30.
Jimin’s PoV.:
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, zeigte mir die Uhr auf meinem Handy bereits 11:31 Uhr an, was mich gleich hellwach werden ließ. Noch nie hatte ich so fest und lange geschlafen. Die Sonne stand bereits weit oben am Himmel und der Straßenverkehr war voll im Gange.
Ich schlug die Bettdecke beiseite, stand auf und wollte eilig aus dem Zimmer huschen, in der Hoffnung das Yoongi noch nicht wach war und ich ihm somit Frühstück machen konnte, so wie es mein Aufgabenbereich vorschrieb. Doch als ich an dem schmalen Spiegel des Raumes vorbei huschte, fiel mir meine Kleidung ins Auge und ich blieb verwirrt stehen, um mich eine Weile lang zu betrachten.
Ich trug dasselbe T-Shirt und dieselbe Boxershorts wie gestern.
Erst dann erinnerte ich mich wage an den Vorabend, bei dem ich wohl auf dem Sofa eingeschlafen sein musste. Vermutlich hatte Yoongi mich dann hochgetragen und ausgezogen. Jedenfalls meine Jeans Hose, denn ansonsten trug ich noch alle Klamotten. Sogar die roten Socken, mit dem Regenbogenstreifen um das Fußgelenk, hatte ich noch an.
Mir kroch ein verlegener roter Schimmer auf die Wangen, bei der Vorstellung wie der Ältere mir wohl die Hose ausgezogen hatte. Ich hoffte inständig, dass er nicht mehr mit mir angestellt hatte.
Da ich nicht mit den alten, vermutlich muffigen, Klamotten nach unten gehen wollte, zog ich mich in Windeseile um. Eine Jogginghose und ein weites T-Shirt reichten mir da vorerst, schließlich erwartete mich dort unten keine Fashion-Show.
Zu meiner Enttäuschung war Yoongi allerdings schon wach. Das stellte ich fest, als ich an seinem Zimmer vorbei ging und dessen Tür speerangelweit offen stand, während im Innenraum niemand aufzufinden war.
„Guten Morgen“, trällerte der Schwarzhaarige mir zu, als ich die Treppe herunter kam. Er stand im Wohnzimmer, eine Hand in die Hüfte gestemmt und die andere Hand sein Handy haltend. Seine Beine waren in einer schlichten, schwarzen Anzughose gekleidet, zu welcher er ein einfaches, weißes Hemd als Oberteil gewählt hatte. Natürlich war dieses vornehmlich unter den Hosenbund geklemmt.
„Sehe ich so gut aus?“, fragte Yoongi amüsiert nach, nachdem ich ihn für mehrere Sekunden einfach nur angestarrt und meine Augen auch gar nicht von ihm weg bekommen hatte.
„Ja, i-ich meine-… Es steht dir echt“, stammelte ich schüchtern und nuschelte noch schnell ein, „Guten Morgen übrigens“, hinterher.
„Ich gehe gleich auf das Meeting. Soweit ich weiß findet das in einem schicken Restaurant statt und da musste ich mich etwas heraus putzen“, erklärte mir mein Gegenüber und steckte sein Handy zurück in die Hosentasche. Dann drehte er sich zu der Couch um und schnappte sich das darauf liegende Jackett, welches ebenfalls Schwarz war und eine kleine, rote Stickerei auf der Brusttasche hatte.
„Hey Kleiner“, riss Yoongi mich wieder aus meinem intensiven starren, „Soll ich die blaue Krawatte nehmen, die Schwarze oder die Rote?“. Fragend legte er den Kopf schief, während er alle drei Krawatten gleichzeitig hoch hielt.
Zögerlich schritt ich auf ihn zu, zog ihm die rote Krawatte aus der Hand und hielt sie an seinen Körper ran. „Ich glaube die Rote. Die passt nicht nur zu dem kleinen Detail auf dem Anzug, sondern auch zu deiner Haarfarbe. Außerdem bringt sie etwas mehr Leben in dein Aussehen“, sagte ich, woraufhin Yoongi gleich sofort die anderen Krawatten hinter sich auf das Sofa warf.
„Gut. Machst du sie mir um?“, hakte er dann nach und lächelte mich zuckersüß an. „N-Natürlich“, lächelte ich überrascht zurück.
