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Mit dem heutigen Kapitel hat eure Neugier aufgrund des fiesen Cuts letzte Woche nun ein Ende, haha. Viel Spaß beim Lesen! :D

***

»El«

Ungläubig starrte ich Ethan an. Es war wirklich er. Mein Mann stand vor mir...hier vor Harpers Kneipe.

»Was- wie-«, stotterte ich.

»Wir können dir alles erklären«

»Wir? «, wiederholte ich. Ethans Blick huschte auf Harper, der weiter hinter mir stand.

»Was zur Hölle?! «

»Mach die Tür hinter dir zu bevor dich noch jemand hört«, sagte Harper zu Ethan. Er sprach mit ihm als seien sie sich vertraut. Was zur Hölle ging hier vor sich? Ethan tat wie geheißen und schloss die Tür hinter sich als er die Kneipe betrat.

»Was machst du hier? «, fragte ich ihn schließlich. »Wie? Ich meine... woher kennt ihr- « Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich hatte mich die ganze Zeit über gefragt wie sie es geschafft hatten die Arsenale so viel früher als geplant anzugreifen. Vor allem das heutige Ereignis! Es war Ethan gewesen. Er hatte ihnen die Pläne für die Gebäude ausgehändigt, sodass Harper und seine Leute es geschafft hatten den größten Militär-Campus erfolgreich auszuplündern.

Harper und Ethan schauten mich beide völlig ruhig an und warteten darauf, dass ich wieder etwas sagte. Mein Mann saß nun an der Bartheke und Harper putzte den Tresen weiter, nicht jedoch ohne mir immer wieder einen besorgten Blick zuzuwerfen.

»Wie lange arbeitet ihr schon zusammen? «, fragte ich schließlich und starrte die beiden an. Ethan öffnete seinen Mund doch Harper kam ihm zuvor.

»Er hat vor einigen Monaten herausgefunden wer du bist«

»Was?! « Mein Herz schlug schneller als ich das hörte. Wenn er meine wahre Identität so schnell herausgefunden hatte, wie kam es dann, dass die anderen es bis jetzt nicht wussten? Oder taten sie bloß so? Wem hatte er es erzählt? Hatte Charles deshalb ein GPS Gerät an mein Auto gehaftet?

Er hat es jedem erzählt, El! Denn du hast dich von deinen Gefühlen für ihn blenden lassen, flüsterte das Monster in mir.

Nein, nein nein!, widersprach ich. Wenn er es jedem erzählt hat, warum hat dann noch niemand reagiert? Warum ist er hier mit mir und Harper?

»Wie? «, fragte ich schließlich.

»Die ganzen Geheimnisse, El«, sprach nun Ethan. Er sah mir dabei direkt in die Augen. »Du bist meine Frau. Ich denke wir haben genug Zeit miteinander verbracht, um zu wissen wann einer von uns lügt«, erklärte er. »Diese ganzen Geheimnisse drohten alles kaputt zu machen. Ich begann an dir zu zweifeln und ich wusste, dass du etwas Großes vor mir verheimlichst. Ich konnte es fühlen als wir uns das erste Mal begegnet sind« Ethan stand nun auf und kam auf mich zu. »Diese spezielle Verbindung die wir beide haben hat mir auf eine unerklärliche Weise gezeigt, dass du mich täuschst weil du Angst hast ich würde nicht mehr an deiner Seite sein«

Ich wusste wovon er sprach. Natürlich konnte ich unsere besondere Verbindung spüren. Das was uns gegenseitig anzog. Dieses unerklärliche Etwas, das uns spüren ließ wir gehörten zusammen. »Also habe ich an einem Abend die gesamte Wohnung durchsucht«, fuhr mein Mann fort. »Und ich war so kurz davor aufzugeben. Ich dachte ich bilde es mir nur ein, aber am Ende fand ich deine graue Tasche« Ethan war so ernst und seine grünen Augen schienen dunkler als sonst.

