75

Achtung!!! Ich habe gestern schon ein Update gemacht. Also Kapitel 74 nicht überspringen!! Sonst ergibts keinen Sinn.

***

Die Sonne war bereits untergegangen als wir ankamen. Wir hielten vor einem riesigen Gebäude an, welches durch kleine Lampen beleuchtet wurde. Grüne Blätter rankten sich um das Gebäude, was diesem einen gewissen Charme gab. Schwarze antike Tore hatten sich für uns geöffnet, damit wir mit unseren Autos hindurch fahren konnten. Nachdem dies getan war stiegen wir aus und das Personal kümmerte sich um das Parken.

>> Wow <<, flüsterte ich. Das Anwesen war wirklich schön. Es hatte einen riesigen Garten, links und rechts, die Mitte war frei, sodass man ohne Probleme auf das Gebäude zulaufen konnte. Der Weg war jedoch mit verschiedenartigen Steinen gepflastert und links und rechts waren kleine Gartenlampen am Boden befestigt, sodass sie den Weg beleuchteten. Diese kreierten somit eine angenehme Atmosphäre in der kühlen Nacht.

>> Habe ich dir schon gesagt wie schön du aussiehst? <<, hörte ich Ethans Stimme leise an meinem Ohr, während sich seine Arme um meine Hüften legten.

>> Hast du nicht <<, antwortete ich neckend und drehte mich zu ihm, immer noch in seinen Armen.

>> Du siehst atemberaubend aus, El <<, sagte er lächelnd und sah mir dabei in die Augen.

Ich erwiderte sein Lächeln, genauso wie seinen Blick. >> Danke Ethan <<, flüsterte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Er seufzte leise und schloss kurz die Augen.

>> Na ihr Turteltäubchen! <<, hörten wir plötzlich eine Stimme laut rufen, weshalb wir uns beide sofort zu der Stimme drehten.

>> Ihr kriegt wohl nicht genug voneinander <<, machte Charles weiter und kam dabei auf uns zu. Maria folgte ihm leise und mit gesenktem Kopf. Wer wusste schon was für eine Scheiße er auf dem Weg hierher zu ihr gesagt hatte. Mein Blick richtete sich wieder auf Charles da er immer mehr in den Vordergrund rückte.

>> Vater <<, begrüßte ihn Ethan mit einem Nicken.

>> Ethan <<, erwiderte dieser und wandte sich dann sofort mir zu. >> Wie schön dich zu sehen Eliza << Charles lächelte frech, sodass die Falten um seine Mundwinkel herum sichtbarer wurden.

>> Ich wünschte ich könnte dasselbe über dich behaupten Charles <<, entgegnete ich mit einem freundlichen Lächeln.

Ich konnte die Wut in seinen Augen sehen, aber darin spiegelte sich auch Verlangen wider, was mich recht anwiderte.

>> Wenn ich du wäre, mein Sohn, dann würde ich auch nie genug kriegen <<, sagte er diesmal an Ethan gewandt. Ich blickte Charles daraufhin böse an. Mein Mann trat einen Schritt vor und löste sich somit von unserer Umarmung. >> Pass auf was du sagst <<, sagte dieser mit einer bedrohlichen Stimme und mit zusammengezogenen Augenbrauen.

>> Ich sage ja bloß die Wahrheit. Es war ein Kompliment <<

>> Sicher <<, entgegnete Ethan, wobei es so klang als würde er dieses Wort eher ausspucken.

>> Sollten wir nicht schon reingehen? Wir wollen unsere Gäste doch nicht warten lassen <<, sagte eine leise liebliche Stimme plötzlich. Es war Maria die etwas ängstlich hinter Charles stand.

>> Halt die Klappe! <<, schrie Charles sie sofort an woraufhin sie etwas zusammenzuckte.

>> Hör auf so mit ihr zu reden! <<, schrie diesmal Ethan und ging auf seinen Vater los.

>> Jesus Christ! Hört beide auf! <<, wurde ich diesmal laut und zog Ethan an seinem Arm zu mir. Charles sah mich etwas verwundert an, ich erwiderte seinen Blick.

>> Ihr werdet uns noch alle blamieren. Haltet euch im Zaum und zeigt euch heute von eurer guten Seite, god damnit! <<

Beide Männer starrten mich nun bloß noch an. >> Komm Maria, lass uns vorgehen <<, schlug ich ihr freundlich vor und wartete auf ihre Reaktion.

