85

So viele Fragen werden in diesem Kapitel beantwortet *-* Hoffe es gefällt euch und stillt eure Neugier! haha xD

***

»Aber...wie...du bist-«

»Maria«, unterbrach er mich. »Meine Mutter stammt vom Hause Mikaels ab«

Immer noch dabei all dies zu verarbeiten starrte ich Ethan an. Ich selbst hatte damals Rubin erzählt, dass einige Familien aus dem Haus des Erzengel Mikaels auf Iblis', des Teufels, Seite gewechselt hatten. Natürlich hatte ich die Theorie gehabt, dass Ethans Vorfahren vielleicht auch zu diesen Leuten zählten, jedoch hatte ich nicht das geringste Anzeichen dafür gefunden, dass er nicht Charles' leiblicher Sohn war.

»Aber sie hat blaue Augen, ich-«

»Sie hat ihre wahre Augenfarbe durch fortgeschrittene Technik überfärben lassen«, erklärte Ethan mir.

Mit klopfendem Herzen stand ich vor ihm. Ich wirkte wahrscheinlich komplett verwirrt. Nachdenklich ging ich einen Schritt zurück und spürte das Sofa hinter mir. Ich setzte mich an dessen Armlehne und starrte nun zu Boden. Das bedeutete also, dass Marias Familie vor Jahrzehnten oder vielleicht sogar einem Jahrhundert den Erzengel Mikael verraten und sich auf Iblis' Seite geschlagen hatten. Aber Maria war bisher nur mit Charles verheiratet gewesen oder hatte ich mich da etwa geirrt? Hatte die Royal Family geschafft dies auch zu verheimlichen?

»Aber wenn Charles nicht dein leiblicher Vater ist, warum bist du dann sein Erbe? Versucht er damit sein Königreich zu retten oder- «

»Er weiß es nicht«, unterbrach mich Ethan. Schockiert starrte ich ihn an und stand wieder auf. »Charles weiß überhaupt nicht, dass du nicht sein leiblicher Sohn bist? «

»Nein«

»Wie? Ich meine-«

»Meine Mutter hatte eine Affäre, El«, erklärte er. Verdattert stand ich da. »Charles weiß bis heute nichts davon, da mein leiblicher Vater sowieso vor meiner Geburt verstorben ist. Meine Mutter hat es irgendwie geschafft all dies vor Charles zu verheimlichen«, fuhr Ethan fort. »Er wäre sowieso nie davon ausgegangen, dass jemand den mächtigen bösen Charles je betrügen würde«, sagte er und schnaubte kopfschüttelnd.

»Wann hast du es erfahren? «, fragte ich ihn. Er sah blickte mir intensiv entgegen.

»Meine Mutter hat mir ihr Geheimnis verraten als ich alt genug war. Es war nicht unbedingt schockierend für mich und ich habe mich sogar etwas gefreut als ich die Wahrheit erfahren habe. Charles war nie ein guter Vater und wird es auch niemals sein. Er ist viel zu egoistisch, machtgierig und narzisstisch. Er weiß nicht was Liebe bedeutet, El«

»Ich verstehe«, war das Einzige was ich dazu sagen konnte. Mittlerweile war ich nicht mehr so verwirrt und schockiert wie noch vor einigen Minuten. Es machte alles einen Sinn. Ethan war überhaupt nicht wie Charles und genau das hatte mich damals als wir uns zum ersten Mal gesehen hatten, so aus der Bahn geworfen. Charles bezeichnete ihn sowieso immer als zu feige und gutsinnig, nur weil Ethan nicht jeden köpfen wollte der ihm im Weg stand. Dies seien schwache Eigenschaften und er solle nicht so weich sein, sondern streng und solle Angst verbreiten. Das verlangte Charles von ihm. Er wollte als Thronfolger jemanden wie sich selbst. Jemanden der aus purer Bosheit bestand, ohne jegliche Moral.

