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Viel Spaß beim Lesen <3

***

Mit schnellen Schritten lief ich die gewohnten Straßen entlang. Ich fragte mich was aus meinem Haus wohl geworden war. Wahrscheinlich lebten jetzt irgendwelche Leute darin, da sie es unbewohnt vorgefunden hatten. Ich spürte die kleine Büchse unter meinen Fingern in der Jackentasche. Darin befanden sich die blauen Kontaktlinsen. Bereits einige Meter weiter entfernt konnte ich den Alkohol riechen, der aus Harpers Kneipe kam. Ich verzog das Gesicht. Mein Herz schlug bereits etwas schneller, da ich immer noch wütend auf ihn war. Was hatte er sich verdammt nochmal gedacht?! Dennoch war ich besorgt. Ging es ihm gut? War er verletzt? Da die Kneipe aber geöffnet hatte ging ich davon aus, dass er noch lebte.

Mit einer harschen Bewegung öffnete ich die Tür und betrat die Kneipe. Es war wie immer rappelvoll. Das Einzige wovon die Menschheit nie ablassen würde war wahrscheinlich Alkohol. Es zog sich durch die Geschichte der Menschheit. Wahrscheinlich hatte sich der erste Mensch auf Erden direkt besoffen, was natürlich unrealistisch war, dennoch konnte man es sich gut vorstellen. Kopfschüttelnd bahnte ich mir einen Weg durch die Menschenmenge. Ich verstand nicht warum man sich das antat. Sie waren arm und gaben dennoch Geld aus. Und für was? Damit sie ihre Sinne betäubten und davon abhängig wurden. Teilweise verstand ich ihr Verhalten, aber meiner Meinung nach war das nicht der richtige Weg.

Ohne anzuklopfen trat ich in Harpers Büro, indem ich die Tür gegen die Wand knallte.

»El«, rief er überrascht und sprang erschrocken auf.

»What the Hell, Harper?! «, rief ich wütend und ging auf ihn zu. Mein Blick huschte über seinen Körper und sein Gesicht. Er schien unverletzt zu sein.

»Was ist los? « fragte er.

»Stellst du dich jetzt etwa ernsthaft dumm?! «

»Was? «

»Der Angr-«

»Lass mich wenigstens die Tür schließen, Geez« Bevor er dies jedoch tun konnte, schlug ich sie für ihn zu, sodass es einen lauten Knall gab.

»Was zur Hölle ist los mit dir? «, fragte er und sah mich dabei leicht wütend an. Er war wütend?!

»Was hast du dir dabei gedacht den ganzen Plan zu riskieren? Hast du je daran gedacht, dass dir etwas hätte zustoßen können und all den anderen die mit dir waren?! «, schrie ich ihn nun an.

»Wovon redest du da überhaupt? «

»Von dem fucking Angriff heute«, antwortete ich durch zusammengebissene Zähne. »Wie konntest du das einfach hinter meinem Rücken planen, Harper? Wie erwartest du dass ich dir weiterhin vertrauen kann? «

»Are you kidding me? Du weißt, dass du mir vertrauen kannst!«

»Nicht nach dieser Sache«, erwiderte ich wütend. »Was hast du dir dabei gedacht? Du wusstest nicht einmal wie die Gebäude von innen aussehen! «

»Ich habe nichts und niemanden angegriffen, El«, sagte er nun ruhig, wobei er mir direkt in die Augen sah. Ich konnte hören wie schnell sein Herz schlug, auch wenn sein Gesicht es nicht hergab. Er log mich eiskalt an. Worüber hatte er mich noch angelogen? War er schon die ganze Zeit über gegen mich gewesen?

Nein das kann nicht sein. Er kennt dich schon seit deiner Kindheit, versuchte ich mich zu beruhigen.

Was wenn er sich aber jetzt gegen dich gewandt hat? Was wenn Charles ihn gefunden und ihm genug angeboten hat, damit er dich hintergeht?

Nein!

»Lüg. Mich. Nicht. An«, warnte ich ihn mit einer bedrohlichen Stimme.