Sie nickte und lächelte mir zu, bevor wir gemeinsam auf das Gebäude zuliefen.

>> Hast du Charles' Blick gesehen? <<, fragte sie mich leise.

Ich sah sie an. >> Was meinst du? <<

>> Er hat dich so verwundert angestarrt. Er ist es nicht gewöhnt, dass man ihm etwas vorschreibt <<

Ich wusste nicht was ich daraufhin sagen sollte, weshalb ich einfach schwieg. Denn egal was mir im Moment durch den Kopf ging, es schien inadäquat zu sein meine Gedanken laut auszusprechen. Wie zum Beispiel, dass Charles ein Arschloch war, der verdiente in der Hölle zu verrotten. Dass ich ihn gerne quälen würde so wie er meine Eltern gequält hatte. Mieser Bastard... ich wollte ihn leiden lassen für das was er meiner Familie und mir angetan hatte.

>> Darf ich dich etwas fragen? <<

>> Natürlich <<, antwortete Maria und sah mich etwas neugierig an.

>> Warum bist du noch mit ihm zusammen? <<, fragte ich sie ruhig.

>> Was meinst du? <<

>> Warum bist du noch mit Charles verheiratet, wenn er dich so abwertend behandelt? Du könntest dich von ihm scheiden lassen <<

>> Es ist nicht so einfach <<, antwortet sie bloß und ich verstand durch ihre Tonlage, dass sie nicht weiter darüber sprechen wollte. Ich konnte es verstehen. Immerhin standen wir uns nicht nah genug um solche Dinge zu besprechen. Hatte sie denn aber überhaupt jemanden mit dem sie solche Sachen bereden konnte? Ich hatte sie noch nie mit jemandem gesehen. Auch hatte ich nie von einer besten Freundin oder dergleichen gehört.

>> Es tut mir leid, ich wollte nicht unhöflich sein <<, sagte ich schließlich und sah sie dabei von der Seite an.

>> Ist schon gut <<, erwiderte sie bloß. Ich nickte daraufhin und starrte dann wieder auf den Weg vor uns. Ein kurzer Seitenblick nach hinten versicherte mir, dass mein Mann und sein Vater etwas weiter hinter uns liefen. Alle waren still. Keiner von uns sagte etwas.

Schließlich betraten wir das Gebäude, die Tür wurde für uns geöffnet. Wir wurden herzlich begrüßt und sofort zu unseren Gästen gebracht. Der Platz an dem das Meeting und das Essen abgehalten werden sollte, war draußen im Hintergarten. Alles war beleuchtet, sodass man sich nicht schwer tat im Dunkeln etwas zu erkennen. Auch wenn meine Sinne etwas schärfer waren wenn es darum ging im Dunkeln zu sehen, war es für mich angenehmer wenn es hell war. Immerhin konnte ich nur dann vollkommen etwas in der Dunkelheit erkennen, wenn ich mich...verwandelte.

>> Maria! <<, rief direkt eine Frau lächelnd und kam auf uns zu, woraufhin alle anderen aufstanden.

>> Isabell <<, erwiderte Maria ruhig und begrüßte die Frau mit leichten Wangenküssen. Was eher danach aussah, als würden sie die Luft küssen.

>> Oh und du bist sicherlich Eliza! <<, wandte sich diese nun mir zu. Ich lächelte sie freundlich an und nickte.

>> Freut mich dich endlich kennenzulernen! Ich konnte leider nicht an der Hochzeit teilnehmen, da mein Mann und ich zu der Zeit im Ausland waren << erklärte sie sofort.

>> Das ist kein Problem <<, meinte ich.

>> Hoffe dir haben die Kleider gefallen die ich dir geschickt habe <<

Ich versuchte mich daran zu erinnern welche Kleider sie geschickt hatte. Immerhin hatte ich welche von mehreren Adeligen erhalten.

>> Sie waren wunderschön, vielen Dank Isabell <<, sagte ich, obwohl ich nicht mal wusste, welche Kleider sie mir geschenkt hatte.

>> Das freut mich zu hören <<

>> Charles! <<, rief jemand anderes dann plötzlich. Ich drehte mich um und sah wie Ethan und sein Vater auf uns zukamen.

>> Brandon! <<, rief Charles diesem zu und begrüßte ihn mit einer Umarmung. Ethan stellte sich sofort neben mich, nahm meine Hand in die seine und gab mir einen Kuss auf die linke Wange.