»Was ist mit deiner Augenfarbe? «, fragte ich Ethan dann plötzlich. »Warum denkt jeder du hättest blaue Augen außer mir? «

Unerwartet lächelte er mich an und kam weiter auf mich zu. »Nicht nur du hast Gaben, El«, erklärte er vage. Mein Herz fing wieder an zu klopfen. Woher wusste er, dass ich Gaben besaß? Laut Harper wusste Ethan nicht, dass ich aus dem Hause Azraels stammte.

»Ich habe keine Ga-«

»Hör schon auf, El«, unterbrach er meine Lüge. »Wir beide wissen, dass du welche hast«

Seufzend gab ich mich geschlagen, aber sagte nichts weiter dazu. Mit gerunzelter Stirn betrachtete ich ihn. Als jemand der ursprünglich aus Mikaels Haus stammte, besaß er wahrscheinlich eine Gabe die etwas mit der Natur zu tun hatte. Ich überlegte eine kurze Weile, bevor ich meine Gedanken aussprach.

»Du kannst dein Aussehen verändern, da wir Menschen Teil der Natur sind«, offenbarte ich ihm schließlich meine Vermutung. »Also veränderst du deine Augenfarbe, aber bei mir scheint deine Gabe nicht zu funktionieren«

Ethan grinste mich an. »Ich kann es nur eingeschränkt verändern«, bestätigte er meine Aussage. »Aber ja, bei dir scheint es nicht zu funktionieren«

Nachdenklich sah ich ihm in die Augen. »Weiß Charles, dass du eigentlich grü-«

»Ja, tut er«, antwortete Ethan. »Da Maria grüne Augen hat, beziehungsweise ursprünglich hatte, denkt er ich hätte ihre Augenfarbe geerbt«

»Warum musst du dann so tun als wären sie blau? «

»Weil Charles nicht will, dass andere es erfahren. Leute aus seinen engsten Kreisen wissen es zwar, da sie Marias Vorgeschichte kennen, aber Charles ist der Meinung man solle es vor allen anderen geheim halten«

»Warum? Denkt er etwa andere würden dann seine Autorität und Loyalität gegenüber Iblis in Frage stellen, weil er eine ehemalige Mikaelerin geheiratet hat? «

Ethan nickte. »Das...und weil er meint ihre Abstammung sei eine Schande«

»Dann hätte er sie nicht heiraten sollen«

»Er wusste es nicht, da sie ja ihre Augenfarbe für immer ändern lassen hat«

Ich konnte mich nicht zurückhalten und verdrehte meine Augen. »Jeder in dieser Familie hat Geheimnisse vor jedem«

»Sie sind nicht die Einzigen«, meinte Ethan und sah mich dabei bedeutungsvoll an. Er hatte recht. Sie waren nicht die Einzigen. Ich schüttelte leicht den Kopf und lief Richtung Fenster. »Wenigstens sind wir jetzt ehrlich zueinander«

»Naja, ich schon. Aber ich denke du verheimlichst noch so Einiges«, hörte ich meinen Mann hinter mir.

Ich drehte mich zu ihm um und erwiderte seinen Blick. Wer konnte es ihm schon verübeln? Er hatte recht. Von Anfang an hatte ich ihn angelogen und Dinge vor ihm verheimlicht. Ich sollte dankbar sein, dass er trotzdem an meiner Seite geblieben war, nicht wahr?

»Ethan...«

»El ich bin doch nicht dumm«, sagte er dann etwas genervt. »Ich weiß, dass du aus eines der vier Häuser der Erzengel stammen musst. An dem einen Tag als wir gegeneinander gekämpft haben, habe ich doch deine Kraft und Stärke gesehen«

Ich erinnerte mich daran. Die Wohnung war danach fast komplett zerstört gewesen und komischerweise hatte es niemand mitgekriegt. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Jetzt machte alles einen Sinn. Ethan hatte wahrscheinlich die Schallwellen in den Wänden und in der Luft um uns herum so manipuliert, dass niemand unseren Lärm mitbekommen hatte. Kein Wunder, dass er am Ende unseres Streits fast im Sterben lag. Als ich mich daran erinnerte stellten sich meine Nackenhärchen auf und eine tiefe Sorge und Trauer machte sich in mir breit. Ich wollte mich nie wieder so fühlen wie in jener Nacht als ich dachte meine bessere Hälfte sei tot.

