Kapitel 106

Jungkooks Sicht:

Taehyung so eingeschüchtert zu sehen, bereitet mir wirklich Freude. Seine große Klappe hat mich ständig auf die Palme gebracht. Ihm tut es bestimmt auch gut mal die Schnauze zu halten, anstatt sein dummes überhebliches Verhalten aufrecht zu erhalten. Ich fahre mit meiner Hand über seine heile Wange, da ich noch vor ihm stehe und sehe, wie seine Augen leicht zu flattern und er sich gegen meine Handfläche schmiegt. Ich fange an zu grinsen und ziehe nach wenigen Sekunden meine Hand zurück, sodass er verzweifelt meinen Bewegungen folgt. Scheiße, das fühlt sich echt gut an, so eine Macht über ihn zu haben. Aus dem Augenwinkel kann ich erkennen, wie Vater seine Augen verdreht und sich völlig fehl am Platz fühlt.

"Hey, Vater. Tust du mir einen Gefallen?", frage ich ihn und entferne mich von Taehyung.

"Kommt drauf an, was es ist", erwidert er und verschränkt die Arme vor der Brust.

"Kannst du Areum ins Badezimmer bringen und ihr Wechselkleidung geben? Sie soll sich waschen, damit wir gehen können", sage ich ihm.

"Mit großem Vergnügen", nickt er mit einem breiten Lächeln.

"Lass deine Finger gefälligst von ihr. Ich habe kein Bock, dass sie eins meiner Geschwister austrägt", warne ich ihn.

"Was denkst du bloß von mir?", gibt er ernsthaft von sich und ist auch noch beleidigt, dass ich sowas zu ihm sage.

Darauf antworte ich ihm nicht und starre ihn monoton an. Er schnalzt genervt mit seiner Zunge und verspricht mir, dass er sie vorerst nicht anfassen wird. Ich will gar nicht wissen, was er stattdessen machen wird. Aber Areum wird es mir sicherlich im Nachhinein unter Tränen erzählen. Vater verschwindet im Nebenraum, während ich mich wieder zu Taehyung drehe, der an die Decke schaut, weil sich auf dem Boden seine Kotze und Stellas Blut befinden.

"Wir gehen auch duschen. Komm mit", teile ich ihm mit und gehe zur Tür.

Ich öffne die Tür mit dem Code und halte sie für Taehyung offen, der zögerlich an mir vorbeiläuft und ruckartig stehen bleibt, als er Stellas Blutlache sieht, die die Treppen runterführt. Ich greife nach seinem Handgelenk und ziehe ihn achtlos hinter mir her. Wenige Sekunden später sind wir auch schon da und betreten den dunklen Raum. Ich schalte das Licht an und höre auch schon die schwere Metalltür hinter uns zu fallen. Taehyung atmet leise aus und scheint wohl erleichtert zu sein, dass es hier Duschkabinen gibt. Ohne weitere Worte entkleiden wir uns beide und beachten den anderen nicht. Ich gehe als erstes in eine Kabine und drehe den Wasserhahn auf.

Das warme Wasser prasselt auf meine nackte Haut und spült das ganze Blut dabei in den Abfluss. Meine Muskeln entspannen sich automatisch und ich atme tief ein und aus, jedoch durchfährt ein ekliger Schmerz meinen Kopf, der meine Mundwinkel nach oben zucken lässt. Fest beiße ich mir auf die Unterlippe und stütze mich mit beiden Händen an der gefliesten Wand ab. Mein Blick fällt sofort auf meine verwundete Hand, auf der man nicht mehr erkennen kann, dass Taehyungs Spitzname auf dieser verewigt wurde. Die verkrusteten Schorfwunden jucken unangenehm und das Verlangen sie alle wieder aufzukratzen, ist sehr groß. Zögerlich greife ich nach dem Duschgel, das vor mir in einem kleinen Korb steht und gebe etwas Produkt auf meine Handfläche, um meinen Körper von dem Dreck zu befreien.

