Kapitel 9
Nach einer halben Stunde kommen wir am Einkaufszentrum an und ich parke still zwischen zwei Autos. Wir haben uns kaum unterhalten und einfach nur der Musik, die im Radio abgespielt wurde, gelauscht. Ich schalte den Motor aus und beuge mich zu ihm rüber, da ich meine Handschuhe aus dem Handschuhfach herausholen möchte. Jedoch gibt Jungkook plötzlich einen überraschten Ton von sich, dass ich ihn perplex anschaue. Er grinst mich schon wieder so pervers an und wackelt mit seinen Augenbrauen.
"Also ich hätte nicht erwartet, dass du den ersten Schritt machst und auch noch so weit gehen würdest. Soll ich schon meinen Hosenstall öffnen oder willst du das machen?", gibt er schließlich von sich und fährt mit seiner Hand durch meine Haare.
"Ich weiß ja nicht, was du denkst, aber ich wollte einfach nur meine Handschuhe rausholen", erwidere ich amüsiert und hole die Handschuhe aus dem Fach, um mich dann wieder von ihm zu entfernen.
Enttäuscht fängt er an zu schmollen und sieht mich dann irritiert an, als ich meine Motorradhandschuhe mit freien Fingerkuppen über meine Hände ziehe. Jedes Mal gucken mich Menschen komisch an, wenn ich die anziehe. Aber ich würde ungerne mit den Buchstaben auf meinen Fingern jemanden zu Tode erschrecken. In den letzten Jahren sind so viele Leute von mir weggelaufen, als sie die Wörter entziffert haben und wollten deswegen die Polizei rufen. Am neugierigsten sind ja Kinder, die neben mir stehen und meine Tattoos anstarren. Die rennen sofort zu ihrer Mutter und schreien herum, dass ich sowas wie Death oder Kill auf meinen Fingern stehen habe, wenn sie es nach hundert Jahren checken.
"Ganz schön dumm sich diese Wörter auf die Finger tätowieren zu lassen. Du hättest dir lieber Jungkook stechen lassen sollen. Das würde perfekt passen", meint Jungkook und zwinkert mir zu.
Zustimmend nicke ich und betrachte meine Hände. Keine Augenblick später kommt mir eine lustige Idee in den Sinn und ich sehe Jungkook grinsend an. Dieser legt seinen Kopf fragend schief und erwidert meinen Blick still. Ich sagte doch, dass ich mit ihm spielen würde.
"Wie wäre es, wenn du dir meinen Namen auf die Hände tätowierst? Wenn du das tust, dann darfst du dir was wünschen", sage ich ihm und muss augenblicklich lachen, als er mich ungläubig anschaut.
Mal gucken, ob er wirklich so krank ist oder sein ganzes Verhalten einfach nur die reinste Lüge ist. Kann ja sein, dass er bloß so tut, als wäre er verrückt. Mir sind schon so viele Individuen vor die Augen getreten, die ein Verhalten wie Jungkooks einfach nur vorgespielt haben, damit sie nicht so auffallen. Aber sie haben nicht bedacht, dass ich liebend gerne Menschen auf die Probe stelle. Er schweigt für mehrere Minuten und scheint zu überlegen, bevor er mich breit anlächelt und mit den Schultern zuckt.
"Lass dich überraschen, Süßer. Vielleicht werde ich es machen oder auch nicht, aber wenn ich es tue, dann musst du dir auch meinen Namen auf einen Körperteil stechen und den Wunsch bekomme ich auch", entgegnet er und steigt danach aus dem Auto.
Leise kichere ich los und bin so glücklich ein neues Spielzeug gefunden zu haben, das auch noch voller Überraschungen ist. Hoffentlich endet das mit ihm nicht so schnell wie bei meinen anderen Spielkameraden. Ich steige auch aus meinem Auto und schließe es dann ab, während ich zu Jungkook laufe, der schon zum Eingang gelaufen ist und dort auf mich wartet.
"Was brauchst du denn so Schönes, hm? Ein Packung Kondome für wilde Nächte?", fragt er mich und lacht auf, als wir das Einkaufszentrum betreten.
Ich fange an zu schmunzeln, da direkt mehrere Augenpaare auf uns liegen, die uns verstört anschauen. Man kann nicht behaupten, dass Jungkook leise redet, aber umso unterhaltsamer sind die Reaktionen unserer Mitmenschen, die dann nicht einfach weghören können.
"Nein, ich wollte eigentlich nur Waschmittel kaufen, da wir keines mehr haben", verneine ich seine Vermutung und laufe in den Supermarkt, der sich im Einkaufszentrum befindet.
"Das ist ganz schön langweilig. Ich dachte, dass ich jetzt deine größten Geheimnisse erfahre. Naja, wenigstens werde ich nun herausfinden, warum du so gut riechst. Ich werde mir dein Waschmittel nach kaufen und meine Klamotten und Bettwäsche damit waschen", seufzt er entgeistert und lässt seine Hände in seiner vorderen Hosentaschen gleiten.