»El«, hörte ich Ethans Stimme laut, was mich aus den Gedanken riss. Ich sah ihm direkt in die Augen, damit er wusste, dass ich nicht mehr in Gedanken versunken war.

Ethan seufzte und kämmte sich etwas frustriert ein Mal durch die Haare.

»Ja, du hast recht«, sagte ich schließlich. »Ich habe auch Gaben« Seiner vorherigen Aussage nach zu beurteilen, wusste er nicht aus welchem Haus genau ich stammte. Also hatte er vorhin in Harpers Kneipe vielleicht doch nicht bemerkt, dass ich meine Kontaktlinsen nicht trug. Vielleicht war es ihm entgangen, weil wir beide etwas überfordert mit der Situation gewesen waren.

»Ich weiß«, entgegnete er. »Bereits bei unserem ersten Treffen haben wir beide diese unerklärliche Anziehungskraft gespürt. Wir haben zunächst nicht verstanden was es war, aber aufgrund von Memoiren, die manche Anhänger aus dem Hause Mikaels verfasst haben, verstand ich, dass es nur daran liegen konnte, dass wir beide aus den Häusern der Erzengel stammen«

»Memoiren? «, fragte ich überrascht. »Ich habe noch nie Schriften von alten Anhängern gesehen. Woher hast du sie? Ich dachte Charles hat jegliche Spuren damals vernichtet«

»Meine Mutter hält welche geheim«, erklärte er. »Sie konnte es anscheinend nicht über sich bringen die Memoiren ihrer Vorfahren zu vernichten. Sie hält nicht viel davon, liest sie sich auch nie durch. Die Schriften dienen nur zur Erinnerung«

Ich runzelte die Stirn. »Weiß Maria denn, dass du die Memoiren gelesen hast? «

»Ich konnte bis jetzt leider noch nicht alle lesen, aber nein, sie weiß es nicht«

»Es scheint als würde sie versuchen dich von ihrer wahren Herkunft fernzuhalten soweit es geht«, sagte ich und hob dabei meine Augenbrauen.

»Ja«, stimmte er mir zu. »Sie sieht sich nicht als Mikaelerin. Ihre Familie hat vor acht Generationen gemeinsam mit einigen anderen Familien den Erzengel Mikael hintergangen und sich auf Charles' Seite geschlagen«

»Sie kann nicht für immer leugnen woher sie wirklich stammt«

»Tut sie nicht. Sie weiß woher sie kommt und sie behält es durch diese Memoiren und manch andere Relikte in Erinnerung, aber sie ist nicht auf der Seite der Engel, El. Sie ist loyal gegenüber Iblis, auch wenn es mich traurig macht dies zu sagen« Etwas traurig sah mich Ethan an.

»Acht Generationen treuer Anhänger und du hast dennoch eine reine Seele«, murmelte ich fasziniert. »Wie habe ich dich bloß verdient? «

Mein Mann lächelte und kam auf mich zu. Er legte seine Hände an meine Oberarme und zog mich zu sich heran, um mir einen sanften Kuss auf die Stirn zu geben. »Wir beide haben uns verdient, El«

Ich sah ihm lächelnd in die Augen. »Was genau hast du eigentlich über unsere Mysteriöse Verbindung gelesen? «, fragte ich schließlich.