"Ah, fuck", flucht Taehyung schmerzerfüllt vor sich hin und lässt mich in meinen Bewegungen innehalten.

Kurz lausche ich ihm, aber er gibt keinen einzigen Ton von sich. Langsam reibe ich das Duschgel auf meine Arme und Brust, bis er nach etlichen Minuten ein kleines Wimmern von sich gibt.

"Alles gut?", frage ich nach und verlasse meine eigene Duschkabine, um an seiner Tür zu klopfen, nachdem sein Winseln nicht mehr aufhört.

Ganz verheult öffnet er die Tür und ich kann sofort erkennen, was ihm solche Schmerzen bereitet. Er hat nicht gemerkt, dass ich eine schöne Platzwunde mit meinem Schlag auf seinem Kopf hinterlassen habe und hat sich ahnungslos Shampoo in die Haare geschmiert. Ich drücke ihn an der Brust zurück in die Kabine und schließe die Tür hinter mir. Taehyung presst seinen Rücken gegen die Wand hinter ihm und schaut mir angestrengt in die Augen, da wir beide nackt voreinander stehen. Die riesigen blauen Flecke auf seiner linken Gesichtshälfte zerstören sein makelloses Aussehen und lassen ihn so schwach wirken. Auf seinem Körper befinden sich ebenfalls mehrere Prellungen, was eine Genugtuung durch meinen Körper fahren lässt. Er hat in den letzten Tagen ziemlich abgenommen. Scheinbar hat er auch kaum gegessen.

"M-Mein ganzer Körper tut weh. Ich kann nicht mal meine Arme heben", sagt er mit bebender Unterlippe und wischt sich die Tränen aus dem Gesicht.

Schweigend nehme ich die Duschbrause von der Halterung und komme ihm dabei sehr nahe. Er hält den Atem an und wendet seinen Blick ab, sodass er hinter mir die Tür anstarrt. Ich muss automatisch grinsen, weil sein Verhalten ziemlich süß ist. Ich nehme grob sein Gesicht zwischen meine Finger und bringe ihn wieder vor Schmerz zum Zischen. Jetzt weiß er wirklich, wie ich mich gefühlt habe. Höllische Schmerzen haben und dennoch weitermachen müssen.

"Ich kann nicht fassen, dass ich wegen dir so oft geheult und mich von dir in den Arsch ficken lasse habe. Vielleicht sollte ich die Situation genauso ausnutzen wie du und dich hier und jetzt in deinem schwächsten Zustand penetrieren, bis du wieder in Ohnmacht fällst", sage ich ihm und muss kichern, als seine Augen sich schockiert weiten.

"Wag es dich", faucht er mir wütend ins Gesicht.

"Schade, dann beim nächsten Mal", antworte ich lächelnd und halte ihm ohne Vorwarnung die Duschbrause über den Kopf.

Erschrocken schließt er die Augen, während ich das Shampoo aus seinen Haaren spüle. Er verzieht sein Gesicht, als ich die Brause direkt in dieses halte. Er packt mich am Handgelenk und drückt meinen Arm runter, bevor er mich böse anstarrt. Ich starre ihn ebenfalls an und komme ihm noch näher, was ihn deutlich nervös macht. Ich hänge den Duschkopf wieder an die Halterung und schmeiße den Gedanken weg, ihn zu verschonen. Er drückt sich noch mehr gegen die Wand, was bloß dazu führt, dass ich ihm näherkomme, sodass sich unsere Nasenspitzen berühren. Taehyung schluckt hart und schaut mir in die Augen, in denen ich die Nervosität und Unsicherheit gut erkenne. Ich grinse ihn breit an und nehme dann das Duschgel aus dem Korb, um wie gerade eben etwas Produkt in meine Hand zu geben. Ich verteile es zwischen meinen Händen und lege sie dann auf seine Schultern. Er zuckt kurz zusammen und presst seine Lippen zusammen, während ich beginne über seine Arme und Brust zu fahren. Meine Augen wandern kurz zu seinem Tattoo am Hals, das mir verdeutlicht, dass er nur mir gehört. Keine Sekunde später liegen meine Lippen auf den Buchstaben und küssen seine erhitzte Haut, was ihn zum Keuchen bringt. Zaghaft berühren seine schlanken Finger meine Brust und er übt ein wenig Druck aus, jedoch schubst er mich nicht weg.

