Kapitel 92
Mit verschränkten Armen lehne ich mich gegen die Badezimmertür und warte, dass Areum zu Ende duscht. Auf den Toilettendeckel neben der Dusche habe ich ihr eine zu kleine Hose und ein T-Shirt von mir bereitgelegt. Zum Glück befindet sich niemand in der Lagerhalle, sodass niemand bemerkt, dass ich sie hierhergebracht habe.
Mich kotzt es an, dass sie schon genug schlimme Dinge erlebt hat. Sie nimmt es einfach hin, dass wir eine Frau entführen werden. Anscheinend stumpft man als Nutte total ab und macht einfach alles, damit man nicht noch mehr Probleme bekommt. Nach ein paar Minuten schaltet sie das Wasser aus und steigt aus der Dusche. Ihre dunkelbraunen Haare liegen platt auf ihrem Kopf und sie sieht wenigstens nicht mehr so versifft aus. Durch die Kälte im Raum zittert sie etwas und wickelt sich schnell in das Handtuch ein, das an der Wand hing. Areum dreht sich mit den Rücken in meine Richtung und trocknet ihren Körper, dadurch sehe ich die Striemen und blaue Flecke auf ihrem Rücken. Danach lässt sie das Handtuch fallen und zieht die Jogginghose an. Bevor sie das T-Shirt überzieht, wickelt sie ihre Haare in dem Handtuch ein, damit sie etwas trocknen.
"Bist du jetzt fertig?", frage ich sie und öffne die Tür hinter mir.
"Ja, danke für die Sachen", bestätigt sie mir und tappst barfuß auf mich zu.
"Ich wollte nur nicht, dass jeder Mensch auf der Straße checkt, dass du eine Nutte bist. Darum bedanke dich nicht bei mir", meine ich abwertend, was sie natürlich total kalt lässt, da sie mit den Schultern zuckt.
Seufzend schwinge ich die Tür auf und betrete den dunklen Korridor. Areum folgt mir und schaltet das Licht im Badezimmer aus, sodass es stockdunkel wird. Ich schnappe mir ihre Hand und ziehe sie bis zu den Treppen mit mir. Dort lasse ich sie los und steige die Treppen nach oben. Mein Auto steht immer noch bei Taehyung, deshalb müssen wir so früh wie möglich hier weg.
"Die Sonne geht bald auf", teilt mir Areum mit, als sie im Aufenthaltsraum aus dem Fenster schaut.
"Dann sollten wir schnell von hier verschwinden, bevor irgendjemand auftaucht", erwidere ich und möchte zum Eingang laufen, jedoch hält sie mich am Arm zurück.
"Willst du nicht erstmal deine Hand verarzten? Die sieht übel aus", fragt sie mich und beäugt meine rechte Hand, die an den Wunden etwas angeschwollen ist.
"Hm, du hast recht. Die sieht wirklich übel aus", stimme ich ihr zu und betrachte sie für einen kurzen Moment, aber drehe mich dann nur um und laufe weiter.
Areum bleibt einige Sekunden auf derselben Stelle stehen, bis sie mir nachläuft. Wir haben keine Zeit, um uns über belanglose Dinge den Kopf zu zerbrechen. Ich habe schon die perfekte Idee, wie wir Stella eine Falle stellen können, ohne dass es eine Menschenseele bemerkt. Diese Fotze wird es bereuen, mich jemals getroffen zu haben. Nur wegen ihr und diesem Younghyun hat Taehyung Sungjin getroffen. Wenn wir sie niemals im Einkaufszentrum getroffen hätten, dann wäre das alles nie passiert. Ich könnte immer noch in dieser Scheinwelt leben, aber nein... Sie haben es mir versaut.
Vor der Eingangstür bleibe ich ruckartig stehen, als ich Licht durch den Türspalt auf dem Boden sehe. Fuck, wir hätten noch früher los gehen müssen. Ich packe mir Areums Arm und zerre sie mit schnellen Schritten mit mir, um mich in der Abstellkammer zu verstecken. Wer auch immer das ist, er darf nicht wissen, dass wir hier waren. Ich drücke Areum den Mund mit meiner Hand zu, da sie schon Anstalten machte, irgendwas zu sagen. Leise schließe ich die Tür hinter mir und schaue sie warnend an, damit sie keinen einzigen Ton von sich gibt.
Im nächsten Moment wird die Eingangstür geöffnet und die Person betritt die Lagerhalle. Die Schritte sind sehr zögerlich, was mich etwas stutzig macht. Wer könnte das sein? Areum atmet schwer und ich spüre an meinem Bauch, wie sehr ihr Herz rast. Ich schaue zu ihr runter und erkenne nur ihre Silhouette, die ein wenig bebt.
"Hallo?", ertönt eine männliche Stimme, die mir viel zu bekannt vorkommt.
Fuck, es ist Vater. Ich ziehe die Luft ein und presse meine Hand weiter auf Areums Mund, während ich überlege, was ich tun soll. Wenn er sieht, dass er sie hier ist, dann kann ich nichts für sie versprechen. Ihr hübsches Gesicht ist genau sein Typ und ich will ungerne, dass er sich irgendwie überlegt sie zu schwängern.
"Jungkook, ich weiß, dass du hier bist. Jin hat mir erzählt, dass du nicht nach Hause gekommen bist", ruft er durch die Halle.
"Areum, du bleibst jetzt schön hier drin und gibst keinen einzigen Ton von dir", flüstere ich ihr zu und verlasse die Abstellkammer.