>> Lass uns gemeinsam die Leute begrüßen <<

Ich nickte bloß und wir schritten gemeinsam auf die Gäste zu. Einige von ihnen kannte ich bereits von der Hochzeit und von unterschiedlichen Veranstaltungen. Diejenigen die ich nicht kannte, stellten sich mir vor lächelten mich falsch an, so als seien sie wirklich froh mich kennenzulernen. In ihren Augen jedoch konnte ich sehen, dass sie bloß Neid empfanden.

Nachdem sich jeder begrüßt hatte, nahmen wir alle wieder unsere Plätze ein. Ethan saß neben mir, Charles saß am Tischende, Maria links neben ihm, Ethan rechts neben seinem Vater. Die Männer fingen direkt an über Politik zu reden und die Frauen fingen an über irgendwelche Leute zu lästern und über Mode zu plaudern. Ich fühlte mich so als sei ich in einer Soap Opera gelandet. Es war so klischeehaft, dass die Frauen direkt über Mode redeten und die Männer sich über Politik unterhielten. Die Männer waren reiche und starke Geschäftsleute und die Frauen nur ihre Puppen, die zur Schau gestellt wurden und die es sich zur Lebensaufgabe machten ihre Männer zu befriedigen. Egal in welcher Hinsicht.

Ich hielt mich schwer davon ab nicht zu schnauben und meine Augen zu verdrehen. Ich hasste diesen Sexismus auf der Welt.

>> Wieso ist heute eigentlich die Bates Familie nicht anwesend? <<, fragte plötzlich jemand, was meine Aufmerksamkeit erregte. Mit der Bates Familie waren Leo, Lindsey und deren Eltern gemeint.

>> Ich habe nicht nach dem Grund gefragt <<, kam es von Maria. Ich bemerkte wie sich alle Augen plötzlich auf mich richteten. Ich wusste nicht ob sie eine Antwort von mir erwarteten oder ob sie ahnten, dass die Abwesenheit der Bates Familie an mir lag. Immerhin hatte Ethan gemeint er würde sich darum kümmern, als ich ihn darum gebeten hatte der Bates Familie nicht mehr solch eine hohe Position zuzuschreiben.

Ich tat so als würde ich ihre Blicke nicht bemerken und trank einen Schluck Wasser aus meinem Glas. Nach einer kurzen unangenehmen Stille, fingen die Frauen wieder an zu tratschen.

>> Scheint als hättest du noch nichts davon gehört Charles <<, sagte jemand. Eigentlich erregte es nicht meine Aufmerksamkeit, aber was danach kam machte mich neugierig.

>> Was genau meinst du? <<, hörte ich Charles etwas angespannt fragen.

>> Der neuste Überfall <<

Was für ein Überfall?

>> Was redest du, Kirk? <<, hakte Charles nun genervt nach. Er hatte es wohl nicht so mit Geduld.

>> Das Arsenal in Oxford wurde vor einigen Stunden überfallen <<

Was?

>> Was?! <<, schrie Charles. Alle Augen richteten sich mit einem Schlag auf ihn. Stille breitete sich aus. Ich sah zu Ethan, der unbeeindruckt zu sein schien.

>> Entschuldigen Sie uns bitte für einen kurzen Moment <<, kündigte Charles plötzlich mit aller Ruhe an und deutete Kirk mit ihm zu gehen.

Ethan warf mir einen seltsamen Blick zu, den ich nicht deuten konnte. Verdammte Scheiße! Ich wollte mehr über diesen Überfall erfahren! Fuck! Wie sollte ich das jetzt bloß anstellen? Wenn ich jetzt sofort aufstand und meinte ich müsse auf die Toilette, wäre das viel zu auffällig. Aber wenn ich eine Weile wartete, dann würde ich vielleicht die wichtigsten Informationen verpassen.

Jedoch kam mir ein weiterer Gedanke... ich wusste aber nicht ob dies eine kluge Idee war. Blieb mir jedoch was anderes übrig?

>> Ethan... <<, sprach ich meinen Mann leise an.

>> Ja? <<, seine grünen Augen sahen mir in die meinen und auf einmal konnte ich meine neue Idee nicht mehr umsetzen.

>> Ich müsste kurz ins Bad <<, sagte ich stattdessen. >> Weißt du vielleicht in welcher Richtung diese ist? <<

>> Natürlich, Schatz. Du musst geradeaus und dann nach links <<

>> Danke <<, meinte ich lächelnd. Scheiße war nur, dass Charles nach rechts gelaufen war und nicht nach links. >> Entschuldigen Sie mich für einen kurzen Moment <<, sagte ich zu den Frauen am Tisch, welche mir lächelnd zunickten.