Vorsichtig bahne ich mir einen kleinen Weg aus Küssen von seinem Hals zu seiner linken Wange. Leise zischt er auf, aber hält mich immer noch nicht auf, sondern versucht die Küsse auf seiner schmerzenden Haut zu genießen. Er schlingt seine Arme um meinen Torso, während ich meine Arme locker um seine Hüften lege. Ich wandere zu seiner anderen Wange und küsse seine Nasenspitze dabei, was ihn zum Lächeln bringt. Ich höre mit den Küssen auf und sehe in seine Augen. Sie strahlen auf einmal so eine Wärme aus, sodass dieser Sturm in mir sich etwas legt. Ich schmunzle etwas und möchte mich von ihm entfernen, aber er küsst mich und nimmt mein Gesicht zwischen seine Hände. Ohne große Überlegung erwidere ich den Kuss und drücke ihn an mich. Ein wolliges Gefühl breitet sich in meinem Bauch aus, als sich unsere Zungen berühren. Taehyung lässt seine Finger in meine Haare fahren und wird gieriger, aber er zuckt aus dem Nichts zusammen und beißt mir aus Versehen auf die Unterlippe. Durch den Schmerz zucken meine Mundwinkel nach oben und ein humorloses Lachen entflieht meiner Kehle. Ich fasse mir sofort an die Stelle, während er mich mit großen Augen ansieht und meine Wangen zusammenpresst.

"Shit, sorry. Das war nicht mit Absicht. Fuck, du blutest", entschuldigt er sich und fährt mit seinen Daumen über die Stelle, die tatsächlich nach Blut schmeckt, nachdem ich mit der Zunge drüberfahre.

Stumm starre ich in sein besorgtes Gesicht und der Sturm beginnt wieder zu wüten. Ich merke, wie sich meine Gesichtszüge verhärten und dass die Anspannung zurückkehrt. Warum zur Hölle schaut er mich so besorgt an, wenn ich ihm vor wenigen Stunden noch mit einem Baseballschläger gegen die Birne geschlagen habe? Liebt er mich wirklich so sehr, dass er das aushalten würde?

"Alles gut. Ist doch nicht so schlimm", sage ich ihm und lächle ihn minimal an.

"Es tut mir trotzdem leid", murmelt er und zeichnet kleine Kreise auf meinen Wangen.

Mir fällt es augenblicklich schwerer zu atmen, da er riesige Steine auf meine Brust legt, wenn er mich so anschaut. Entgeistert schließe ich die Augen und seufze laut. Was soll ich bloß tun? Taehyung war schon immer meine Schwäche. Plötzlich spüre ich seine Lippen auf meiner Wange, die mehrere Küsse auf dieser hinterlassen. In meinem Kopf raucht und dröhnt es, sodass ich unkontrolliert anfange zu kichern. Ich spüre an meiner Haut, wie er beginnt zu lächeln. Okay, that's it. Augenblicklich presse ich meine Lippen wieder auf seine und lege meine Hand in seinen Nacken. Er erwidert den Kuss und legt seine Hände auf meinen Rücken, um mich näher an sich zu ziehen, sodass nicht mal ein Blatt zwischen uns passen würde. Seine nackte Haut an meiner zu spüren, fühlt sich so gut an. Ich habe ihn so vermisst. Was soll ich bloß machen? Ich halte es ohne Taehyung nicht aus.

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