Prolog - Die Geschichte einer Träumenden
Der wunderschöne Header ist von -uptownjustin. Danke!
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Ich sah ihn das erste Mal, als ich sechs Jahre alt war.
Ich hatte Angst vor ihm. Seine wechselnde Gestalt war mir nicht geheuer, doch irgendwie zog er mich in seinen Bann. Er schaffte es, dass ich ihm immer mehr vertraute, obwohl ich dagegen ankämpfte.
Ich kann mich noch genau an die Abendstunden erinnern, in denen ich beschloss, mich ihm zu öffnen.
Ich hatte mich mit meiner Mama gestritten und mich anschließend in den Schlaf geweint. Dort habe ich ihn gesehen. Er hatte sich um mich gekümmert und mich in den Armen gehalten, während ich ihm all meine Schmerzen und Ängste schilderte
Von da an kam er jede Nacht.
Er besuchte mich immer, wenn ich traurig war. Er munterte mich auf und schaffte es manchmal sogar, mir ein Lächeln zu entlocken.
Ich konnte mit ihm über alles reden, denn meist hatte ich es am nächsten Morgen bereits wieder vergessen und musste mich so nicht für meine Worten und Taten schämen.
Ich merkte, wie es ihn traurig machte, dass ich mich oft nicht an unsere gemeinsame Zeit erinnern konnte. Dennoch vergaß ich nie das einzig wichtige. Ihn und unsere Beziehung zueinander.
Seine Umrisse waren manchmal dunkel und verschwommen, doch ich lernte damit umzugehen. Jedes Mal aufs Neue, lehrte er mir Gefühle, die ich am Tag nie zeigte. Er schaffte es mir eine Welt zu zeigen, die ich bisher nie betreten hatte.
Wenn ich bei ihm war, dann waren meine Sorgen und Ängste vor der Zukunft wie weggeblasen. Für acht Stunden fühlte ich mich wie ein ganz normales Mädchen und nicht wie ein solches, das einem unheimlich großen Druck standhalten musste.
Bei ihm war ich nicht Adriana das emotional gebrochene und kleine Mädchen.
Rêverie hatte er mich genannt.
Ein Tagtraum. Nichts weiter, als das.
All die Jahre wuchsen wir gemeinsam auf. Wir wurden die besten Freunde, lernten uns zu Lieben.
Erst kam er, weil ich einsam war, später, weil wir nicht mehr ohneeinander leben wollten. Er gab mir Kraft meinen Tag voller Kummer und Schmerz zu überstehen.
Und dann verließ mich die namenlose Produktion meiner Träume. Ich war am Boden zerstört und wusste nicht, wie ich ohne ihn weiterkämpfen sollte. Meine einzige Lebensquelle hatte mich alleine gelassen.
Ich entschied mich für den nächsten Abschnitt in meinem Leben. Ich verließ meine Mutter und schlug den Weg ein, den sie sich all die Jahre für mich erhofft hatte.
Unsere Träume zeigen uns das, was wir uns am sehnlichsten wünschen.
Ich erhoffte mir eine Person, die mich so nimmt, wie ich wirklich bin. Im Traum hatte ich sie gefunden, nur im Leben ließ sie auf sich warten.
Doch dann zog ich nach London und bereits an ersten Tag, wurde mein Leben aus seinem Fugen gerissen.
Ich stand ihm gegenüber.
Harrys Augen trafen meine und mein Leben begann.
Wir lebten unser Glück und waren in unserer Leidenschaft gefangen. Unsere Bindung war unantastbar und es schien, als würden wir endlos sein.
Doch die Angst blieb. Die Furcht vor der Einsamkeit. Der Schrecken vor dem Verlassen werden. Es hatte sich in mich hinein gebrannt. Unser größter Feind jedoch war die Zeit. Sie war nicht aufzuhalten, sie war erbarmungslos.
So zogen die ersten Böhen über unsere heile Welt und wir merkten nicht, wie sie sich zu einem Sturm zusammenbrauten, der fähig war uns vollkommen zu vernichten.
"Ich liebe dich", sagte ich zu ihm.
Plötzlich war er fort und alles um mich herum verschwand in einer beklemmenden Dunkelheit.
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