»Ich lüge dich ni-«

Mit einer schnellen Bewegung rammte ich ihn mit meiner Hand um seinen Hals gegen die Wand. Harpers Gesicht verzog sich vor Schmerz. Ich spürte wie das Monster in mir die Kontrolle übernehmen wollte. Meine Fingerspitzen kitzelten bereits, weil sie sich transformierten. Das Blut in meinen Adern kochte und stieg mir ins Gesicht. Ich konnte die dunklen Linien unter meinen Augen bereits spüren. Wie das Blut meine Glasaugen verfärbte. Ein leises Knurren entwich mir. Harper sah mich aus seinen karamellbraunen Augen ruhig an. Dennoch hatte sein Blick etwas Herausforderndes an sich. Er hatte keine Angst vor mir, aber das war ein Fehler. Denn sogar ich hatte manchmal Angst vor mir selbst. Ich schloss die Augen und holte ein Mal tief Luft. Langsam atmete ich wieder aus und dachte an unsere Kindheit. Als er mir zum ersten Mal eine Blume geschenkt hatte. Es war ein Gänseblümchen gewesen. Zur Abwechslung hatte es nicht geregnet, sodass die Sonne auf Harpers linke Gesichtshälfte schien, während er vor mir stand und mir die Blume hinhielt. Die Sonne erhellte seine Augen, sodass sie fast wie flüssiger Honig wirkten. Lange Wimpern umrahmten seine großen unschuldigen Augen, während er mich anlächelte.

Ich spürte wie die dunklen Linien aus meinem Gesicht wichen und meine Finger aufhörten sich zu transformieren. Ich sah Harper nun etwas ruhiger an. »Deine Augen«, sagte ich schließlich und ließ ihn los.

»Was? «

»Ich habe noch nie Augen wie deine gesehen. Sie sind braun, aber hellbraun und dennoch anders. Wenn die Sonne scheint sehen sie aus wie flüssiger Honig, ansonsten sind sie ein Ton dunkler, fast schon wie Karamell«

»Okay? « Er schien offensichtlich verwirrt. Zur Aufklärung holte ich die kleine Büchse aus meiner Jackentasche, öffnete sie und suchte nach einem bestimmten Gerät in Harpers Büro. Als ich es gefunden hatte legte ich meine Kontaktlinsen auf das Gerät, welches ich anschaltete, sodass es blaue Lichter von sich gab. Innerhalb von Sekunden hoben sich die Kontaktlinsen in die Luft und wie in einem Kino wurden die Aufnahmen auf die freie Wand vor uns projiziert.

Harper sah sich die Aufnahmen zunächst verwirrt an, doch ich hörte, dass sein Herz weiterhin schneller schlug als gewöhnlich. Die Aufnahmen hatten keinen Ton, doch dafür was ich ihm zeigen wollte brauchte ich dies sowieso nicht. Ich spulte vor, um es nicht hinauszuzögern und pausierte sie dann. Das Bild zeigte den Teil als Harper etwas weiter entfernt an mir vorbeigelaufen war und mich dabei angesehen hatte.

Ich lief zur Wand, auf die die Aufnahmen projiziert wurden, und zeigte auf seine Augen.

»Karamellbraun«, sagte ich bloß. Er wandte seinen Blick von der Wand ab und biss auf seine Unterlippe. Ich sah ihm direkt in die Augen als er mich schließlich anschaute.

»Und jetzt sag mir warum du mich angelogen hast«, forderte ich ihn auf. Harper seufzte und schloss kurz seine Augen bevor er sie wieder öffnete. »Ich kann es dir erklären, El «

»Ich habe dir vertraut Harper«

»Und glaub mir, bitte! Ich habe dein Vertrauen nicht missbraucht! «

»Natürlich hast du das! Du bist ein großes Risiko eingegangen! Du hast mich angelogen und Pläne hinter meinem Rücken geschmiedet! «, warf ich ihm vor. »Wie soll ich dir überhaupt noch vertrauen?! «

»El, bitte. Es wird alles Sinn ergeben und glaub mir es hat sich gelohnt, wir haben gewonnen. Wir haben fast all die Waffen die wir brauchen«

»Was? «

»Wir haben gewonnen«, wiederholte er und kam lächelnd auf mich zu. Ein Versuch mich zu beruhigen. Ich schubste seine Hand, die er auf meinen Arm legen wollte, weg und ging einen Schritt zurück. Harper sah mich etwas traurig an.

»El, wir haben fast all die Waffen die wir brauchen. Wir haben angegriffen und gewonnen. Du solltest dich freuen«

Schockiert starrte ich ihn an. »Mich freuen, dass du alles riskiert hast? «

Er verdrehte die Augen. »Du hast nicht ernsthaft gerade deine Augen verdreht! «, rief ich wütend.

»El! Verdammt, ich habe die Mission erfüllt, was willst du noch von mir?! «, schrie er nun.