Mein Herz schlug immer noch schneller als gewöhnlich. Was er mir da erzählte machte mich unglaublich nervös. Wie hatte er die Tasche gefunden? Und was wenn er nicht der Einzige war? »Und ich muss zugeben das Versteck war wirklich gut«, sagte er und lachte leise. Jetzt wandte er seinen Blick ab und sah ins Nichts. »Danach war es nicht mehr so schwierig meine Ressourcen zu nutzen, um Harper zu finden. Außerdem bin ich dir sowieso an einem Abend gefolgt und-«

»Was? Wie?! «, hakte ich verwirrt nach. »Das kann niemals sein«

»Warum nicht? « Sein Blick war nun wieder auf mich gerichtet.

»Ich hätte dich definitiv bemerkt, Ethan«

»Hättest du nicht und hast du auch nicht«, widersprach er.

Oh doch, hätte ich durch meine geschärften Sinne definitiv, ging es mir durch den Kopf.

»Warum hast du mich nicht konfrontiert und mir einfach die Wahrheit gesagt? «

»Das Gleiche könnte ich auch dich fragen, El«, konterte Ethan mit einer ernsten Miene. Plötzlich verspürte ich eine Art Trauer in mir. Ich hatte ihn von Anfang an angelogen. Ich hatte ihn getäuscht und ausgenutzt, um an seinen Vater heranzukommen. Er hatte jedes Recht mich zu hassen oder wütend auf mich zu sein. Warum schrie er mich nicht an? Warum war er überhaupt so ruhig? Warum stritten wir nicht wie damals und zerstörten dabei alles um uns herum?

»Harper hatte mir damals als ich ihn aufgesucht habe erklärt, dass du mir dein Geheimnis wahrscheinlich niemals anvertrauen würdest, doch ich wollte ihm nicht glauben, El. Ich hatte trotzdem gehofft, dass du mich genug lieben und mir genug vertrauen würdest, um mich in deinen Plan einzuweihen«

»Ethan, ich-«

»Ja, ich weiß, du hättest niemals gedacht, dass ich an deiner Seite bleiben würde, wenn du es mir erzählt hättest. Und ja ich weiß auch, dass es absurd erscheint gehofft zu haben du würdest mich in all dies einweihen. Trotzdem hatte ich gehofft, dass du mir genug vertraust. Du hast mir so vieles verheimlicht und vor allem hast du in letzter Zeit so viele Dinge von mir verlangt, ohne dass ich nachgefragt habe wofür du diese Dinge brauchst. All das habe ich unter anderem gemacht weil ich von dir bloß die Wahrheit hören wollte, El « Ethan hielt kurz inne bevor er weiter sprach. »Ich wollte, dass du mir wenigstens ein Mal die Wahrheit sagst«

Es war als würde jemand etwas Spitzes in mein Herz bohren, um mir Schmerzen zu bereiten. So fühlte es sich zumindest an. Aber ich war mir sicher, dass auch er sich ähnlich oder schlimmer gefühlt hatte als er die Wahrheit über mich erfahren hatte. Ethan schrie mich nicht an, weil er keine Kraft mehr für diese Beziehung hatte, oder? Hatte er uns aufgegeben? Innerlich seufzte ich. Wer würde mich nicht nach all dem was ich getan hatte aufgeben?

»Hast du es überhaupt je gemeint als du-«

»Ja, habe ich«, unterbrach ich Ethan da ich wusste was seine Frage lautete. »Ich habe es jedes Mal gemeint als ich dir gesagt habe wie sehr ich dich liebe«

Seine grünen Augen blickten mir entgegen. Er war so ernst, so ruhig, so kühl. Ich wusste nicht was ich davon halten sollte. So kannte ich ihn überhaupt nicht.