Ich stand auf und lief in die Richtung in der die Toiletten waren. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen musste ich leider zunächst einmal so tun, als müsste ich tatsächlich meine Blase entleeren. Ich betrat schließlich das Gebäude und konnte sehen wo die Toiletten waren. Jedoch war Charles auf der anderen Seite. Ich sah mich um und überlegte kurz wie ich zum anderen Flügel des Gebäudes gelangen konnte ohne erwischt zu werden.

Ein schmaler Flur führte zwar zum rechten Flügel, jedoch war dieser mit Kameras bestückt und es standen immer wieder mal Sicherheitsleute herum. Ich war mir ziemlich sicher, dass diese Leute für Charles arbeiteten. Daher würden sie ihm alles berichten das sie auffällig fanden.

Kurz dachte ich nach. Sollte ich mich vielleicht wieder fast verwandeln, bloß um dorthin zu gelangen? Oder sollte ich lieber das Gebäude verlassen und versuchen im Dunkeln von außen dorthin zu gelangen?

Ich entschied mich schließlich für letzteres und sah mich kurz um, bevor ich das Gebäude vorsichtig verließ. Das Gelächter der Frauen am Esstisch drang zu mir herüber, während eine kalte Brise über meine nackten Arme strich und mir somit eine Gänsehaut bescherte. Mir war jedoch nicht unbedingt kalt.

Ich versteckte mich im Dunkeln hinter den Säulen die den oberen Stockwerken Halt gaben und sah mich immer wieder nach Kameras um. Dieses Anwesen, dieser Ort war mir nicht bekannt, daher musste ich vorsichtiger sein als sonst. Ich durfte nichts riskieren. Daher zog ich mir im nächsten Moment meine hochhackigen Schuhe aus, damit ich so leise und schnell wie möglich sein konnte.

Mit meinen Schuhen in der Hand, sprang ich geschmeidig hinter die andere Säule und von dort dann auf das kalte Gras. Froh darüber, dass ich dunkle Farben trug, schlich ich mich von Baum zu Baum, bis ich an die Stelle des Gebäudes kam, die nicht mehr beleuchtet war. Nun konnte ich mich an den kalten Wänden entlang orientieren. So langsam hörte ich auch schon zwei männliche Stimmen, die mir sehr bekannt waren. Charles und Kirk mussten also in der Nähe sein.

Ich sah mich kurz um und bemerkte, dass die beiden Männer sich im ersten Raum des rechten Flügels befanden. Also direkt das Zimmer neben dem Flurende. Da ich jedoch von außerhalb ihrem Gespräch lauschen wollte, musste ich mir überlegen wie ich ans Fenster kam ohne bemerkt zu werden. Denn dort war es wieder beleuchtet.

Mir bleibt wohl keine andere Wahl, dachte ich mir und konzentrierte mich auf das rauschende Blut in meinen Adern. Mein Herz das vorhin noch ruhig klopfte, schien mir innerhalb von Sekunden nun aus der Brust zu fallen. Ich spürte wie mein Körper das Adrenalin in mir freisetzte und mir signalisierte, dass es bereit war sich zu verwandeln. Jedoch wollte ich das nicht. Ich wollte bloß mein Gehör und meine Sicht verschärfen. Denn obwohl mein Hörsinn bereits besser ausgeprägt war als bei anderen, reichte dieser mir nicht aus Charles von dieser Entfernung zu belauschen.

Ich spürte wie sich meine Ohren etwas verformten, während meine Fingernägel fast schon zu Krallen wurden. Ich atmete ein Mal tief durch, als meine Augen anfingen zu kribbeln und das Blut in mein Gesicht schoss. Ich atmete nochmals ein und aus um mich zu beruhigen, um mich unter Kontrolle zu halten.

>> Das ist nun der dritte Überfall auf eines unserer Arsenale! Das kann doch wohl nicht wahr sein! Wieso hat mir niemand etwas von Oxford gesagt?! <<, drang plötzlich Charles' wütende Stimme in mein Ohr.

>> Es ist erst vor einigen Stunden passiert...außerdem dachte ich deine Männer hätten dich bereits informiert <<, kam es von Kirk.