»Es hat lange gedauert etwas zu finden, aber als du mich an dem einen Abend im Rosengarten auf meine grünen Augen angesprochen hast, wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Und an dem Abend als wir getanzt haben ohne uns zu berühren, bei dem wir beide etwas Unbeschreibliches empfunden haben und eine immense Anziehungskraft wie ein Stromschlag durch uns beide hindurch ging, wusste ich, dass das nichts Normales war«, erklärte er. »Die anderen Anzeichen wie deine unnatürliche Stärke und schnelle Heilungskraft, auch wenn du einige Zeit im Krankenhaus lagst, haben mich weiter dazu angetrieben zu recherchieren. In den Memoiren bin ich nach langer Suche dann auf etwas Interessantes gestoßen«, fuhr er fort. Fragend hob ich eine Augenbraue. »Und wenn die Welt sich dem Ende neigt, wenn der Krieg verloren ist, werden sie alleine sein, vielleicht zu zweit«, redete er weiter. Verwirrt starrte ich ihn an. Was versuchte er mir zu sagen? »Wenn sie nicht mehr sind, wird bleiben nur noch ein Kind. Herangewachsen wird sie finden ihre andere Hälfte, eine göttliche Bindung wird sie durchströmen, gemeinsam werden sie bekämpfen die Bosheit, die Kälte, und Iblis wird nicht im Stande sein einen weiteren zu krönen«, fuhr Ethan fort. Ich realisierte, dass was er sagte vermutlich ein Zitat aus eines der Memoire war, weshalb ich ihm gebannt zuhörte. »Denn wenn zwei Engelsmenschen einander finden wird Iblis' Palast im Sonnenlicht versinken. Und sie wird ihn finden, es ist vorbestimmt, lasst die Menschheit wissen, wenn dies gelingt, es eine neue Ära beginnt«

Mein Gehirn verarbeitete seine Worte so schnell es konnte, um diese alten und weisen Worte zu enträtseln. Als Ethan verstummte wurde mir klar, dass es sich nur um uns handeln konnte. Es gab keinen anderen Engelsmenschen außer ihm und mir. Zumindest nicht hier. Charles hatte dafür gesorgt, aber Gott hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der einzige übriggebliebene Engelsmensch, abgesehen von mir, war direkt unter seiner Nase großgeworden. Ironie des Schicksals, ging es mir durch den Kopf.

Gänsehaut hatte sich auf meinem ganzen Körper ausgebreitet wie ich nun merkte. Dieses Rätsel oder Gedicht, was auch immer es war das Ethan soeben vorgetragen hatte, handelte von Ethan und mir. Ich war mir sicher. Bloß wie hatte der Verfasser es vor Jahrhunderten gewusst, dass es zu diesem Punkt kommen würde? Hatte der Verfasser eine Vision oder Offenbarung von Gott erhalten? Gut möglich, wenn er oder sie ein treuer Anhänger gewesen war.

»Stimmst du mir jetzt zu, dass es vorherbestimmt war, dass wir zueinander fanden? «, hörte ich Ethan nun fragen. Erwartungsvoll sah er mich an. »Ja«, antwortete ich. »Es kann nur von uns die Rede sein. Das Kind von dem gesprochen wird bin ich...die dich dann findet«

Mein Mann nickte. »Ich kann das Memoire, aus dem ich soeben zitiert habe, aus dem Versteck meiner Mutter hierher bringen wenn du möchtest«, schlug Ethan vor. »Dann könntest du es dir selbst genauer anschauen«

Lächelnd sah ich ihn an. »Falls das dir keine Umstände bereitet«

»Niemals«, versicherte er. »Dürfte ich denn jetzt wissen aus welchem Haus der vier Erzengel du stammst? «, fragte er nun.

Mein Lächeln verschwand daraufhin, da ich nicht wusste wie er auf meine Antwort reagieren würde. Was wenn er Angst bekam und seine Meinung über mich änderte? Hör auf, er liebt dich, er hat dir so viel anvertraut. Es wird Zeit, dass du das Gleiche tust, ging es mir durch den Kopf.

»Alright, here we go«, sagte ich und nahm nervös, als Antwort auf seine Frage, meine blauen Kontaktlinsen heraus. Als beide in meinen Handflächen lagen zwang ich mich aufzusehen. Mit meinen pechschwarzen Augen erwiderte ich seinen neugierigen Blick, dessen Ausdruck sofort Verwunderung wich. Stille bereitete sich für einige Sekunden aus, bevor er diese brach.

»Der Erzengel des Todes«, flüsterte Ethan fasziniert und lächelte mich überraschenderweise an. »Nett dich endlich kennenzulernen, Elisabeth Roy«

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top