Kapitel 82

Siwons Sicht: (Jungkooks Vater)

In mir herrscht das reine Chaos, nachdem Myunghee in meinem Büro aufgetaucht ist. Ein Teil von mir liebt sie immer noch wie am ersten Tag und ich bereue es aus tiefstem Herzen, dass ich damals diesen dummen Fehler begangen habe. Wir hätten so glücklich sein können, aber ich versaute es, weil ich ein verdammter Idiot gewesen bin und zu diesem Termin gehen musste. Der andere Teil hasst sie wie die Pest, weil sie mich und ihre Familie verlassen hat. Mich pisst es auch an, dass sie wieder ihre Position als Chefin eingenommen hat und wir seit zwei Tagen zusammenarbeiten müssen. Ich muss sogar mit ihr mein Büro teilen und werde jede freie Sekunde von ihr fertig gemacht. Seokjin ist auch viel fröhlicher, seitdem sie wieder da ist und folgt ihr auf Schritt und Tritt.

Momentan sind wir in einem Modegeschäft und warten auf Myunghee, die mit der Filialleiterin spricht. Ich stehe hinter ihr und habe meine Arme vor meiner Brust verschränkt. Jin steht neben ihr und unterhält sich prächtig mit den beiden Frauen, während ich die Filialleiterin von oben bis unten abchecke. Sie hat kurze blonde Haare, die sie gelockt hat und trägt ein luftiges, blaues Sommerkleid. Ich schätze sie nicht älter als 30 Jahre.

"Ich habe dir doch von meinen Söhnen erzählt oder, Stefanie? Das ist mein Baby, Seokjin. Er ist der Älteste", stellt Myunghee Jin als ihren Sohn vor und klammert sich an seinen Arm, was mir gegen den Strich geht.

"Entschuldigung, das ist mein Sohn. Du gehörst nicht mehr zur Familie", sage ich angepisst.

"Halt deine blöde Fresse, du Bastard. Ich habe mich jahrelang um ihn gekümmert und liebe ihn wie mein eigenes Fleisch und Blut. Mein Gott, diese Ex-Männer gehen einem so auf die Nerven", faucht sie mich an und dreht sich dann zurück zu dieser Stefanie, die mich genauso böse wie Jin und Myunghee anstarrt.

"Ich kann dir ein Lied darüber singen. Die sind so kindisch. Mein Ex-Mann ruft mich immer noch an und fragt, ob wir es nochmal versuchen können, obwohl er neu geheiratet und Kinder mit seiner Frau bekommen hat", stimmt Blondie ihr zu und rollt genervt mit den Augen.

"Der ist genauso. Als er mich damals betrogen hatte, flehte er mich auf Knien an ihn nicht zu verlassen. Aber er hat die Bitch schon geschwängert, weißt du was ich mein?", meint Myunghee und zeigt zu mir nach hinten.

Die Wut keimt in mir auf und ich mache automatisch einen Satz nach vorne um sie zu packen, jedoch wirft mir Jin einen Todesblick zu, der mir verklickern soll, dass er mich angreifen wird, wenn ich sie irgendwie falsch anfasse. Zähneknirschend bleibe ich stehen und lasse es ihr den Kopf einzuschlagen. Blondie schaut mich abwertend an und in ihren Augen kann ich den Hass sehen. Was will die von mir?

"Das ist ganz schön erbärmlich. Du hattest so eine wunderschöne Frau an deiner Seite und hast sie trotzdem betrogen. Das schreit ganz schön nach einem geringen Selbstbewusstsein und einem zu großen Ego, mein Lieber. Naja, kommen wir zum eigentlichen Thema. Hier ist die eine Million", macht mich diese Stefanie erstmal fertig, bevor sie sich wieder Myunghee widmet und holt dann zwei dicke Bündel mit Geldscheinen aus ihrem Schreibtisch heraus.

Die soll aufpassen, was sie sagt, sonst bringe ich sie dazu für immer die Klappe zu halten. Myunghee steckt das Geld in ihre Handtasche und bedankt sich fröhlich bei ihrer dummen Freundin. Danach meint sie, dass wir weitermüssen und wünscht ihr einen schönen Tag.

"Dir und deinen Söhnen ebenfalls, Süße. Kommt doch nächstes Mal mit deinen anderen Söhnen zum Kaffee", erwidert Blondie und lächelt sie lieb an.

"Unbedingt. Jungkook wird dich lieben. Okay, bis dann, Schätzchen. Wir müssen noch zu meinen anderen Firmen", grinst Myunghee und zieht Jin mit sich.

Eigentlich wollte ich dieser Stefanie noch Angst machen, aber Myunghee schnappt sich beim Vorbeigehen meine Hand und zerrt mich mit sich. Darum schaue ich nur feindselig zurück, während Blondie mir den Mittelfinger zeigt. Wenn das die ganze Zeit so geht, dann verprügele ich jemanden. Wir verlassen das Geschäft und laufen zurück zu meinem Auto. Meine Augen wandern zu unseren verschränkten Händen und automatisch klopft mein Herz etwas schneller und kräftiger in meiner Brust. Es fühlt sich so schön an, ihre kleine Hand wieder in meiner zu halten. Was denke ich da? Sie liebt mich nicht mehr. Kopfschüttelnd entziehe ich ihr meine Hand und hole meinen Autoschlüssel heraus, um das Auto aufzuschließen.

"Seokjin, kannst du mir einen Gefallen tun und das Geld in die Lagerhalle bringen? Dein Vater und ich müssen etwas erledigen. Wir sehen uns dann später beim Abendessen", bittet sie Jin und reicht ihm ihre Tasche.