Mit zittrigen Fingern nahm ich den Stoff der roten Krawatte zwischen meine Finger, stellte mich auf die Zehenspitzen und legte sie ihm dann um den Hals. Das ich dem Älteren daraufhin für den Bruchteil einer Sekunde so nah kam, dass ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte, ließ mein Herz aufgeregt schneller schlagend.
Das kribbelnde Gefühl in meinem Körper ignorierend, band ich ihm die Krawatte in einem sauberen Knoten an und zog diesen dann etwas hoch, sodass er fester saß.
„Sogar Krawatten binden kannst du“, seufzte Yoongi fasziniert. Ich kicherte daraufhin etwas und nickte. „Ich musste mir auch mal eine binden, weil ich ein Vorstellungsgespräch hatte. Ich habe mir bestimmt Sechs Videos angesehen, um zu verstehen wie es richtig geht“.
„Und jetzt sieh nur, wie schön du es gemacht hast. Danke, Kleiner“, grinsend fuhr Yoongi mir durch die Haare und verschwand dann in der angrenzenden Küche.
Ich brauchte derweil einen kurzen Moment, um mein schnell schlagendes Herz zu beruhigen. Der Fakt, dass er mich immer mit Kleiner betitelte und so liebevoll mit mir umging, machte mich mittlerweile echt fertig. Jede seiner Handlungen war wie eine Attacke auf mein Herz und damit auch auf meine Gefühle. Aber ich wollte mich nicht beschweren, denn es fühlte sich gut an und ich hoffte, dass er damit niemals aufhören würde.
„So, ich muss dann jetzt auch gehen“, vernahm ich die Stimme des Übeltäters hinter mir, ehe er an mir vorbei dampfte und sich die Autoschlüssel und sein Portmonee von dem Wohnzimmertisch nahm. Dann wand er sich wieder mir zu, ging geradewegs in meine Richtung und drückte mich einmal an sich, woraufhin gefühlt eine ganze Tonne an Schmetterlingen in meinem Bauch losflatterte.
„Stell nichts an, solange ich weg bin. Bis nachher“, raunte er mir zu, während er die kurzen Haare an meinem Hinterkopf entlang kraulte, was etwas kitzelte. Dann ließ er wieder von mir ab, warf ein charmantes Lächeln in meine Richtung und verschwand im Eingangsflur.
„T-Tschüss!“, rief ich ihm noch hinterher, bevor die Haustür ins Schloss fiel.
Als er weg war, nahm ich erstmal einen tiefen Atemzug, um den Sauerstoff zu mir zu nehmen, den ich durch die Umarmung des Älteren vergessen hatte einzuatmen. Dann klatschte ich mir mit den flachen Händen einmal ins Gesicht, um wieder richtig zu Verstand zu kommen.
Wie konnte eine einzige Umarmung mich so aus der Fassung bringen und noch dazu ein Chaos an Gefühlen in mir auslösen, dass ich sicherlich schon seit drei Jahren nicht mehr gespürt hatte?
Ich mochte Yoongi, keine Frage, aber ich würde nicht sagen, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Es war eher eine kleine Schwärmerei, die ich für ihn empfand. Immerhin sah er wahnsinnig gut aus und behandelte mich wie einen kleinen Prinzen.
Ich fuhr mir einmal angestrengt jammernd durch mein Gesicht und schließlich auch durch meine Haare.
Gefühle sind schon etwas kompliziertes. Erst Recht, wenn man noch nicht so viele Erfahrungen mit ihnen gemacht hat, schoss es mir durch den Kopf.
Da ich jedoch nicht den ganzen Tag unnötig herumstehen wollte, schlurfte ich schließlich langsam in die Küche und bereitete mir ein kleines Frühstück zu. Danach aß ich in aller Ruhe vor dem Fernseher.
Erst als der große Zeiger der Uhr im Wohnzimmer bereits auf die Zwölf tickte und mir damit 13:00 Uhr anzeigte, raffte ich mich wieder von der Couch auf und fing mit meiner üblichen Hausarbeit an.
