte Beth nur und schaute ihren Gegenüber abwertend an.
"Oh, aufmüpfig ist sie auch noch.",
sagte dieser bloß grinsend.
Dann schnellte plötzlich seine Hand durch die Luft und landete hart in Beth's Gesicht, sodass ihr Kopf heftig zur Seite flog.
"Aber das werden wir dir noch austreiben."
Beth erholte sich gerade von dem Schlag, von dem bestimmt eine Schwellung bleiben würde, als sie auch schon grob in den Raum gestoßen wurde. Dort befanden sich ein Tisch und vier Stühle. Sonst hing nur noch eine nackte Birne an der Decke, die schwaches Licht spendete. Gewaltsam wurde Beth zum Tisch gezerrt und auf einen der Stühle gezwungen. Ihr ganzer Körper tat weh, weshalb sie erstmal nach Luft schnappen musste.
Der Mann, der sie aus der Zelle geholt hatte, stellte sich hinter ihren Stuhl, damit sie nicht weglief. Der andere Mann setzte sich ihr gegenüber. Beth schaute sich flüchtig im Raum um und nahm eine kurze Bewegung in der dunklen Ecke wahr. Sie waren also nicht nur zu dritt. Ihr Blick fiel wieder auf die Person vor ihr, als diese mit Sprechen begann:
"Mein Name ist Bernhardt Schmidt. Ich bin der Leiter von HYDRA nachdem Maximilian ja so kläglich versagt hatte. Mir wurde viel über dich erzählt. Du sollst eine hervorragende Kämpferin und Schützin sein. Oder sind das bloß Gerüchte?"
Abwartend schaute er Beth an, doch diese bleib stumm und sah ihn weiterhin leicht säuerlich an.
"Na ja, wir werden es ja bestimmt bald rausfinden. Du wirst hier ein einfaches Leben genießen können. Mit Glück bekommst du drei Mahlzeiten am Tag und vielleicht auch mal ne Dusche. Täglich wird natürlich trainiert und bestimmt kannst du auch mal ein paar Stunden schlafen. Sämtlicher Kontakt mit der Außenwelt ist natürlich nicht möglich, genauso wenig wie Extra-Wünsche. Da du noch etwas angeschlagen von der Herfahrt bist, bekommst du noch etwas Zeit, um dich auszuruhen. Du wirst dann abgeholt und der Arzt schaut sich dich nochmal an, bevor wir dann mit dem Training beginnen. Noch irgendwelche Fragen?"
Wieder blieb sie stumm.
"Gut. Dann begleitet dich Johnson wieder auf dein Zimmer und bringt dich später zum Arzt."
Danach stand Bernhardt auf und öffnete die Tür. Auch Beth erhob sich und wurde wieder grob aus dem Raum geschubst. Im Augenwinkel sah sie, wie jemand aus dem Schatten kam, doch sie konnte kein Gesicht erkennen, da sie schon um die nächste Ecke geschoben wurde.
Nach einem erneuten Marsch durch das verzweigte Tunnelsystem stand Beth wieder vor ihrer Tür. Ihre Begleitung, die sich als Johnson entpuppt hatte, schloß ihre Tür auf und stieß sie in den Raum. Langsam bewegte sich Beth auf die Matte zu. Vorsichtig ließ sie sich darauf nieder. Ein Blick zur Tür verriet ihr, daß Johnson immer noch dastand.
Sein Gesichtsausdruck hatte sich irgendwie verändert. Doch Beth wusste, daß das nicht echt war. Sie kauerte sich also in eine Ecke zusammen und zog die Beine an. Gerade warm war es nicht in diesem Zimmer. Da sie immer noch nicht gehört hatte, wie sich die Tür schloß, warf sie einen argwöhnischen Blick in diese Richtung. Johnson war nicht zu sehen und die Tür stand einen Spalt offen.
Wollte man sie zur Flucht provozieren, um zu zeigen, daß sie keine Chance hatte? Doch sie brauchte nicht weiter darüber nachdenken, da kurze Zeit später Schritte zu hören waren, die sich dem Raum näherten. Vor der Tür hielten diese an und das schwere Metall öffnete sich. Herein trat Johnson mit einem Bündel im Arm.
Damit ging er auf die Matte zu. Das Bündel entpuppte sich als Decke, welche er Beth vor die Füße warf. Verwirrt schaute sie ihn an.
"Damit du nicht gleich am ersten Tag erfrierst."
Zögerlich griff Beth nach der Decke und wickelte sich diese um die Schulter.
"Danke.",
flüsterte sie und zog die Decke fester um sich.
Johnson brummte darauf nur etwas verächtlich und verließ den Raum. Er schloß die Tür hinter sich und man hörte, wie ein Riegel vor die Tür geschoben wurde.
Beth wickelte sich noch mehr in die graue Filzdecke ein. Tatsächlich war ihr etwas wärmer geworden.
Vielleicht war hier nicht jeder so grausam und emotionslos.
Beth konnte sich tatsächlich gut erholen, als mal wieder die Tür aufgerissen wurde und schwaches Licht in den Raum schien. Auch dieses Mal wurde sie wieder von der Matratze gezerrt, aber definitiv sanfter, als beim ersten Mal. Wortlos führte sie Johnson durch die Gänge bis sie vor einer Metalltür ankamen. Irgendwie sah hier alles gleich aus und Beth war erstaunt, daß sie sich noch nicht verlaufen hatten.
Diesmal öffnete ihnen ein alter Herr in einem weißen Kittel. Er beäugte Beth kritisch und forderte sie dann auf, ihm zu folgen. Johnson blieb draußen. Der Raum war genau so grau wie ihrer aber er hatte mehr Lampen. Beth sollte sich auf eine Liege setzen und der Doktor führte verschiedene Tests mit ihr durch. Außerdem wurde ihr noch Blut abgenommen und der Verband um ihren Bauch gewechselt. Später betrat ein junger Mann den Raum, welcher sich Beth's linkes Bein besah und fasziniert Notizen machte.
Nachdem die Untersuchung abgeschlossen war, klopfte es an der Tür. Ein Arzthelfer öffnete diese und fragte nach dem Anliegen des Besuches. Kurz darauf wandte er sich wieder dem Raum zu und meinte knapp, daß der Trainer von La Bête nun da war und sie sich auf den Weg machen sollte.
Also hüpfte Beth oder eben La Bête, wie sie genannt wurde, von der Liege und ging zur Tür. Diese wurde weiter geöffnete und offenbarte eine in schwarz gekleidete Person.
Als Beth diese Person genauer begutachtete, blieb ihr die Luft weg. Erschrocken riss sie die Augen auf und fror auf der Stelle fest.
Das konnte nicht wahr sein.
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