»Ethan, es- es tut mir so leid, du musst mir glauben. Es tut mir aufrichtig leid«

Ethan schüttelte bloß seinen Kopf. Seine Lippen formten sich zu einem traurigen Lächeln. Er wandte sich von mir ab und ging Richtung Bartheke. Ich bemerkte Harpers besorgten Blick auf mir, weshalb ich diesen kurz erwiderte.

»Ethan-«

»Wir haben alle einen langen Tag hinter uns also... lasst uns wann anders nochmal darüber reden, okay? «, sagte mein Mann und schnappte sich seine Jacke, die er vorhin auf den Barhocker gelegt hatte. »Bist du jetzt zufrieden, dass du jetzt wenigstens keine Geheimnisse mehr vor Elisabeth haben musst? «, fragte er dann Harper. Wieder spürte ich ein Stechen in meinem Herzen. Er hatte mich Elisabeth genannt. Mein wahrer Name.

»Ethan-«, setzte ich an doch mit schnellen Schritten verließ er die Kneipe und es schien so als wäre er nie dagewesen. Als hätte dieses Gespräch, dieser schreckliche Moment nie stattgefunden. War das gerade eben wirklich passiert? War es real gewesen?

»Du solltest ihm hinterher laufen und mit ihm reden, El«, hörte ich Harper sagen. Ich wandte meinen Blick von der Tür ab und sah nun meinen besten Freund an. »Du hättest es mir sagen können«

»Nein konnte ich nicht, El«

»Warum nicht? «

»Weil er unserem Plan die Arsenale zu befallen sonst nicht geholfen hätte. Er wollte, dass du ihm von selbst die Wahrheit sagst«

»Du hättest es mir trotzdem sagen können, verdammt«

Harper seufzte und kam auf mich zu. »El, er ist auf unserer Seite. Das Einzige worum du dich jetzt kümmern solltest ist es deine Lügen wiedergutzumachen«

Ich sah ihm in die Augen und spürte, dass er etwas zurückhielt. Er wollte mehr sagen doch tat es nicht.

»Wie viel weiß er? «, fragte ich schließlich.

»Nicht alles«

»Was meinst du damit? «

»Er weiß nur, dass Charles deine Eltern umgebracht hat und du sie rächen willst«

»Das heißt-«

»Er weiß nichts darüber, dass du aus dem Hause Azrael stammst«

Erschrocken realisierte ich, dass ich meine blauen Kontaktlinsen nicht trug. Automatisch fasste ich mir ans Augenlid.

»Ich glaube er hat es nicht bemerkt«, meinte Harper als er merkte was mir durch den Kopf ging.

»Es kann ihm nicht entgangen sein«, widersprach ich, aber hoffte innerlich, dass Harper recht behielt.

»Wirst du es ihm sagen? Die Geschichte der Engel ist so alt, dass viele denken sie sei nur ein Mythos. Gut möglich, dass er die Bedeutung der Augenfarben nicht kennt«

»Er weiß, dass einige der Adeligen Gaben haben. Er muss die Bedeutung kennen«, wandte ich ein.

»Hattest du aber nicht einmal gesagt er hätte grüne Augen? «, fragte Harper. »Ich sehe zwar keine grünen Augen an ihm, sondern blaue, aber vielleicht verbirgt er ja auch etwas«

»Ich habe schon länger eine Theorie, aber ich weiß nicht ob es möglich sein könnte«

Harper sah mich an. »Du solltest nach Hause und mit ihm reden, El«

»Nach Hause«, wiederholte ich schnaubend.

»Du weißt was ich meine«

»Ja«, sagte ich. »Ich muss mit ihm reden, danach werden du und ich aber noch ein längeres Gespräch führen«

Harper nickte. »Richte den Mädels einen Gruß von mir aus, bitte«, bat ich ihn dann. Erneut nickte er und versuchte mir zuzulächeln, doch es gelang ihm nicht wirklich.

Ich seufzte. »Danke, Harper«, sagte ich und machte mich schließlich auf den Weg.

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