Ich wischte die Regale im Wohnzimmer ab, saugte dann einmal das ganze Haus und machte mich in Yoongi’s kleinem Garten daran, den flauschigen Teppich vor dem Sofa mit einem Hochdruck Reiniger und ganz viel Shampoo zu säubern. Vermutlich benutzte man dafür andere Mittel, aber ich fand nichts besseres als das nach Mango riechende Duschgel von Yoongi.
Als ich auch damit fertig war, ließ ich den Teppich draußen in der Sonne trocknen und begab mich wieder rein. Zielstrebig steuerte ich das Arbeitszimmer von Yoongi an und stieß dessen Tür auf.
Wie erwartet war es dunkel und stickig darin, überall lagen leere Snack-Verpackungen und Wasserflaschen. Im Papiermüll häufte sich eine unglaubliche Anzahl an weggeschmissenen Songtexten an und hier und da lagen auch Klamotten versträut.
„Was für ein Dreckskerl“, kommentierte ich das Chaos kopfschüttelnd und machte mich hoch motiviert daran, sein Zimmer etwas aufzuräumen. Er würde definitiv große Augen machen, wenn er es blitzblank vor sich finden würde.
Es dauerte eine Weile, den ganzen Müll aus dem Raum zu verfrachten. Ich musste sieben Mal rein und raus gehen, um auch wirklich alles an leeren Verpackungen und Flaschen raus zu bekommen.
Das Papier, welches zu kleinen Kugeln geformt im Mülleimer und drum zu lag, brauchte auch seine Zeit. Zumal Yoongi damit wohl scheinbar auch Basketball spielte, denn die Dinger lagen selbst hinter dem Schreibtisch und links und rechts daneben.
Ich krabbelte von Ecke zur Ecke, sammelte jede einzelne Kugel auf und verfrachtete sie in einem extra Plastikbeutel.
Als ich komplett unter Yoongi’s Schreibtisch kniete, den Kopf vorsichtig über das Gewirr an Kabeln und Steckern beugend, entdeckte ich einen kleinen Karton, der ziemlich mitgenommen aussah.
Verwirrt griff ich danach und sah ihn mir genauer an, nachdem ich unter dem Schreibtisch hervor gekrochen war.
Auf der Vorderseite des Kartons prangte in einer krakeligen Schrift irgendeine Chinesische Adresse. Die gesamte Pappe war mit grauem Panzertape umwickelt, was dem ganzen einen extremst verdächtigen Eindruck verlieh.
Mir fiel schlagartig wieder der Abend ein, an dem ich von Jungkook’s und meinem Treffen nach Hause gekommen war und Yoongi mit genau diesem Karton auf dem Schoß im Wohnzimmer gesessen hatte. Damals war er gleich aufgesprungen und hatte das Ding aus meiner Sichtweite getragen. Zu der Zeit war mir sein Verhalten nicht wirklich suspekt vorgekommen, doch nun tat es das alle mal.
Ich war schon etwas neugierig, was der Ältere mir mit diesem Karton verheimlichen wollte und da er gerade nicht zu Hause war, entschied ich mich dazu einfach mal hinein zu gucken.
Was der Yoongi nicht weißt, macht ihn nicht heiß, oder?
Zögerlich klappte ich die bereits geöffneten Deckel des Kartons beiseite. Eine Menge an kleinen Zeitungsschnipseln und Styroporteilchen tauchte auf. Vorsichtig schob ich sie beiseite, nur um dann auf dem Grund des Kartons eine kleine schwarze Ecke von etwas Größerem zu entdecken.
„Aha“, machte ich, stolz auf meinen Fund und griff mit Daumen und Zeigefinger nach dem unbekannten Gegenstand. Dann zog ich es vorsichtig heraus.
Doch was ich letztendlich in der Hand hielt, ließ das aufgeregte Grinsen in meinem Gesicht ersterben. Pures entsetzen breitete sich in mir aus und ließ mich für einen kurzen Moment die Luft anhalten. Mir wurde schwindelig und heiß zu gleichen Zeit.
„P-P-Pistole-… Wo-... Wozu?“, brachte ich nach einer Unendlichkeit ungläubig über meine Lippen.
Yoongi hat sich eine Pistole
gegönnt ヽ(°◇° )ノ
Jetzt wird es auch langsam etwas spannender. Das Drama kann nun starten hehe (͡° ͜ʖ ͡°)
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