»Die Wahrheit! «

»Das ist die Wahrheit! «

»Ich rede davon, dass du mich noch vor einigen Minuten angelogen hast! Und du hast mir immer noch nicht erklärt wie ihr gewonnen habt ohne zu wissen wie der Campus und die Gebäude von innen aufgebaut sind. Ihr hattet keine Ahnung wie die Waffen gelagert waren, welche Sicherheitsvorkehrungen ihr abschalten musstet oder zu erwarten hattet. Gott, verdammt! Ihr wusstet nicht einmal was euch erwartet. Wie zur Hölle habt ihr also gewonnen? «

»El, das ist nicht wichtig«

»Nicht wichtig?! Du hast mich hintergangen! Du hättest mich warnen müssen! Jetzt denkt Charles ich sei The fucking Hero of London, Harper! Er hat seine Augen auf mir! Er hat sogar ein GPS Gerät an mein Auto befestigt! «

»Was? «, rief er schockiert. »El, ich- das war nie meine Absicht! Das musst du wissen, bitte! «

»Deine Absicht spielt jetzt keine Rolle mehr, Harper. Du hast alles gefährdet wofür du und ich jahrelang gekämpft haben. Alles was wir geplant haben, fuck! «

Harper atmete lautstark ein und legte seinen Kopf in den Nacken. Seine Hände befanden sich hinter seinen Kopf. Er wirkte frustriert genauso wie ich.

Plötzlich ging er auf seinen Tisch zu und suchte hektisch nach etwas. »Was machst du da? «, fragte ich skeptisch.

Er sucht nach einer Waffe, er will dich umbringen, flüsterte mir das Monster zu. Nein!

»Harper! «

Ohne mir zu antworten suchte er weiter. Ich folgte jedem seiner Bewegungen. Schließlich fand er wonach er suchte. Sein verdammtes Handy. »Was machst du da? Wir sind noch nicht fertig, Harper! Du kannst jetzt nicht einfach irgendeinen deiner Kunden anrufen und-«

»Komm her, wir müssen reden. Es ist wichtig und ich werde das nicht mehr mitmachen«, unterbrach er mich indem er mit jemandem am Telefon sprach.

»Nein, du kommst sofort her! Verdammte Scheiße! Es war deine Idee also kannst du es gerne ausbaden! «

War das einer seiner Leute, die ihn vielleicht dazu gedrängt hatten das Arsenal heute anzugreifen?

Wütend legte er auf und ging auf die Bürotür zu. »Wer war das? «, hakte ich nach. Ohne ein weiteres Wort verließ er das Büro. War das sein Ernst?!

»Wir machen aufgrund eines Rohrbruchs heute früher Schluss, Leute! «, hörte ich Harper plötzlich rufen, woraufhin ihn alle ausbuhten. »Macht sicher, dass die alle hier verschwinden«, sagte er dann zu seinen Mitarbeitern. Ich stand nun im Türrahmen von seinem Büro und sah zu wie seine Angestellten dafür sorgten, dass jeder die Kneipe ohne Probleme zu bereiten verließ. Eine Weile später war der Raum wie leergefegt.

»Ihr könnt auch gehen, Jungs. Danke euch «

»Bis morgen, Boss «, sagte einer und auch sie verließen schließlich die Kneipe.

»Was geht hier vor sich? «

»Warum bist du immer so ungeduldig? «

»Ungeduldig? «, wiederholte ich. Harper redete sonst nie so mit mir. Es hatte sich definitiv etwas zwischen ihm und mir geändert, oder vielleicht die Art und Weise wie er mich nun wahrnahm? Wahrscheinlich hatte er gemerkt, dass ich es nicht wert war. Dass ich ein Monster war.

»Ja, ungeduldig«, sagte er und ging zur Bar. Er holte sich einen Lappen und fing an die Bartheke sauber zu machen.

»Was zur Hölle machst du da? «

»Putzen«

»Das kann ich sehen, Harper«, erwiderte ich wütend. Wieso war er heute so provokant? »Soll ich jetzt einfach darauf warten bis du die Kneipe sauber gemacht hast, damit wir weiter reden können? «

»Du meinst streiten? «

»Ugh! «, gab ich einen frustrieren Laut von mir.

Harper lächelte und schüttelte leicht seinen Kopf. Fand er das jetzt etwa amüsant? »Harper! «, rief ich warnend.

Plötzlich klopfte die Tür und ich hielt inne. Skeptisch blickte ich zur Tür und dann wieder zu Harper. Er bewegte seinen Kopf Richtung Tür. »Na los, mach sie auf. Da steht die Antwort auf all deine Fragen«

Ich runzelte skeptisch die Stirn.

»Vertraust du mir denn wirklich so wenig, El? Du weißt ich würde dich niemals hintergehen. Du weißt es. Du kannst es in deinen Knochen spüren, dass ich dir niemals in den Rücken fallen würde«, versicherte er mir. »Also geh schon. Mach die Tür auf« Ich sagte nichts dazu, aber ließ Harper nicht aus den Augen während ich auf diese zulief. Die Antwort auf alle meine Fragen stand hinter dieser Tür hatte er gesagt. Ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Als ich nun direkt davor stand, ertönte erneut ein Klopfen. Einen letzten Blick warf ich Harper zu, bevor ich die Tür schließlich öffnete.

Schockiert und mit rasendem Herzen stand ich da wie angewurzelt. Was zur Hölle?

»Ethan?! «

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