>> Meine Männer? <<, schnaubte Charles. >> Was bist du? Nicht einer meiner Männer? <<

>> Charles bitte... so habe ich das nicht gemeint <<

>> Ihr seid alle zu nichts zu gebrauchen! Immer muss man alles selbst in die Hand nehmen! <<

>> Ich kann ein Team zusammenstellen, falls du- <<

>> Seit still! <<, brüllte Charles und klang dabei fast schon animalisch. >> Es war wieder der sogenannte Held von London stimmt's? <<

Harper?

>> Ja <<, antwortete Kirk. >> Aber dieser Kerl kann das doch nicht alles auf eigener Faust machen. Er hat bestimmt mehrere Leute um sich herum <<

>> Sag mal bist du komplett bescheuert?! <<, schrie Charles ihn an. >> Natürlich hat er mehrere Leute du Idiot! <<

Kirk verstummte augenblicklich. Für einige Sekunden war nichts mehr zu hören außer lautes Atmen.

>> Er muss jemanden von uns überzeugt haben sich von uns abzuwenden <<, kam es schließlich leise von Charles.

>> Wir sind bis jetzt immer davon ausgegangen, dass der Held von London ein Mann ist <<, sagte Kirk auf einmal. >> Was wenn es eine Heldin ist? <<

Wahrscheinlich hatte Charles daran bis jetzt noch nicht gedacht, weshalb er erst einmal still blieb.

>> Was wenn diese Leute gezielt falsche Gerüchte verbreitet haben? Was wenn sie bewusst diese Person als einen Mann dargestellt haben? Dabei könnte es eine sie sein und unter uns weilen, ohne dass wir es bemerken <<

Die Gedanken dieses Idioten stimmten ja nicht einmal und dennoch machten sie mich etwas nervös. Falls Charles diesem Dummkopf Glauben schenkte, würde er wahrscheinlich als erstes mich verdächtigen. Denn ich war die Neue in der Königsfamilie. Ich war die Freche, Mutige. Ich hatte keine Familie mehr, niemand der Charles vom Gegenteil überzeugen konnte, dass ich tatsächlich eine Adelige war. Natürlich wäre dies auch eine Lüge, aber dann hätte ich wenigstens eine gewisse Basis. So wirkte ich bloß verdächtig, falls er Kirk glaubte.

>> Wir können uns aber auch nicht nur auf weibliche Verdächtige beschränken <<, kam es schließlich von Charles. >> Wir werden unsere Suche einfach auf beide Geschlechter ausbreiten <<

>> Natürlich <<

Na toll, dachte ich mir. Ich hätte diesem dämlichen Kirk am liebsten eine gescheuert. Unnötig würde die Aufmerksamkeit nun auf mir liegen, was hieß dass ich mich unauffälliger verhalten musste. Nicht mehr die freche und mutige Eliza durfte ich sein. Ich musste untertauchen, so tun als würde Charles mich nun doch einschüchtern, als wäre der ganze Druck der Familie zu viel für mich.

So eine Scheiße aber auch! , fluchte ich innerlich.

>> Wir müssen diesen Kerl oder was auch immer endlich zu fassen kriegen, bevor dieser uns noch mehr kostet! <<, sagte Charles nun. >> Das ist das dritte, verdammt nochmal, das dritte Arsenal, das innerhalb so kurzer Zeit beklaut wurde! <<

>> Wir sollten vielleicht ein Treffen mit den Mitgliedern organisieren, um diese Sache genauer zu besprechen. Wir haben so viel mehr als diese Witzfigur, da sollten wir im Stande sein ihn oder sie endlich in die Hände zu kriegen <<

>> Ruf die Mitglieder zusammen. Sie sollen alles stehen und liegen lassen. Donnerstagmorgen treffen wir uns und planen wie wir diesen Bastard oder diese Hure endgültig vernichten können <<

Verdammte Scheiße, ich musste Harper sofort warnen. Aber warum hatte er mir nichts von all diesen Angriffen gesagt? Wir hatten geplant, dass ich ihm Zugriff auf das Arsenal in London gewähren würde, durch die Mitgliedskarte die ich durch Ethan bekam, aber von all den anderen Überfällen war bis jetzt nicht die Rede gewesen. Was plante er bloß ohne mich? Wieso hatte er mir nichts erzählt?

Er wusste doch, dass man mir bei dieser Sache nichts verheimlichen durfte, denn dies konnte meinem Plan schaden.