Zu meinem Glück steht Vater mit dem Rücken zu mir, da er in den langen Korridor, der zu meinem Spielraum führt, gehen wollte. Er dreht sich ruckartig zu mir um, als ich die Tür schließe. Perplex sehe ich ihn an, da Vater zum ersten Mal ein schwarzes T-Shirt und eine graue Jogginghose trägt.
"Wie siehst du denn aus? Hast du überhaupt geschlafen?", fragt er mich und kommt auf mich zu.
"Nö, wofür brauche ich denn schon Schlaf? Na, hat dich Mutter aus dem Bett geschmissen, nachdem ihr miteinander gefickt habt?", antworte ich ihm grinsend und provoziere ihn schön.
"Sei nicht immer so respektlos, junger Mann. Deine Mutter und ich sind nicht zusammen und schlafen auch nicht miteinander. Sie wohnt bei euch im Haus, weil sie bei ihren Söhnen sein will", knurrt er mich an und wirft mir einen hasserfüllten Blick zu.
"Das ist ja noch schlimmer. Jetzt gehe ich wirklich nicht mehr nach Hause. Es ist richtig witzig, wie sehr ihr euch freut, dass die Bitch wieder da ist. Sie hat sich jahrelang nicht gemeldet und mich bei dir gelassen. Dieses 'Friede, Freude, Eierkuchen' geht mir richtig auf den Sack, weißt du?", gebe ich verächtlich von mir und lasse dieses dumme Grinsen aus meinem Gesicht endlich verschwinden.
"Sie ist immer noch deine Mutter und ihr gehört ein Anteil des Unternehmens. Mir passt es auch nicht wirklich, dass wir ständig zusammen sein müssen. Krieg dich jetzt ein und geh nach Hause. Du bist ihr leiblicher Sohn", versucht er mich zu überreden.
"Ihr seid nur meine Erzeuger, nichts weiter. Ich empfinde keine Liebe für euch, sondern nur noch purer Hass. Wenn ich deine dumme Fresse sehen, könnte ich kotzen. Ich mache euch verantwortlich dafür, dass sowas wie ich existiert. Ein gestörter Psychopath, der seine eigenen Eltern umbringen möchte. Dich hasse ich wie die Pest. Wieso konntest du Taehyung nicht in dieser Nacht einfach umbringen? Warum zur Hölle hast du ihn am Leben gelassen? DANN HÄTTE ICH MICH NIEMALS IN IHN VERLIEBT UND SUNGJIN WÜRDE NOCH LEBEN!", erwidere ich erst monoton, aber brülle ihn anschließend aggressiv an.
Vater reißt seine Augen auf und wird augenblicklich blass im Gesicht. Ich balle meine Hände zu Fäusten und atme tief ein und aus. Der dumme alte Mann lacht und schüttelt ungläubig seinen Kopf, weil er mir wohl nicht glauben will.
"Sag mir, dass du eben gelogen hast. Sofort. Das ist nicht witzig", fordert er mich auf und kommt mehrere Schritte auf mich zu.
"Sehe ich denn so aus, als würde ich gerade Späße machen? Taehyung hat mich von vorne bis hinten verarscht, um es DIR heimzuzahlen. Falls du es noch nicht bemerkt hast, hast du nicht nur einen Sohn verloren. Ich verliere den Verstand, Vater. Ich möchte jeden in meiner Umgebung leiden sehen und gleichzeitig will ich mir selbst die Kehle aufschlitzen, weil ich keinen Sinn mehr habe, weiterzuleben. Diese Gedanken in meinem Kopf machen mich schon immer fertig, aber jetzt kann ich sie nicht mal mehr aufhalten oder ignorieren", zische ich in sein Gesicht, nachdem ich näher an ihn trat und meine Hände in sein Oberteil kralle.
Mir fließen etliche Tränen über die Wangen und ich schaue in seine Augen, die sich langsam mit Tränen und Horror füllen. Er bemerkt schließlich, was ich mit meiner Hand gemacht habe und da brechen wohl alle Dämme in ihm. Als er Anstalten macht, meine Hand in seine zu nehmen, ziehe ich mich zurück und schubse ihn von mir weg.
"Es tut mir so leid", entschuldigt er sich auch noch, was mich extrem provoziert.
"Schieb dir deine verfickte Entschuldigung in deinen fetten Arsch, du Bastard. Ich hoffe, dass du innerlich total leidest und am Verrecken bist. Ach, warte mal. Das ist alles nur Show, damit ich zu dir sage, dass alles gut sei und ich dir verzeihe. Du hast noch deine anderen Kinder, die du so manipulieren kannst. Ich hasse dich genauso sehr wie du mich und gebe einen feuchten Dreck drauf", entgegne ich und lache verkrampft los.
"Bist du komplett bescheuert? Du bist mein dritter Sohn! Ich liebe dich vom ganzen Herzen. Du reimst dir gerade den größten Unsinn zusammen. Wenn ich dich hassen würde, dann hätte ich dich niemals als mein Nachfolger ernannt", ruft er entsetzt, aber ich glaube ihm kein einziges Wort.
"Halt deine Fresse. Du hast mich jahrelang verprügelt. Ist das Liebe oder was? Dann verteile ich sie liebend gerne an meine Mitmenschen. Es heißt doch, dass man seinen Nächsten lieben soll. Areum, komm raus! Wir gehen jetzt unsere Nächsten lieben", keife ich ihn an und stampfe zu der Abstellkammer, um Areum da rauszuziehen.
Natürlich hat sie alles mitbekommen und sieht mich verheult an. Mein Vater schaut mich schockiert an und fragt, wer das ist und was sie hier macht. Ich gebe ihm keine Antwort und ziehe sie mit mir. Der wird sein blaues Wunder erleben.
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Bin richtig im Schreibmodus
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