"Okay, bis später, Eomma", nickt er und küsst ihre Wange, wobei er mich warnend anschaut.

Mein eigener Sohn fällt mir in den Rücken. Okay, alle meine Söhne fallen mir in den Rücken. Was habe ich bloß falsch gemacht? Myunghee reißt mir den Schlüssel aus den Händen und läuft zur Fahrerseite, um einzusteigen. Irritiert schaue ich mich um und sehe, dass Jin uns schon verlassen hat.

"Steig gefälligst ein, Arschloch", befehlt sie mir und widerwillig tue ich, was sie möchte.

Ich öffne die Beifahrertür und schiebe den Sitz erstmal nach hinten, da ich viel größer als Myunghee bin. Danach steige ich ins Auto und schnalle mich an, während sie den Sitz und die Spiegel einstellt. Seufzend beobachte ich sie und merke, wie glücklich es mich macht, sie neben mir sitzen zu sehen. Auch wenn sie mich ständig beleidigt und bloßstellt, kann ich mich nicht beklagen in ihre wunderschönen Augen zu schauen und sie lächeln zu sehen.

"Wohin möchtest du mich entführen?", frage ich sie, nachdem sie den Motor gestartet hat und losfährt.

"Ich bin noch lange nicht fertig mit dir, Siwon. Ich habe mich letztens noch zurückgehalten wegen Jin. Doch ich werde es dir niemals verzeihen, was du Jungkook angetan hast. Ich sehe darüber hinweg, dass du mich betrogen hast. Du hast mich sowieso nicht geliebt. Das habe ich nach wenigen Monaten bemerkt, weil du dich nicht mal bemüht hast, mich zurückzugewinnen. Es ist mir egal. Aber dass du deinen Hass für mich, an meinem Kind ausgelassen hast, wirst du nie wieder gutmachen können. Darum verlange ich, dass du diese scheiß Tattoos auf deiner Brust entfernen lässt. Du liebst weder mich, noch Jungkook. Du bist ein Heuchler und wirst nie wieder in die Nähe von meinem Kind kommen", gibt sie erst wütend von sich und nach wenigen Sekunden laufen ihr haufenweise Tränen über die Wangen.

Entsetzt starre ich sie an und frage mich, ob sie das gerade wirklich ernst meint. Mein Herz sticht bei ihrem Anblick und ihren Worten, aber gleichzeitig werde ich auch richtig wütend.

"Was laberst du eigentlich für eine Scheiße? Ich liebe Jungkook vom ganzen Herzen. Er ist immer noch mein Kind, aber er ist so frech und hat keinen Respekt. Wir waren uns beide einig, dass er unser Nachfolger wird und irgendwie musste ich ihm verklickern, dass sein Verhalten unmöglich ist. Du warst ja nicht da. Er hat doch nur auf dich gehört. Du gibst mir die ganze Schuld, obwohl du kein Stück besser bist. Du hast in uns allen eine Leere hinterlassen, die von niemanden gefüllt werden konnte. Du hast Jungkook, Jin und Jimin im Stich gelassen", erwidere ich sauer und ignoriere, dass sie gerade am Weinen ist.

"Wenn du mich nicht betrogen hättest, wäre ich nie gegangen! Du hast mich verdammt nochmal verletzt! Du hast mein Herz gebrochen und wenn ich in deine hässliche Visage schaue, möchte ich dich umbringen. Ich will dich umbringen, Siwon! Ich habe dich vom ganzen Herzen geliebt! Ich habe deine Kinder geliebt, aber du mich nicht!", schreit sie mich an und drückt aufs Gas.

"HALT DOCH MAL DEINE KLAPPE! Ich habe dich genauso geliebt und liebe dich immer noch, du dumme Kuh! Ich stand unter Drogen! Ich war komplett weg und weiß nicht mal, was in dieser Nacht passiert ist! DU REGST MICH SO AUF, WENN DU SO BIST! Ich wollte dich niemals verlieren, niemals. Du warst und bist meine Welt, Myunghee. Ich habe jeden verdammten Tag an dich gedacht und mich gefragt, wo du bist, weil ich dich nicht gefunden habe. Du weißt doch selbst, wie gut du darin bist, unterzutauchen. Wie hätte ich dich jemals finden sollen?", brülle ich sie an und versuche mich wieder zu fassen, aber diese Frau treibt mich in den Wahnsinn.

"Was fällt dir ein mich anzuschreien?", fängt sie an zu schluchzen und fährt auf den Parkplatz von McDonald's, um eindeutig lauter los zu flennen und schief einzuparken.

Gestresst massiere ich mir das Nasenbein und könnte sie aus dem Fenster werfen. Sie verdeckt ihr Gesicht mit ihren Händen und dreht sich von mir weg. Früher haben wir auch immer so gestritten und am Ende hat sie so wie jetzt auch angefangen zu weinen, weil ich lauter geworden bin.

"Komm her", murre ich und packe sie am Nacken, um ihren Kopf an meine Brust zu drücken.

"Ich hasse dich immer noch. Nur weil wir uns jetzt umarmen, heißt es nicht, dass wir uns vertragen haben", meint sie und schlingt ihre Arme um meinen Oberkörper.

"Schon klar. Heul dich so wie immer erstmal aus", erwidere ich und verdrehe die Augen.

"Was soll das heißen? Ich heul nicht immer!", mault sie los und haut mir gegen die Brust.

"Doch, tust du. Das tust du jedes Mal", entgegne ich und streiche durch ihre schwarzen Haare.

"NEIN!"

"Doch"

"Halt deine blöde Klappe" 

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Meine Reaktion an einer Stelle:

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