Wenn er sowas sagt, dann kann ich nichts anderes tun, als zu lachen. Niemand hat mir so direkt gesagt, dass er vollkommen besessen von mir ist und mich ständig stalkt. Eigentlich sagen das Stalker nur so offen, wenn sie ihrem Opfer Angst machen wollen, doch bei Jungkook kommt es so rüber, als würde er damit prahlen wollen, wie verrückt er ist. Er ist ein ganz schöner Angeber.
"Das tut mir sehr leid für dich, dass du meine Geheimnisse nicht erfährst", entschuldige ich mich bei ihm und klopfe ihm auf die Schulter.
"WOAH! Da ist die Süßigkeitenabteilung! Komm mit, Taehyung!", ruft er auf einmal total begeistert und packt mich an der Hand, um mich mitzuzerren.
Wie ein kleines Kindes springt er auf und ab und schnappt sich innerhalb von fünf Sekunden zehn verschiedene Packungen. Er presst die Süßigkeiten an seine Brust und sieht mich so glücklich wie noch nie an. Er erinnert mich gerade an Yoongi, der mich immer so anschaut, wenn ich ihm seinen Lieblingskaffee mitbringe, den es nur alle sechs Monate zu kaufen gibt. An meinen Fingerkuppen beginnt es zu kribbeln und ich habe das Verlangen, ihm jegliche Knochen zu brechen, weil er sich so süß verhält.
Ohne es zu merken, schellt meine rechte Hand nach vorne und ich packe ihn schmerzhaft an seiner linken Schulter, sodass er leicht das Gesicht verzieht und mich überrascht anschaut. Ich schmunzle etwas und drücke umso fester mit meinem Daumen gegen einen bestimmten Nerv, der große Schmerzen auslösen kann. Jungkook reißt seine Augen und seinen Mund auf, jedoch entflieht ihm kein einziger Ton und die Süßigkeiten fallen ihm aus den Händen.
"..allo? HALLO? ERDE AN TAEHYUNG! BIST DU NOCH DA?", reißt er mich aus meinen Gedanken und schnippst mit seinen Fingern vor meinem Gesicht herum.
Verwirrt blinzle ich ihn an und realisiere, dass ich mir das alles gerade nur vorgestellt habe. Jungkook drückt die Süßigkeiten immer noch gegen seine Brust und sieht nicht so aus, als würde er Schmerzen erleiden müssen. Ich schüttle meinen Kopf und beginne etwas zu lachen.
"Ich mag dich immer mehr, Jungkook", sage ich ihm und strahle ihn förmlich an.
Nach meinen Worten glitzert irgendwas in seinen Augen und er formt seine Lippen zu einem riesigen Lächeln, welches sehr weh tun muss, da es schon verkrampft aussieht. Plötzlich lässt er die Süßigkeiten auf den Boden fallen, um seine Arme um meinen Körper zu legen und mich fest an sich zu drücken. Das Verlangen, ihm einfach nur weh zu tun, wird immer größer und ich bin kurz davor meine Hand in sein Schulterblatt zu krallen und dieses auszurenken, da er seine Hand einfach auf meinen Arsch legt. Jedoch komme ich leider nicht dazu, da sein Handy klingelt und er sich ruckartig von mir löst. Ich balle meine rechte Hand zu einer Faust, die ich auf sein Schulterblatt legen wollte und beiße mir fest auf die Innenwangen. Was ist los mit mir?
"Ich will aber nicht nach Hause kommen, Jin. Ich bin gerade mit meinem Traummann unterwegs.. Hör auf immer so eifersüchtig zu sein, dass du deinem dummen Weib ständig hinterher rennen musst, während ich eine leidenschaftliche Liebesgeschichte anfange.. Ja, okay. Schrei doch nicht immer so. Ich komme ja schon", redet Jungkook genervt mit der Person am Telefon und wackelt mit seinen Augenbrauen, als er mich seinen Traummann nennt.
Wenn er wüsste, dass ich mir vorstelle, ihm irgendwas zu brechen, dann wäre ich sicherlich nicht mehr sein Traummann. Er verabschiedet sich schließlich von diesem Jin und dreht sich enttäuscht zu mir.
"Ich muss jetzt leider gehen. Wir sehen uns später", teilt er mir grinsend mit und kommt mir näher, um mir einen Kuss auf die Wange zu geben.
Gleichgültig sehe ich ihn an und wische mir über die Wange, was ihn entsetzt die Wangen aufplustern lässt. Ich grinse ihn ein letztes Mal an und laufe dann an ihm vorbei, während er beleidigt in die andere Richtung läuft. Erleichterung macht sich in meiner Brust breit und ich kann endlich aufatmen, da ich die ganze Zeit unterdrücken musste, ihn nicht irgendwie anzugreifen. Das ist mir wirklich noch nie passiert, aber irgendwas an Jungkook triggert mich.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top