Ich unterdrückte ein Seufzen und belauschte die beiden Männer kurz, bevor sie sich dazu entschieden wieder zum Essen zurückzukehren, damit es nicht zu auffällig wurde. Das war mein Zeichen. Ich musste zurück zu den Gästen bevor die beiden dort ankamen. Ich hastete vorsichtig zurück zum linken Flügel des Gebäudes und achtete dabei darauf mich im Dunklen zu halten. Kurz bevor ich erneut die beleuchtete Seite erreichte, atmete ich ein Mal tief durch und zog die Verwandlung, die nur darauf wartete sich völlig auszubreiten, zurück und spürte wie sich mein Körper dabei entspannte. Es war immerhin nicht einfach das Monster in mir zurückzuhalten, während ich mich in einer halben Verwandlung befand.

Meine Schuhe waren immer noch in meinen Händen. Ich beschloss diese wieder anzuziehen und ging nun auf die Gäste zu, die immer noch plauderten. Ethan sah gelangweilt aus, doch als er mich entdeckte lächelte er und seine Augen schienen plötzlich zu leuchten.

>> Da ist sie ja wieder <<, sagte eine der Frauen lachend, wobei ich ein Augenrollen unterdrückte.

>> Ja <<, erwiderte ich bloß mit einem falschen Lächeln und setzte mich neben meinen Mann.

>> Was hat so lange gedauert? <<, fragte dieser sofort. Jedoch so leise, dass es niemand außer mir hören konnte.

>> Was meinst du? <<, entgegnete ich als wüsste ich nicht wovon er sprach.

>> Du warst für ungefähr zehn Minuten weg <<

>> Und? Darf man sich nicht mal im Bad auffrischen? <<, fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen. Ethans Blick änderte sich ein wenig. Es sah nicht danach aus als glaubte er mir, aber zum Glück hakte er nicht weiter nach. Stattdessen sagte er bloß >> Okay << und wandte sich dann wieder seinem Essen zu.

>> Hast du ein anderes Bad benutzt als ich Eliza? <<, fragte eine Frau mich lachend.

>> Wie bitte? <<

>> Na ich war vorhin für kleine Mädchen, aber habe dich nicht gesehen! <<, erklärte sie grinsend. Wieso grinsten und lachten diese Leute immer so falsch? Als sei diese Mimik in ihr Gesicht gemeißelt. Konnten die nicht mal normal gucken?
>> Ich weiß es nicht. Hier gibt's bestimmt mehrere Badezimmer <<, meinte ich bloß. Diesmal lächelte ich jedoch nicht. Diese Frauen gingen mir alle auf meinen imaginären Sack.

>> Dann musst du ja weit gelaufen sein, denn das nächste ist direkt hier ums Eck <<

Ich bemerkte wie mich Ethan plötzlich von der Seite musterte, als er hörte was die Frau vor mir sagte. Scheiße. Ich hoffte bloß er würde mich nicht später darauf ansprechen.

>> Kann sein <<, erwiderte ich bloß etwas genervt und wandte meinen Blick dann von ihr ab, um ihr zu zeigen, dass das Gespräch für mich nun beendet war.

>> Ach da sind sie ja wieder! <<, rief eine andere Frau fröhlich als Charles und Kirk in Sicht kamen. Warum waren diese Frauen immer so froh ihre Männer zu sehen? Was lief schief bei denen? Ich meine ja okay schön... man sah seinen Geliebten, aber man musste doch nicht ein Tamtam daraus machen, wenn man seinen Partner bloß für fünf Minuten nicht sah.

>> Entschuldigt uns, dass wir so lange gebraucht haben <<, sagte Kirk als die beiden am Tisch ankamen. Charles sagte nichts. Stattdessen setzte er sich mit einem arroganten, aber zugleich nachdenklichen Blick, auf seinen Platz. Er musste meinen Blick gespürt haben, denn im nächsten Moment sahen seine Augen in die meinen. Er musterte mein Gesicht kurz, bevor er ein falsches Lächeln von sich gab, sein Weinglas in die Höhe hob und einen Schluck daraus trank. Kein einziges Mal löste er dabei seinen Blick von dem meinen.

Zu meinem Bedauern lagen nun auch Marias Augen auf mir. Sie musterte mich und sah zwischen ihrem Mann und mir hin und her. Unangenehm berührt wandte ich mich schließlich wieder meinem Essen zu und achtete darauf für den Rest des Abends nicht mehr in ihre Richtung zu schauen.

Hoffe es hat euch gefallen <3

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